Scheuchen im Tierheim zähmen

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Knilch

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19. Juni 2017
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Hallo,

Ich bin seit zwei Wochen regelmäßig im örtlichen Tierheim um mich mit den Scheuchen zu beschäftigen und habe einige Fragen wie ich meine Zeit dort möglichst effektiv nutze. Erfahrung mit Scheuchen ist mäßig vorhanden. Ich habe aus dem gleichen Tierheim seit Weihnachten zwei scheue Kater die sich hier zu echten Kampfschmuser entwickelt haben. Ich habe mir die beiden nach Ihren schönen Hintern ausgesucht (mehr habe ich nicht gesehen) und den Worten der Mitarbeiter, dass sie oft zusammen liegen. Also viel Erfahrung habe ich nicht aber ich denke das nötige Einfühlungsvermögen und Geduld. Im Moment konzentriere ich mich auf die Kitten, ich denke das sind die einfacheren Patienten weil noch sehr verspielt.
Die Grundbegriffe reinsetzen, reden, ignorieren sind mir bekannt aber die Situation im Tierheim unterscheidet sich doch erheblich von der bei mir Zuhause. Ich hatte Zuhause alle Zeit der Welt und habe die Kater komplett das Tempo bestimmen lassen. Im Tierheim bin ich mir nicht sicher wie viel "Zwang" ich sinnvoll anwenden kann.

Ich versuche hier mal zu beschreiben wie ich vorgehe und nehme jeden Tipp gerne an.
- Wenn ein Tier relativ offen im Raum sitzt wenn ich an die Türe komme, taste ich mich voran wie weit ich gehen kann bis es den Rückzug antritt. Ansprechen, Türklinke drücken, Tür einen Spalt aufmachen, Ich stehe im Türspalt... Sobald das Tier Anstalten macht zu fliehen gehe ich von der Türe weg. In den meisten Fällen bleiben die Tiere sitzen, beruhigen sich wieder und ich fange von vorne an. Ansonsten weiß ich für das nächste mal, dass ich noch langsamer voran gehen muss.
- Haben sich alle Tiere verkrochen setzte ich mich so in den Raum, dass sie mich möglichst gut im Blick haben, rede und nutze ein Spielzeug mit einer Glocke um die Tiere neugierig zu machen.
- Fassen sie langsam Vertrauen locke ich sie mit dem Spielzeug immer näher und fange an sie vorne abzulenken und hinten anzufassen.
- Leckerli nutze ich um den Tieren zu zeigen, dass meine Hand etwas tolles ist. Also Leckerli hinlegen, Hand auch und Hand immer näher ans Leckerli legen.

Ich habe ein paar konkrete Fragen an die Personen die so etwas vielleicht schon häufiger gemacht haben und vielleicht kommen auch einfach noch ein paar Tipps.
- In einem Raum sind vier Kitten. Eines lässt sich beim Spielen anfassen, eines spielt und kommt allmählich näher, und zwei sind weg wenn ich die Tür einen Spalt aufmache. Ich nehme am Anfang Rücksicht auf die beiden Scheuen, gehe dann aber trotzdem in den Raum um mit den beiden anderen zu spielen. Die beiden Scheuen machen keinerlei Anstalten die Höhle zu verlassen, sehr selten schauen sie neugierig auf das Spielzeug. Nehmt ihr immer Rücksicht auf das ängstlichste Tier im Raum (also in meinem Fall den Raum noch nicht betreten) oder kümmert ihr euch um die zutraulicheren und hofft, dass die anderen sich schon an euch gewöhnen?
- Wie viel Zwang wendet ihr an? Bei meinen gab (fast) keinen Zwang. Ich saß immer so weit entfernt von ihrem Rückzugsort wie möglich (innerhalb des Zimmers natürlich) und habe versucht sie an mich heranzulocken. Macht es im Tierheim Sinn auch mal näher an den Rückzugsort zu gehen? Macht ihr das bei euren Scheuchen die ihr in einem Raum zähmt auch oder lasst ihr sie immer auf euch zukommen.
- Wie macht ihr das mit dem streicheln? Ich habe hier schon von dem Federwebel als Handersatz gelesen. Macht ihr das so, dass ihr die Tiere vorne ablenkt (Spiel oder Leckerli) und hinten versucht mit dem Federwebel/der Hand anzufassen. Oder geht ihr frontal mit dem Federwebel auf sie zu?

Mir ist klar, dass vieles bei Scheuchen Erfahrung ist und man das Vorgehen nicht im einzelnen im Internet erklären kann aber vielleicht kann ich ja von eurer Erfahrung etwas profitieren.

Ich bin übrigens 4 mal die Woche für ca. 60-90 Minuten dort. Das ist sehr wenig Zeit aber besser wie nichts. Es gibt dort auch sonst keinen der sich gezielt mit den Tieren beschäftigt, dafür jede Menge Besucher die mir mit "Oh Mama kuck mal da sind soooo süße Babykatzen" die Babykatzen die sich endlich mal aus der Höhle trauen wieder verjagen :rolleyes:. Dagegen werde ich aber nichts machen können.
 
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Huhu,

also ich mache es immer so, dass ich mich zunächst erstmal reinsetze und gar nichts tue.

Morgens, ich arbeite in einem Tierheim, mache ich das Zimmer sauber, ohne dass ich die Tiere groß beachte. Beim sauber machen muss ich natürlich auch mal an die Stellen, an denen die Katzen sitzen und muss ja "zwangsläufig" dorthin. Meist rennen sie natürlich weg.

Abends setze ich mich dann, wie gesagt, einfach hin.
Das mehrere Tage hintereinander, sooft wie es mir halt möglich ist.
Die letzten scheuen kamen dann so nach und nach zu mir. Haben an meinen Schuhen geschnuppert.
Wie gesagt, habe nichts gemacht, mich nicht bewegt, gar nichts (nur geatmet :omg: )
Mit der Zeit kamen sie dann teilweise auf mich drauf, kletterten an meinen Beinen herum, spielten mit den Schnürsenkeln.
Das ging weitere Tage so. Einer fing dann an, sehr laut zu schnurren. Sie kamen dann immer weiter hoch, während ich saß.
Gingen auch schon hinter mich usw.
Und dann hab ich mal angefangen, meinen Arm auszustrecken, damit sie schnuppern konnten.
Dann auch mal Bälle geworfen usw.
Zwei von den sechs kann ich mittlerweile streicheln.
Hektik darf aber trotzdem noch nicht sein, aber sowie ich mich setze ider mich ruhig verhalte, kommen sie mittlerweile alle näher.

Denke, es dauert nicht mehr lange und ich kann die nächsten streicheln :)
Und ich hab dabei weniger Zeit als du, daher dauert das bei mir/uns so lange.
 
Also reingehen würde ich auf jeden Fall. Und zwar ohne die Tür nochmal zuzumachen.
Hier würde ich eine Flucht gar nicht beachten. Wenn du nicht rein gehst, kannst du dich den Katzen auch nicht als freundlich zeigen. Dann geht sicher gar nichts weiter.
Und das kennen sie ja auch vom füttern und saubermachen. Da kann man das auch nicht auf 3 Anläufe aufteilen.

Ich weiß nicht, ob du z.B. an Pferdehaare, ein Stück Schweifhaar o.ä. rankommen könntest.
Bei meinen scheuen Katzen, die ich hier hatte, hat es echt Wunder gewirkt, wenn ich mit der Stallhose zu den Katzen gegangen bin. Sogar ziemlich scheue Katzen haben sich nach kurzer Zeit voller Instbrust an dieser Hose gerieben und sich auf meinen Beinen gewälzt.:eek::D

Und ein Puschel aus Schweifhaaren hat die dann auch aus der Reserve gelockt.
 
Hallo Freewolf,

Also du versuchst du gar nicht sie an dich heranzulocken sondern wartest einfach bis sie kommen. Hab ich ehrlich gesagt noch nicht so versucht. Sobald ich im Raum sitze und die Katzen lassen erkennen, dass sie sich entspannen (wegdrehen, blinzeln, hinlegen, einschlafen) fange ich mit einem Spielzeug an sie neugierig zu machen.

Hallo Starfairy,

Das mit der Stallhose ist ja geil :). Ich hatte bis vor zwei Jahren ein Pflegepferd und eine Freundin hat ein Eigenes. Ich werde meine Reithose mal mit nehmen, sie wird zwar einiges an Geruch verloren haben aber komplett geht der ja nie weg :). Vielleicht kann meine Freundin auch mal eine meiner alten Hosen übers Pferd reiben.
Ich merke auf jeden Fall schon, dass es Unterschiede gibt beim Spielzeug. Bei einem zieht ein einfacherer Schnürsenkel am meisten, bei anderen eine Feder mit Glocke. Auf die Schweifhaare spreche ich meine Freundin auch mal an.
Ich habe bei meinen gemerkt, dass es einfacher ist die Katzen anzulocken wenn sie noch relativ offen im Raum sitzen und man sie nicht erst wieder aus einer Höhle locken muss.Deswegen das Reingehen auf mehrere Anläufe. In dem konkreten Fall beschäftige ich mich einfach weiterhin mit den beiden zutraulicheren und hoffe darauf, dass sich die anderen auch noch an mich gewöhnen.
 
Hi,

was ich auf gar keinen Fall machen würde ist wie von dir beschrieben ein Tier mit einer Hand ablenken und dann mit der anderen von hinten streicheln.
Im besten Fall erschreckt es und haut ab, im schlimmsten Fall erschreckt es und beißt zu.
Sie sollten immer sehen an was sie sich gewöhnen sollen, gerade damit sie selbst entscheiden können wie weit sie sich darauf einlassen und dann die Erfahrung machen das es keine Bedrohung ist. Egal ob Federwedel oder Hand.
Ich würde immer die Tiere zu mir kommen lassen auch wenn das länger dauert und auch nicht locken, maximal mit Leckerli um mich "werfen" für eine positive Verknüpfung.
 
Meine Reithose wurde leider gewaschen, die gebe ich erst nochmal meiner Freundin mit damit sie den Stallgeruch annehmen kann.
Das heimliche streicheln lasse ich bleiben, das war eh immer eine Gratwanderung.
Von dem nicht anlocken war ich bis gerade nicht überzeugt, ich dachte dann kommen die ja nie aber die Katzen haben mich gerade überzeugt. Ich bin gerade im Tierheim und finde die Atmosphäre im Raum viel entspannter wenn ich nicht ständig das Spielzeug in Bewegung bringe.
 
Hallo Freewolf,

Also du versuchst du gar nicht sie an dich heranzulocken sondern wartest einfach bis sie kommen. Hab ich ehrlich gesagt noch nicht so versucht.

Ganz genau.
Ich lasse sie von sich aus zu mir kommen. Sie sollen mir zeigen, dass sie bereit sind, Kontakt aufzunehmen. Denn dann weiß ich, jetzt werden sie neugierig, jetzt wollen sie auch.
Denn wenn ich auf Zwang zu ihnen gehe, erreiche ich ggf das Gegenteil.
So sehe ich das.
 
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Hallo Freewolf,

Also du versuchst du gar nicht sie an dich heranzulocken sondern wartest einfach bis sie kommen. Hab ich ehrlich gesagt noch nicht so versucht.
Ganz genau.
Ich lasse sie von sich aus zu mir kommen. Sie sollen mir zeigen, dass sie bereit sind, Kontakt aufzunehmen. Denn dann weiß ich, jetzt werden sie neugierig, jetzt wollen sie auch.
Denn wenn ich auf Zwang zu ihnen gehe, erreiche ich ggf das Gegenteil.
So sehe ich das.

Nicht das es falsch rüber kam. Ich denke mit Zwang hatte das anlocken auch wenig zu tun. Ich saß in einer Ecke des Raumes und habe das Spielzeug bewegt. Das Spielangebot konnten sie annehmen oder auch nicht. Wer nicht wollte blieb halt in der Höhle oder hat das Spielzeug nur von dort mit den Augen verfolgt.
Aber wie oben geschrieben habe ich das heute mal weggelassen und ich habe die Zeit bei den Katzen als sehr viel entspannender empfunden. Einer der zwei zutraulicheren ist heute auf meinen Beinen rumgeklettert. Bisher habe ich ihm das ja unmöglich gemacht :p
Das heimliche anfassen hebe ich eh schon gestrichen, ihr habt mich überzeugt, dass ich bei den dreien bisher bei denen es funktioniert einfach nur Glück hatte.
 
Finde es toll, dass du schon erste Erfolge hattest :)
 
  • #10
Grüß dich,
Ich finde es toll, dass du dich kümmerst
Wenn du magst, schau mal hier, Taskali beschreibt das immer so toll, wie sie ihre Scheuchen zähmt:

Pflegis by Taskali

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deiner Aktion
 
  • #11
Finde es toll, dass du schon erste Erfolge hattest

Ich auch :p. Ich habe heute nochmal gemerkt, dass kommen lassen schöner ist wie locken. Wenn sie extra die Höhe verlassen um dann zwei Meter neben einem weiterzuschlafen ist das einfach geil. Aber auch wenn sie nicht mehr mit starrem Blick in der Höhle sitzen sondern anfangen sich zu putzen oder einfach in der Höhle weiterpennen.

Grüß dich,
Ich finde es toll, dass du dich kümmerst
Wenn du magst, schau mal hier, Taskali beschreibt das immer so toll, wie sie ihre Scheuchen zähmt:

Pflegis by Taskali

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deiner Aktion

Danke, da habe ich mir bei meinen eigenen schon Tipps geholt.
 
  • #12
Es sind jetzt einige Wochen vergangen und nächste Woche ziehen zwei von "meinen" Kitten in ihr neues Zuhause um :D. Eines davon schnurrt inzwischen beim streicheln und das andere bleibt entspannt liegen, auch wenn man direkt davor steht, nur die Hand ist noch sehr unheimlich.
Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Federwedel, inzwischen habe ich an einen zahmen Neuzugang geübt und jetzt nutze ich ihn sehr gerne.
Und das Tierheim macht auch Werbung mit mir. Neuen Interessenten wird erzählt sie hätten jetzt eine Katzenflüsterin, die sich um die Scheuchen kümmert :p.
Danke nochmal für die Tipps hier, die "Arbeit" macht mir immer noch sehr viel Spaß und bei 90% scheuen Katzen in Tierheim wird mir auch erstmal nicht langweilig.
 

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