Huhu ihr Lieben.
Würde man die Geschichte unseres Buben verfilmen, käme man wohl zu dem Schluss, dass soviel Pech am laufenden Band im normalen Leben doch eigentlich nicht vorkommen kann. Wir wissen - es kann!
Tatsächlich haben wir heute wieder einen halben Sonntag auf der Autobahn und in der Klinik verbracht
Seit der kleine Mann in unserer Obhut ist und das sind mitlerweilen sieben Jahre, wurden die Bonbons heiss geliebt und dienten zuverlässig als Schmuggelperlen, wenn er mal Tabletten einnehmen musste. Sieben Jahre bis gestern nacht! Ausgerechnet jetzt, wo es so wichtig für ihn ist!
Ich vermute, dass er ein Stück zerkaut, statt runtergeschlungen hat und den Tablettengeschmack im Mund hatte, denn dann ging nichts mehr. Bonbons sind bäh und ich stand da mit den restlichen Tablettenstückchen. Wir haben alle Register gezogen und wohl nur noch einen Bruchteil der Resttablette bei all dem Geschmiere in ihn reingebracht. Er setzt sich dermaßen zur Wehr, dass er nicht mal zu zweit zu halten und vernünftig einzugeben war.
Was alles nicht funktionierte:
- Restdosis nach etwas Beruhigungszeit in Bonbons einschmuggeln (verschmäht).
- Restdosis in einen kleinen Rest Brathühnchen einschmuggeln, dass ich sonst nicht ohne kleinen Wusel halb im Gesicht essen kann (Hühnchen weg, Tablette übrig).
- Restdosis ins Hühnchenfleisch einmanschen (verschmäht).
- Restdosis mit etwas Wasser auflösen und ins Mäulchen eingeben (gewehrt).
- Restdosis mit etwas Wasser mit dem Applikator eingeben (Tablette hat sich aufgelöst, ist zerfallen und er hat sich gewehrt).
- Restdosis ohne Wasser mit dem Applikator eingeben (gewehrt, war drin und wieder ausgewürgt).
- Restdosis unter stark riechendes NaFu mischen (Futter verschmäht).
- Restdosis mit Leberwurst mischen (verschmäht).
- Restdosis mit Leberwurst fein zermatschen, in eine Spritze kleistern und mit Nippel ins Mäulchen eingeben (gewehrt).
- Leberwurstpampe mit der Spritze an die Lippen kleistern zum Ablecken (gewehrt und verschleudert).
- Eingabeversuche während und ohne dass er in eine kleine Decke eingewickelt war (gewehrt und Panikattacken mit Knurren und Fauchen).
- beten!
Die Leberwurstpampe zum Ablecken ins Fell schmieren wäre sinnlos, er kommt mit dem Trichter ja nirgends dran. Natürlich musste für jeden Versuch eine neue kleine Dosis bemessen werden und dabei ging einiges drauf. Ich hab Forenthreads hier gelesen mit begeisterten Applikatornutzern und mich langsam gefragt, ob wir einfach zu blöde sind, oder der Kater zu zappelig. In diversen Youtubevideos sieht das alles so leicht aus, doch halten die gezeigten Katzen dort still und wehren sich nicht wie ein Irrwisch
Nachdem zumindest eine Teildosis drin war und es mittlerweilen mit kleinen Verschnaufpausen sieben Uhr morgens, blieb die Hoffnung, dass er seine neue Tagesdosis wieder mit Bonbons isst.
Nach zu wenig Schlaf, das selbe Spiel:
- Bonbons bäh.
- gemischt unters Futter bäh.
- Bonbons mit Olivenlake und einer Olive eingerieben. Normal klebt er einem warum auch immer penetrant im Gesicht und an den Händen, wenn man Oliven essen will (einmal geschnuppert und mit der Zungenspitze geleckt, verschmäht).
- kantige Tablettenstücke in die leere Geleekapsel einer Zylkene geben und versucht mit dem Applikator einzugeben (gewehrt).
- Verzweiflung!
Ein Anruf bei der TK folgte, das Problem und alle Versuche wurden geschildert. Einzige Möglichkeit war vorbeikommen, um die Tablette eingeben zu lassen und das Problem nochmal durchsprechen.
Also wieder ab auf die Autobahn mit schief hängendem Haussegen und den nächsten Sonntag auf eine wenig schöne Weise verbringen.
Der freundliche Notbesetzungs-TA erklärte uns, dass es manchmal extrem wehrhafte Katzen gibt, bei denen sie selbst auch Probleme haben etwas einzugeben...der TA hatte Probleme trotz haltender Helferin und unser Kleiner wäre einer dieser extrem wehrhaften Katzen - großartig, das muntert auf. Der Bub musste wieder in den Zwangsjacken-Schlafsack eingetütet werden, damit der erfahrene Arzt das Stück Tablette beim zweiten Versuch rein bekam. Ein riesen Drama mit einer zappelnden, knurrenden Tüte voll Kater!
Wir ließen uns die Eingabe, die sich sehr schwierig gestaltete nochmal zeigen, ich übte trocken mit leerem Applikator mit dem sich wehrenden Bub in der Zwangsjacke mit nur mäßigem Erfolg und wir besprachen die wenigen Alternativen. Haustierärzte, die Hausbesuche machen gibt es hier am Anus Mundi leider nicht. Man müßte jeden Tag 2x zu einem TA (während der Öffnungszeiten, die mit dem 12 Stunden Turnus aber nicht überein stimmen), oder 2x täglich (auch an allen Wochenenden) zur nicht grade nahe gelegenen Klinik. Wäre die Gabe nur wenige Tage nötig gewesen, wäre eine stationäre Aufnahme in der TK nochmal möglich gewesen, aber wir müssen das drei lange Wochen machen. Ein erheblicher Kostenfaktor und Stress für den Kleinen. Der TA hielt es auch nicht für die beste Lösung, weil er dann kaum Bewegung hätte in seiner Box.
Vorgeschlagen wurde dann ihm eine feste Nasensonde zu legen mit der wir die aufgelösten Tabletten eingeben können. Es blieb uns nichts andres mehr, als das machen zu lassen samt Sedierung und Kontrollröntgen, dass der kleine Schlauch richtig liegt
Während der Sedierung wurde auch seine OP-Naht noch mit überprüft und gereinigt. Der TA war so lieb uns Untersuchung und Notfallaufschlag für Sonntags ausserhalb der Sprechstunde nicht zu berechnen, weil wir schon soviel ausgegeben haben. Wie wir das Ding im Notfall ziehen können, wie und wie oft wir nachspülen müssen, usw. wurde alles genau erklärt.
Jetzt haben wir ein verstörtes Katerchen mit einem Schlauch in der Nase, der am Kopf angenäht und am Trichter festgeklebt ist. Zumindest bietet der Trichter hierbei noch etwas Hilfe, als Ankerpunkt für die Sonde. Die Abendeingabe klappte zumindest, wenn es auch kurz mal verstopfte. Die Übung wirds hoffentlich machen und den Trichter muss er eh solange tragen, wie die AB-Gabe andauern soll. Frische Tabletten für die, die bei den Versuchen verbummelt wurden, bekamen wir auch noch mit, damit wir genug haben und wenn etwas ist, sollen wir wieder anrufen.
Leider frisst er jetzt nicht und sitzt auch sonst etwas dumm und traurig in der Gegend herum. Beten wir, dass er wenigstens bald wieder eigenständig frisst, sonst müssen wir ihn fein püriert und verdünnt auch noch über die Sonde zwangsernähren, was bei der dünnen Leitung im winzigen Nasenloch nicht so einfach werden wird, wie uns gesagt wurde.
Es wäre so einfach gewesen, hätte er einfach seine Schmuggelperlen angenommen, ganz stressfrei und ohne Zwang, wie all die Jahre zuvor auch
Wenn man weiss, dass es lebensnotwendig ist, dass er seine AB-Dosis in den vorgeschriebenen Abständen erhält und dann geht nichts mehr und das Drama geht wieder los, wird man langsam verrückt. Jetzt ist er wieder ganz komisch und verstört und wir hoffen, das gibt sich in ein paar Tagen wieder und wir müssen nicht noch zwangsernähren. Das würde grade noch fehlen.
Fast ein Monat geht das jetzt schon so. Langsam ertragen wir alle 3 nicht noch mehr Drama, Komplikationen, ewiges Hin und Her und Verzweifeln.