Wir hatten bisher zwei Totaloperationen bei FORL-Katzen (Jeannie lief ja insofern stückchenweise).
Nicki, der Nickerkater, wurde in nicht mehr jungem Alter (geschätzte 12+ Jahre) in einem Rutsch von allen Zähnen bis auf die Canini befreit, was ihm in einer zwar langen und aufwändigen (Nicki war ein Lastrami und durchschnittlich groß, also auch der Kopf und die Kiefer) OP unterm Strich wirklich gut bekam.
Es war eine Standardnarkose bei der Haus-TÄin, die aber überhaupt die erste war, die sich in meinem Umfeld über FORL belesen hatte und mich über die Krankheit näher informierte.
Nicki blühte danach richtig auf! Er war immer eine sehr lebhafte und gesprächige Katze (typischer Rotbart!
), aber nach der OP drehte er nochmal richtig am Rad und wurde wieder so lebhaft wie die Oris in seiner Umgebung (Jeannie - älter als er und damals wohl schon krebskrank - und Nine als Teenie, die frisch eingezogen war).
Die andere radikale OP war Frau Nine damals mit zwei Jahren; als unter der OP FORL bemerkt und ich angerufen wurde, habe ich mein Plazet gegeben, dass alle Zähne raus dürfen. Das dauerte lange, und Nine hat die OP auch nicht so ohne weiteres weggesteckt, aber sie hat es insgesamt gut überstanden. Sie hat eine Autoimmunkrankheit schon von Kind an; IBD (chronische Magen-Darmentzündung).
Im Alter von vier Jahren, also letztes Jahr, mussten Nine dann auch die Canini entfernt werden; ich habe das wegen ihrer IBD und ihrer damit verbundenen immer wieder aufflammenden Erkrankungen mit einer Inhalationsnarkose in der TK machen lassen, zumal Nine auch für eine Orientalisch Kurzhaar einen sehr kleinen Kopf und entsprechend kleine Kiefer hat. Die Canini, von denen einer schon abgebrochen war, rauszuoperieren, dauerte für diese 3,5 Zähne fast so lange wie die erste OP mit den ganzen Schneide- und Backenzähnen zusammen!
Beide Katzen hatten ein engmaschiges Schmerzmanagement mit Metacam (nach Gewicht) über die ersten Tage; dazu jede ein LangzeitAB (Convenia), das beide auch gut vertragen haben.
Nicki war zuerst ca. 24 Stunden nach dem Abholen total platt und wollte einfach nur im Körbchen liegen und seine Ruhe haben. Er schleckte dann gern etwas Katzenmilch und Hipp Hühnchenbrei, aber alles in homöopathischen Dosen. Sein Hunger war aber sehr schnell wieder da, und so kam er auch vergleichsweise schnell wieder auf die Beine, wenn ich an sein Alter denke (Nicki war halb blind, und ich vermute, dass es an Katzenschnupfen gelegen haben könnte, so dass er auch entsprechende Viren in sich gehabt haben könnte).
Nine hatte ich, da sie zuerst noch nicht richtig auf den Beinen war, obwohl sie komplett wach war und in der Transportbox auch rummaulte, in die bodengleiche Dusche gesperrt. Sie hatte da eine dicke Unterlage aus Handtüchern und Fleecedecken, ein kleines Klo, die Box, Wasser, Katzenmilch, Hipp Hühnchen und alle mögliche andere, zudem hatte ich das Gästebad richtig aufgeheizt auf über 25 Grad, was in dem kleinen Raum gut möglich war.
Nine bekam auch Metacam nach Bedarf, natürlich flüssig, was sie relativ schnell tolerierte. Bei ihr dauerte es aber meiner Erinnerung nach länger, bis sie wieder besser auf den Beinen war als bei Nicki, denn sie hatte (und hat
) neben FORL auch eine Stomatitis (Rachenschleimhautentzündung), die wir letztlich bis heute nicht richtig weg gekriegt haben. Bei Nine sind Calici die Auslöser dieser Entzündung. Und da steht behandlungstechnisch ein Immunbooster wie etwa Zylexis im Raum, was aber ihre IBD (die zeitweise mit Cortison unterdrückt wird als Autoimmunkrankheit) wieder befeuern würde. Also Teufel und Beelzebub.
Aber zurück zum eigentlichen Thema:
Beide Katzen, also die alte und die junge chronisch kranke, haben die lange und schwierige OP; die jeweils mehrere Stunden dauerte, gut weggesteckt!
Durch gutes Schmerzmanagement haben sie dann auch wieder angefangen zu fressen (Nicki deutlich schneller, aber Nine mit der Stomatitis war insofern auch ein untypischer Fall; gleiches gilt dafür, dass sie wirklich ein Hungerhaken ist mit ihren in guten Zeiten 3,3 bis 3,5 kg Kampfgewicht).
Zum Appetitanregen bekam Nine (was sie - durch die IBD bedingt ist sie ein sehr spezielles Fell und eine absolute Mäkelkatze!!! - teilweise sehr übel vermerkt hatte!) die üblichen Pasten und Mittelchen; ich habe dazu auch iwo im Forum im Zahnbereich was geschrieben, aber letztlich waren es auch die andauernden Schmerzen mit der Stomatitis, die wir erstmal in den Griff bekommen mussten. Ihre Conveniarunde dauerte ca. 4 Wochen, soweit ich es in Erinnerung habe, und wir hatten Tage, wo ich mit ihr wirklich ums Fressen gekämpft habe und sie nur von Leckerli (Aldistängelchen, ihre Lieblingsbeute) leben wollte.
Nicki hat trotz seines Alters, also wirklich Senior, schon einige Tage nach der OP wieder seine kleingeschnetzelten Hähnchenbrustfiletstücke eingeschlürft und kleingemümmelt. Bei Nine hat es sicherlich drei Wochen gedauert, bis sie wieder ordentlich gefressen hat. So aus meienr Erinnerung.
Ich bin - vor allem bei FORL!!! - ein Verfechter der radikalen Variante, also Entfernung aller Zähne, auch der gesunden, ggf. bis auf die Canini, weil die wirklich sehr schwierig rauszuoperieren sind! "Auf der Felge kauen" geht weitaus besser, als man sich so landläufig vorstellt; Nicki hat das ja sogar mit seinem rohen Hähnchen geschafft, obwohl er noch die teilzeitBARF-affinste Katze in unseren Haushalt war!
Und von meiner schon hier und dort erwähnten pommerschen Oma, die so alt war wie das vergangene Jahrhundert, habe ich als Kind wahrgenommen (da sie mit ihrer Vollprothese nicht klar kam), dass auch frau auf Felge sehr gut kauen und manierlich essen kann!
Bitte berate dich mit deinen Ärzten, und wenn nichts gegen die Narkose spricht, lass deiner Katze ruhig alle Zähne in einer Session ziehen, sofern gesundheitlich keine sinnvollen Gegenargumente vorhanden sind. (Deswegen hatte ich die Umstände meiner beiden Radikalen so genau geschildert.)
LG