Bevor mich jetzt jemand steinigt: Ich bin weder Züchter, noch ausgewiesener, diplomierter Experte mit Examensprüfung in Katzenkunde - aber ein paar Jahre mit den charakterlich unterschiedlichsten Stubentigern hab ich nun auch schon auf den Buckel und wage es daher, meine geneigte Meinung (und Rat) kund zu tun - mag sie dem einen oder anderen vielleicht im ersten Moment auch spanisch oder gar kontrovers vorkommen:
Zum einen hätte ich ganz ehrlich gewußt, ob du dir ein paar grundlegende Fragen im Vorfeld gestellt hattest und wenn ja, wie du diese Fragen für dich selbst beantwortet hast.
Wie lange wird die Katze am Tag allein sein?
Es heißt immer gern, Katzen wären für voll berufstätige Menschen das ideale Haustier, weil sie von sich aus auf den Menschen nicht angewiesen wären. Grundsätzlich mag das stimmen - allerdings darf ich mich dann nicht wundern, wenn meine Katze das halbe Haus zerlegt! Katzen sind (meist) von grund auf neugierig und wenn niemand da ist, der sie daran hindern könnte, leben sie ihren natürlichen Drang ungeniert aus. Da fallen dann schon mal Blumenkübel um, wird das Telefon vom Bänkchen gerissen, eine "Zewa-Rolle" komplett zu Konfetti verarbeitet, etc., etc...
Ich denke, bei dir ist das Hauptproblem schon hier zu finden: Ihr seid beide täglich über mehrere Stunden nicht da. Es ist also niemand da, der dem Treiben einhalt gebieten kann (in dem Moment, wo es passiert!) und wenn ihr dann nach Hause kommt und die Bescherung seht, gibt es für die Katze erst mal Ärger. DAS hat sie sich bereits gemerkt: Kommt der Mensch, gibt's Haue!
Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen: Ich persönlich halte es nicht für die einfachste Art, einfach eine zweite Katze dazu zu holen und alles ist in Butter. Denn auch der zweiten Katze muß erst gezeigt werden, daß Blumentöpfe umwerfen nicht ok ist. Und im Doppelpack macht sowas doppelt so viel spaß!!
Deshalb solltest du dir im Vorfeld überlegen, ob du einer zweiten, zusätzlichen Katze noch gerecht werden kannst.
Eine Alternative wäre zum Beispiel, die Katze raus zu lassen (dazu mußt du allerdings auch erst überlegen, wie hoch bei euch die "Überlebenschancen" sind - an einer hoch frequentierten Hauptstraße wie dem Münchner Ring zB. hat das wenig sinn....). Allerdings muß sie aber auch erst an draußen gewöhnt werden, wenn sie es nicht schon vorher kannte.
Beide Lösungen brauchen eines: Zeit! Hausfrauen/-männer und sonstige "Zuhause-Bleiber" haben da einen klaren Vorteil, bei Vollzeitbeschäftigten außerhalb der eigenen vier Wände wird's etwas schwierig. Wenn du allerdings die Muse hast, deinen kostbaren Jahresurlaub (und den deines Freundes gleich dazu) für die Erziehung deiner Katze zu opfern, sollte das Unternehmen "Erziehung" durchaus von Erfolg gekrönt sein. Die wenigsten haben allerdings Lust dazu, mehrere Wochen nur der Katze wegen zuhause zu bleiben (was allerdings insofern schade ist, denn warum hat man sich das Tier dann eigentlich angeschafft??!!). Deshalb hier der nächste Tipp:
Diese Variante ist etwas aufwendig, aber effektiv: Mach deine Wohnung "Katzensicher". Das heißt: Alles, was die Katze umwerfen, kaputt machen, fressen kann (womöglich noch giftig) kommt weg. Dann ist die Bude zwar kahl, aber deine Wohnung sieht auch nicht mehr nach einer Begegnung mit einem Hurrican aus! Diese Variante hat bei manchen Besitzern auch den angenehmen Nebeneffekt, daß grundsätzlich mehr Ordnung gehalten wird - damit's die Katze nicht erwischt *grins*. Denn auch erzogene Katzen spazieren über den Tisch und legen sich zu oberst auf den Vitrinenschrank, wenn der Besitzer nicht da ist!! In diesem Fall ist die Anschaffung einer zweitkatze allerdings absolut nötig, denn wenn du ihr damit alles Interessante wegnimmst, braucht sie auf jeden Fall einen adäquaten Ersatz! Alternativ hierzu könntest du stattdessen auch nur ein Zimmer speziell für die Katze entsprechend einrichten und sie dort während der einsamen Stunden einsperren - dann allerdings stellt sich mir die Frage, ob du mit einem Plüschtier nicht besser dran wärst (und die Katze auch!)....
Noch ein Wort zum Thema Strafen:
Ich persönlich halte nicht viel davon (zu Beginn!!), mit erhobenen Zeigefinger vor der Katze zu stehen und "NEIN" zu sagen - die katze ist ja meist Jung und versteht grad mal ihre eigene Sprache (wie übrigens alle jungen Tiere - egal ob Katze, Hunde, Kuh oder Ziege). Sie muß also zu den ganzen Umstellungen in ihrem Leben auch noch einen Schnellkurs in "Menschlichen Ausdrucksformen und was sie für mich als Katze bedeuten" machen - DAS bringt ihr die Mama nämlich nicht bei! Gleiches gilt natürlich auch für Schläge, Schütteln und dergleichen. Das mag sich jetzt vielleicht bescheuert anhören, aber ich halte es im "Verbots-Moment" wie eine Katze - genauere Ausführungen hierzu möchte ich jetzt nicht preisgeben - aber schau dir mal im Internet an, wie eine Katze der andern klar macht, daß das Verhalten grad nicht in Ordnung war: Und dann hock' dich auf's Sofa und sei eine Katze! Die kleinen verstehen das meist blendend!! Im Laufe der Zeit kann man dann die entsprechenden Geräusche durch ein menschlicheres, langgezogenes "NEIN" ersetzen - und irgendwann kann man dann die Haltung auch weglassen und stattdessen den zeigefinger nehmen... Die Art und weise, in wie weit Du dabei zur katze wirst, bleibt dir (und eurer
) Phantasie überlassen *g*.
Aber Spaß beiseite: Egal, wie du letzten Endes die Katze darauf aufmerksam machst, daß sie etwas "unerwünschtes" tut (falsch gibt es im Tierreich nicht) - die Reaktion deinerseits mus SOFORT(!!!) kommen - daher auch der oben genannte "Erziehungsurlaub". Sie zu rügen, weil sie eine Pflanze gefressen hat, obwohl das schon stunden her ist, wird nicht mit der Tat ansich verknüpft. Das gleiche gilt für's Pinkeln!
Nächste Frage: Habe ich mich über die Verhaltensweisen (und deren Folgen für mich als Mensch) ausreichend informiert?
Wer katzen im haus hat (vor allem Junge), hat etweder keine teuren Designerstücke als Möbel oder selbige in gut verschlossenen Räumen aufbewahrt. Das Kratzen ist ein absolut natürliches Bedürfnis und kann nur sehr bedingt unterbunden werden (sollte es meiner Meinung nach aber nicht - dir schreibt schließlich auch keiner vor, was du wann zu essen hast - es sei denn du gängelst dich selbst in Zuge eines Diätprogramms *g*). Bevor du dich also die nächsten Jahre damit rumärgerst, weil die Tapete in Fetzen hängt, das Sofa seltsame Löcher aufweist und der Teppichboden wie ein gerupftes Huhn aussieht, plündere dein Sparschwein und ergreife, wo es dir möglich ist, Gegenmaßnahmen, welche für beide - dich und die Katze - tragbar sind. Für Wände gibt es die berühmten und recht effektiven Sisal-Platten, bei Sofa und Teppich wird es schon schwieriger... Das sofa kann man noch mit einer Decke schützen, aber der Teppich wird auf dauer dran glauben müssen. Es sei denn du sattelst um auf Fliesen, Laminat oder PVC (tja-ha.... was tut man nicht alles für seine Viecher!!).
Auch das Rumfetzen und damit natürlich auf alles raufspringen/anspringen/im Sprung wenden/etc. gehört zur natürlichen Entwicklung dazu ("Kamikaze-Katze") - manche Katzen trampeln lauter durch die Wohnung als zwei Vorschulkinder!! Und das natürlich bevorzugt nachts! Deiner Katze DAS zu verbieten wäre genauso, als wenn man dich an einen Stuhl fesselt und nicht mehr aufstehen lässt! Hiergegen hilft vor allem eines: Die Zeit (aber selbst bei wesentlich älteren Katzen, die noch genügend Spieltrieb haben, kommt dieses Verhalten häufiger durch). Freigänger zeigen in der Wohnung oftmals mehr ruhe, weil sie stattdessen draußen rumtoben - aber eben auch nicht alle.
So. Die letzte Möglichkeit wäre noch, die katze womöglich wieder abzugeben, wenn du feststellst, daß du dir das Leben mit so einem Tier gaaanz anders vorgestellt hast und eigentlich nicht bereit bist, dich womöglich rigoros umstellen zu müssen, um ein Zusammenleben für beide glücklich gestalten zu können.
So. Fertig.
LG
Galoppi
PS: Wer in diesem Roman noch auf Rechtschreibfehler schaut, hat wirklich aufmerksam gelesen