Geschwister fauchen sich nach "Gartenvorfall" an

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Yemaya

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2. Januar 2017
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Hallo,

wir haben zwei Hauskatzen, ca. 2 Jahre alt und Geschwister. Die beiden verstehen sich eigentlich prächtig und schmusen sehr häufig untereinander. Gestern haben wir sie zum dritten oder vierten Mal mit einem Geschirr und verlängerter Leine unter Beobachtung auf die Terrasse gelassen. Plötzlich erschrak sich eine wurde panisch, steckte die andere an und beide verhedderten sich. Wir befreiten beide und ließen sie rein.

Vor Schreck gab's dann im Wohnzimmer einen Pinkel- und auch Häufchen-Unfall. Die beiden knurrten und fauchten sich erstmal an. Gut, dachten wir uns, der Schreck sitzt tief. Lassen wir die beiden sich erstmal beruhigen. Allerdings stellen wir seit heute Morgen ein sehr seltsames Verhalten fest. Beide sind soweit eigentlich wieder ruhig, verhalten sich uns gegenüber total normal, fressen nebeneinander und auch Leckerchen aus einer Hand. Zwischendurch allerdings fauchen und knurren sie sich total unvermittelt und situationsunabhängig an, was vorher noch nie passiert ist. Prügeln tun sich sie überhaupt nicht, kuscheln wie früher allerdings auch nicht. Sie beschnuppern sich auch ab und an im Vorbeigehen und machen dauerhaft keinen aggressiven Eindruck.

Es scheint fast schizophren im einen Moment noch zusammen nebeneinander auf der Fensterbank und beide ruhig im nächsten wird gefaucht und geknurrt und dann ist wieder gut. Ein Wechselspiel der Gefühle.

So langsam können wir uns das Verhalten nicht mehr erklären und wissen auch nicht was wir tun können um beide wieder dauerhaft zu versöhnen.
Jemand einen Tipp? Bzw. kann jemand das wechselhafte Verhalten erklären?

Liebe Grüße

Yemaya
 
A

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Also Katzen an der Lein e sind wirklich eine heikle Angelegenheit eben genau wegen solchen Situationen. Sie kriegen halt viel schneller Panik als ein Hund. Also am besten entweder frei rauslassen oder als wohnungskatze halten.

Warum sie sich nun anfauchen kann ich dir aber leider auch nicht sagen, ich bin was Verhalten angeht nicht so bewandert.
 
Das ist leider ein klassischer Fall von umgeleiteter Agression. Das gute: es wird wieder :)

Umgeleitete Agression findet bei Katzen dann statt, wenn eine enorme Stress- oder Angstsituation (kommt auch zb. bei nicht-erreichbarem Revierfeind, umfallenden Schränken o.ä. vor) stattfindet die nicht abgearbeitet werden kann. Daraus folgt dann die Reaktion, dass Katz' in absoluter Todesangst (Kot und Urin verlieren heißt, das Tier ging davon aus das es stirbt) in eurem Fall sich an das nächstbeste Ziel wendet einfach damit die Angst endlich aufhört.
Das Ziel kann ein Kumpel sein, kann auch Mensch sein. In eurem Fall der Kumpel durch die Verhedderung - da der Fluchttrieb nicht befolgt werden konnte ging es dann nach vorne.

So. Warum kommt das nun 'nur' immer mal wieder zum Vorschein?
Weil ihr Glück im Unglück hattet :) Die beiden sind nun unsicher im Umgang miteinander (kein kuscheln zb.) weil ab und an die 'Schublade' mit dem Erlebnis aufgeht und dann denken sie, gleich passiert wieder was furchtbares.
Ich vergleiche das immer gerne mit PTSD. Das kann ein Geruch, eine Bewegung, ein übers-Mäulchen-Lecken oder auch Unsicherheitsgeste sein die alles wieder hochkommen lässt und dann ist die Angst wieder da.
Dies müssen sie erst einmal überwinden, sprich es muss wieder eine feste neutrale Basis gefunden werden auf die dann positiv aufgebaut wird.

Aber: Jede weitere 'Auseinandersetzung', auch wenn ihr erneut das Glück habt das die Tiere nicht aufeinander losgehen, ist negativ belegt und -kann- eskalieren.

Somit folgende Maßnahmen:
- Tiere trennen und Gittertür (
23220777st.jpg
) nutzen eine neutrale Basis zu schaffen. Wichtig ist, dass dies keine normale Zusammenführung ist, denn sie mögen sich ja schon noch. Somit sollte nicht nur auf positive Signale gewartet werden, sondern wirklich stur ~2 Wochen damit trennen.
- Währenddessen exklusiv passiv positives schaffen. Kein Locken, kein dabei stehen als Mensch (das lockt auch die Gegenseite) o.ä. Nur Futter jeweils in Sichtweite der Gittertür so das sie weiterhin gemeinsam fressen und, erneut, die Basis ihrer Beziehung reparieren.
- ? ;) ((Sollte nach 2 Wochen zusammen lassen weiterhin geknurrt werden, weiter trennen - ein faucher selten ist ok, aber wenn ihr merkt das es öfter vorkommt auch da lieber trennen))
- Fertig. Die Katzen sind über ihr Trauma (denn nichts anderes ist es, macht euch das bitte bewusst) hinweggekommen und können ohne Faucher oder Knurren interagieren. Kuscheln wird auch mit etwas mehr Zeit wieder kommen.

Zum Leinengang: Bin ich generell bei Fluchttieren kein Fan von, einen der Gründe habt ihr selber bemerkt... Wenn der Kumpel nicht da gewesen wäre hätte Katz' sich auch mit euch verheddern können und dann wäre hier statt diesem Thread wohl eher was in Richtung 'Katze agressiv, abzugeben' - auch wenn die selbe Methode wie oben genannt auch da helfen würde.
Nehmt es euch zu Herzen.
 
Hallo,

ich möchte Dir einfach nur Mut machen! Ich hatte auch eine umgeleitete Aggression zwischen zwei Schwestern nach einem Zwischenfall mit einem laut kläffenden kleinen Hund, bei dem die Katzen ungeschickt hinter Blumenkübeln saßen und nicht richtig weg konnten.
Bei mir gingen die beiden danach so heftig aufeinander los, dass ich sie zeitweise mit normaler Zimmertür getrennt hatte und danach mit Gittertür wieder zusammengefüht hatte.
Zwischenzeitlich dachte ich, es wird nie wieder und bekam hier im Forum sogar den Rat, eine der beiden abzugeben (neben ganz vielem anderen Rat zur Wieder-Zusammenführung!).

Heute leben sie wieder friedlich beieinander und man merkt nichts mehr davon, wie heftig es einmal war!!!

Ich gehe übrigens mit einer meiner Katzen auch an der Leine hinter dem Haus spazieren, weil sie es so liebt und einfordert. Allerdings immer nur mit einer Katze an kurzer Leine und so, dass ich sie im Notfall ganz schnell greifen kann.
(Das mit dem Hund ist im gesicherten Bereich im Hof passiert. Der Hund hätte in den Hof gar nicht hinein dürfen und der Besitzer fand das auch noch lustig!)

Ich habe übrigens auch noch Zylkene gegeben (laut Anweisung meiner TÄ auch die doppelte Portion).

Es gibt hier im Forum auch verschiedene Threads zu umgeleiteter Aggression. Tanja hat es ja auch schon sehr gut beschrieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir hatten auch umgeleitete Aggression und so wie bei NicoCurlySue dadurch auch einen heftigen Kampf zwischen beiden Katern. Allerdings ohne, dass Urin und Kot abgesetzt wurde wie bei dir, Yemaya.

Wir haben auch wie NicoCurlySue erstmal komplett mit richtiger Zimmertür getrennt, danach mit Gittertür gearbeitet und die beiden nach einiger Zeit immer phasenweise für "schöne Dinge/Erlebnisse" zusammen gelassen. Diese Phasen haben wir dann immer weiter verlängert. Über mehrere Monate.

Hier war allerdings zusätzich noch das Problem, dass die beiden Kater sich vor dem Streit schon vom Verhalten her immer weiter auseinander entwickelt hatten und die Situation schon nicht ganz einfach war - 1x "normaler Kater", der gerne rauft und balgt und 1x "Mädchen-Kater", der zusätzlich noch unsicher und schreckhaft ist. Trotzdem haben wir es geschafft. Die beiden verstehen sich wieder.
 
Vielen Dank!

Danke für die Schellen Antworten, die Mutmacher und die super Erklärung! :)
Aktuell sieht es wieder relativ harmlos aus und es gab schon länger keinen Faucher mehr, vielleicht haben wir uns auch einfach zu früh Sorgen gemacht. Wir werden uns euren Rat zu Herzen nehmen und die Tiere trennen, wenn es nicht besser wird. Heute beobachten wir erstmal weiter und lassen die beiden ihrer Wege gehen.

Wir hatten die Hoffnung, dass das mit dem Geschirr im Garten funktioniert, da die ersten Versuche sehr gut geklappt hatten und wir den Tieren irgendwie Frischluft anbieten wollten, aber wir werden es wohl nicht wieder tun. Die Katzenbefreiung war für uns gestern auch nicht ganz unschmerzhaft ;) Es war daher auch uns eine Lehre!

Trotz allem wir lieben unsere beiden Mäuse, haben ganz doll Mitleid und tun das Beste, dass bald wieder alles vergessen ist.

LG, Yemaya
 

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