Angst wegen kleiner Veränderungen? (Vorsicht, viel Text ;))

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KatzeImSack

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16. April 2012
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Hallo,

gestern war ich bzw. waren wir (mein Junior und ich) wieder bei meinem Vater, wie jede Woche. So habe ich seine Tiga noch nie erlebt (er auch nicht) und ich suche jetzt nach einer Erklärung: Zwischendurch zitternd, hypernervös, sehr verunsichert. Aber dazu muß ich ein wenig ausholen. :oops:

Mein Vater hat zwei Geschwistermädels, die gerade ein Jahr alt geworden sind. Sie kamen seinerzeit mit nicht einmal acht Wochen (ja, zu jung) als letzte des Wurfes aus etwas - hmmm - diffusen Verhältnissen zu ihm. Bei der Abholung (durch mich) seinerzeit hatte sich Tiga verkrochen (ein erstes Anzeichen ihrer Art?) und mußte erst unter dem Sofa vorgezogen werden.

Nach (rückblickend kleinen und wohl durch das geringe Alter bedingten) Toilettenproblemchen gewöhnten sie sich recht gut ein, wobei Tiga relativ lange brauchte, bis sie den Kopf nicht mehr einzog, wenn man sie anfassen wollte (zutraulich an sich war sie, aber eben unsicher). Schlecht behandelt wurde sie dort, wo sie herkam, wohl nicht (denke ich), allerdings gab es ein Kleinkind im Haushalt und einen ungestümen, sieben Monate alten, großen Hund. Damit erklärte ich mir das und fand es nachvollziehbar, auch, wenn es sich wirklich lange zog.

Ich habe den Part TA und weitere Unannehmlichkeiten übernommen, mal so am Rande. :)

Nachdem meinem Vater die Haushaltshilfe "weggelaufen" war (Anschaffung der Katzen war mit ihr vorher geklärt, leider hatte sie eine zuvor nicht bekannte Allergie), bot ich ihm an, das zu übernehmen. Somit bin ich einen Tag die Woche dort zum Haushalten und mind. ein zweites Mal nach Sonntagsjobbe einfach so.

Anfangs hatte Tiga beim Staubsaugen nicht nur Angst, sondern echte Panik. Im Extremfall kam sie drei Stunden - so lange ich noch da war - nicht mehr aus ihrem Versteck. Inzwischen geht es einigermaßen - das "Trainingsprogramm" hat gewirkt (erst Tür des Raumes, wo sie war, geschlossen, andere Räume gesaugt, dann sie woandershin gelotst und den letzten Raum gemacht, inzwischen kann sie in der Küche sitzen bleiben, wenn ich die anderen Räume mache, Küche wird dann nur gekehrt aus Rücksicht auf sie).

Meinen Sohn kennen sie weniger; in den letzten Wochen (seit Abi) ist er aber jeden Donnerstag dabei. Sie nehmen ihn eher neutral zu Kenntnis, allerdings hat er auch schon gelegentlich den Feind Staubsauger bewegt oder lärmt draußen beim Rasenmähen. So richtig trauen sie ihm nicht, zumal er gelegentlich die Katzen festhält (kennen sie gar nicht, mein Vater nimmt sie nicht hoch), wenn ich ihnen die Krallenspitzchen stutze.

Wie gesagt, ich bin auch die Böse, die sie zum TA bringt. :cool: Gerade bei Tiga auch ganz schrecklich. Sie hat schon in der Box Panik, randaliert zwar nicht aber verfällt in eine trügerische Schreckstarre und hat auch (bis auf die letzten zwei Fahrten) immer unter sich gemacht vor Angst. Beim Kastratermin rief der TA an, daß ihre Herzfrequenz jenseits von Gut und Böse wäre und dabei dann ein (vorher nicht bemerktes) Herzgeräusch auftritt. Also wurde die Kastra verschoben, dafür eben weitere Fahrten und Untersuchungen. Beim Herz-US ähnliches Verhalten wie bei den Fahrten: Sie hielt still, zitterte aber schubweise am ganzen Körper. :( (Herzultraschall war unauffällig.)

Außer, daß sie in der Phase der vielen TA-Besuche erstmal auf Abstand ging, wenn ich kam (nicht, daß ich sie wieder einpacken will), mag sie mich, steht am Fenster, wenn ich komme und saust zur Tür, um mich zu begrüßen.

Nun also zum gestrigen Ablauf:

Wir kamen an, Junior deponierte sich erstmal im WoZi (wie immer), mein Vater und ich in der Küche (auch wie immer). Ich holte ein paar Kullerchen (TroFu) aus dem Schrank (wie immer) und warf Tiga ein paar in den Flur (saust immer hinterher). Soweit alles im grünen Bereich.

Wir hatten die ganze Zeit schon auf stabiles warmes Wetter gewartet, weil ich zwei Teppiche (Diele und Arbeitszimmer) waschen wollte (Wollteppiche - Badewanne). Also saugte ich den Teppich im Flur und packte ihn in die Badewanne. Da das Wasser seeehr langsam einläuft, dreht ich das Wasser an und ließ die Tür offen. Tiga schlich da schon vorsichtig in den Flur, wo noch der Teppichgleitschutz lag und zeigte sich recht irritiert. Ich warf ihr dann noch ein paar Kullerchen, sie ging aber nur mit Vorsicht auf den Gleitschutz.

Als sie wieder in die Küche kam, legte sie sich auf den Stuhl neben mir und zitterte zwischendurch - ganz leicht nur, eher, daß man es an den Ohren sehen konnte, aber erkennbar. Sie ließ sich aber normal streicheln.

Wir machten also ganz normal weiter. Als wir den ersten Teppich nach draußen schafften, gingen die Katzen mit. Während Mohri sich genüßlich auf dem warmen Stein in der Sonne räkelte, lief Tiga - ohne Eile - zum Durchschlupf zum benachbarten Grundstück. Ach ja, seit sechs bis acht Wochen dürfen sie "ein bißchen" hinaus - nach einem gescheiterten Versuch mit Leine hatte mein Vater genug Sicherheit, daß sie nicht im Schweinsgalopp türmen und geht mit den Damen ein bis zwei Stunden bei schönem Wetter in den Garten, wovon sie inzwischen viel Zeit in besagtem Nachbargrundstück (große, interessante Kindergartenfreifläche) verbringen. Begegnungen mit dem Nachbarskater verliefen völlig unspektakulär - man guckt sich an, läuft entweder einfach weiter oder ein kurzer Abstandsfaucher und gut.

Nachdem Tiga schon über eine Stunde weg war und auf mein Rufen nicht reagierte, ließ sie sich von meinem Vater zurückrufen. Sie durften weiter draußen bleiben, nur wollten wir sie zwsichendurch mal sehen, v. a. nachdem sie zuvor gar so verunsichert war.

Der Garten war auch verändert: Dort hing jetzt der erste Teppich über einem Balkenkonstrukt (das sonst nicht da ist), außerdem hatte ich einen großen Sonnenschirm nebst Ständer mitgebracht. Ich dachte, der Schirm könnte ihr vielleicht Angst machen, aber hier erstaunte sie mich wieder, als sie kurz darauf entspannt auf dem Schirmständer saß.

Inzwischen war es spät geworden und wir soweit fertig - nur Tiga fehlte immer noch. Sie ließ sich zwar locken, blieb aber im Nachbargrundstück hinter dem Zaun, wälzte sich im Sand und spielte mit Blättern. Als sie doch wieder im eigenen Garten war, stellte ich mich zwischen sie und den Durchschlupf, damit sie zurück ins Haus läuft - stattdessen sauste sie an mir vorbei, wieder in den Kindergarten. :eek:

Nach langem Hin und Her kam sie dann doch rein, allerdings erst, als mein Vater bei geschlossener Tür (damit Mohri nicht auch noch wieder hinausläuft) im Arbeitszimmer saß. Wie er sagte, lief sie nicht normal rein, sondern hektisch im Zickzack.

Auch nachdem sie wieder in der Wohnung war, kam sie erstmal nicht zur Ruhe, legte sich kurz hin (war offenbar auch ziemlich erledigt), sprang dann aber wieder auf und tigerte herum. Als es zum Abschied - wie immer, schon, um wieder Routine in den Ablauf zu bringen - noch ein paar Stängchenstückchen gab, war sie fast wieder normal, nur noch etwas nervös.

Die Katzen führen bei meinem Vater ein sehr ruhiges Leben in einem Rentnerhaushalt. :) Tiga ist auch sehr anhänglich, kommt zu ihm auf den Schoß und "schnuckelt" sich an seinem Arm fest (darum auch gelegentliches Krallenschneiden, sie schlitzt ihn sonst wirklich arg auf beim Treteln).

Einzige Auffäligkeit sonst: Sie ist beim Fressen immer unter Spannung; also nicht (nur), wenn es frisch hingestellt ist, auch, wenn sie zwischendurch an den Napf geht, hockt sie nicht locker davor - ich vergleiche sie immer mit hungrigen Bauernhofkatzen, die nach drei Tagen endlich etwas zu fressen bekommen. Bei Kullerchen saust sie wie bekloppt hinterher, dauert der nächste zu lang, kommt sie angerannt; auch bei Stängchen (gibt es in Stückchen aus der Hand) ist sie sehr hektisch und angespannt, springt rauf und wieder runter, ein Stück in Ruhe nehmen gibt es bei ihr nicht, es wird immer mit mindestens einer Pfote gesichert, meist grapscht sie mit beiden Pfoten nach der Hand. Mangel mag sie vielleicht in den ersten Lebenswochen gehabt haben, seit sie bei meinem Vater ist, steht immer Futterchen da (vielleicht mal für eine Stunde nicht oder wenn sie den Rest in der Nacht gefressen haben). Mäkeln können sie allerdings auch gut (wenn auch erfolglos), gestern stand das Frühstück noch, als ich kam (aber gut, war auch sehr heiß gestern).

Kann es wirklich sein, daß eine Katze derart empfindlich auf so kleine Veränderungen reagiert?? Ich suche seit gestern nach den Gründen für ihre Furcht. Meine Perserchen mögen von ihrer Gelassenheit her extrem sein, aber das gestern fand ich schon sehr heftig. Ich habe zwar noch gewitzelt, daß er sich keine neuen Möbel kaufen dürfte wegen ihr, aber Gedanken mache ich mir schon, das arme Tierchen tut mir leid, wenn sie so verängstigt ist, dabei hat sie dafür so überhaupt keinen Grund. :(

Kennt jemand so extreme Reaktionen?

Danke für's Lesen und Sorry, falls es etwas wirr scheint, aber ich wollte alle vermeintlichen (?) Nebensächlichkeiten erwähnen. Sollte ich etwas vergessen haben, einfach fragen. ;)
 
A

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hmmmm? Also ich weiß nur, dass das bei unserer scheuen Tierheimkatze nicht selbstverständlich ist, dass sie ruhig bleibt. Manchmal rennt sie sogar vor mir oder meinem Mann in Panik davon, wenn wir nicht mit ihr sprechen.

Mein Mann sagt immer: "Die hat doch was mit den Augen, die muss doch sehen, dass ich das bin!" Aber ich habe das Gefühl, dass dann die Panik alles "Denken" überlagert. Lieber mal weg, bevor ich mich täusche!

Staubsaugen und Veränderungen gehen gar nicht. Sie kommt rein und muss erst jeden Raum erkunden, ob noch alles so steht wie es ist.

Ihre Kumpeline Emmi ist da wesentlich cooler und hat in mancher Situation wo Mäusie hinterm Bett saß schon Trost gespendet, sie beschmust, geputzt und somit wieder ins Leben gelockt.

Wir haben die beiden jetzt 3 Jahre. Djamila war zuvor 3 Jahre im Tierheim, Emmi 5 Jahre.
 
Ui, nach drei Jahren noch?!

Das ist aber einer der Punkte, was ich eben nicht verstehe - wie Du schreibst, war sie vorher drei Jahre im TH; Papakatzis sind ja von klein auf bei ihm, kennen auch mich vom ersten Tag an, haben ein gemütliches Leben, nie Not...

Ich hatte zwischendurch (auch wegen ihrer Art zu fressen) den Eindruck, daß tatsächlich die "paar" ersten Wochen so prägend waren; hätte ich mir nicht träumen lassen.

Aber daß solche Kleinigkeiten ein Tierchen mit stabiler Umgebung gleich derart beeindrucken und irritieren können?:confused:
 
Hallo,

unser Kater hat nie etwas schlechtes erlebt, trotzdem hat ihn ein fremder Gegenstand so in Panik versetzt, dass er 3! Tage nicht ins Erdgeschoß zu bewegen war.
Vorher hat er nie ungewöhnliche Angst gezeigt.
Damals habe ich ihn nur unter Rescue-Tropfen und mit sanfter Gewalt (auf dem Arm) ins EG bringen können, damit er sieht das dort nichts schlimmes lauert.
Bis heute hat er an sensiblen Tagen leichte Panik wenn ihn etwas irritiert.
Er beruhigt sich allerdings umso schneller, je weniger man sich darum kümmert.

LG
Caro

P.S. Der "böse" Gegenstand ist inzwischen trotzdem Teil unserer Einrichtung,
und gar icht mehr interessant:cool:
 
Vorher hat er nie ungewöhnliche Angst gezeigt.

Deswegen hatte ich alle anderen Geschichten erwähnt - wenn ich von den meinigen ausgehe, empfinde ich schon die Angst beim Transport und TA ungewöhnlich; Nachfrage beim TA und lesen (auch hier) ergab, daß es so sehr ungewöhnlich doch nicht ist.

Nach Deiner Schilderung gibt es also noch mehr so Hypersensibelchen. :glubschauge:

Grade eben mit meinem Pa telefoniert, sie ist heute wieder ganz "normal", frisst wenig (Bullenhitze) und er geht nachher auch mit beiden wieder raus - mal sehen, wie sie dann drauf ist und ob sie heute wieder brav mit reinkommt (Teppiche fehlen noch bis morgen Vormittag, dann weiß ich mehr).

Ich denke auch, daß man mit "normalem" Verhalten am besten fährt, darum gestern (und zukünftig) auch u. a. unsere Keksrituale. ;)

Danke schonmal. :)
 
"Kann es wirklich sein, daß eine Katze derart empfindlich auf so kleine Veränderungen reagiert?? "

Ja! Wie schon geschrieben finden in den ersten Lebenswochen und -monaten sehr wichtige Prägephasen statt im Rahmen der Sozialisierung. Werden diese nicht oder nur unvollständig abgeschlossen, dann bleibt ein Leben lang ein Defizit bestehen. Und dieses Defizit kann sich u.a. in sehr großer Angst und Unsicherheit äußern.

Ich habe sehr gute Erfahrungen bei diesen Katzen mit einer Bachblütenbehandlung gemacht und würde auch Euch gern helfen. Wenn Du magst, dann schreib mir doch eine PN. Ein Leben in ständiger Angst macht auf Dauer krank und ich bin ganz sicher, dass wir Deiner Kleinen ein Stück Sicherheit unter die Pfoten geben können.
 

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