Kommt drauf an, ob sie schon kommt, wenn du sie rufst.. bzw wie Gracie auf dich konditioniert ist.
Meine kleine Streunerin lief mir vom ersten Tag an wie ein Hündchen hinterher, blieb auch immer an meiner Seite. Hat auch sofort gecheckt, dass ich in der Rascheltüte was Leckeres für sie drinnen hab.
Das dürfte aber wohl auch eher die Ausnahme sein - wir hatten das andere Extrem.
Unsere Wildlinge haben erstmal wochenlang unter der Heizkörperverkleidung gelebt - da war natürlich an Freigang nicht zu denken.
Tag 3: an alle Nachbarn Fotos von ihr gesendet, damit sie wissen, wo diese verrupfte Katze hingehört (sie sah am Anfang echt schlimm aus 🙈), und dann.. Türen auf und lets Go..
Das halte ich auf jeden Fall auch für gut und wichtig - vorab mal die Nachbarn informieren damit sie wissen wo die Katze hingehört (gerne auch gleich mit der Bitte Bescheid zu geben, falls irgendwas falsch läuft damit man drüber sprechen kann - ob Katzen im Garten stören oder nicht, da gehen ja die Meinungen weit auseinander, die einen freuen sich wenn Mäuse gejagt werden, die anderen regen sich fürchterlich auf wenn mal ein paar Böller im Rosenbeet landen...).
Natürlich rannte sie erstmal davon, hat alles abgecheckt. Durch die Nachbarn wusste ich aber jederzeit, wo sie war.
Hier hat außer den direkten Nachbarn in 8 Jahren noch nie jemand unsere Hardcore-Freigängerin gesehen. Die hat einfach keinen Bock drauf gesehen zu werden (und ist außerdem auch noch pechschwarz) oder womöglich gar von Fremden angefasst oder auch nur angesprochen zu werden.
Ich hab sie aus den Augen verloren, hab mir auch kurz Sorgen gemacht.
Als unsere das erste Mal rausdurften (Ellas Bäuchlein noch kahl von der Kastra) waren sie innerhalb von Sekunden außer Sichtweite - da ging's direkt ab durch die Hecke. Wir wohnen am Stadtrand einer Kleinstadt, hier gibt's viele alte, halb verwilderte Gärten, angrenzend befindet sich ein Biotop in Form einer Steinbruchkante und ein öffentlicher Park - also keine Chance sie im Blick zu behalten oder ihnen gar nachzulaufen.
Louis kam nach ca. 1,5 Stunden wieder (das hat er auch später so gehalten, zwischendurch immer mal wieder zuhause vorbeigucken, er war eigentlich immer viel "häuslicher" als Ella und nur selten länger als 5-6 Stunden am Stück unterwegs), Ella war gleich beim ersten Freigang 11,5 Stunden weg.
Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, obwohl wir uns sehr sicher waren dass sie wiederkommt, denn damals hing sie noch ganz extrem an ihrem Bruder. Außerdem meinte die Pflegestelle auf gut schwäbisch "ebbes rechds woiss wo's nogherd" (übersetzt: eine gute Katze weiss wo ihr Zuhause ist).
Als sie dann endlich wieder da war, habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt dass wir sie vielleicht doch besser erstmal noch drin behalten - da war aber mein (eigentlich garnicht katzenflüsterisch begabter) Gefährte ohne jegliche Katzenerfahrung dagegen, er war - völlig zurecht! - der Meinung dass wenn wir sie jetzt nicht wieder rauslassen, sie bei der nächsten Gelegenheit dann ganz weg bleibt weil sie Angst haben könnte wieder eingesperrt zu werden. Also Ängste "kurzerhand" (von wegen) über Bord geworfen und die kleine Maus durfte direkt wieder raus.
Und blieb dann sagenhafte 23,5 Stunden am Stück weg. Es war Heiligabend, ich glaub sogar der letzte Heiligabend den wir noch bei meinen Eltern gefeiert haben, ich saß wie auf glühenden Kohlen. Auf dem Heimweg sahen wir in Nachbars Hecke ein paar Äuglein blitzen. Und kaum waren wir dann zuhause, saß die Kleine auch "schon" vor der Balkontüre...
Der dritte Freigang fiel dann auch nicht kürzer aus, aber dann hatte sie wohl ihr Revier gründlich genug kennengelernt und die Ausflüge wurden kürzer.
Bis heute verbringt Ella ihre Zeit auch bei kalten Temperaturen hauptsächlich draußen und das nur selten im eigenen Garten, im Sommer schläft sie kaum mal zuhause, im Winter schon eher. Solange sie sich zweimal am Tag blicken lässt ist alles OK, ab und an bleibt sie auch mal 24 Stunden am Stück weg, da werd ich dann aber langsam unruhig. Wir haben uns dran gewöhnt, sie ist halt Hardcore-Freigängerin.
Unverzichtbar ist bei uns definitiv die Katzenklappe (mit Chip), das war für uns alle eine echte Erleichterung als die endlich eingebaut war.
Dabei mach ich mir ja noch nicht mal Gedanken dass es Ella draußen zu kalt sein könnte (tatsächlich hatten wir damals auch draußen auf dem windgeschützten Balkon mit Treppe in den Garten extra ein gedämmtes Häuschen aufgestellt, da wurde sich aber eher drauf- als reingesetzt), es geht dabei mehr darum dass Katz jederzeit rein kann, auch wenn Dosi nicht zuhause ist oder schläft. Sofern man überhaupt schlafen kann wenn man seine Katze seit 12 Stunden oder mehr nicht gesehen hat und weiss dass sie nicht rein kann (ich konnte das nicht ohne Katzenklappe).