Wann Abschied nehmen?

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Dany222

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Guten Abend,

seit 2013 beschäftigt mich zunehmend Frage, ab wann man ein geliebtes Tier gehen lassen sollte.
Wenn ein bestimmtes Alter erreicht ist (aus dem Grund poste ich es hier), immer mehr Probleme kommen und sich der Stress für die Katze durch immer mehr Tierarztbesuche häuft, kommt man wohl unweigerlich zu dieser Frage.

Bei Krebserkrankungen und ähnlichen Geschichten fällt die Entscheidung wohl etwas leichter, da man weiß was einen im Verlauf erwartet, aber wie sieht es bei normalen Alterserkrankungen etc. aus?

Diese Frage möchte ich hier zur Diskussion stellen, um vielleicht einen Denkanstoß zu bekommen. Meist verharmlost, oder ignoriert man Dinge, wenn man selber betroffen ist.

Hier kurz meine Meinung zu dieser Frage:

Bereits mit einem Alter von 3 Tagen war der Tierarzt der Meinung, dass meine Katze am Abend sterben würde. Er wollte sofort einschläfern. Fee war schon halb tot, aber ich wollte es trotzdem versuchen.
Jetzt ist er 10, hat mir in diesen Jahren mit einem unendlichen Vertrauen und sehr viel Zuneigung gedankt.
Damals war also noch nicht der richtige Zeitpunkt.

In den vergangenen Jahren war ich oft an dem Punkt angekommen, an dem ich auch psychisch nicht mehr konnte. Ständig kämpfen, immer wieder zum Tierarzt... aber sollte man dann wirklich Schluss machen?
Ich denke nicht. Meist war es nach ein paar schlechten Tagen, viel Angst und noch mehr Medikamenten wieder gut. Dann war wieder die Katze da, die ich gerne mal an die Wand geklatscht und liebevoll wieder abgekratzt hätte.

Für mich persönlich ist der Lebenswillen der Katze entscheidend. Wie lange hält dieser Zustand an, ist eine Besserung absehbar oder eher nicht. Gibt es noch Möglichkeiten die Situation zu verbessern, oder ist bereits alles ausgeschöpft?
Frisst die Katze noch, ist sie interessiert, oder schläft sie viel und möchte in Ruhe gelassen werden? Tauchen noch alte Gewohnheiten auf, oder ist nichts mehr da?

Ich denke schon, dass eine Katze ziemlich deutlich zeigen kann ob sie noch will, oder doch zu sehr leidet und nicht mehr kann/will.

Wie seht ihr das? Ab wann geht ihr den letzten Weg und was würdet ihr vorher noch alles versuchen?

Liebe Grüße
 
A

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Wenn mein Kater/meine Katze zeigt, das sie sich bereits auf den Weg gemacht hat - und das ist dann auch unmissverständlich und ist unverwechselbar.
Heißt auch, das es nur ein den Übergang erleichtern ist, wenn die Spritze kommt. Kein echtes Abkürzen um möglicherweise Tage bis Monate.

Ganz nebenbei - ich hab hier 'nen 17-jährigen an Altersleukose erkrankten Kater rumlaufen - mein Avatar-Tier. Der hat auch 1 Jahr nach Diagnosestellung noch nicht angefangen, sein Köfferchen zu packen. (Vor 'nem Jahr hat er zumindest mal sein Testament zu schreiben angefangen...)
Wir machen nur palliativ Begleitung - ihm geht's den Umständen entsprechend gut.

Bei 'nem 10-jährigen - auch bei chronischer Erkrankung - denk ich noch nicht mal über's Abschied nehmen nach. Eher über alternative*/weiterführende Behandlungsansätze, um Lebensqualität zu sichern.

*damit mein ich jetzt nicht mal Homöopathie und sowas - wobei auch in der Richtuing viel möglich ist und die klassische Therapie sinnvoll unterstützen kann
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Frage hab ich auch gestellt, wann ist der beste Zeitpunkt! Meine Oma Cleo war im letzten halben Jahr richtig krank aber auch schon 20 Jahre alt. Ich wollte sie nicht zu früh gehen lassen und ihr aber auch Leid ersparen. An manchen Tagen war ich schon gedanklich beim Erlösen, eigentlich war es ein ständiges Auf und Ab. Als der Zeitpunkt gekommen war, wusste ich es zwar, wahrhaben wollte ich es trotzdem nicht. Bei dieser Entscheidung kann dir nur dein Kater helfen, er zeigt es Dir ganz genau. Schlechte Tage haben alle Senioren mal, kein Grund die Flinte ins Korn zu schmeissen.
Ganz am Ende, wenn man nicht mehr objektiv ist und wirklich nichts mehr geht, dann sagt dir das aber auch jeder verantwortungsbewusste TA, dass der Weg jetzt endet!

Liebe Grüsse Kerstin
 
Ab dem Moment wo ganz klar fest steht das mein Tier keine Lebensqualität mehr hat bzw empfindet oder zu erwarten hat stelle ich all meine Gefühle hinten an und denke nur noch an mein über alles geliebtes Tier.
Erlösung ist nicht nur der letzte sondern kann auch der allergrößte Liebesbeweis sein, dem man seinem Tier entgegen bringt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würd das nicht vom Alter der Katze abhängig machen, sondern vom Tier selbst, mein Henry musste mit 10 Minaten eingeschläfert werden.
Mein Sternchen mit 13 Jahren.
 
Das ist eine der schwersten Entscheidungen.
Wenn das geliegte Tier schwer krank ist und sichtbar leidet, fällt man die Entscheidung einfacher (ich jedenfalls), aber wenn es nicht ganz klar ist, quält einen das ganz schön.
Meine erste Mieze hatte Knochenkrebs. Der Knochen ihrer Pfote war kurz davor durchzubrechen, sie konnte kaum noch auftreten und die Pfote schwoll immer mehr an, aber die frass und schnurrte. Die Tierärztin sagte zu mir: " lassen Sie sie gehen bevor der Knochen durchbricht". Gegen eine Ambutation hatte ich mich damals entschieden, weil sie 16 war. Ich fand es sehr hart sie morgens zu nehmen, als sie schnurrend vor dem Napf stand und zum Erlösen zu bringen.
Mit meinem Leon, dessen bösartiger Tumor immer weiter wächst, wird es sicher auch so sein. Es wird mir der Herz zerreissen, aber ich werde ihn Erlösen sobald er beim Abtasten Schmerzen bekommt und nicht mehr so aktiv ist wie jetzt. Ich habe mir geschworen nicht zu warten bis er gar nicht mehr am Leben teilnimmt.
Wäre meine Katze gesund und einfach nur alt, würde ich das anders handhaben oder bei anderen Diagnosen wo noch Hoffnung besteht.
 
Es gibt einfach kein Patentrezept. Es gibt immer nur diesen einen Moment, in dem man weiß, dass es jetzt Zeit ist.

Alterserscheinungen sind für mich kein Grund zum Einschläfern, unheilbare Krankheiten ebenfalls nicht. Und auch auf die simple Formel, "wenn das Tier Schmerzen hat", kann man sich nicht immer einfach zurückziehen. Ich habe auch chronische Schmerzen, die aber durch geeignete Medikamente gut zu handlen sind. Und da sind dann auch schon mal schlechtere Tage dabei - und trotzdem ist das Leben lebenswert; es ist anders, aber doch nicht sinnlos. Es ist ein Segen, dass wir die Möglichkeit haben, unseren Tieren wirkliche Qualen zu ersparen und einzugreifen, wenn dies abzusehen ist. Aber umgekehrt sollte das auch kein Freifahrtschein dafür sein, Gebrechlichkeit und nachlassende Aktivität bei einem Tier als stetes Argument für eine "'Erlösung" anzuführen. Manchmal ist das leider auch nur die Erlösung für den Tierhalter, wobei das Tier selbst mit den geeigneten Medikamenten durchaus noch eine lebenswerte Zeit vor sich gehabt hätte. Denn auch unsere Tiere haben ein Recht darauf, krank und alt zu werden und sich entsprechend zu verändern, ohne dass ihnen deshalb direkt jede Lebensqualität abgesprochen wird.
 
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Chronische Krankheiten finde ich auch nicht - erlösenswert-. Solange mit Schmerztabletten und ein paar Einschränkungen das Leben eines Tieres noch lebenswert ist.
Meine 2. Katze hat verknöcherte Rückenwirbel, ist bei den Nierenwerten im oberen Referenzbreich und hat dazu noch eine Schilddrüsenüberfunktion. Sie faucht zwar manchmal beim Streicheln weil es ihr sicher auch mal weh tut am Rücken aber das finde ich auch noch alles im Grünen. Dann bekommt sie zwischendurch Schmerztabletten.
Ich glaube übrigens nicht, dass sich Tierhalter das so einfach machen und es für sich als Erlösung ansehen. Wer sein Tier liebt, lässt es in der Regel eher zu spät als zu früh gehen.
Wobei ich es auch wirklich gut finde, dass man bei Tieren die Möglicheit hat Ihnen unnötiges Leid zu ersparen.
 
Ich glaube übrigens nicht, dass sich Tierhalter das so einfach machen und es für sich als Erlösung ansehen. Wer sein Tier liebt, lässt es in der Regel eher zu spät als zu früh gehen.

DEN Tierhalter gibt es nicht. Es gibt solche und solche... Aber ich meinte auch nicht, dass sie das Tier loswerden wollen und es sich einfach machen, sondern selbst die Krankheit des Tieres nicht ertragen können/wollen. Es ist nicht immer einfach zu unterscheiden, in wessen Interesse gerade eine Entscheidung getroffen wird. Das sind ja nicht immer bewusste Prozesse, die da ablaufen.
 
  • #10
Wenn ein bestimmtes Alter erreicht ist (aus dem Grund poste ich es hier), immer mehr Probleme kommen und sich der Stress für die Katze durch immer mehr Tierarztbesuche häuft, kommt man wohl unweigerlich zu dieser Frage.

... aber wie sieht es bei normalen Alterserkrankungen etc. aus?

Abschied nehmen hat mal nix mit dem Alter zu tun.
Es gibt Mäuse die MUSS man sehr früh gehen lassen und es gibt welche die ein gesegnetes Alter von mehr als 20 Jahren erreichen.

In den vergangenen Jahren war ich oft an dem Punkt angekommen, an dem ich auch psychisch nicht mehr konnte. Ständig kämpfen, immer wieder zum Tierarzt... aber sollte man dann wirklich Schluss machen?
Ich denke nicht. Meist war es nach ein paar schlechten Tagen, viel Angst und noch mehr Medikamenten wieder gut.

Das Gefühl teilen sehr viele User mit alten und/oder chronisch kranken Tieren; mich eingeschlossen.
Man kann es aber dem Tier ein wenig erleichtern in dem man die TA-Besuche auch ein Minimum reduziert und viel zu Hause selbst macht wie subkutane Injektionen; subkutane Infussionen. Kostet viel Überwindung; hilft aber dem Tier sehr und erspart viel Stress mit in die Box eintüten, zum TA fahren etc. (und Geld auch noch:p).

Für mich persönlich ist der Lebenswillen der Katze entscheidend. Wie lange hält dieser Zustand an, ist eine Besserung absehbar oder eher nicht. Gibt es noch Möglichkeiten die Situation zu verbessern, oder ist bereits alles ausgeschöpft?
Frisst die Katze noch, ist sie interessiert, oder schläft sie viel und möchte in Ruhe gelassen werden? Tauchen noch alte Gewohnheiten auf, oder ist nichts mehr da?

Lebenswillen und Lebensqualität.

Viele TÄ raten vorschnell zum einschläfern; insofern schadet hier auch manchmal eine Zweitmeinung nicht.
Mein Pü-Bärchen hatte den Termin :stumm: letztes Jahr am 21.08.13.
Vor 1,5 Wochen hatte er eine heftige FORL-OP und heute ist er wieder munter...also seinem Alter und seinen restlichen "Baustellen" CNI und Pankreatitis entsprechend munter ;).
 
  • #11
Ich bin der Meinung, dass viele aus egoistischen Gründen und Feigheit zu lange warten. Einige lassen natürlich auch zu früh einschläfern, aber ich sehe in meinem Umfeld häufiger das Gegenteil - Menschen, die sich noch Jahre nach dem Tod des Haustieres Vorwürfe machen, weil sie zu spät den finalen Schritt gegangen sind.
Durch die humane Einschläferung hat der Tod bei Haustieren doch seinen Schrecken längst verloren: für ein todkrankes Tier ist der Tod durch Euthanasie kein großer Verlust; er ist schmerzlos, schnell und das Tier merkt absolut nichts davon.
Daher werden meine Tiere eingeschläfert, sobald sie auskuriert sind, keine Chance mehr auf Besserung besteht und es dem Tier augenscheinlich nicht mehr gut geht. Ich warte nicht auf ein Zeichen, oder darauf, dass ich in den Augen meiner Tiere sehe, dass sie sich selbst aufgegeben haben, oder was auch immer in Verhaltensweisen von Tieren hineininterpretiert wird.
Ich warte auch nicht darauf, dass das Tier leidet, denn dann habe ich bereits meiner Verantwortung als Tierhalter versagt. Das Tier musste leiden, obwohl ich es hätte verhindern können.
Ich nehme kein todkrankes Tier noch einmal mit zu mir nach hause, um mich von ihm zu verabschieden, wie eine Freundin von mir das vor kurzem bei ihrem 16 Jahre alten Rüden gemacht hat, der einen Lebertumor hatte, welcher einige Tage nach der Diagnose geplatzt ist. Der Hund ist dadurch qualvoll innerlich verblutet und hätte sicher gut auf diese Verabschiedung verzichten können.

Sicher bin ich der Meinung, solange man an der Situation des Tieres noch etwas verbessern kann, muss man es tun, wenn dieses dafür noch die Kraft hat und solange es ihm noch wirklich gut geht und keine Gefahr dafür besteht, dass der Zustand sich plötzlich derart rapide verschlechtert, dass das Tier leidet, wird es auch nicht eingeschläfert.

Aber sobald das oben von mir genannte Szenario eintrift, werden meine Tiere euthanasiert. Ein vermeintlich stabiler Zustand kann sich von einerm auf den anderen Tag verschlimmern, und das Tier leidet. Daher kein Zögern, kein Warten auf omniöse Zeichen des Tieres, keine letzte Woche zum Verabschieden.
 
  • #12
LarandBruno grundsätzlich finde ich mich inhaltlich in deinen Worten wieder; trotzdem ist mir die Ansage zu pauschal.

Heute weiss ich, dass ich bei meinem Sternchen ungefähr 1 Woche zu lange gewartet habe und das macht mich sehr traurig:reallysad:.

Bei meinem Pü-Spatz ist das anders.
Du darfst dich gerne im Pü-Fred überzeugen.
Ich bin unfassbar froh, dass ich letztes Jahr im August auf mein Gefühl und nicht auf die TÄ gehört habe!!!

Sicher hat Pü das eine oder andere Zipperlein - was wir aktuell gut im Griff haben - ...und er leidet nicht.

Wir haben soeben wieder infundiert...das ging ruckzuck und ohne großen Zirkus. Danach wollte er SOFORT etwas zu essen:D.
 
  • #13
Aber ich meinte auch nicht, dass sie das Tier loswerden wollen und es sich einfach machen, sondern selbst die Krankheit des Tieres nicht ertragen können/wollen.

Auch das ist keine Schande. Sehr viele Menschen erlauben es sich nicht zu sagen: ich halte das nicht mehr aus! Den meisten geht es dabei nicht um zusätzliche Arbeit oder Kosten, sondern sie leiden, wenn sie sehen, wie das geliebte Tier leidet. Auch wenn menschliche Angehörige sterbenskrank sind, leiden wir und manchmal wünschen wir uns heimlich, dass es bald vorbei ist - und erschrecken darüber. Keiner wünscht sich wirklich, dass ein Angehöriger stirbt, aber trotzdem sind diese letzten Tage und Wochen oft kaum zu ertragen.
 
  • #14
Auch das ist keine Schande. Sehr viele Menschen erlauben es sich nicht zu sagen: ich halte das nicht mehr aus! Den meisten geht es dabei nicht um zusätzliche Arbeit oder Kosten, sondern sie leiden, wenn sie sehen, wie das geliebte Tier leidet.

Aber da reden wir doch schon von ganz anderen Voraussetzungen. Wenn das Tier bereits sichtbar leidet und keine Lebensqualität hat, dann ist es doch bereits eindeutig im Interesse des Tieres einzuschläfern.
Es geht dabei um ganz andere Geschichten; wie z.B. reine Alterserscheinungen oder auch einer Krebsdiagnose. Frage mal Deine TÄ, wie oft Tierhalter einfach nur aufgrund dieser Diagnose einschläfern lassen wollen. Und es gibt viele Krebserkrankungen, die keine oder minimale Schmerzen bereiten. Da wird dann oft zu "menschlich" entschieden. Beim Tier fallen zum Glück all die psychologischen Komponenten weg, die allein so eine Diagnose bereits auslöst und dann auch sehr schnell den Gesundheitszustand verschlechtern können. Sie denken eben nicht in die Zukunft - das tun nur wir. Und wenn das "Hier und Jetzt" noch lebenswert ist, dann gibt es für mich keinen Grund zu erlösen, "nur" weil sich dies in der Zukunft irgendwann mal ändern kann.
 
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  • #15
Und wenn das "Hier und Jetzt" noch lebenswert ist, dann gibt es für mich keinen Grund zu erlösen, "nur" weil sich dies in der Zukunft irgendwann mal ändern kann.

So sehe ich es auch, Leben ist kostbar.
 
  • #16
Zur Frage "Wann Abschied nehmen?" sage ich ganz klar: Jeden Tag! Zumindest wenn ein Tier ein Alter erreicht hat, in dem das Ende eindeutig naht, ob nun in Monaten oder Jahren, oder chronisch krank ist.

Einfach genießen und verwöhnen, jede Schmuseattacke mitnehmen, zuschauen, wie so ein alter Herr oder die alte Dame doch nochmal die steifen Beine in den Garten bewegt und sich freuen, wenn er oder sie mit gutem Appettit frisst. Das alles mit dem Bewusstsein, dass jeder Tag der letzte sein könnte.

Mein alter Kater war auch oft totgesagt und natürlich habe ich ihm auch noch in hohem Alter jede medizinische Hilfe zukommen lassen, die er brauchte. Aber als es ernst wurde (da war er 20), habe ich abgewartet, bis er mir selbst gezeigt hat, dass es zu Ende geht und dann keine Minute gezögert. Tierklinik angerufen, den Gatten angerufen und gebeten, früher heimzukommen und den müden Senior meinem Jüngsten auf den warmen Bauch gelegt. Die beiden hatten einen ganz besonderen Draht zueinander. Das waren unsere letzten Stunden zusammen.

Es war einfach klar, dass es soweit ist, kein Zweifel möglich. Die TÄ sagte mir nach dem Abhören, dass sein Herzchen schon ganz schwach sei - daher ist die einzige Frage, die ich mir immer noch stelle, ist, ob ich ihn nicht einfach zu Hause hätte einschlafen lassen sollen. Da war dann aber doch die Angst zu groß, dass er sich vielleicht doch quält, und wahrscheinlich würde ich heute auch nicht anders handeln.

Was ich eigentlich sagen will: Wenn man den Augenblick über einen längeren Zeitraum bewusst vor Augen hat, das Tier beobachtet und vor allem die Zeit mit ihm genießt, dann fällt die Entscheidung nicht mehr so schwer, es gehen zu lassen.

Ok, das stimmt nicht ganz, schwer ist es trotzdem. Ich habe dennoch anschließend 5 Tage mehr oder weniger durchgehend geweint und ich vermisse ihn auch nach zwei Jahren noch. Aber ich weiß, dass seine Zeit abgelaufen war und es nichts gab, was das hätte verhindern können.
 
  • #17
Aber da reden wir doch schon von ganz anderen Voraussetzungen. Wenn das Tier bereits sichtbar leidet und keine Lebensqualität hat, dann ist es doch bereits eindeutig im Interesse des Tieres einzuschläfern.
Ja schon. Ich glaube nur, wir haben nicht alle die gleiche Definition von "leiden" und vermutlich unsere Tiere auch nicht. Leidet ein Tier, wenn es zwangsernährt wird? Ich kann das nicht eindeutig beantworten, im ersten Moment würde ich aber "ja" sagen. Anderseits: vielleicht ist zwar der Akt des Zwangsfüttern schlimm, aber den restlichen Tag lebt dieses Tier ganz glücklich und schmerzfrei :confused: Was ich sagen will: Leiden ist Ansichtssache.

Es geht dabei um ganz andere Geschichten; wie z.B. reine Alterserscheinungen oder auch einer Krebsdiagnose. Frage mal Deine TÄ, wie oft Tierhalter einfach nur aufgrund dieser Diagnose einschläfern lassen wollen. Und es gibt viele Krebserkrankungen, die keine oder minimale Schmerzen bereiten. Da wird dann oft zu "menschlich" entschieden. Beim Tier fallen zum Glück all die psychologischen Komponenten weg, die allein so eine Diagnose bereits auslöst und dann auch sehr schnell den Gesundheitszustand verschlechtern können. Sie denken eben nicht in die Zukunft - das tun nur wir. Und wenn das "Hier und Jetzt" noch lebenswert ist, dann gibt es für mich keinen Grund zu erlösen, "nur" weil sich dies in der Zukunft irgendwann mal ändern kann.

Das seh ich ähnlich, aber vermutlich nicht gleich ;) Ich würde ein Tier auch nicht "nur" wegen einer Diagnose einschläfern lassen, aber meistens bestehen ja Symptome, bevor man eine Diagnose bekommt. Und da kommt es eben wieder auf die Art der Symptome an und die Prognose, die der TA stellt. Es kommt auch auf die Art der möglichen Therapie an - ich meine, man muss abwägen, ob "es dafür steht". Und damit meine ich keinesfalls die Kosten oder den Aufwand, sondern einzig und allein die Belastung für das Tier. Kann ich sein Leben um wenige Monate verlängern, wenn ich das Tier jeden Tag einer verhaßten Prozedur unterziehe oder sind es nur kleinere Einschränkungen, die es nicht weiter stören?
Ich glaube, es ist ein sehr schweres Thema und eine eindeutige Antwort wird es nie geben (was für mich auch ein Grund ist, gegen Sterbehilfe bei Menschen zu sein)
 
  • #18
Ja schon. Ich glaube nur, wir haben nicht alle die gleiche Definition von "leiden" und vermutlich unsere Tiere auch nicht. Leidet ein Tier, wenn es zwangsernährt wird? Ich kann das nicht eindeutig beantworten, im ersten Moment würde ich aber "ja" sagen. Anderseits: vielleicht ist zwar der Akt des Zwangsfüttern schlimm, aber den restlichen Tag lebt dieses Tier ganz glücklich und schmerzfrei :confused: Was ich sagen will: Leiden ist Ansichtssache.

Also eigentlich sehen wir die Dinge schon ähnlich bzw. kennen die Antwort beide nicht. Ich behaupte nur einfach zusätzlich, dass wir uns bei der Definition von "Leiden" oft zu sehr von menschlichen Maßstäben leiten lassen. Wenn ich z.B. an diabeteskranke Katzen denke, die ständig gespritzt und zur Blutmessung gepiekt werden müssen, sehr regelmäßig beim TA sind und natürlich auch anderweitige Probleme durch den Diabetes bekommen, die den Alltag begleiten, dann ist das schon ganz schön heftig. Man muss auch davon ausgehen, dass den Tieren sehr oft nicht wohl ist, da sie entweder leicht unterzuckert oder überzuckert sind; denn so exakt lässt sich das beim Tier nun mal nicht anpassen - und leichte Schwankungen gibt es immer.
Aber da die Krankheit nicht grundsätzlich tödlich ist, wohnt ihr nicht so ein Schrecken bei. Bei Krebs z.B. sieht es aber anders aus. Obwohl oft mit weitaus weniger belastenden Maßnahmen für das Tier verbunden, besteht eben oft die Einstellung, dass man dem Tier "das Leiden" bis zum Tod erspart. Und das kommt meiner Ansicht nach eben daher, dass wir als Menschen bei gewissen Diagnosen unmittelbar "das Ende" vor Augen haben und von diesem Ende unsere weiteren Entscheidungen abhängig machen. Zum Glück empfindet das ein Tier nicht so und empfindet jede Maßnahme an ihm gleich, ungeachtet der Tatsache, ob diese nur kurzfristig oder dauerhaft sein Leben verlängert.

Ich glaube, es ist ein sehr schweres Thema und eine eindeutige Antwort wird es nie geben (was für mich auch ein Grund ist, gegen Sterbehilfe bei Menschen zu sein)
Was mich letztendlich wieder zu meinem aller ersten Statement zurückführt:

Es gibt einfach kein Patentrezept. Es gibt immer nur diesen einen Moment, in dem man weiß, dass es jetzt Zeit ist.
 
  • #19
Ich behaupte nur einfach zusätzlich, dass wir uns bei der Definition von "Leiden" oft zu sehr von menschlichen Maßstäben leiten lassen.
Aber es sind halt auch die einzigen Maßstäbe, die wir wirklich kennen ;)

Es gibt immer nur diesen einen Moment, in dem man weiß, dass es jetzt Zeit ist.
Ich hoffe nur, dass ich den sehe, wenn es einmal so weit sein sollte.
 
  • #20
Frage mal Deine TÄ, wie oft Tierhalter einfach nur aufgrund dieser Diagnose einschläfern lassen wollen.

Ich kann mir gut vorstellen das es bei diversen Diagnosen der erste Gedanke ist, sei es durch den Schock, Unwissenheit oder Panik vor den anstehenden Kosten.

Da kann man nur hoffen das der TA sein Fach auch wirklich versteht und korrekt aufklärt. Eine gestellte Diagnose allein ist grundsätzlich kein Grund zum einschläfern, da gehört schon etwas mehr zu. Und die wenigsten TÄ schläfern umgehend oder zu schnell ein wenn sie noch reelle Chance sehen, und sei es auch nur auf "absehbare" Zeit bis Leid und Qual anfangen.

In diesem Thread wird mir einmal mehr bewusst das Menschen sehr unterschiedlich empfinden was dieses bedrückende Thema betrifft, und das man einfach nur froh sein kann wenn man einen wirklich guten TA hat
der in gegebenen Situationen richtig berät und dem es ebenfalls einzig um den Patienten geht.

Ich denke jeder Mensch hat den Wunsch in und mit Würde zu sterben, und ich empfinde das gleiche Recht steht meinen Tieren zu, darum würde ich definitiv alles dafür tun es auch umzusetzen. Denn ich habe die Verantwortung für ein Leben übernommen und nicht für ein mögliches Dahinsiechen mit Qual und Pein.
 

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