Agressive Reaktion - wie damit umgehen

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Rosinante

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9. Juli 2012
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Ich habe Mist gebaut. - Mein Kater war auf dem Balkon und völlig fixiert auf einen Vogel außerhalb. Soweit kein Problem, aber dann habe ich gesehen, dass er irgendwie das Netz "umgangen" ist. Dementsprechend wollte ich ihn ablenken und habe ihn gerufen, geklopft und nachdem er gar nicht reagiert hat, bin ich zu ihm hin und habe "gekschscht" , damit er dort weg geht, er hat mich angefaucht und ist ins Haus gerannt. Dort hat er mich als ich reinkam auch weiter angenknurrt und gefaucht und ist mir gefolgt. Im Schlafzimmer habe ich mich aufs Bett gesetzt und habe versucht beruhigend auf ihn einzureden, aber er knurrt und hat mich dann angesprungen. Dank hochgezogener Bettdecke nix passiert. Jetzt will ich erst einmal Ruhe einkehren lassen, aber er ist noch recht agressiv, ist mir vorhin noch mal ins Schlafzimmer gefolgt und hat mich angefaucht.
Eben nun kam er dann kurz zu mir aufs Sofa, ist dann aber wieder in sein Hauptraum - mein Arbeitszimmer -

Aber wie gehe ich damit jetzt weiter um? Es hat mir wirklich angst gemacht und fürchte dass damit vielleicht eine Schwelle abgebaut ist.
Worauf muss ich achten, damit der gegenseitige Respekt wiederhergestellt wird?
 
A

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Das, was da passiert ist, nennt man "Umlenkung". Dein Kater stand unter sehr großer Spannung, denn er hat Beute erspäht. Normalerweise hätte er sich beim Jagen abreagieren können, diese Gelegenheit war für ihn aber nicht da. Wohin also mit Anspannung und Adrenalinspiegel? Du warst in der Nähe und damit das Objekt zum Abreagieren. So etwas wie Einmischen oder sogar Anfassen oder Streicheln sollte man nie tun, es kann zu ganz bösen Verletzungen kommen - und hat nichts mit Respekt zu tun.

Verhalten Dich normal, lass Deinen Kater wieder runterkommen, dann sollte sich das schnell wieder einrenken.
 
"gekschscht" ist Kusch, komm mal weg da. Also auch noch eher ein Zischlaut, aber das mit dem Umlenken trifft es wohl. Ich habe so was auch gelesen, hatte jetzt im ersten Schock richtig Angst, eben auch dass jetzt so eine Hemmschwelle weg ist. Puh. Ich bin so ein Depp.
 
Ja, irgend etwas muss ich machen oder nicht machen. Er ist zwar dann zu mir auf das Sofa, hat dann auch kuscheln wollen, aber als ich dann ins Arbeitszimmer bin ist er gleich hinterher, hat wieder gegrollt und gefaucht. Ich habe ihn ignoriert, mich an den Schreibtisch gesetzt und jetzt liegt er neben dem Stuhl, dann sitzt er daneben, faucht erst - ich ignoriere ihn, dann maunzt er wieder kläglich, jetzt streicht er mir um die Beine, aber ich weiß, dass er wenn ich wieder aufstehe und irgendwo hin gehe faucht. Und jedes Mal rutscht mir das Herz in die Höhe. Ich verstehe diese Verhalten grad nicht.
 
Vielen Dank für die schnelle Hilfe gestern. Ich habe zwar schlecht geschlafen wie nie, weil a) noch viel Adrenalin kreiste und b) ich doch noch immer Sorge hatte, er könnte mich vielleicht doch noch einmal angehen. Aber bisher alles friedlich. Er liegt auch wieder sehr "clever" neben dem Bürostuhl. Mindestens 3 x habe ich ihn schon angefahren, aber er legt sich trotzdem immer wieder dort hin. Offensichtlich risikofreudig. Jedenfalls vielen Dank, das hat mir gestern wirklich geholfen wieder ruhiger zu werden.
 
Zusatz: Vielleicht liest das ja noch jemand.
Ich gehe ins Schlafzimmer, er kommt hinterher, steht im Zimmer, ich hol irgendwas, drehe mich um, sehe ihn, er faucht mich wieder an. Diesmal habe ich ihn ignoriert und bin an ihm vorbeigegangen. Wie gehe ich mit seinem Verhalten um?
 
Vielleicht mal ausführlich austoben?
Dann kann er die Anspannung abbauen und hat noch ein Jagderlebnis mit Erfolg.
 
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Moin,

ich kann verstehen, dass Du erstmal Angst vor Deinem Kater hattest.
Fauchende Katzen sind angsteinflößend! Und, wenn es hart auf hart kommt, auch gefährlich, denn sie verteidigen sich mit allen Waffen, die sie haben, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen.

Du hast Deinen Kater in einem Moment höchster Anspannung angezischt.
Zischlaute kommen in der Natur oft / überwiegend von potentiell gefährlicher Beute, wie beispielsweise von Schlangen.

Er konnte, wie Ina schon erläutert hat, seine Anspannung nicht in geeigneter Weise abbauen und wurde erschwerend von Dir 1. erschreckt (hatte sich voll auf den Vogel konzentriert) und 2. verunsichert, weil er nicht verstehen kann, wieso Frauchen ihn anzischt.

Dass er Dich anschließend anfaucht, zeigt, dass er mit Deinem Verhalten nichts anfangen konnte. Quasi vorbeugend, weil Frauchen nachdem sie gezischt hat, vielleicht auch eine Bedrohung ist und angreifen könnte.

Katzen fauchen, wenn sie sich bedroht fühlen, um dem Angreifer zu signalisieren, dass er die Distanz vergrößern sollte, da man sich mit aller Kraft wehren wird, sollte es zu einem Kampf kommen.

Da seine eigentlich durch ´Jagdfieber´ entstandene Anspannung noch immer nicht abgebaut war, und sich auch kein geeignetes Ventil finden lies, hat die Faucherei auch noch eine Zeit lang angehalten.

Außerdem hatte Frauchen ihm noch nicht signalisiert, dass sie keine Bedrohung darstellt.

Falls soetwas nocheinmal passiert, empfehle ich den Kater eine ganze Zeit lang (mindestens 30 Minuten sollten es schon sein. Bei manchen Katzen ist jedoch auch deutlich mehr Zeit nötig) zu ignorieren. Kein Ansehen, kein Ansprechen, kein Beruhigenwollen.

Indem Du Dich ganz von ihm fern hältst, hat er die Gelegenheit sich ein geeigneteres Ventil für seine Anspannung zu suchen als Dich und sich runter zu fahren.
Außerdem bedrohst Du ihn nicht, wenn Du Dich nicht um ihn kümmerst.

Wenn Du den Eindruck hast, er hat sich gefangen und kommt vielleicht sogar wieder von selbst auf Dich zu, sollte ein Kontakt ohne Aggression wieder problemlos möglich sein.


Noch eine Anmerkung:
Respekt ist eine rein menschliche Handlungsweise/Emotion/Auffassung/Erwartung an Andere.
Dass er den Respekt vor Dir verloren haben könnte, kann nicht sein, denn er hatte nie Respekt, wie wir Menschen ihn verstehen.
Er war bisher einfach in der Lage so mit Dir zu kommunizieren, dass ihr harmonisch miteinander klar kommen konntet.
Wenn das zukünftig auch wieder so ist, und davon gehe ich aus, wird er Dich, entgegen evtl. Befürchtungen, auch nicht mehr, öfter, leichter oder intensiver attackieren.

EDIT:
Vielleicht mal ausführlich austoben?
Dann kann er die Anspannung abbauen und hat noch ein Jagderlebnis mit Erfolg.
Grundsätzlich und vorbeugend vor angestauter Anspannung immer eine gute Idee!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, da werde ich jetzt eine zeitlang zu arbeiten habe. Im Moment bin ich für ihn nur ok, wenn ich sitze, dann schmust er auch, ansonsten wird gefaucht und er läuft hinter mir her um zu schauen wo ich bin.
Versuche jetzt immer ein Leckerli dabei zu haben, dass immer wenn ich "groß" bin und er fauch ich was Guten für ihn habe. An Spielen zum Abreagieren mit mir ist nicht zu denken.
Nein, ich lasse ihn einfach in Ruhe.
Ich habe ihn vor zwei Monaten aus dem Tierheim bekommen. Davor war er bei alten Leuten. Ach ja, er ist 11 Jahre alt. Alles etwas viel für ihn.
Noch einmal vielen Dank.
Gibt es eigentlich gute Lektüre zu Verhaltensdeutung?
 
  • #10
Ein sehr schönes Buch und leicht und amüsant zu lesen: "Katzenseele" von Dr. Paul Leyhausen. Auch "Catwatching" von Desmond Morris empfehle ich immer wieder gern. Christine Hauschilds "Katzenhaltung mit Köpfchen" hatte auch für mich noch neue Aspekte - und ist ebenfalls recht unterhaltsam geschrieben, vor allem mit wirklich lustigen Zeichnungen dazu!
 
  • #11
Vielen Dank für den Tipp. Das werde ich mir wohl holen müssen. Denn er knurrt und faucht mich zwischendurch immer noch an. Und so ganz habe ich noch nicht heraus gefunden, woran es liegt. Zumal er mir immer hinterher läuft, wenn ich dann aber zurück will und an ihm vorbei muss, dann faucht und grummelt er.
 

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