ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 19. August 2012, 13.30 Uhr / planet e.: Die Masche mit den alten
Kleidern
Film von Angela Scheele
Mainz (ots) -
ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 19. August 2012, 13.30 Uhr
planet e.: Die Masche mit den alten Kleidern
Film von Angela Scheele
Über eine Millionen Tonnen Textilien schmeißen die Deutschen jedes
Jahr weg. Das meiste landet allerdings nicht im Müll, sondern in der
Altkleidersammlung. Immerhin 750 000 Tonnen jährlich. Würde man die
LKW mit den gesammelten Kleiderbergen aneinanderreihen, ergäbe sich
eine Schlange von München bis Kiel. Die Altkleider-Masche - ein
Produkt unserer Wegwerfgesellschaft. Kaum jemand weiß, was mit den
Sachen wirklich passiert. Das Geschäft mit den entsorgten
Kleidungsstücken ist undurchsichtig.
"planet e." zeigt ausrangierte Textilien auf ihrem Weg in ein zweites
Leben. Schnell wird klar: Nur ein kleiner Teil der gespendeten Sachen
geht an Kleiderkammern oder andere soziale Projekte. Der Bedarf ist
zu gering. Wohlfahrtsorganisationen wie das Rote Kreuz sammeln in
der Regel nicht selber, informieren darüber aber nicht ehrlich. Sie
verkaufen ihre Sammel-Lizenz an gewerbliche Unternehmen. Einer der
großen deutschen Sortierbetriebe ist die Firma TexTrade in
Bremerhaven. Sie zahlt den karitativen Organisationen Kilopreise für
die gesammelte Ware. Von dem Erlös finanzieren die Wohlfahrtverbände
ihre sozialen Projekte. Im Sortierbetrieb angekommen, wird die
Kleiderspende zum globalen Wirtschaftsgut.
Von Wohlstätigkeit keine Spur mehr. Fast die Hälfte der Textilien
geht in den Verkauf. Das Weitertragen ist ökologisch sinnvoll. Bei
der Textilproduktion werden Unmengen von Ressourcen verschwendet. Die
Herstellung von einem Kilogramm Baumwolle verschlingt fast 25 000
Liter Wasser und erfordert einen hohen Einsatz an Pestiziden.
Trotzdem will kaum jemand in Deutschland die gebrauchten Kleider
haben. Zu Ballen gepresst und in Säcke verstaut gehen sie nach Afrika
und immer häufiger auch nach Osteuropa.
Der Film zeigt, was im russischen Kaliningrad, dem ehemaligen
Königsberg, mit unseren Kleiderspenden geschieht. Einmal im Monat
kommt ein LKW aus Deutschland. Großhändlerin Rita Gulenko kauft die
Ware beim Textilverwerter in Bremerhaven. Kaum ist sie eingetroffen,
kommen die ersten Einzelhändler. Sie erwerben Kleider, Bettwäsche,
Vorhänge und Schuhe säckeweise und bieten sie auf Märkten und in
Second-Hand-Läden an. In Kaliningrad liegt das durchschnittliche
Pro-Kopf-Einkommen im Monat bei 500 Euro. Auf dem Land bleiben den
Menschen oft sogar nur 100 Euro zum Leben. Der Second-Hand-Handel
verhilft vielen zu einem Einkommen. Auf dem Markt im ländlichen
Prawdinsk erzählen Frauen, dass sie ausschließlich gebrauchte Kleider
aus Deutschland kaufen. Neue Sachen können sie sich nicht leisten.
Trotzdem wird in Deutschland immer wieder der Vorwurf erhoben, der
Altkleiderhandel zerstöre die lokale Textilindustrie. Dieser Frage
ist FairWertung, ein Dachverband gemeinnütziger und kirchlicher
Organisationen, nachgegangen. Jahrelange Untersuchungen haben
gezeigt: Die heimische Textilindustrie in Afrika oder Osteuropa liegt
vor allem deshalb am Boden, weil sie nicht mit den asiatischen
Billigprodukten konkurrieren kann.
Was auch in ärmeren Regionen auf der Welt keiner mehr will, landet
bei der Recyclingfirma Gifa in Baden-Württemberg. Verschlissen
Kleider werden in Fasern gerissen: Rohstoffe für die Herstellung
neuer Produkte wie Bodenmatten, Dachpappe oder Automobilteile. Auch
das spart Ressourcen.
Der Film führt auch vor, wie man dem Altkleider-Wahnsinn entkommen
kann. Eine Hamburger Modedesignerin näht aus gebrauchten Kleidern
neue modische Designerteile: um die Kleiderberge zu reduzieren.
www.presseportal.de/pm/7840/2290384/zdf-...t-den-alten-kleidern
17.07.2012