Kater mobbt - wie verhalte ich mich richtig?

[Loeckchen]

Hallo zusammen,

ich erstelle diesen Post, weil ich das Verhalten unseres Katers Linus nicht richtig einzuschätzen weiß. Linus und sein Kumpel Paul sind unsere ersten Katzen.

Kurz zur Vorgeschichte:

Wir haben zwei Kater, beide sind Freigänger und haben eine Katzenklappe, die Tag und Nacht offen ist.

Linus ist ca. 6 Jahre alt und vor 2 Jahren von uns aus dem Tierheim adoptiert. Er ist wohl mit seiner Schwester aufgewachsen, im Tierheim wurden die beiden jedoch getrennt, weil er sie wiederholt angegriffen und blutig gebissen hat. Danach war der unangefochtene Chef in seinem Katzenzimmer und wurde uns als aggressiver Einzelkater vermittelt.

Linus hatte sich gut eingewöhnt, machte allerdings vor allem im Herbst/Winter einen zunehmend gelangweilten und unterforderten Eindruck. (Er ist leider nicht länger als ein paar Minuten für Spiele zu begeistern. Auch Clickern konnte ihn nicht begeistern.) Grundsätzlich ist er ein ruhiger, gemütlicher Charakter. Im Sommer ist er öfter mal mit anderen Katzen um die Häuser gezogen (zumindest sah es so aus), so dass wir beschlossen hatten, einen Kumpel für ihn zu holen.

Vor etwas über einem Jahr haben wir dann Paul von einem Tierschutzverein adoptiert. Paul ist 4 Jahre alt, kam aus unschönen Verhältnissen und war sehr scheu. Er wurde als ruhiger Charakter beschrieben, es kam dann allerdings anders. Nachdem er Wochen später seine Angst vor uns abgelegt hatte, kam ein sehr agiler und verspielter Kater zum Vorschein.

Die beiden sind also leider komplette Gegensätze. Bis vor einigen Wochen ging aber noch alles einigermaßen gut, Linus hat Paul zwar gerne mal gejagt, es wurde aber auch nebeneinander gelegen und sogar mal geputzt. Es gab Nasenküsschen, man konnte aneinander vorbei gehen.

Seit einigen Wochen ist Linus nun überhaupt nicht mehr gut auf Paul zu sprechen. Wenn er nicht gerade schläft, lauert er Paul auf, starrt ihn an und verfolgt ihn nur noch. Paul rennt dann los, Linus hinterher und zieht ihm die Pfote über den Rücken. Es endet meist darin, dass Paul in eine Ecke gedrängt wird, dann starren sich beide an und Linus knurrt. Oder Paul wird zur Katzenklappe raus gejagt. Wahlweise auch in seinem Versteck angesprungen und leicht gebissen, so dass er kreischt. Blut ist noch keins geflossen, beide hatten aber schon Kratzer auf der Nase. Paul flüchtet mittlerweile sofort, wenn er Linus auf sich zukommen sieht, und den spornt das nur noch mehr an.

Versucht habe ich schon:
- In die Hände klatschen oder sonstige Störgeräusche -> das erschreckt Paul, Linus interessiert es nicht
- Dazwischenstellen -> Linus geht drum herum
- Mit Leckerchentüte rascheln, sonstwie locken -> interessiert Linus nicht
- Bachblüten/Zylkene -> bekomme ich in Linus nicht rein

Krankheiten/Würmer etc. würde ich eigentlich auch ausschließen. Paul hat HCM und wird daher oft durchgecheckt, Linus war auch erst vor Kurzem beim Check und beide sind entwurmt.

Wie kann ich Linus zeigen, dass sein Verhalten unerwünscht ist? Ist wegdrängen/wegbringen ok oder kontraproduktiv?

Danke im Voraus für eure Hilfe.

 

[Loeckchen]

Vielen Dank, tiha!

Ich wusste nicht, ob ich es mir mit Linus verscherze und er dann noch mehr auf Paul losgeht, wenn ich ihn wegschiebe oder wegbringe. Aber dann werde ich das ab jetzt so machen.

Hat er "Aussichtspunkte", auf denen er die Situationen "überwacht" oder wartet, um Paul zu mobben/verfolgen? Wenn ja, dann verbau sie ihm oder dräng ihn von diesen Plätzen weg.

Nein, da ist er nicht wählerisch. Er kommt auch gerne mal von draußen rein und jagt Paul direkt, fängt ihn im Flur ab oder hört ihn oben und läuft extra hoch. Er schaltet eigentlich direkt in Jagdstimmung um, sobald er ihn sieht oder hört.

Können sie noch nebeneinander fressen? Wenn ja, dann ist das sehr gut, dann lob die beiden dabei.

Nebeneinander Fressen geht. Beim Warten auf Futter wird schon mal die Pfote gehoben, aber Paul ist auch sehr ungestüm, wenn es um Futter geht, und Linus mag das gar nicht. Ist aber da alles im Rahmen. Ich lobe jedes Mal, wenn Linus "brav" war.

Bachblüten müssen nicht unbedingt IN das Tier, man kann es auch auf das Fell geben. Schreib bitte Ina1964 an, sie kennt sich damit sehr gut aus und kann welche speziell für deine Beiden mischen. Zylkene wäre gut, aber für Paul, nicht für Linus.

Zylkene habe ich noch da, die bekommt Paul dann ab morgen wieder. Bachblüten von Ina hatte ich bei der Zusammenführung schon. Ich schreibe sie mal an.

 

[Starfairy]

Und bitte keinesfalls versuchen, die Situation mit Leckerlis oder Futter zu entschärfen.
Linus kann dann ganz leicht die Verknüpfung erstellen Paul jagen = Belohnung. Also, wann immer er in Zukunft was von dir möchte, wird er Paul jagen, damit er es bekommt.

 

[Loeckchen]

Das ist wirklich übel, der arme Paul tut mir so leid Er möchte eigentlich nur spielen und ist so eine Frohnatur, aber jetzt muss er dauernd Angst vor Linus haben. Dabei hatte ich schon über einen Spielkumpel für ihn nachgedacht, nachdem Linus auf seine früheren Spielaufforderungen nie eingegangen war. Aber noch einen von der Sorte kann ich Linus wohl nicht zumuten...

Ich sehe Linus genau an, wann er loslegen will. Zuerst versuche ich es dann auch schon immer mit ablenken, das klappt aber nur in wenigen Fällen. Meist geht dann schon das Gerenne los, da wird nicht lange gefackelt.

Mit Paul spielen wir immer, wenn er wach ist und Linus nicht da ist - er lebt für's Spielen, hat wohl Nachholbedarf. Wenn Linus in der Nähe ist, traut er sich aber nicht. Linus kann man für wenige Spiele begeistern, und die sind meist nicht sehr Action-reich (Faden unter Decke durchziehen zum Beispiel). Er ist eigentlich ein gemütlicher Kater.

Klickern habe ich mit beiden versucht. Paul hatte Angst vor dem Geräusch, er ist immer erst zurückgegangen und hat sich viel zu spät ans Leckerchen getraut. Ich habe es bestimmt drei Wochen täglich versucht, aber es war ihm einfach suspekt. Falls du da einen Tipp hast, wie ich das hinbekommen könnte, bin ich da auf jeden Fall offen für.

 

[Loeckchen]

Und bitte keinesfalls versuchen, die Situation mit Leckerlis oder Futter zu entschärfen.
Linus kann dann ganz leicht die Verknüpfung erstellen Paul jagen = Belohnung. Also, wann immer er in Zukunft was von dir möchte, wird er Paul jagen, damit er es bekommt.

Er bekommt keine Leckerlies, wenn er jagt. Ich wollte nur seine Aufmerksamkeit von Paul lenken, hat aber auch nicht geklappt...

 

[DosGatos]

Linus scheint ja keine ängstliche Natur zu sein, da kannst du auch mal ausprobieren, ihn kurz aber intensiv anzustarren, bevor er die nächste Attacke gegen Paul fährt.

Das hat bei meinem Gustavo ganz gut funktioniert und hatte den Vorteil, daß es zum einen still geschieht (sich mein Gulliver oder in deinem Fall Paul nicht dabei erschrecken) und ganz gezielt an den "Mobbing-Kater"gerichtet ist.

Allerdings würde ich es erst trotzdem vorsichtig antesten, denn es kann Katzen auch einschüchtern. Bei sensiblen Katzen sollte man das nicht anwenden.
Mein Gustavo hat diese "Message" jedenfalls verstanden und es hat auch keine seelischen Schäden hinterlassen.

 

[Mascha04]

Was ihr schreibt finde ich sehr interessant, ich habe hier eine ähnliche Konstellation. Marlon, den ich als Baby von meiner Futterstelle als Pflegi aufgenommen und dann behalten habe und dann kam Preto dazu. Pflegekater vom Verein, wurde kastriert und vermittelt aber leider nicht vollständig kastriert weil er einen innenliegende Hoden hatte.

Ich habe ihn dann zurück genommen und nachkastrieren lassen. Da sich die Hormone nach vier Wochen immer noch nicht abgebaut hatten, habe ich seinen Hormonstatus feststellen lassen und ihm dann den Suprelorinchip einsetzen lassen. Bis die Wirkung einsetzte habe ich noch mal drei Wochen einen unkastrierten Kater in der Wohnung gehabt.

Leider hat er in der Zeit meine Katzen und vor allem meinen kastrierten Kater Marlon heftig genervt. Er lauerte ihnen auf, auch auf der Toilette und sprang sie an. Mittlerweile zeigt der Chip Wirkung, aber zwischen Marlon und Preto gibt es kein friedliches Miteinander mehr. Es läuft genau so ab wie in den vorhergehenden Beiträgen beschrieben. Sie belauern sich gegenseitig und es kommt ständig zu Streitereien, mal schreit der eine, dann der andere. Ich unterbinde das auch und sperre Preto zeitweise in die Küche, wenn er es zu toll treibt.

Klickern habe ich auch schon versucht, Preto zeigt auch Ansätze, aber er kann sich nicht konzentrieren. Zylkene und Bachblüten habe ich in der Anfangszeit auch gegeben, habe aber keine Verbesserung festgestellt.

Hat jemand noch eine Idee? Noch was, Preto wurde als Freigänger vermittelt, hatte aber Angst vor draussen, hier fordert er den Balkon ein.

 

[Loeckchen]

Vielen Dank für alle eure Tipps!

Das mit dem Anstarren könnte ich probieren, wenn nichts anderes hilft. Linus ist ganz und gar nicht zimperlich und nimmt uns nie etwas übel.

Heute benimmt er sich allerdings vorbildlich Kann er das so schnell verstanden haben?

Gestern Abend musste er zwei Mal unfreiwillig den Raum verlassen. Zudem gab es kein Futter mehr, weil er meinte, Paul aus der Küche jagen zu müssen, als ich das Futter bereit gemacht habe. Da habe ich dann abgebrochen und bin schlafen gegangen.

Heute Morgen blieb das Gejage aus, Linus kam wie früher aufs Bett und hat uns wachgeschnurrt, statt die Zeit zum Frühstück mit Paul-Jagen zu überbrücken. Auch Pauls Toben mit Bällchen und Co. hat er nur beobachtet, statt etwas zu unternehmen.

Das soll mal einer verstehen Ich freue mich mal nicht zu früh, der Tag ist ja noch jung.