Angstkatze

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Petra2903

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11. Oktober 2017
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Hallo das forum, nachdem unsere Miss Miau in der Nacht von Ostermontag dann ihren letzten Kampf verloren hatte, haben wir vor zwei Monaten eine Bauernhofkatze aufgenommen, die gerade frisch kastriert worden war und deshalb erstmal in einer Wohnung unterkommen sollte. Wir hatten gehofft, dass sie ihre anfängliche Angst vor allen Menschen mit der Zeit ablegen würde, aber es ist keine Besserung in Sicht.

Bei Hunden kenne ich viele Ansätze, aber hier.. sie lässt sich nicht anfassen, hockt nur in der Ecke und schaut panisch, wenn ein Mensch vorbeikommt. Ist die tür zu, frisst sie und spielt und nutzt das Klo. Der Verein, dem sie offiziell noch gehört, sagt bloß nicht aus dem Zimmer lassen, sonst bekommen wir sie nie wieder eingefangen. Wir haben zwei Hunde, die zwar katzentauglich sind, aber natürlich noch keine Chance hatten, die Maus kennenzulernen.

Wir haben dann vor zwei Wochen Feliway gekauft als Verdunster, der bald leer ist - es ist kein Unterschied festzustellen.

Was für Ansätze habt ihr bei so extremen Fällen? Hömöopathie, 5-htp oder ähnliches?

Ich fürchte, wenn der Winter vorbei ist und sie raus darf, dann werden wir sie nie wieder sehen. Bzw. dann muß sie zurück auf den Bauernhof, wo sie sich zumindest auskennt.

Das ist doch auf Dauer nichts, so eingesperrt...

Dankeschön, Petra
 
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Hallo Petra.

Mit so ängstlichen Katzen kann man arbeiten.
Hast Du es schon mit Vorlesen versucht? So kann sie sich schon mal an Deine Stimme gewöhnen und herausfinden, dass nix böses passiert.

Wie reagiert sie denn, wenn ihr Euch ihr nähert? Es gibt verschiedene Sachen, die man machen kann, je nachdem wie Katz drauf ist.

Vielleicht wenn sie sich beim vorlesen entspannt damit anfangen, wenig bedrohliche Tätigkeiten in ihrem Zimmer zu machen. Häkeln zum Beispiel. Als Steigerung könnte man einiges später eine Gittertür einbauen, so dass sie beobachten kann, dass da Menschen rum laufen, die ihr nix tun.

Ich würde mir ein Federwedel besorgen. Das Federwedel zur Ansicht in ihrem Raum herumliegen lassen. Nach einiger Zeit das Federwedel für sie sichtbar ein bisschen bewegen. Danach wieder hin legen.
Mit der Zeit darfst Du ihr mit dem Federwedel näher kommen, das weit entfernte Ziel ist, sie mit dem Federwedel streicheln zu dürfen. Wenn sie zwischendurch Lust hat, das Federwedel zu verprügeln, ist das in Ordnung.
Wenn Du mit dem Federwedel "alles" darfst, kannst Du das selbe mit der Hand versuchen.

Die Schwierigkeit bei diesen Übungen ist zu sehen, wie weit man gehen kann/darf. Wenn Du z.B. siehst, dass ihr das Federwedel in z.B. 1,5m Abstand bewegen egal ist, kannst Du 10cm näher kommen beim nächsten Mal. Wenn Du Dir unsicher bist, ob sie für den nächsten Schritt schon bereit ist, lieber mehr Zeit lassen. Immer gerne viel mit ihr Blinzeln, das heißt für sie "ich tu Dir nix".

Ich würde Federwedel- und später Handlektionen sehr kurz halten, nur wenige Minuten, vielleicht 2 oder 3 Mal am Tag. dazwischen tut Deine Katze auch was, sie verarbeitet, dass Du ihr wider Erwarten doch nix getan hast.

ABER: Es gibt nicht DIE einzig wahre Methode. Das hier ist nur meine Idee, wie ich anfangen würde. Sei ruhig kreativ und handle so, wie ihr beide am besten vorwärts kommt.;)

Und zu guter Letzt kann ich Dir empfehlen, bei Taskali rein zu lesen, die zähmt viele Katzen die so scheu sind wie Deine.
 
Natürlich ist das nichts wenn man solche eine Katze auf Ewigkeiten einsperrt, aber das hattest du auch nicht vor.

Nach ein paar Wochen wenn die Katze weiß wo sie Zuhause ist, kann man sie auch nach draußen lassen, dazu muss sie auch nicht ganz zahm sein.
Auch würde ich ihr nicht nur drin, sondern auch draußen einen Schlafplatz anbieten.

Manche Katzen brauchen Jahre bis man sie festhalten oder hochheben darf.
Ein bischen Kraulen geht meist nach kurzer Zeit...aber kommt am Ende auf dich und deine Katze an.
Ich könnte mir auch gut vorstellen dass es schneller Fortschritte gibt, wenn sie auch nach draußen darf und sie eine gewissen Ausgleich hat.
Wann die Zeit gekommen ist muss du einschätzen...hättest du eine zweite Katze bei dir Zuhause könnte sie sich an dieser orientieren und wäre schneller zahm.

Du schreibst sie hockt panisch in einer Ecke sobald jemand ins Zimmer kommt...bietest du ihr keine Versteckmöglichkeiten an? Wo sind die Hunde in der Zwischenzeit? Kann mir nicht vorstellen dass sie von diesen jemals etwas wissen will. Kann es sein dass du dir das ein wenig zu einfach vorgestellt hast?
Nach zwei Monaten müsste sie eigentlich die ganze Wohnung erkunden und so hockt sie immer noch einem Zimmer?
Wieviel Leute rennen bei dir im Haus rum, solche Katzen haben meist eine Bezugsperson?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben dann vor zwei Wochen Feliway gekauft als Verdunster, der bald leer ist - es ist kein Unterschied festzustellen.

Was für Ansätze habt ihr bei so extremen Fällen? Hömöopathie, 5-htp oder ähnliches?
Hi Petra, ergänzend zu den Tipps oben wäre es einen Versuch wert, mit Sedarom zu arbeiten. :)
 
Solche Katzen brauchen Zeit - viel Zeit.

Ich habe mehrere Katzen hier, die auch von draußen kamen und mehr oder weniger wild waren.
Aber in einem kann ich dich beruhigen - keine einzige davon ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden, als sie dann raus durften.
Und nein, die konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle anfassen.

Die Tips oben sind ja schon sehr gut. Geh das alles einfach etwas entspannter an. Denk einfach daran, für diese Katze steht plötzlich die ganze Welt Kopf. Nichts ist wie es immer war.
Das dauert, sich da wieder zurecht zu finden.

Allgemein wird immer davon abgeraten, Futter zu benutzen, um die Katzen anfassen zu können. Ich sehe das etwas anders.
Wobei ich niemals das richtige Futter dazu nehme. Dort muß die Katze ungestört fressen können.
Aber Leckerlis nehme ich durchaus zum anfassen trainieren. Die sind für die Katze nicht lebensnotwenidig, und sie kann sich selber aussuchen, ob sie die trotzdem haben möchte oder nicht.

Allerdings geht das auch erst, wenn die Katze überhaupt schon Kontakt mit dem Menschen aufgenommen hat.
Aber dann gucke ich, das ich sie dazu bringe, die Leckerlis so nah wie möglich bei meiner Hand zu fressen. Ich lege die flache Hand hin und biete dort auch welche an. Einige wenige neben der Hand, weitere auf der Hand.
In dem Stadium mache ich noch nichts, als zu versuchen, ob die Katze das Futter von der Hand frißt.
Erst wenn sie das macht und schon darauf wartet, fange ich langsam an, den Daumen etwas nach oben zu nehmen, so das sie den Daumen ab und zu mit dem Kopf etwas berührt. Und mit der Zeit fange ich dann gaaaanz langsam und vorsichtig an, oben die Stirn etwas mit dem Daumen zu streicheln.
Die merken dann oft sehr schnell, das ihnen das eigentlich durchaus gefällt.

Meine Azana hat mich anfangs dann oft total entrüstet angesehen. Hast du mich etwa ANGEFASST? Dann hat sie immer mit der Pfote gewunken, so als kleine Warnung.:D
Ich habe ihr dann immer erzählt, das Menschen einfach total ungeschickt und tollpatschig sind.:D
Sie hat es mir geglaubt. Und mittlerweile ist sie eine Schmusekatze geworden, die nachts mit auf meinem Kopfkissen schläft und der Schmusen wichtiger ist als das Futter.

Und meine andere scheue Katze, Dinah, hält mir schon immer den Kopf zum Streicheln entgegen. Mittlerweile auch oft einfach so, sie stellt sich vor mich hin und fragt nach ein bisschen Streicheln.
Dinah ist noch nicht so weit wie Azana, aber man merkt bei solchen Katzen immer und immer wieder, das sie sich weiter entwickeln. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, dann plötzlich gibt es einen riesigen Sprung in Richtung Menschenkatze.

Allerdings, ein Unterschied zu Katzen, die von Anfang an mit dem Menschen aufgewachsen sind, bleibt immer.
Und diese Katzen schließen sich nur ihrem oder ihren Menschen an. Das sind niemals Katzen, die dann auf jeden Menschen zulaufen, für Besuch z.B. bleiben die oft ihr Leben lang unsichtbar.
Und die werden niemals draußen auf fremde Menschen zulaufen.

Auch wenn sie in der Wohnung weitgehend zahm sind, bleiben sie draußen oft noch jahrelang nur Schatten. Anfassen geht bei meinen beiden nach wie vor nur in der Wohnung.

Und wichtig, wenn du sie zum ersten Mal raus läßt, muß unbedingt ein schneller Rückzug in die Wohnung möglich sein. Und es kann gut sein, das sie nur rein geht, wenn weit und breit kein Mensch zu sehen ist.
 
Wie alt ist die Katze denn?
Evtl. wäre eine zweite ähnlich alte Katze die aber nicht scheu gegenüber Menschen ist als Partnerin und Komplizin eine Idee. Die nicht scheue Katze zeigt der scheuen Katze was geht und daß man Menschen vertrauen kann.
 
Noch etwas möchte ich zufügen. Bevor meine Katze auf mich zukam, hat sie mich beobachten und das nicht nur paar Tag sondern Monate. Wenn deine Katze die meiste Zeit allein in einem Zimmer eingesperrt ist, hat sie die Möglichkeit nicht, ausser du hockst dich zu ihr ins Zimmer und denkst dir eine Beschäftigung aus, aber nicht nur für paar Minuten am Tag. Dass noch Hunde im Haus sind, dürfte das alles sicher nicht einfacher machen. Erkläre mal einer Katze dass sie keine Angst vor Hunden haben muss.
Sie mit Leckerchen zu locken ist natürlich immer gut. Ich hab diese über den Boden rollen lassen, so konnte ich den Abstand den sie eingehalten hat ab und zu verringern. Sie anzufassen hab ich nie probiert und das hätte auch am Anfang nichts gebracht. Irgendwann kam sie von sich aus und da wusste ich jetzt darf ich sie anfassen, aber halt auch nur kurz beim Vorbeilaufen. Fortschritte gab es immer und die gibt es auch jetzt noch nach 4 Jahren.
 
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Vor allem: man holt sich nicht eine Katze. Immer zwei Katzen aufnehmen. Gleiches Akter, gleiches Geschlecht. Eure Katze tut mir echt leid, weil sie so einsam sitzen muss.
Zwei Katzen sind einfach ein MUSS, daran geht kein Weg vorbei und beide Katzen geben sich auch Sicherheit.
 
Ja, eine 2. Katze könnte wirklich sehr hilfreich sein. Und Bauernhofkatzen sind es i.d.R. auch nicht gewohnt, alleine zu sein.

Das mit dem Beobachten kenne ich auch. Ein Streunerkater, den ich angefüttert habe, hat mich draußen auch monatelang beobachtet. Der hat richtig gestalkt. Egal, was ich gemacht habe, der saß irgendwo und hat beobachtet. Der war mit im Stall, auf der Koppel, im Garten, in der Scheune.
Und dann saß er auf dem Fensterbrett und hat in die Wohnung geguckt. Wenn ich mit meinen Katzen gespielt habe, hat er zugesehen. Wenn ich Guties verteilt habe, hat er zugesehen. (Ich konnte ihm damals nichts gegen, zuwerfen ging nicht, dann war er weg. Und beim rollen waren meine Katzen einfach schneller.)
Draußen hat er sich dann schon vorsichtig anfassen lassen.
Und dann nach einigen Monaten hat er beschlossen, das er hier einzieht. Und ist einfach mit meinen Katzen zusammen ins Haus gelaufen gekommen.

Auch über eine Gittertür kannst du mal nachdenken. Dann sieht die Katze mehr von dir und vom Leben in der Wohnung. Und auch die Hunde sind dann nicht mehr so fremd.
Aber du mußt wirklich sicher sein, das die Hunde nicht gegen die Gittertür springen!
 
  • #10
Also ich hatte bei Luna, einer Katze, welche sich nicht hat anfassen lassen und vor Angst und Stress wildgepinkelt hat, sehr gute Erfahrungen mit Zylkene gemacht. Das ist auch kostenmässig machbar. Es ist ein Medikament, was du vom TA erhältst und dann für einige Wochen (ich würde wirklich gute 2 Monate oder länger) einmal pro Tag unters Nassfutter gemischt geben kannst. Ich habe es Luna fast 5 Monate gegeben, da sie Panikattacken hatte und nicht gut mit Stress umgehen konnte. Inzwischen ist sie das anhänglichste Tier auf Erden :) Also ein Versuch wäre es sicherlich wert.
 
  • #11
Na dann hoffe ich mal die TE hat an ihrer Katze mehr Interesse, als an hier :rolleyes:
 
  • #12
Danke für die vielen Tipps bis hier. Der Federbüschel stört sie nicht und in den letzten paar Tagen war sie tatsächlich öfter mal auf dem Fenstersims zu sehen. Ich habe auch mit dem TS Verein gesprochen, für den ich ja als PS agiere und die meinten auch, auf den Bauernhof kann sie nicht zurück - wir sollten also unser Glück mit ihr versuchen sobald es draußen etwas warm wird. Ich kann ihr ja im Garten eine Höhle machen und Futter, dann kann, aber muß sie nicht rein.

Wir bekommen jetzt eine alte Katze noch dazu, die mit 17 ins Tierheim kam und dort todunglücklich ist als Freigängerin. Mal sehen, ob die beiden gesellig sind. Meine alte Katze hat ja keine anderen Katzen neben sich ertragen.

Ich halt euch auf dem Laufenden,

Petra
 
  • #13
Hallo!
Ich habe auch eine scheue Katze, die sich jetzt erst nach 1,5 Monaten ein wenig von mir streicheln lässt.
Was habe ich gemacht:
Viele Versteckmöglichkeiten anbieten (z.b. Kartons oder offene Schränke) und vor allem jeden Tag spielen, spielen , spielen.
Am Anfang besteht das Spielen nur aus aufmerksamen schauen, dann wird mal das pfötchen nach der Angel gestreckt und irgendwann kommt sie aus dem Versteck und spielt.
So funktioniert es bei uns.

Viel Erfolg! Und schön, dass ihr tierschutzkatzen ein Zuhause gebt!
 

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