Niedergelassene Tierärzte können leider selbst nur wenig tun.
Die Zucht von Qualzuchtrassen ist leider immer noch nicht gesetzlich verboten; das Gutachten zum Tierschutzgesetz ist da sehr eng gefasst und verbietet diese Rassen nicht vollständig, sondern nur bestimmte Einzelfälle.
Ich denke, dass es vor allem die Amtstierärzte sind, die in solchen Fällen handeln müssten, also wegen der Einschätzung, welches konkrete Tier eine Qualzucht im Sinne des Gutachtens ist und aus der Zucht genommen gehört etc.
Die niedergelassenen Tierärzte können den Halter informieren, sie können auch den Züchter/Vermehrer informieren über ihre Meinung, dass das vorgestellte Zuchttier eine Qualzucht im Sinne des Gutachtens sei, und sie können zum Zweck des Eingreifens auch die Amtsvets einschalten.
Aber niedergelassene Tierärzte haben keine hoheitlichen Befugnisse - genausowenig wie niedergelassene Humanmediziner. Die können beispielsweise bei Anzeichen von Gewalt gegen Kinder oder bei Anzeichen von sexueller Gewalt letztlich auch nur die Betroffenen bzw. die Eltern beschwören, zur Polizei zu gehen, aber sie können nicht das betroffene Kind den Eltern wegnehmen; das kann nur das Jugendamt und das Amtsgericht. Insofern können auch Kinderärzte oder Gynäkologen nur eine Anzeige erstatten bzw. das Jugendamt informieren, wenn sie glauben, dass das Kind xy sexuell missbraucht wird oder dass es körperlich misshandelt wird.
Von daher wird es weiterhin immer eine Einzelfallentscheidung bleiben, ob ein Tier einer bestimmten Rasse eine konkrete Qualzucht ist oder nicht. Und natürlich ist dieser Punkt nur ein ganz kleiner Bereich dessen, wofür die Amtstierärzte zuständig sind. Viel mehr Zeit müssen diese aufwenden, wenn es um Schweinepest und andere Infektionskrankheiten bei Nutztieren geht oder wenn in einem Schlachtbetrieb Missstände herrschen.
Oft bleibt ja nicht einmal die Zeit, einen Wanderzirkus gründlich darauf zu kontrollieren, ob dessen Tiere artgerecht gehalten werden!
Dazu kommt - gerade bei Hunden -, dass immer noch jede Menge illegale Welpentransporte von Osteuropa etc. nach Deutschland durchgeführt werden, wo die Kleinteile dann sozusagen aus dem Kofferraum vertickt werden. Und leider gibt es auch immer noch - wie bei den Vermehrern von Lookalike-Katzen - hinreichen Interessenten für solche Tierchen.
Es gibt leider immer noch zu viele Menschen, denen es total egal ist, ob ihr Tier eine Qualzucht ist oder nicht - Hauptsache das Kindchenschema wird bedient (gerade bei kurznasigen Katzen- und Hunderassen!) bzw. es handelt sich bei dem Tier um "etwas Besonderes, etwas Seltenes".
Und solange diese Haltung nicht geändert werden kann - ganz zu schweigen von der Schnäppchenmentalität! -, wird es Qualzuchten geben, wird kein Amtstierarzt mit hinreichender Durchschlagkraft eingreifen können, werden solche Tiere nötigenfalls aus dem Ausland importiert werden, um die Nachfrage zu bedienen.
Ende.