Ich finde auch, dass das eine ganz schwere Entscheidung ist... Ich meine, ich könnte sie auch nicht ausräumen lassen...
Ich persönlich sehe das anders. Meiner Meinung nach gilt die oberste Verpflichtung dem Mütterchen, gerade wenn es in Menschenhand gehalten wird. Und insbesondere dann, wenn noch die Zeit da ist, die Trächtigkeit zu unterbrechen.
Letzten Endes auch in der späten Trächtigkeit, besonders dann, wenn die Gesundheit und das Leben des Mütterchens gefährdet sind.
Die einzige Ausnahme, die ich da sehe, ist die seriöse und verantwortungsvolle Vereinszucht mit einem sinnvollen Zuchtziel, und da würde keine Kätzin unter einem Jahr Kitten haben müssen.
Nach dem, was mir bekannt ist, überleben übrigens Frühchen-Welpen bei der Hauskatze nur in ausgesprochen seltenen Fällen, wenn sie vor dem 60. Tag der Trächtigkeit geboren werden. Sie sind zu unreif, haben beispielsweise noch keinen Saugreflex und müssten bei jeder Mahlzeit über eine Sonde gefüttert werden. Aber auch die Organe sind in diesem Alter noch nicht ausgereift, soweit mir bekannt ist. Das ist insofern noch deutlich anders als beim Menschen.
Daher habe ich auch nicht so ein Problem mit dem Thema Kastration in der Trächtigkeit.
Und: nein, TE, keine Kätzin hat "Muttergefühle". Sie hat einen Instinkt, ihre Jungen zu versorgen; dieser beruht im Wesentlichen auf dem hormonellen Einfluss, wie er auch bei der Wöchnerin nach der Entbindung vorliegt (Oxytocin). Dieses sog. "Kuschelhormon" hängt u. a. mit dem Einschießen der Milch zusammen, soweit ich weiß, oder fördert dieses und hilft der Frau, eine emotionale Bindung zu ihrem Neugeborenen aufzubauen. Denn auch die Mutterliebe von Geburt an ist ein Mythos; auch die entwickelt sich nicht selten erst nach der Entbindung.
Katzen können enge Freundschaften mit anderen Katzen ihrer Gruppe schließen; ähnlich wie es in einer Gruppe von miteinander verwandten Mütterchen ist, die in einer Kolonie leben und die vorhandenen Ressourcen teilen. Aber verwandschaftliche Gefühle bestehen, falls, eher zwischen den verwandten Weibchen; die Kater verlassen im Regelfall von selbst die Gruppe oder werden teilweise auch von den Weibchen vertrieben.
Aber eine emotionale Bindung über die Versorgung der Jungen hinaus, bis sie selbstständig sind, besteht bei der Kätzin insofern nicht. Auch Wurfgeschwister (zumindest Schwester und Bruder) haben sich als adulte Tiere nicht unbedingt etwas zu sagen, außer dass der Bruder die Schwester im Zweifel gern spielerisch anraufen will und die Schwester ihn dann ohrfeigt oder ihrerseits das Weite sucht, weil sie keine Böcke auf herzhafte Raufereien hat. (Ich meine in diesem Fall Kastraten, so dass die Hormone, Rolligkeiten usw. keine Rolle spielen.)
Katzen sind soziale Wesen, aber das bedeutet nicht, dass sie einen Familiensinn wie Menschen haben oder irgendeine Form von "Mutterliebe", die über die notwendige Versorgung und Erziehung des jeweils aktuellen Wurfes hinausgeht.
Und vor allem anderen "wünschen" sie sich keine "Kinder"!!!
Der Deckakt als solcher ist für die Kätzin ausgesprochen schmerzhaft, wegen der Penisstacheln des Katers, die ihrerseits erst die Ovulation auslösen. Für jeden Welpen wieder.
Das ist reiner Instinkt, die geballte Wucht der Hormone in der Rolligkeit.
Und der Reproduktionsdruck bei der Hauskatze ist hoch, gerade wenn man überlegt, dass die Kätzin bis zu drei Würfe im Jahr großziehen könnte, mit bis zu 10 Welpen pro Wurf. Das ist eine außerordentlich hohe Fruchtbarkeitsrate, die die Natur da vorgesehen hat, und zu solchen komplexen Emotionen wie der langfristig angelegten tiefen Liebe zu den Jungtieren über die Versorgung des aktuellen Wurfs hinaus, ist die Kätzin gar nicht in der Lage. Wie auch - mit realistisch gesehen mehr als 10 Jungen innerhalb eines Lebensjahres?
Nicht zu vergessen die hohe Sterberate der Jungtiere bei Streunern.