Igel - Ein verdammt schweres Los

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Barbarossa

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haben unsere nützlichen Igel, eine der ältesten noch lebenden Tierarten überhaupt. Kaum waren die Dinos vor 65 Mio. Jahren von der Erde verschwunden, entwickelte sich die Gattung der Igel. Egal was passierte, sie zeigten Durchhaltevermögen.

Nur heute, wo es der Tierschutzgesetze bedarf, geht es den Überlebenskünstlern immer heftiger an den stacheligen Kragen. Ob Autoverkehr, intensiv betriebene Landwirtschaft mit Einsatz von Pestiziden - diese auch durch Privathaushalte, achtlos in die Landschaft geworfener Müll oder zerstörte Landschaften mit Verlust der Lebensräume, dazu zählen auch korrekt gezirkelte, aufgeräumte Gärten, all dies und noch mehr, macht ihnen das Überleben schwer.

Heute habe ich wieder drei dieser Schützlinge zur Auswilderung aufgenommen. Ganz schlimme Schicksale. Ein Mädchen wurde während der Geburt ihres Nachwuchses, als sie also wirklich ungeschützt war, von einem Dackel angegriffen und mehrfach gebissen. Nur zwei ihrer Babys überlebten diese furchtbare Geburt. Eine weitere Igelin wurde praktisch gepierct und unfähig zu fressen, aufgefunden. Sie hatte bei der Nahrungssuche einen achtlos weggeworfenen Draht mit aufgenommen, der sich beim Befreiungsversuch durch Schnauze und Nase bohrte. Der männliche Igel hatte sich an einem rostigen Nagel, der aus einer am Boden liegenden Latte herausragte, förmlich aufgespießt. Er steckte mit dem Penis fest, und alle Versuche, vorwärts oder rückwärts zu entkommen, ließen den Nagel nur noch fester eindringen. Ein Spaziergänger fand den armen Kerl und befreite ihn.

Alle drei sind nach gut 4 Wochen in der Igelinsel genesen und dürfen heute Abend wieder in die Freiheit :).

Aus vergangenen Auswilderungen leben hier auch schon ein Dreibeinchen (Lichtgitterunfall), ein Einauge (Stacheldrahtunglück) und ein Igel mit einer halben Nase (Rasenmäherkollision).

Vorhin, als wir ankamen, wurde hier schon mal neugierig die frische Luft geschnuppert. Die Fotos sind schnelle Schnappschüsse, denn über Gebühr wollte ich die Neuankömmlinge nicht stressen.

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Während des Umsetzens. Dieser Igel steckt voller Tatendrang, während die anderen Zwei zusammengerollt abwarteten:

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Ich hoffe, ich konnte einige derer, die das hier lesen, für die Nöte der Igel sensibilisieren. Bitte nicht wegschauen, wenn ein Igel in Not ist und bitte keine zusätzlichen Gefahrenquellen zulassen. Lasst den Igeln im Garten auch eine geschützte Ecke, wo sie ungestört ihre Jungen zur Welt und den Winter verbringen können.

Sie sind niedlich und nützlich. Ohne sie wäre unsere Natur ein ganzes Stück ärmer.
 
A

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Ach Kai, Du bist ne Gute. :)
Gibt es eigentlich keine Revierkämpfe, wenn zu viele in Deinem Garten ausgewildert werden?

Ich wünsche den drei Stachler ein tolles Leben!
 
Ich hoffe, ich konnte einige derer, die das hier lesen, für die Nöte der Igel sensibilisieren.
Danke für diesen Bericht!
Ich gebe zu, ich gehöre auch eher zu den Ahnungslosen und habe mich mit dem Tier Igel bisher wenig beschäftigt.
Erst Dank dir habe ich in letzter Zeit ein klein wenig dazu gelernt.

Lasst den Igeln im Garten auch eine geschützte Ecke, wo sie ungestört ihre Jungen zur Welt und den Winter verbringen können.
Und ganz ehrlich - ein natürlicher Garten ist doch ohnehin viel schöner als eine mit dem Lineal gepflegte und zurecht gestutzte Sterilität. :)
 
In solchen Fällen bereue ich es, keinen Garten zu haben. Aber solange es wenigstens noch so ein paar Menschen gibt, die so umsichtig sind, haben diese rückläufigen Geschöpfe doch noch eine Chance :).
 
Man muss aber auf der anderen Seite auch vor übertriebenem Eifer warnen!
Es werden Jahr für Jahr unzählige Tiere auf die Igelstationen gebracht, die es in der freien Natur locker geschafft hätten! Oder Igel durch gut gemeinte Taten getötet!

Bitte unbedingt lesen!
Und dann den süßen Tieren helfen. :oops:


Warnung vor falsch verstander Igel-Liebe

In den ersten Frosttagen wandern viele Igel noch im Freien umher. Oft nehmen Tierfreunde die scheinbar hilflosen Tiere auf. Der Deutsche Tierschutzbund warnt jedoch vor gutgemeinter, aber falschverstandener Tierliebe. Igel dürfen nicht vorschnell in die menschliche Obhut genommen werden. Falls dies doch nötig wird, sollte man sich auf jeden Fall über die richtige Ernährung aufklären lassen.

Tagsüber verstecken sich Igel im Herbst in Kompost- oder Reisighaufen, einer Böschung oder einer Hecke. Sie verlassen das Versteck nur zwischen Dämmerungsbeginn und Morgengrauen, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Lassen Sie daher aufgehäufte Gartenabfälle liegen. Sie sind oft ein ideales Winterquartier für die Tiere. Falls Sie Gartenabfälle doch entsorgen wollen, gehen Sie bitte vorsichtig vor. Schauen Sie erst nach, ob sich ein Igel darin niedergelassen hat. Ein gesunder Igel hat dann die Chance, zu flüchten und kann sich ein neues Quartier suchen.

Sollten Sie in den Wintertagen einen Igel tagsüber sehen, beobachten Sie ihn zunächst aus sicherer Entfernung. Nicht immer braucht ein solches Tier die Hilfe der Menschen. Nur verwaiste Igelsäuglinge, verletzte oder kranke Igel sind wirklich hilfsbedürftig. Kranke oder verletzte Igel erkennt man sofort daran, dass sie am Tag herumliegen, oft mager sind und sich apathisch verhalten.

Igel, die noch bei Dauerfrost oder geschlossener Schneedecke draußen herumlaufen, sind meist krank oder geschwächt. Oft sind es Jungtiere, die zu spät geboren wurden, um sich noch ein ausreichendes Winterfettpolster anzufressen. Igel, die im November noch deutlich unter 500 Gramm wiegen, haben ohne Zufütterung kaum eine Überlebenschance.

Bei einem solchen geschwächten Igel gilt: Vorsichtig aufnehmen und zum Tierarzt bringen oder bei einem der Tierheime der Mitgliedsvereine des Deutschen Tierschutzbundes in Obhut geben. Dort gibt es Tipps für die weitere Behandlung und besonders für die Nahrungsauswahl. Denn falsche Ernährung kann das Todesurteil für einen Igel bedeuten. Das sicher gut gemeinte Schälchen warme Milch am Morgen kann dem Igel den Tod bringen.

http://www.tierschutzbund.de/igelschutz.html
 
Ich liebe Igelchen. Sie vernichten nicht nur die Schnecken sondern auch die Spinnen :)
Wir haben einen verwilderten Garten und eine extra Ecke, wo wir abgeschnittene kleinere Äste und den Rückschnitt von Stauden aufeinander geschlichtet haben. Dort fühlen sie sich richtig wohl.

Naja und in der Scheune auch, vor allem, wenn die Streuners Futter übrig gelassen haben.

Hier ein Igelzwergerl vom letzten Jahr. Nach erfolgreicher Spinnenjagd stärkt es sich noch am KaFu. Im Haus mußte ich aufpassen, weil wir so viele Katzenbabies hatten und in der Scheune mußte ich dann wegen den Igelkindern vorsichtig schlurfen. Die Teilchen sind ganz schön fix. :eek:

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Gibt es eigentlich keine Revierkämpfe, wenn zu viele in Deinem Garten ausgewildert werden?

Nein, in der Regel sind sie untereinander recht friedlich. Sie sind bei mir ja nicht eingesperrt, sondern Freigänger ;), die kommen und gehen, wie ihnen beliebt. Natürlich wissen sie, wo es leckere Häppchen zu fressen gibt, die sie dankbar annehmen. Während der Trockenheit kamen sie aber auch wegen der Wassernäpfe, die überall im Garten verteilt stehen. Das war abends ein Geschmatze und Geschlürfe! :D Zum Platzangebot: Wir wohnen im vorletzten Haus an der Bebauungsgrenze und an das Nachbargründstück gliedert sich dann direkt offene Landschaft an, aber auch mehrere herrlich verwilderte, große Gärten mit Hecken, Büschen und vielen Versteck- und Futtersuchmöglichkeiten. Dann schließt sich der Wald an, der ebenfalls als Lebensraum dient.

Und ganz ehrlich - ein natürlicher Garten ist doch ohnehin viel schöner als eine mit dem Lineal gepflegte und zurecht gestutzte Sterilität. :)

Sehe ich auch so. Aber manche Gartenbesitzer ertragen leider nicht mal einen ordentlich aufgeschichteten Komposthaufen. Unserer hier ist außerdem meine Mäuserettungsstation, ohne den ginge nichts. :D

Aber solange es wenigstens noch so ein paar Menschen gibt, die so umsichtig sind, haben diese rückläufigen Geschöpfe doch noch eine Chance :).

Unsere Nachbarn hatten früher offene, in den Boden eingelassene Regentonnen. Alles Vergangenheit. Ich beziehe sie seit Jahren mit ein und bei der Neugestaltung ihres Gartens haben sie dann sogar eine Igeltreppe rüber zu unserem Garten gebaut. Die wohnen jetzt an einer richtigen Igel-Autobahn und freuen sich abends immer, wenn wieder einer an ihrer Terrasse vorbeirast. :D

Man muss aber auf der anderen Seite auch vor übertriebenem Eifer warnen!
Es werden Jahr für Jahr unzählige Tiere auf die Igelstationen gebracht, die es in der freien Natur locker geschafft hätten! Oder Igel durch gut gemeinte Taten getötet!

Bitte unbedingt lesen!
Und dann den süßen Tieren helfen. :oops:

Ja, das passiert leider immer wieder. Frau Pachzelt von der Igel-Insel http://www.igel-insel.de/, die mit verunfallten und kranken Igeln völlig ausgelastet ist, kann davon ein trauriges Lied singen. Ihr werden viele junge Igel gebracht, die wahllos aufgegriffen werden. Einerseits gut, wenn Menschen hinschauen, andererseits unnötiger Übereifer.

Hier noch nach Bundesländern gelistet die besten Igelauffangstationen. http://www.pro-igel.de/igel-links/adressen.html
Dort sind sie in der Regel besser aufgehoben, als beim TA oder im TH, die meistens über kein Spezialwissen verfügen. Unsere TH-Mitarbeiter jedenfalls bringen bedürftige Igel auch zur Igel-Insel.

Sie vernichten nicht nur die Schnecken sondern auch die Spinnen :)

Spinnen auch? Noch ein ganz dicker Pluspunkt für die Igel! :cool:

Hier ein Igelzwergerl vom letzten Jahr. Nach erfolgreicher Spinnenjagd stärkt es sich noch am KaFu. Im Haus mußte ich aufpassen, weil wir so viele Katzenbabies hatten und in der Scheune mußte ich dann wegen den Igelkindern vorsichtig schlurfen. Die Teilchen sind ganz schön fix. :eek:

igelchen2.jpg

Der ist ja noch winzig und so süß mit seinen Spinneweben auf dem Näschen :). Ja, wahnsinnig schnell sind sie und wenn satt, auch voller Vertrauen. Ich kann abends nicht ohne Taschenlampe im Garten rumlaufen. Die liegen teils mitten auf dem Rasen, langgestreckt auf der Seite und schlafen fest und unerschütterlich.
 
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deine igel sind ja so frech, dass sie sogar an deinen katzen rumschubsen, wenn die im weg liegen... :D :D :D

zeig doch mal die bilder.
 
Unser Garten ist erst frisch angelegt, insofern ist es mit Sträucher- und Staudenrückschnitt noch nicht weit her, mit Laub erst recht nicht ... aber die Igelecke ist schon fest eingeplant :)
Es gibt einfach keine niedlicheren Schneckenvernichter ... außer vielleicht Laufenten, aber da würd mein Mann vermutlich nicht mitmachen :D
 
  • #10

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