Pankreatitis - Spec fPL bei 18.6!!!

[schnurzel]

Hallo zusammen,

unsere Fritzi leidet an einer akuten und wohl auch chronischen Pankreatitis. Hier ihre Angaben:

15J, 4kg, Hauskatze
war 10 Jahre Freigängerin mit schlechtem Futter (Aldi 400g), die letzten 5 Jahre bei uns im Haus ohne Freigang mit Futter wie Carny, Grau, Miamor, Catz finefood etc. Wir achten auf getreide- und zuckerfreies Futter.

Sie erbrach schon längere Zeit ihr Futter ab und zu. Manchmal auch weißen Schaum. I.d.R. ca. 1x pro Monat. Der Kotabsatz war immer normal.

In den letzten 2 Monaten erbrach sie öfter ihr Futter, Kot normal. Gefressen hat sie bis vor 3 Wochen immer mit großem Appetit. Dann vor 3 Wochen wollte sie nicht mehr spielen und hat viel geschlafen und auch 500g abgenommen. Sind dann zum TA. Es wurde ein Blutbild gemacht mit Spec fPL.
Hier die Werte, die nicht im Normalbereich lagen:

Gesamteiweiß 9,2+
Globulin 6,1+
Albumin-Globulin-Quotient 0,49-
Glukose 61-
Spec fPL 6,1+

Da sie weiterhin gut gefressen hat, bekam sie nur Convenia und Depo-Medrate. Nach Rücksprache mit der Tierklinik haben wir ihr über 4 Tage 2x täglich 150ml NaCL Infusion gegeben (zuhause). Außerdem das Pancrex (Enzyme) ins Futter gemischt.
Nach 2 Tagen war sie wieder die Alte.

Jetzt nach 2,5 Wochen Nachkontrolle des Lipasewerts und er liegt bei 18,6!!

Nun stellt sich mir die Frage, wie das sein kann? Liegt es an der Zufütterung der Enzyme? (Wobei sie 2 Tage vorher keine Enzyme ins Futter bekam, weil sie es nicht mochte).
Muss die Blutentnahme für diesen Wert nüchtern gemacht werden?
Es scheint ihr nicht schlecht zu gehen. Sie frisst wie ein Weltmeister, erbricht nicht, spielt und man merkt ihr diesen Wert überhaupt nicht an.

Sie ist eine sehr empfindliche Katze. Sie verträgt z.B. keine gängigen Spot-ons und auch sonst ist sie sehr stressempfindlich.

Was wären denn die nächsten Schritte eurer Meinung nach? Meine TA möchte ihr wieder Convenia und Depo-Medrate geben, aber ich bin mir nicht sicher, ob das die Mittel der Wahl sind.
Da es ihr so gut geht, möchte ich ihr keine stationäre Behandlung zumuten, da sie wie gesagt sehr sensibel ist.
Ich bestelle heute Intestinal-Futter und was es sonst noch so fettarmes gibt.

Ich danke euch fürs Lesen und wäre wirklich froh über Anregungen/Aufklärung/Tipps.

Liebe Grüße aus dem Odenwald!
Linda

 

[Maiglöckchen]

Hallo Linda,

gab es im Blutbild denn irgendwelche Hinweise darauf, dass es eine bakteriell bedingte Pankreatitis ist? Denn nur dann bringt ein Antibiotikum etwas, in den meisten Fällen ist es sinnlos, weil die Pankreatitis ein steriler Prozess ist.

Der Einsatz von Enzymen ist durchaus umstritten, es ist gut möglich, dass er bei Euch kontraproduktiv ist.

Wenn sie gut frisst, aber trotzdem abnimmt, würde ich den Kot auf Nahrungsverwertung untersuchen lassen, mir auch mal die Darmflora anschauen und sicherheitshalber auch Tli bestimmen lassen, um zu schauen, ob sich nicht eine Pankreasinsuffizienz drauf gesetzt hat. Und ggf. könnte auch ein Ultraschall des Bauchraumes sinnvoll sein, dafür würde ich mir aber einen Schallspezialisten suchen.

Wurde der Schilddrüsenwert auch im Blutbild mit bestimmt?

 

[schnurzel]

Hallo Maiglöckchen,

leider gab es das Convenia schneller als ich mich einlesen konnte. Mittlerweile weiß ich eigentlich, dass das selten indiziert ist. Deswegen auch die Unsicherheit.
Bis jetzt gibt es kein Anzeichen, dass es bakteriell ist.
T4 war bei 2,9 also im "Graubereich bei älteren Katzen"

Das Gewicht war in den letzten 3 Wochen unverändert (bis aufs Zehntel das Gleiche!)

Ultraschall kommt am Donnerstag, wobei ich mir davon ehrlich gesagt nicht viel verspreche.
Kotuntersuchung kam mir noch nicht in den Sinn. Vielen Dank für den Tipp!!

Hast du vielleicht Infos über die Enzyme? Inwiefern sind sie umstritten?

 

[schnurzel]

Habe gerade bei Laboklin über den Tli Test gelesen, dass der Lipasewert definitiv nüchtern festgestellt werden muss. Toll. Hat mir keiner gesagt. Dadurch ergibt sich auch die Möglichkeit, dass sie im ersten Test gar keine Pankreatitis hatte.
Ich werde den tli Test auf jeden Fall machen lassen. Vielen Dank!!!!

 

[Maiglöckchen]

Für Tli muss Katze nüchtern sein, für den fpli aber wohl nicht, jedenfalls habe ich bei Idexx diese Aussage nur im Zusammenhang mit dem Tli gelesen.

Enzyme sind deshalb umstritten, weil kaum erforscht ist, ob sie was bringen oder auch kontraproduktiv sein können. Wenn die Pankreas selbst noch genug Enzyme produziert oder vielleicht sogar zu viele Enzyme und man knallt noch Enzyme drauf, dann kann das zuviel des Guten sein. Meine TÄ z.B. vertritt wiederum die Ansicht, dass Enzyme die Pankreas träge machen können, sprich, dass eine Insuffizienz die Folge sein könnte.

Es gibt mittlerweile auch einige Anzeichen dafür, dass der fpli nicht immer nur etwas über die Pankreas aussagt, sondern dass auch Probleme im Darm den fpli in die Höhe treiben können.

Ich hab hier eine Katze, die phasenweise ähnlich hohe Werte hatte, aber weitgehend symtomfrei sind und bei der wir uns jetzt gerade noch mal näher anschauen,was da womöglich im Darm aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Wenn Du das nächste Mal die Schilddrüse checken lässt und der Wert weiter im Graubereich ist bzw. leicht gestiegen ist, würde ich T4 frei nachtesten lassen, das ist aussagekräftiger, nur leider hat das immer noch kaum ein Tierarzt auf dem Schirm.

 

[Annemone]

Nur mal so reingestreut:
Meine Katze hatte vor einigen Jahren mal einen fpli von 34,.. Dabei ist sie durch den Garten getobt und hat die jungen Nachbarkater bepöbelt.

Ein TA wollte einschläfern, ein anderer hat zur sofortigen Behandlung in einer TK geraten (AB, Cortison, Infusionen).

Ich vermutete einen "Messfehler". Das Labor hieß "La..kl.." und wies das weit von sich. Also am nächsten Tag nochmal durch ein anderes Labor kontrollieren lassen: Wert im Normbereich! Wunderheilung?

Soviel zu erhöhten fpli-Werten und der Interpretation durch TÄ.

Und ja: Wenn es Symptome wie DF und Erbechen gibt/gab, ist der Verdacht mit dem Darm gerechtfertigt. Ich würde auch in diese Richtung einmal schauen.
Gute Besserung!

 

[Catsnbooks]

Ist ja hier jetzt schon etwas älter, ich wollte aber zum specFPL bzw. FPLI noch mal etwas ergänzen.

Samson hat seit zweieinhalb Jahren chronische Pankreatitis. Nachgewiesen durch den Bluttest und dadurch, dass die BSD im Ultraschall etwas hypoechogen aussah.

Wir haben damit ja schon eine gewisse Erfahrung und lassen auch einigermaßen regelmäßig Blutwerte kontrollieren. Im letzten Jahr war die Pankreaslipase bei ihm fast ständig zwischen 20 und 30, teils sogar höher (Referenz ist 5 oder so).

Ihm geht es gut. Die kurzen Phasen, in denen es ihm schlecht geht, sind eigentlich immer die, in denen die Pankreaslipase zwar immer noch über dem Normbereich sind, aber deutlich niedriger als jetzt. So zwischen 7 und 12.

Wir lassen auch ca. jährlich schallen. Letzten Sommer hatte er einen Gallenstau, deswegen sah der ganze Bereich um die BSD nicht gut aus. Die Werte waren aber besser als jetzt. Jetzt haben wir vor 2 Wochen wieder schallen lassen, BSD sieht deutlich besser aus, Blutwerte sind aber weiterhin sehr stark erhöht.

Bei Samson wird zusätzlich eine IBD vermutet. Es gibt da etliche Interaktionen, die die Blutwerte beeinflussen.

Wir kontrollieren die Werte inzwischen deswegen nur noch deutlich weniger engmaschig und vor allem im Rahmen eines geriatrischen Profils, um einen Überblick über die Gesamtsituation zu bekommen. Aber wir behandeln dann, wenn es Samson nicht gut geht, und nicht dann, wenn die Werte sich erhöhen.

Bei uns primär mit Schonkost, einmal hat Metronidazol ganz gut funktioniert, das verträgt er aber inzwischen nicht mehr, und einmal mit ganz niedrig dosiertem Kortison (ist aber bei uns schwierig, da Herpesträger).

Metronidazol und Kortison wären bei Euch Optionen - aber ich würde definitiv zuerst bei jemandem, der sich gut mit Pankreatitis auskennt, schallen lassen (die BSD ist im Schall schwer darzustellen), und dann nur behandeln, wenn es auf der Basis der Symptome und des Schalls notwendig zu sein scheint.