Stammbaumkatzen haben im Zuchtbuch des Vereins, in dem ihr Züchter Mitglied ist und der die Stammbäume ausstellt, eine Zuchtbuchnummer. Gemeint sind damit zuerst die Würfe des betreffenden Züchters, also die von ihm gezüchteten Jungtiere.
Die Elterntiere sind bei dem Verein registriert, der den Stammbaum für sie (die Tiere) ausgestellt hat; das kann auch ein ausländischer Verein sein. So kaufen deutsche Vereinszüchter neue Zuchtkatzen auch aus dem europäischen Ausland oder von Übersee (USA, aber auch Australien, ggf. Asien), besonders dann, wenn sie neue Linien in ihre Zucht einführen wollen.
Solche Zuchtkatzen können dann in das Zuchtbuch des Vereins von dem Käufer-Züchter umgeschrieben werden; sie erhalten eine neue Zuchtbuchnummer des deutschen Vereins, in dem der Käufer-Züchter Mitglied ist. Im Stammbaum steht dann häufig nur noch die deutsche Zuchtbuchnummer z. B. des Vaters (Kater), verbunden mit einem Hinweis auf seine geografische Herkunft (z. B.: "GB" für ein aus England stammendes und von dem dortigen Verein nach Deutschland umgeschriebenes Tier).
Aber eine ganz wichtige Information:
Nur weil die Elterntiere einer zum Kauf angebotenen Katze (Kitten) jeweils einen Stammbaum haben, sind die Kitten nicht automatisch reinrassige Rassekatzen!
Reinrassig werden sie ausschließlich durch die Ahnentafel, also den vom Verein ausgestellten Stammbaum!
Den Stammbaum bekommen allein Kitten, die vom Vereinszüchter produziert werden; alle anderen "Züchter" sind schlicht Vermehrer, egal wie sehr sie mit dem Stammbaum ihrer "Zuchtkatzen" Werbung machen!
Die Rassekatze ist ein Qualitätsprodukt, d. h. an ihre Produktion werden gewisse Mindestanforderungen gestellt.
Die Elterntiere werden auf bestimmte Erbkrankheiten getestet, bevor sie zur Zucht eingesetzt werden, und es dürfen auch bestimmte Verpaarungen gar nicht oder nur mit vorheriger Zustimmung des Vereins durchgeführt werden (Weißzucht, Rückzucht/Verpaarung von Vater/Tochter bzw. Sohn/Mutter etc.).
Die Zuchttiere und der Nachwuchs werden seitens des Vereinszüchters medizinisch und futtertechnisch usw. hochwertig versorgt, leben voll integriert in der Züchterfamilie und bleiben mindestens bis zur 12. Lebenswoche (meist: 16. Woche) beim Muttertier im Familienverband. Sie sind komplett (zweifach) durchgeimpft und entwurmt, oft auch schon frühkastriert.
Das alles kostet seinen Preis, denn der Vereinszüchter muss sich an diese Mindestanforderungen seines Vereins halten - der Vermehrer muss all das nicht!
Idealiter sollte der Vereinszüchter vordringlich ein Zuchtziel verfolgen und seine Kittenproduktion dem unterordnen. Die verkäuflichen Kitten sollten sozusagen das Abfallprodukt (der "Überschuss"
) der vorgenommenen Verpaarung sein, und das eigentliche Ziel der Verpaarung die Verbesserung oder der Erhalt der Rasse. Sprich: der Züchter verpaart Kater A mit Katze B, weil er sich auf diese Weise Nachwuchs mit besonders grünen Augen erhofft. Kitten aus dem Wurf, die keine grünen, sondern gelbe Augen haben, werden an Liebhaber verkauft, weil sie das Zuchtziel "grüne Augen" nicht voranbringen.
Leider gibt es aber auch in der Vereinszucht Züchter, die ich persönlich eher als Vermehrer (nur halt mit Stammbaum ^^) bezeichnen würde: solche Züchter verpaaren ihre Katzen weniger im Sinne eines langfristigen Zuchtziels, sondern weil Kater C und Katze D halt da sind und weil für Jungtiere dieser Rasse gute Preise gezahlt werden.
Solange solche Vereins"vermehrer" sich an die Regeln ihres Vereins halten, sind zumindest die Mindestanforderungen an Verpaarung und Haltung der Elterntiere usw. eingehalten, aber gut finde ich so eine Vorgehensweise nicht.
Immerhin aber besser, als beim echten (vereinslosen) Vermehrer zu kaufen!
Auch wichtig:
Vereinszüchter haben immer wieder einmal auch sog. Kastraten abzugeben. Das sind "ausgemusterte" Zuchtkatzen und -kater, die bereits kastriert worden sind. Diese Tiere haben natürlich einen Stammbaum, entsprechen dem Rassestandard in besonderem Maße (oft haben sie auch bei Rassekatzenausstellungen Preise gewonnen bzw. gute Benotungen erhalten) und sind noch sehr junge Erwachsene - kaum zwei oder drei Jahre alt.
Dafür, dass so eine Katze zwei oder maximal drei Würfe hatte bzw. der Kater ein Jahr lang als Decker im Einsatz war, sind sie preislich sehr bezahlbar (häufig zwischen 300 und 400 Euro) und haben all die Vorteile, die auch die Rassekitten haben (gute Versorgung, viele medizinische Tests, gute Haltungsbedingungen usw.). Und sie kommen ja bereits kastriert ins Haus, mit gutem Benehmen und ausgereiftem Charakter.
Ansonsten kann man sich auch im Tierschutz nach einem Rassetier umsehen; dabei wird man aber auch auf viele Lookalikes treffen, also Katzen, die Rassemerkmale zeigen, aber keinen Stammbaum usw. haben. Darunter finden sich leider auch immer wieder Vermehrerprodukte.
Aber auch diese Katzen bekommt man fertig kastriert für relativ kleines Geld und tut damit (anders als beim Vermehrerkauf!) noch etwas Gutes.
Es lohnt sich, Verkaufsanzeigen für "Rasse"katzen genau zu lesen - so wie Reisekataloge oder Immobilienanzeigen.
Nicht wenige Vermehrer machen ihre Homepage wie eine professionelle Vereinszüchterseite auf und verwenden Vokabular wie ein Vereinszüchter. Es gibt auch "Verzeichnisse", die wie ein Vereinszuchtbuch wirken sollen und mit denen solche Vermehrer werben. Begriffe, die rechtlich nicht geschützt sind wie z. B. "Deutsches Schönheitskatzenzuchtbuch" (eigene Erfindung, als Beispiel!) oder "Bayerischer Edelkatzennachweis".
Ich persönlich bin dem Züchter, von dem meine Katzen stammen, jeweils arg auf den Pelz gerückt und habe viele neugierige Fragen gestellt. Wie z. B., in welchem Verein der Züchter züchtet.
Ein seriöser Züchter freut sich über solche Fragen und nennt bereitwillig seinen Verein (falls er ihn nicht bereits auf der Homepage verlinkt hat); die Vereine kann man googlen und bei vielen von ihnen auch die Zuchtrichtlinien nachlesen (wie die Zuchttiere gehalten und eingesetzt werden sollen).
Das sind alles Recherchen, die vielleicht aufwändig klingen für so ein kleines Tierchen wie eine Katze, aber ich persönlich finde es selbstverständlich, mich für die Herkunft meines neuen Familienmitglieds zu interessieren und dem Züchter entsprechend auf den Zahn zu fühlen.
Und keinesfalls bei einem Vermehrer zu kaufen oder bei einem Züchter, der seine Tiere nicht gut hält!
edit:
Ja, in Deutschland gibt es etliche Katzenzuchtvereine. Auch da gibt es qualitative Unterschiede! Deswegen finde ich persönlich es ja auch wichtig, sich über den Verein zu informieren.
Die Zuchtrichtlinien gegen Aufschluss darüber, was der Verein dem Vereinszüchter als Mindeststandard abverlangt. Es müssen mindestens die Bedingungen sein, die im Tierschutzgesetz aufgelistet sind. Und sie sollten deutlich darüber hinaus gehen. So wäre für mich ein Verein absolut unten durch, der Qualzucht zulässt (z. B. die Rasse Scottish Fold anerkennt) oder der - entgegen den Richtlinien der großen Dachverbände - die Einkreuzung anderer Rassen zulässt.
Beispiel:
Man darf die Rassen Siam (SIA) und Orientalisch Kurzhaar (OSH) miteinander verpaaren, so die Vorschriften des europäischen Dachverbands FiFé. Ein Verein, der in seine Zuchtrichtlinien schreibt, dass man zusätzlich auch die Rasse Maine Coon (MCO) mit SIA verpaaren darf, (was bei der FiFé absolut verboten wäre!), würde für mich sofort unten durch sein; das wäre für mich kein seriöser Zuchtverein.
Nehmen wir den fiktiven Verein DDK "Dorfdeppenkatzen": dort sehen die Zuchtrichtlinien vor, dass der Zuchtkater auch im Keller gehalten werden darf, wenn er eine warme Decke, einen Kratzbaum, Futternäpfe und ein Klo hat und der Kellerraum keine offen liegenden elektrischen Leitungen aufweist. Außerdem ist es in Ordnung, wenn die Zuchtkatze zwei Würfe pro Jahr hat. Stammbaumlose Zuchtkatzen können in das Zuchtbuch des DDK aufgenommen werden, wenn sie langhaarig bzw. halblanghaarig sind. Maine Coon Katzen dürfen Points haben.
(Das sind alles Sachen, die laut FiFé bzw. Tierschutzgesetz usw. verboten sind!
)
Wenn man sich die Zuchtrichtlinien von bekanntermaßen seriösen Zuchtvereinen anguckt, weiß man, worauf man bei anderen Zuchtvereinen achten muss.
Mir bekannte Beispiele für seriöse Zuchtvereine:
Erster Deutscher Edelkatzenzuchtverein (1. DEKZV)
Berliner Prokat
Es gibt natürlich noch viel mehr seriöse Vereine!!!