Ich sehe es genauso:
Wirklich verantwortungsvolle und seriöse Vereinszüchter kann man mit der Lupe suchen!!!
Connie: es gibt hier solche Vereinszüchter, und es gibt hier im Forum auch ehemalige und sehr verantwortungsvolle seriöse Vereinszüchter, die - aus den verschiedensten Gründen - ihre Zucht eingestellt haben, aber auch immer wieder aus dem Nähkästchen plaudern.
Wer sich ein bisschen näher mit dem Thema Vereinszucht befasst hat - und das sollte jeder tun, der sich eine Rassekatze anschaffen möchte! -, stolpert früher oder später über bestimmte Schlagworte und Themen.
Ich habe beispielsweise vier Orientalen (ja, alle vier mit Stammbaum und Firlefanz und Drum und Dran), und nach den Züchtern habe ich lange gesucht!
Nur eine von den vier Katzen entspricht dem, was ich mir optisch - also als Farbe - vorher ausgesucht hätte, wenn ich gewissermaßen nach Katalog hätte entscheiden können, wie ich meine Traumkatze "backen" möchte, und ich habe viele Siam- und Orientalenzüchter abgeklappert.
Ich rede noch nicht einmal davon, dass teilweise Trockenfutter gefüttert wird; das ist aus meiner Sicht fast ein Luxusproblem, wenn man den Maßstab "seriöse Cattery" bestimmt.
Viel wichtiger ist, dass die Zuchttiere gut gehalten werden, dass der Züchter das Thema Zuchtziele ernst nimmt und nicht einfach lustig drauflos produziert..... und dass er seine Kitten auch bei sich zuhause Teenies bzw. erwachsen werden lässt, wenn er die perfekten Käufer noch nicht gefunden hat!
Eine optimale gesundheitliche Versorgung der Tiere sowie die wichtigen Tests (Erbkrankheiten usw., aber eben auch FIV/FeLV) sollte eine Selbstverständlichkeit sein, davon rede ich gar nicht!
Ich habe mit vielen wirklich guten und seriösen Züchtern gesprochen, also telefoniert, und auch gemailt und mir einen Eindruck verschafft.
Ich sehe mit großer Sorge immer mehr richtig gute Catteries ihre Zucht einstellen, weil sie letztlich gegen die Schnäppchenmentalität der Rassekatzenliebhaber nicht mehr ankommen und ihre Katzen auch nicht an Leute verkaufen wollen, deren erste Frage - noch vor der Begrüßung - ist: "Was kostet die Katze? Warum ist die so teuer, wenn ich doch ohne Stammbaum eine für weniger als den halben Preis bekommen kann?"
Von einem Züchter, der an sochen Leute seine Katzen verkauft, möchte ich persönlich keine Katze kaufen!
Hier im Forum gibt es viele User, die lieber rasselose Feld-Wald-Wiesenkatzen halten wollen und dem Thema Rassekatzen und Zucht insgesamt kritisch gegenüber stehen. Trotzdem sind es nur eine Handvoll, die der Meinung sind, dass auch Vereinszucht insgesamt verboten gehört und die Rassen am besten alle aussterben sollten, solange man im Inland und Ausland das Streunerproblem (= unkontrollierbare Fortpflanzung von Streunerkatzen) nicht in den Griff bekommen kann.
Das Thema der seriösen und wirklich verantwortungsvollen Vereinszucht sehen die meisten User - so meine Beobachtung - neutral. Motto: wenn schon Rassekatze, dann ausschließlich mit Stammbaum und aus einer richtig guten Vereinszucht. Im Gegensatz dazu werden Vermehrer (ob nun ohne Verein oder mit!) weit weit überwiegend verdammt.
Auch für mich gibt es im Bereich der Vereinszucht Züchter, die ich mit den vereinslosen Vermehrern direkt auf eine Stufe stelle!
Die Vereinszugehörigkeit allein und die Anschaffung von Zuchttieren mit Stammbaum macht noch lange keinen echten Züchter aus!
Von einem seriösen Züchter erwarte ich beispielsweise, dass er vor dem Beginn der eigenen Zuchttätigkeit langjährig Erfahrung mit der von ihm für die Zucht ausgewählten Rasse hat, als Liebhaber vorzugsweise. Dass er die Zuchtlinien kennt und sich im Bereich Genetik gut auskennt. Dass er aber vor allem für die Rasse, die er im guten Sinne züchten möchte (also mit Zuchtziel Verbesserung der Rasse!), mit allen Fasern seines Seins brennt!
Denn dann - und meiner Erfahrung nach nur dann! - wird der Züchter auch bereit sein, Tausende Euros in sein kostspieliges Hobby zu versenken ohne jede Erwartung eines finanziellen Ausgleichs!
Das fängt an mit dem vielversprechenden kleinen Mädchen, das bei den ersten Ausstellungen kein V1 erhält und damit die Zuchtzulassung nicht schafft. Also kastrieren und als Liebhabertier verkaufen.
Genauso der Nachwuchszuchtkater, der mit 10 oder 11 Monaten anfängt zu markieren wie bescheuert und die ganze Wohnung ruiniert, aber zu doof ist zu erkennen, dass die Mädels, die da so laut schreien, rollig sind und nicht nur mit ihm raufen wollen. Also kastrieren und wieder einen Tausi für die Zucht versenkt.
Dann die fehlgehenden Geburten: Notkaiserschnitt und gleichzeitige Kastra, von sechs Kitten bleibt letztlich eines als Handaufzucht am Leben: eine teure Deckgebühr in den Sand gesetzt, ebenso das Mütterchen natürlich nicht mehr für die Zucht einsatzfähig (wenn es denn überhaupt überlebt hat!).
Wenn alles gut läuft: tolle Linien, problemlose Verpaarung und Schwangerschaft, schöne Kitten, Ausstellungserfolge mit dem großen 8er-Wurf, viele Interessenten und vier von den Kitten als Zuchttiere in andere Catteries verkauft: ja, dann bleibt ein Überschuss an Geld.
Aber: wenn dann die eigenen Nachwuchstiere geschlechtsreif werden und der passende Kater weit und breit nicht in Sicht ist: weitermachen mit Verpaarungen, die streng genommen Vermehrerei sind, weil sie die Rasse nicht voran bringen, und die Kitten dann verkaufen? Oder die Nachwuchsmädels in anderen Catteries abgeben, wo es vielleicht leichter ist, den passenden Kater zu finden (oder es gibt schon einen, der aber nicht fremddecken darf) und selbst neue, fremde Mädels kaufen bzw. eine Zuchtpause machen?
Wenn du, Connie, die letzte Frage eindeutig bejahen kannst und auch die finanziellen Mittel hast, mal eben mindestens zwei neue Mädels für die Fortsetzung deiner Zuchtziele zu kaufen, ggf. auch einen neuen Kater dazu: dann fällst du in meine Definition von seriöser Vereinszucht.
Aber wie gesagt: es gibt nur sehr wenige davon. Denn es erfodert ja auch, dass man strategisch denkt, was das Zuchtziel angeht, und dass man langfristig plant. Nicht nur für die kommenden drei Jahre, sondern besser noch für die kommenden 10 Jahre. Und dies letztlich auch finanziell.
Hübsche Kitten produzieren kann jeder!
Und wenn man dann - auch bei Vereinszugehörigkeit und mit Stammbaumtieren - solche Verpaarungen dann immer wiederholt, weil die Kitten sich so gut verkaufen lassen, ist das für mich trotzdem Vermehrerei. Nur halt mit Stammbaum.
Just my two cents....