Verängstigte/ehemals freilebende Katze zur Wohnungskatze machen - Erfahrungsberichte

[BohèmeSurLeKiez]

Hallo forumsmitglieder,

ich wollte mich mal erkundigen, ob jemand erfahrungen damit hat eine ehemalige streunerkatze später an die wohnungshaltung umzugewöhnen.

Ich wäre sehr gespannt auf mögliche erfahrungsberichte.

 

[Taskali]

Hey
Ich mache genau das als Pflegemama.
Man muß da ein sehr gutes Einfühlungsvermögen haben und viel Geduld
- es gibt Streuner, die man umgewöhnen kann, andere nicht.

Deshalb vorab meine Fragen:
Wie alt die Mietz?
warum soll sie umgewöhnt werden?
Wie verhält sie sich draußen?
Wenn sie schon eingefangen ist, wie verhält sie sich drin?

 

[Janosch]

Kann man.
Kommt natürlich auf die Katze an.

Mein ehemaliger Pflegi Janosch war ein Hardcorestreuner, bevor er zum kastrieren eingefangen wurde.
Leider stellte sich dann beim Tierarzt heraus das er FIV positiv ist und somit war an draußen nicht mehr zu denken.
Ich habe mich dann bereit erklärt ihn in Pflege zu nehmen.
Das war erstmal Hardcore - der ist hier die Wände hochgegangen auf der Suche nach einem Ausgang.
Hat überall hingepischert vor Frust....
Und hat sich dann doch - eigentlich sehr schnell - an das Leben in der Wohnung gewöhnt.

 

[BohèmeSurLeKiez]

Hört sich interessant an, danke für eure berichte.

@ Taskali

Die katze ist ca. 2-3 jahre alt und im letzten sommer in unserem garten aufgetaucht. Zuerst hatte der nachbar sie gefüttert, doch dann war er im urlaub und dann kam sie zum fressen immer zu uns. Im oktober habe ich sie zum kastrieren eingefangen. Als es im november so kalt wurde, habe ich es nach wochen geschafft, dass sie endlich rein kam. In den letzten monaten wurde sie immer zutraulicher und kam gerne rein.
Sie war im haus eigentl. immer recht ruhig und es schien ihr zu gefallen, aber nach einiger zeit wollte sie dann doch auch wieder raus. Draußen ist sie auch zutraulich, hat gerne gesellschaft und kommt, wenn ich da bin, lässt sich allerdings nicht anfassen.
Vor 2 wochen jetzt musste sie zum TA, da es ihr sichtlich nicht gut ging. nach diesen 2 TA-besuchen hat sie sich total verändert. Ist wieder genauso ängstlich wie vor einem jahr und sie kommt überhaupt nicht mehr rein.
Ich muss ihr das futter immer nach draußen bringen, da sie sonst gar nichts frisst.

Diese katze kann man somit überhaupt nicht zum TA bringen und jedes mal, wenn es ihr gesundheitl. nicht gut geht, endet das ganze in einem riesigen problem. Die anstehenden impfungen kann ich jetzt völlig vergessen.

Da ich auch im nächsten jahr wahrscheinlich umziehen muss, habe ich große angst die katze weiter in freigängerhaltung zu halten. Das erste problem besteht ja darin, ob sie überhaupt in die neue wohnung kommen würde. vermutlich hätte sie so angst davor, dass sie lieber draußen bleibt und dann vllt. sogar ganz abwandert. Oder sie bleibt, aber lebt dann nur draußen und je nachdem wo ich dann wohne, weiß ich nicht, ob das so einfach ist (ob unterschlüpfe vorhanden sind etc.). Die gesundheitliche versorgung bleibt auch weiterhin ein problem.

Sind denn eure ehemaligen streuner wirklich nur in der wohnung oder habt ihr einen katzensicheren balkon/terasse?

 

[Taskali]

Also - meine Gedanken dazu:

Diese Katze scheint grundsätzlich erstmal zähmbar - das ist grundvoraussetzung dafür. Sie hat sich schon sehr weit vorgetraut an die Menschen heran und du hast schon gute Arbeit geleistet, also gibt es schon mal eine gute Basis.
Das sie jetzt Angst hat liegt halt an der Einfangaktion - sie hat natürlich Angst, daß ihr das wieder mit ihr macht und verbindet jetzt die Räume mit den negativen TA-erfahrungen.
Das würde sich im lauf der Zeit aber wieder bessern, wenn sie merkt, daß ihr drin nichts mehr passiert. Schieb den Futternapf wieder Stück für Stück dichter ans Haus ran und leg besondere Leckerlies zusätzlich in eine offene Tür und laß beides Näpfe und Leckerlies immer weiter reinwandern, je nachdem wie sie es annimmt. Laß sie, wenn sie da dann frisst komplett in Ruhe - verzieh dich ganz, damit sie die Räume wieder anfängt mit was positivem zu verbinden.

Wenn du dann vorhast sie nur noch drinnen zu halten bereite einen Raum vor, in dem sie dann erstmal sein kann, der (nur) ihr gehört. Der Raum sollte Versteckmöglichkeiten enthalten, die für dich aber erreichbar sind, aber ansonsten so eingerichtet sein, daß sie da keinen Mist drin bauen kann.
Geh dann jeden Tag zu ihr rein und beschäftige dich jeden Tag mit ihr. Zu Anfang wird sie beleidigt sein, sich verstecken und keinen Mucks von sich geben - eventuell in eine Art "Starre" verfallen. Rede mit ihr und leg ihr Leckerlies hin, versuche erstmal nicht sie zu streicheln - est, wenn sie anfängt sich an Gegenständen zu reiben halte ihr deine Hand zum auch dran reiben hin. Aus dem Raum raus darf sie erst dann, wenn sie im Raum in deinr Gegenwart sich normal verhält - dann darf sie in die restlichen Räume.

Problem wird dann allerdings sein: sie kann aus den Fenstern ihr altes Revier sehen - dementsprechend wird ihr rausdrang sehr groß sein...

Auch kann man im vornherein schwer abschätzen, ob die Katze später wieder Freigang einfordern wird oder nicht. Ich hab oftmals erlebt, daß Katzen die von draußen kamen dann nach Zähmung und umgewöhnung so glücklich über ihr sorgloses Leben waren, daß sie das Draußensein nicht mehr wollten, sondern im Gegenteil vor dem Draußen Angst hatten... aber es gibt natürlich auch das Gegenteilige. Dann müßtest du halt darüber nachdenken, wenn sie dann auch in der Wohnung später eindeutig nach draußen drängt für sie ein neues Freigänger zu Hause zu suchen. Prinzipiell lassen sich nach einer erfolgreichen Zähmung dann hinterher die Mietzen auch wieder auf neue Menschen ein, wenn diese Geduld haben.

Geh aber für die gesamte Prozedur von einem Zeitraum von mindestens 3-4 Monaten aus - eventuell auch 6 Mon -durchaus auch 1 Jahr, bis sie dann bei dir auf der Couch liegt...

 

[BohèmeSurLeKiez]

Danke dir für deine tipps.

Ja, ich weiß eh auch nicht, ob das realisierbar wäre. Ich muss erstmal schauen, wie sie sich in den nächsten monaten entwickelt.
Ist nur immer eine große belastung, wenn sie zum TA müsste. Ich hoffe sie überwindet auch das irgendwann.