Lernfähige Tierärzte?

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Warnhinweis bei medizinischen Ratschlägen

Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
JeLiGo

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Da es ja durchaus auch lernfähige Tierärzte gibt, dachte ich, es ist an der Zeit, dazu einen Thread zu eröffnen. Mich würde interessieren, ob andere hier evtl. auch entsprechende Erfahrungen gemacht haben.

Bis zum Herbst 2014 war ich mit meiner TA-Praxis in unmittelbarer Nähe recht zufrieden, bis zum dem Zeitpunkt, als bei Gonzo CNI diagnostiziert wurde, und zwar einzig und allein durch erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte. Da ich durch das Forum ansatzweise wusste, welche Untersuchungen eigentlich Voraussetzung für Diagnose und vor allem Medikation sind, war ich plötzlich gar nicht mehr so zufrieden. Es wurde einfach ein Medikament mitgegeben, mit dem man „ganz tolle Ergebnisse“ erzielt und natürlich ein Diät-Trofu empfohlen (das habe ich gleich abgelehnt). Das Medi hat Gonzo überhaupt nicht vertragen. Auch wurde meine Frage zu unterstützenden homöopathischen Mitteln etwas abschätzig belächelt. Von Urinuntersuchung oder gar Nierenschall keine Rede.

Auf Empfehlung einer lieben Forine hier wechselte ich den TA (Praxis am anderen Ende der Stadt). Ich war begeistert: es wurde zunächst mal ein ausgiebiges Gespräch geführt über bisherige Erkrankungen, Ernährung, Verhalten, Katzengesellschaft etc. pp., danach gescheite Untersuchungen/Diagnose (Urinuntersuchung, großes Blutbild, Nierenschall), anschließend passende Medikation inkl. homöopathischer Mittel. Die TÄ ist spezialisiert auf Katzen, und das merkt man natürlich. Nachteile: sehr lange Fahrtzeit mitten durch die Großstadt, grottenschlechte Parkmöglichkeiten, und Gonzo wurde jedes Mal sediert (laut TÄ schadet in ihren Augen Stress ebenso sehr wie eine leichte Narkose). Dazu praktiziert die TÄ mittlerweile nur noch an 3 Tagen in der Woche, leider so, dass es für mich arbeitstechnisch sehr schwierig ist, Termine wahrzunehmen.

Als es Gonzo im November 2015 plötzlich sehr schlecht ging (heftige Durchfälle, Apathie, massiver Abbau innerhalb von 24 Stunden) wollte ich ihm die Fahrt nicht antun und habe meine alte TA-Praxis aufgesucht. Siehe da: auch dort hat man dazu gelernt (mittlerweile eine weitere neue TÄ in der Praxis). Die akute Erkrankung wurde sehr gut behandelt, es wurde mit mir auf Augenhöhe gesprochen, Behandlungen sehr detailliert beschrieben und Medis nicht einfach so „reingeballert“, sondern informiert, was gegeben wird und darauf geachtet, dass es sich mit den CNI-Medis verträgt.

Die neue Kollegin erscheint mir sehr kompetent (u. a. spezialisiert auf Ultraschalluntersuchungen und Augenheilkunde). Sie hat ohne mit der Wimper zu zucken, die Medikation der anderen TÄ übernommen, und auch die Homöopathie hat dort Einzug gefunden. Die Praxis hat mittlerweile ein eigenes Ultraschallgerät (vorher immer an eine TK überwiesen) und auch ein umfangreicheres Labor. Insgesamt habe ich den Eindruck, man hat sich in dem 1 Jahr doch enorm weitergebildet, vermutlich hat die neue Kollegin auch frischen Wind reingebracht.

Gonzo wird nicht für jede Untersuchung/Blutbild sediert - man ist dort der Meinung, lieber ein paar Minuten Stress als eine Narkose. Ich kann das nicht beurteilen von der Auswirkung her, aber mir persönlich ist es doch lieber, wenn er nicht jedes Mal schlafen gelegt wird.

Seitdem bin ich also wieder in meiner alten TA-Praxis und momentan sehr zufrieden. Mit dem Auto bin ich in 3 min. da, und es gibt mehr als ausreichend Parkmöglichkeiten. Da Gonzo wie viele Katzen Autofahren überhaupt nicht mag, ist es für ihn natürlich schöner, wenn wir schnell da und vor allem schnell wieder zuhause sind.

Trotzdem behalte ich mir vor, die TÄ am anderen Ende der Stadt bei Bedarf aufzusuchen – manchmal schadet eine zweite Meinung ja nicht. ;)
 
A

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Gab es denn die Tierarztpraxis davor schon länger?
Manchmal ist es nunmal so, dass sie sich weiterbilden und auch die positiven Aspekte sehen, sich doch weiter auszurüsten. Manchmal ist der Grund dafür auch eine neue Kollegin, die mal die etwas anstupst.

Freut mich, dass ihr jetzt wieder da glücklich seid, hoffen wir mal, dass das so bleibt. Und eine zweite Meinung ist bei machen Sachen nie verkehrt.
 
Wenn eine neue Tierärztin, die schon Praxiserfahrung hat jetzt in der Praxis mit drin ist und deren Steckenpferd Innere Medizin ist, dann finde ich das nicht ungewöhnlich, dass da jetzt vieles anders läuft.
Eine gute Freundin von mir ist TÄ und eine gute Internistin und wo immer sie gearbeitet hat, wurde der Laden ziemlich umgekrempelt. :D
Sie macht aber auch sehr viele Fortbildungsstunden im Jahr und viele Behandlungen werden eben ständig angepaßt. So sollte es in der Medizin ja auch sein.
Ich kenn eigentlich nur zwei Typen TÄ: die einen bilden sich null weiter und die anderen versuchen sich dauernd weiterzuentwickeln.
 
Als ich vor 7, 8 Jahren bei meiner TÄin mit Homöopathie ankam, wurde ich belächelt, inzwischen sind sie begeistert von SUC und noch so ein paar Mittelchen - sie hat beides (also auch das Belächeln) von sich aus ansgesprochen, fand ich sehr sympathisch.

Und als ich zu selbiger Zeit mit Forl ankam und Zähneziehen, wurde ich von dem TA angebrüllt, wie ich nur auf so eine Idee käme. Inzwischen haben sie eine Zahnstation und sind deutlich mehr im Thema Forl als damals.
 
Ich kenn eigentlich nur zwei Typen TÄ: die einen bilden sich null weiter und die anderen versuchen sich dauernd weiterzuentwickeln.

Weiterbildung ist keine Pflicht, nehme ich an? Warum eigentlich nicht?

Was mich doch sehr schockiert ist dass es aufgrund von nicht-weitergebildeten Tierärzten, deren Wissen zb nur auf das Studium aus dem letzten Jahrhundert beruht, es immer wieder zu nicht ausreichenden Untersuchungen und falscher Diagnostik kommt, wo im schlimmsten Fall das Tier auch noch eingeschläfert wird obwohl man es hätte retten können.
Und es gibt leider genug Tierbesitzer die solchen Tierärzten dann vertrauen und sich keine zweite Meinung einholen.
Sehr traurig!
 
Gab es denn die Tierarztpraxis davor schon länger?

Ja. Ursprünglich von einer TÄ geführt, die aber schon vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen ist und die Praxis an eine andere TÄ (die schon einige Zeit dort mit praktiziert hat) übergeben. Ich war gut 13 Jahre mit meinen Katzen dort.

Wenn eine neue Tierärztin, die schon Praxiserfahrung hat jetzt in der Praxis mit drin ist und deren Steckenpferd Innere Medizin ist, dann finde ich das nicht ungewöhnlich, dass da jetzt vieles anders läuft.

In dem Fall ein Glück für mich. Die neue TÄ sagte mir auch bei der letzten Terminabsprache, dass sie dann und dann nicht da ist, weil auf einer Fortbildung. Sowas finde ich ganz toll!

Als ich vor 7, 8 Jahren bei meiner TÄin mit Homöopathie ankam, wurde ich belächelt, inzwischen sind sie begeistert von SUC und noch so ein paar Mittelchen - sie hat beides (also auch das Belächeln) von sich aus ansgesprochen, fand ich sehr sympathisch.

Das zeigt aber auch Größe, finde ich.
Ich bin ja nun eher bei der neuen Kollegin in Behandlung, aber das ganze Praxisteam inkl. der "alten" TÄ hat mich freudig wie einen langen Vermissten begrüßt (gut, ich bring ja auch Geld :D).

Inzwischen haben sie eine Zahnstation und sind deutlich mehr im Thema Forl als damals.

Das bietet meine Praxis zwar auch an (jedoch kein Dentalröntgen soweit ich weiß), haben auch Prospekte zu FORL daliegen, aber da bleib ich schon lieber in meiner bewährten Zahn-TA-Praxis ;)

Und es gibt leider genug Tierbesitzer die solchen Tierärzten dann vertrauen und sich keine zweite Meinung einholen.
Sehr traurig!

Bis zu Forumszeiten habe ich das auch getan. Und anfangs war es mir doch sehr komisch, den TA zu wechseln und zu sagen, dass ich nicht zufrieden war. Auch so Sachen wie Kopien von Untersuchungsergebnissen oder detaillierte Aufstellung der verabreichten Medis hätte ich früher nie verlangt. Mittlerweile bin ich viel selbstbewusster.

Darum rate ich auch jedem Dosi aus meinem Umfeld, sich selbst mehr zu informieren bzw. empfehle das Forum hier. Die meisten sind recht erstaunt, wieviel man doch dazulernen kann.
 
Meinst Du die Praxis direkt bei Dir um die Ecke?
 
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Ja, ich war vor ein paar Jahren da, als ich noch Vögel hatte. Die Dame, die damals die Praxis eröffnet hatte, kam mir immer sehr wenig empathisch vor...:oops:
 
  • #10
Weiterbildung ist keine Pflicht, nehme ich an? Warum eigentlich nicht?

Doch natürlich, jedes Jahr müssen eine bestimmte Anzahl von Stunden nachgewiesen werden. Aber die Qualität der Fortbildungsveranstaltungen ist sehr unterschiedlich. Gute Seminare sind sehr teuer und auf Industriegesponserten Nachmittags-Kaffeklatschveranstaltungen bekommt man seine Stunden halt auch zusammen. ;)
 
  • #11
Industriegesponserten...ist damit u.a.vielleicht Royal Canin gemeint?:oha:
 
  • #12
Das zeigt aber auch Größe, finde ich.

Ja, finde ich auch und hab mich da auch wirklich drüber gefreut :)


Das bietet meine Praxis zwar auch an (jedoch kein Dentalröntgen soweit ich weiß), haben auch Prospekte zu FORL daliegen, aber da bleib ich schon lieber in meiner bewährten Zahn-TA-Praxis ;)

Ja, das sehe ich auch so und hab es auch so gemacht ;)


Claudia, du wohnst doch im D'dorfer Süden, oder? Magst mir ne PN schicken, wer deine alte und wieder neue Praxis ist. Ich hab 9 Jahre dort gewohnt - mit Hund - und es würde mich interessieren, ggf. war ich ja auch mal dort :oops: Wenn nicht, ist aber auch ok, kein Problem :)
 
  • #13
  • #14
Ja.
Und Hill's.
Die großen Futterproduzenten und -vermarkter halt.
Wer soll denn sonst soviel Geld haben?!

Die machen aber keine umsonst Veranstaltungen, die beteiligen sich eher bei diversen Fortbildungen und präsentieren dann in Rahmen einer größeren Veranstaltung einen Vortrag.
Die Nachmittagsveranstaltungen machen dann schon eher die Pharmafirmen, ganz besonders bei neuen Medikamenten.
 
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  • #15
Die Nachmittagsveranstaltungen machen dann schon eher die Pharmafirmen, ganz besonders bei neuen Medikamenten.

Und das zählt dann als Fortbildung?

Ist so der schon fast zwanghafte Griff von TÄ zu Semintra, sobald auch nur ein Nierenwert erhöht ist (und sogar manchmal bei Werten in der Referenz), zu erklären?
 
  • #16
Und das zählt dann als Fortbildung?

Ist so der schon fast zwanghafte Griff von TÄ zu Semintra, sobald auch nur ein Nierenwert erhöht ist (und sogar manchmal bei Werten in der Referenz), zu erklären?

Yup. Diese Firma hat das ganz besonders gut drauf. ;)
 
  • #17
  • #18
TA Dirk Schrader aus Hamburg ist für mich das perfekte Beispiel eines TA,der immer wieder Bereitschaft zeigte,sich Alternativen zu Nutze zu machen.
Er prangert die Misstände der Tiermedizin offen an.Überteuerte oder nutzlose
Medikamente,wie auch TÄ von der Pharmaindustrie weichgekloppft werden,damit sie Tiere überimpfen oder Industriefuttermüll empfehlen,dass an Unis veralteter Humbug gelehrt wird und welchen Alternativprodukte oder Operationsverfahren er sich zugewandt hat.Ich finde es wirklich spannend,dies einmal von einem TA zu hören.

Hier ein Video:

https://www.youtube.com/watch?v=WzA7VSI-f1g

Oder zum Lesen: www.kritische-tiermedizin.de
 
  • #19
Ich habe mir diese Seite mal durchgesehen. Da sind schon ein paar informative Sachen dabei.

Allerdings, sein Tip für selbstgemachtes Hunde- und Katzenfutter, börgs, da sollte er dringend nachbessern.
Schade, weil wenn da so gravierende Fehler drin stehen, fragt man sich halt doch, wieviel der Rest der Seite wert ist.

Übrigens, wenn sich eine Praxis umstellt, weil eine neue Kollegin neue Ansätze mitbringt, würde ich das nicht wirklich unter lernfähig einordnen. Weil ohne diese Kollegin hätte es wohl keiner für nötig befunden, etwas zu ändern.
 
  • #20
TA Dirk Schrader aus Hamburg ist für mich das perfekte Beispiel eines TA,der immer wieder Bereitschaft zeigte,sich Alternativen zu Nutze zu machen.
Er prangert die Misstände der Tiermedizin offen an.Überteuerte oder nutzlose
Medikamente,wie auch TÄ von der Pharmaindustrie weichgekloppft werden,damit sie Tiere überimpfen oder Industriefuttermüll empfehlen,dass an Unis veralteter Humbug gelehrt wird und welchen Alternativprodukte oder Operationsverfahren er sich zugewandt hat.Ich finde es wirklich spannend,dies einmal von einem TA zu hören.

Hier ein Video:

https://www.youtube.com/watch?v=WzA7VSI-f1g

Oder zum Lesen: www.kritische-tiermedizin.de

Schwarzfell,
geh mal in die Praxis und mach' Dir selbst ein Bild;)
Ich fand' die Praxis auch anhand der Homepage interessant.
Hab' dann mal angerufen, drei Fragen gestellt, und dann gleich entschieden, dass meine Tiere da nicht behandelt werden.

Klar, der erste Eindruck lt. Homepage ist nicht schlecht und er lockt ja mit konkurrenzlosen Preisen. Aber das ist für mich nicht alles. Ich möchte auch nachfragen dürfen oder über Therapie-Alternativen sprechen. Und dafür bezahl' ich dann auch gern 20 €+ für die Beratung.
 

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