ein privater Tierheim aus Kabul evakuiert

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DeborahK

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In der Mitte von den Horrornanachrichten aus Afghanistan, hat mich eine kurze Notiz richtig umgehauen.
Ein Brite , der dort ein privater Tierhem betrieb , schaffte es 150 Hunde und Katzen nach Großbritannien auszufliegen. Dafür wurde eine private Chartermachine gemietet und die Kosten bestanden aus Spenden. Es lag auch die Erlaubnis der britischen Regierung vor.
Er musste jedoch die afghanische Mitarbeiter zurücklassen, weil sie keine Visa erhalten konnten.
Dieser Fall wurde in Großbritannien sehr kontrovers diskutiert und daraufhin meinte er nur , dass für ihn jedes Leben gleich wertvoll sei.
Das ist für mich eine ethische Frage , die mich z.Z. sehr beschäftigt.
Allerdings , wenn er die Tiere nicht evakuiert hätte, würde er die afghanische Mitarbeiter auch nicht retten können.
Es würde mich interessieren, wie ihr darüber denkt. Liebe Grüsse
 
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In den britischen Medien wird auch beschrieben, wie der gute Mann das durchgesetzt hat - nämlich mit massiver Bedrohung und Erpressung gegenüber den Verantwortlichen. Und das ärgert mich maßlos. Denn hier wird mal wieder von einem "Aktivisten" das Bild des fanatischen, militanten Tierschützers gefüttert, der vor nichts zurückschreckt - und damit dem Tierschutz einen Bärendienst erweist. Was sich in den entsprechenden Kommentarspalten/sozialen Netzwerken heute deutlich widerspiegelt.
 
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*Tante_Käthe* womit konnte er die Verantwortlichen bedrohen und erpressen?
Ich persönlich mein Hut vor diesem Mann.
Es war sein Recht seine Tiere zu retten.
Allerdings ist meine Frage , ob er das Geld und die Energie nicht besser verwenden sollte um Menschen zu retten?
 
Soweit ich mitbekommen habe, hat er durchaus versucht, Menschen zu retten. Zumindest nach eigenen Angaben hat er mit Spendengeldern ein Flugzeug gechartert, dass über 200 zusätzliche Plätze gehabt hätte, um Menschen zu evakuieren. Dass das nicht geklappt hat, stand nicht in seiner Verantwortung. Die "Erpressung", von der Tante Käthe wohl gesprochen hat, liegt nach dem, was ich gelesen habe, wohl in der Art, mit der er viele Briten mobilisiert hat, Druck auf das Verteidigungsministerium auszuüben, so dass er die Starterlaubnis bekommt. Seine Handlungsweise finde ich dabei nicht einmal so problematisch. Er stand mit den Tieren in Boxen, auf die die Sonne heruntergebrannt hat, vor dem Flughafen und es ging nichts weiter. Dass er über Twitter versucht hat, Aufmerksamkeit für seine Lage zu bekommen, ist verständlich. Jemand, der seine Zeit und Energie darauf verwandt hat, in Kabul unter widrigen Umständen ein Tierheim aufzubauen, möchte seine Tiere retten und setzt dabei eben seine durch diverse Auftritte im britischen Frühstücksfernsehen erworbene Popularität wirkungsvoll ein. Soweit verständlich, zumal er sich auch sehr darum bemüht hat, Menschen zu evakuieren.

Was ich jedoch problematisch finde, ist die Art und Weise, wie viele Menschen darauf angesprungen sind und in den sozialen Medien Druck gemacht und das britische Verteidigungsministerium dadurch in Zugzwang gebracht haben. Gab es eine vergleichbare Welle der Empörung, die dafür gesorgt hätte, dass mehr für die Menschen dort getan wird? Ob in Großbritannien oder bei uns? Seit Wochen war eigentlich klar, wohin Afghanistan steuert. Gab es ähnliche Kampagnen in den sozialen Medien, die darauf gedrängt hätten, rechtzeitig Ortskräfte, Frauenrechtlerinnen und andere Menschen auszufliegen, deren Leben bedroht ist, und nicht erst zu warten, bis Kabul eingenommen ist?

Ich bin sehr für Tierschutz und finde, dass hier sehr großer Handlungsbedarf herrscht. Auch in Ländern, in denen es den Menschen schlecht geht, soll das Schicksal der Tier dabei nicht vergessen werden. Einen Menschen wie Paul Farthing feiere ich deshalb und hoffe, dass die evakuierten Tiere jeweils ein schönes Zuhause finden. Für sehr bedenklich halte ich es jedoch, wenn auf der eine Seite eine Übersentimentalisierung von Tierschicksalen erfolgt, auf der anderen Seite aber die Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leid zunimmt. Ein kleines Beispiel: Ich verfolge gerne den Facebook-Auftritt des Tierheims, aus dem auch meine Katze stammt. Letzte Woche war dort vom Schicksal eines 16-jährigen Katers die Rede, der aufgrund seiner altersbedingten Inkontinenz von seinen bisherigen Haltern ins Tierheim gegeben wurde. Was von Menschen, die so etwas fertigbringen, zu halten ist, ist ohne Worte ....😥 Dennoch rechtfertigt dieses Verhalten nicht einen Shitstorm auf Facebook, in dessen Verlauf den Haltern das Recht auf Leben abgesprochen wurde. Vor allem diese Aussage wurde mehrfach geliked. Beim Blick auf den eigenen Facebook-Auftritt der Claqueure wurde deren Ausrichtung sofort deutlich, da Posts sich deutlich dagegen aussprachen, Geflüchtete aus Afghanistan aufzunehmen.

Ja, Leben ist generell schützenswert. Auch das von Tieren. Gefährlich wird es aber, wenn Tiere zur emotionalen Projektionsfläche werden von Leuten, die auf menschliches Leid eher mit Schulterzucken reagieren.
 
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Nun ja, schulterzuckend Leid hinnehmen, geht auch in die andere Richtung. Das ist halt typisch menschlich.

Allerdings ist meine Frage , ob er das Geld und die Energie nicht besser verwenden sollte um Menschen zu retten?
Damit kannst Du eigentlich den kompletten Tierschutz in frage stellen.
Wenn man einen Stand in der Stadt hat, kommt immer so ein Hansel vorbei und frägt, warum man nicht lieber den vernachlässigten Kindern oder den hungernden Kindern in Afrika hilft.
Diese Frage ist wahrscheinlich so alt wie der Tierschutz selbst.
 
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Nun ja, schulterzuckend Leid hinnehmen, geht auch in die andere Richtung. Das ist halt typisch menschlich.


Damit kannst Du eigentlich den kompletten Tierschutz in frage stellen.
Wenn man einen Stand in der Stadt hat, kommt immer so ein Hansel vorbei und frägt, warum man nicht lieber den vernachlässigten Kindern oder den hungernden Kindern in Afrika hilft.
Diese Frage ist wahrscheinlich so alt wie der Tierschutz selbst.
Seltsam ist, dass man immer die eigene Einstellung vor anderen Leuten rechtfertigen sollte.
Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, es ist meine ureigenste Sache mich dort einzusetzen, wo ich es eben möchte.

Wenn solche blöden Kommentare kommen frage ich zurück, welchen Einsatz die betreffende Person in Afrika oder
sonstwo leistet. Dann werden die meisten ganz still.

Es gilt nicht ein " Entweder - Oder " sondern ein " Sowohl als Auch ".
Ich empfinde es als ganz toll, was dieser Mann in Kabul für seine Tiere geleistet hat.
Alle Achtung.
 
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Der gute Mann kämpft weiter auch dafür, die überwiegend weiblichen Mitarbeiter des Heimes dort ausfliegen zu lassen, bevor sie von den Taliban annektiert werden.
 
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Meiner Meinung nach kann sich niemand ein Bild davon machen, wie es in Kabul zugeht.
Man kann es bestenfalls nur erahnen, ich würde mich nicht trauen ein Urteil abzugeben, denn ich bin nicht vor Ort.
 
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Und falls er tatsächlich die Sozialen Netzwerke benutzt haben sollte, um die britische Regierung unter Druck zu setzen, dann kann ich das durchaus nachvollziehen. Da ich eine Funktion im Tierschutzverein habe und auch - auf kommunaler Ebene - die Schwierigkeiten kenne, auch nur ein klitzekleines, eigentlich unproblematisches Zugeständnis zu bekommen, stehe ich voll hinter dieser Aktion.
 
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