Hungeranregendes Haustierfutter - Fett dank Zusatzstoffen

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"Hungeranregendes Haustierfutter
Fett dank Zusatzstoffen"


Er sei nicht dick, pflegt Comic-Kater Garfield zu sagen, sondern nur untergroß. Doch daran, dass er so ein Pfundskerl ist, trägt er womöglich gar keine Schuld: Manches Tierfutter, warnt der Deutsche Tierschutzbund, enthalte Appetitanreger - und fordert eine Kennzeichnungspflicht.

"Entweder ich hab' Hunger", lautet ein alter Gag, "oder mir ist schlecht: Satt kenn ich nicht." Eine Eigenschaft, die nicht nur die Liebhaber von Ketchup-beschmierten Buletten in Pappbrötchen oder des Balkan-Grilltellers Spezial nur zu gut kennen, sondern auch unsere liebsten Freunde: unsere Haustiere. Dass von denen aber so manches eine ganz und gar artfremde Fressgier entwickelt, liegt womöglich daran, dass viele Tierfutter es locker mit so mancher Menschennahrung aufnehmen können, was die Zusatzstoffe angeht.

So will die Tierfutterindustrie neue Zusatzstoffe gefunden haben, mit denen sich der Appetit von Hunden und Katzen künstlich steigern lässt, berichtet der SPIEGEL. Die Enzyme der dänischen Firma Novozymes etwa verdoppeln offenbar den Hunger von Testhunden und Testkatzen auf das ihnen angebotene Fressen. Zum Einsatz kommen Enzyme mit sperrigen Namen wie Protamex oder Novo Pro D.

Sie und ihre Verwandten werkeln durchaus nicht nur im Tierfutter, wo sie als Appetitanreger dienen. Protamex beispielsweise ist eine sogenannte Protease, die die für die Verdauung notwendige Hydrolyse von Eiweißen befördert. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: Das Enzym zerlegt Proteine - und zwar so, dass die "funktionellen, die Nährstoff- und Geschmackseigenschaften des Proteins" verbessert werden. So drückt das Hersteller Novozymes aus und verweist darauf, wo Protamex zum Einsatz kommt: in der "Nahrungsmittelindustrie".

In einem Boot: Hunde und Herrchen

In der ist der Einsatz von Geschmacksverstärkern und unzähligen anderen Zusatzstoffen kein Geheimnis, die Hersteller unterliegen Kennzeichnungspflichten, denen sie bei Nahrung für Menschen auch nachkommen - entweder in Form von Klarnamen oder mit ihren E-Nummern (Links zum Thema siehe linke Spalte). Oft ist der Einsatz oder das Vorhandensein von Enzymen im Produktionsprozess nicht nur natürlich, sondern sogar nötig: Käse etwa kommt ohne Proteine aufspaltende Enzyme gar nicht aus, weil nicht zustande. Wenn solche Enzyme am Herstellungsprozess beteiligt sind, im fertigen Produkt aber nicht mehr aktiv, nennt man sie Verarbeitungshilfsstoffe. Sie müssen nicht ausgewiesen werden. Sind sie dagegen auch im fertigen Produkt noch aktiv, gelten sie als ausweisungspflichtige Zusatzstoffe - denn dann bearbeiten sie beispielsweise als Geschmacksverstärker nicht das Produkt, sondern uns, die Konsumenten.

Rüde Rupert und Kater Karlo aber können mit dem so intensivierten Geschmackserlebnis möglicherweise weniger gut umgehen als wir vernunftbegabten Menschen, die wir uns von chemischen Zusätzen niemals dazu verleiten lassen würden, mehr zu essen als gerade nötig. Bei unseren tierischen Mitbewohnern greift dagegen der vom pawlowschen Hund bekannte Mechanismus der Konditionierung: Gefressen wird dann nur noch, was intensiver schmeckt als die andere Dose. Nur ab und zu wirkt irritierend, wenn auch unsere Kinder beispielsweise Erdbeeren nicht mögen, weil die nicht genug nach Erdbeere schmecken. Sie kennen dann meist das in Eis, Joghurts etc. hauptsächlich verwendete intensive Erdbeeraroma, das aus Baumrinde gewonnen wird. Schmeckt viel erdbeeriger.

E-Nummern für Futterdosen

Das ist der Fortschritt, und der macht auch vor den Entwicklern schmackhafter Tiernahrung nicht halt: Seit Jahren wetteifern Futterfirmen darum, ihre Konserven attraktiver für die Tiere zu machen als die der Konkurrenz. Mögliche Nebenwirkung: In Deutschland gilt schon jedes zweite Haustier als übergewichtig - was übrigens ziemlich genau der Quote der Übergewichtigen unter den Erwachsenen in Deutschland entspricht.

Roman Kolar vom Deutschen Tierschutzbund sagt deshalb dem SPIEGEL: "Es muss bei Tiernahrung um Ausgewogenheit gehen und nicht Überfütterung." Kolar fordert daher eine Kennzeichnungspflicht für die appetitanregenden Enzyme.

Eine Maßnahme, die zumindest schon einmal das Portemonnaie entlasten würde, wenn Rüde Rupert und Kater Karlo zum FdH - salopp für "Friss die Hälfte" - übergehen würden. Zu den wichtigen Motiven, sich einen Hund zuzulegen, gehört übrigens, dass die Halter hoffen, auf diese Weise körperlich aktiv und in Form zu bleiben.

Klappt natürlich nur, wenn man den Hund nicht rollen muss."


Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,648596,00.html
 
Zuletzt bearbeitet:
A

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mein lucky könnte so futter gut vertragen.:D er ist ja so ein hungerhaken
 
Danke für den Tipp, interessanter Artikel :)
 
ohje.. und dieser bericht ist 'gerade mal' vom 28.11.1994.

'schöne neue welt'....
 
Und seit 1994 ist die ganze Chose sicher nicht besser geworden :mad:

Zugvogel
 
Interessanter Artikel, habe dazu mal nach diesen "Produkten" gegoogelt:

http://www.dradio.de/dlr/sendungen/mahlzeit/251316/

Hier geht es, u.A., um Protamex:

http://www.patent-de.com/20040212/DE69906207T2.html

Leider in Englisch, Produkte rund um Enzyme etc. die von der Firma Novo Nordisk angeboten werden:

http://www.novozymes.com/en/MainStructure/Productfinder/

Diese Enzyme können, da nicht deklarierungspflichtig, überall drin stecken.

Bisher habe ich noch nicht erlebt, das ein Katzenfutter und nur dieses Eine inhaliert werden. Vielleicht eine gewisse Zeitlang, dann aber ist durchaus Abwechslung willkommen.
 
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Hi Bea,
hast Du eine E-Nummer dazu finden können?

Zugvogel
 
  • #10
Diese Enzyme tragen den Namen "modifizierte Stärke". E-Nummer fällt mir grad nicht ein, lässt sich aber bestimmt ergoogeln.

Mag niemand zu nahe treten, aber trotzdem: Industrielles Katzenfutter ist bald 50 Jahre alt. Oder noch mehr. Und niemand will bemerkt haben, dass da Geschmacksverstärker drin sind? Fleischstücke als Tarnung für den Dosenöffner?

Tierfutter ist und bleibt eines: Schlachtabfälle, die bei Überdruck und hoher Temperatur (>110° C) zu einem Brei gekocht werden, dann gefärbt und "appetized", vielleicht noch zu Stückchen gepresst und in Gelee gedost.

Bio ist da gar nix dran. Hoffentlich hatte wenigstens das Tier, das Namensgeber für das Futter ist ein halbwegs artgerechtes Leben.

gruß,
muh
 
  • #11
  • #12
Diese Enzyme tragen den Namen "modifizierte Stärke". E-Nummer fällt mir grad nicht ein, lässt sich aber bestimmt ergoogeln.

Mag niemand zu nahe treten, aber trotzdem: Industrielles Katzenfutter ist bald 50 Jahre alt. Oder noch mehr. Und niemand will bemerkt haben, dass da Geschmacksverstärker drin sind? Fleischstücke als Tarnung für den Dosenöffner?

Tierfutter ist und bleibt eines: Schlachtabfälle, die bei Überdruck und hoher Temperatur (>110° C) zu einem Brei gekocht werden, dann gefärbt und "appetized", vielleicht noch zu Stückchen gepresst und in Gelee gedost.

Bio ist da gar nix dran. Hoffentlich hatte wenigstens das Tier, das Namensgeber für das Futter ist ein halbwegs artgerechtes Leben.

gruß,
muh

Ich denke, weil sich viele betrogene Verkäufer zu Wort gemeldet hatten, gibt es mittlerweile Futter, das noch akzeptabel ist.

Zugvogel
 
  • #13
Ich denke, weil sich viele betrogene Verkäufer zu Wort gemeldet hatten (...)

Betrogene Verkäufer? Denke Du meinst Käufer.

Trotzdem: Es ist nicht so, als wären wir nicht gewarnt worden. Seit Jahren reden sich Greepeace, Foodwatch, Bund, Peta und wie sie alle heißen mögen die Zunge fusselig.

Tut mir leid, wenn ich so oberlehrerhaft daher komme. Es ist der dritte Fred in einer Woche. Erst Pökelsalz, dann die Fleischqualität im Supermarkt, jetzt die Zusatzstoffe im Tierfutter. Wir sind es selber schuld. Wir wissen lang genug, was wir kaufen. Als würde der bundesdeutsche Tierhalter langsam aus seinem Dornröschenschlaf geweckt.

Ein Beispiel (kein Röschen ohne Anekddötchen):

Glaube lidl war es, die ein Produkt namens "Royal Fileti" im Kühlregal hatten/haben.

Ein echter Verkaufsschlager. Lecker, appettitlich. "Spitzenqualität, gebraten, in Scheiben" stand drauf.

Neuerdings steht unter dem Produktnamen: "Formfleisch Schinken aus Schinkenstücken zusammengefügt, gegart"

Nicht näher erwähnenswert, dass diese Schinkenscheiben neuerdings Ladenhüter sind. Dabei handelt es sich lediglich um Formfleisch.

Wenn nun auf unseren Katzenfutterdosen stehen würde: "Schlachtabfälle. 90% tierischen Ursprungs, 10% Konservierungsstoffe und Aromen"

Hand aufs Herz: Wer würde es noch kaufen?

gruß,
muh
 

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