Katzen müssen nicht nur deshalb so viel von dem Zeug fressen, weil Aromastoffe und Geschmacksverstärker drin wären - sondern auch, weil extrem wenig von echtem Nährwert in diesem Futter steckt.
Abhängig im strengen Sinne macht dieses Futter natürlich nicht. Und das mit den "Stoffen, die Heißhunger erzeugen" halte ich auch für ein Gerücht. Es ist wohl eher mit Fastfood vergleichbar - eine Katze, die nach einem Jahr Whi***s hochwertiges Futter vorgesetzt bekommt, reagiert da wahrscheinlich genauso drauf wie ein Kind, das ein Jahr lang mit Burger, Pizza, Pommes und Cola ernährt wurde und dann einen Teller Gemüse essen soll. Schmeckt fad und irgendwie seltsam, ist das überhaupt Essen?
Restliche Zusammensetzung:
Ich nehm mal die 100-Gramm-Beutel als Beispiel, die bei Zooplus ganz oben stehen, ich wollte nicht länger googeln.
😉
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (je nach Varietät u.a. jeweils mind. 4% Truthahn, Huhn, Geflügel, Kaninchen, Rind, Kalb, Wild oder Lamm), Getreide, pflanzliche Eiweißextrakte, Mineralstoffe.
Ich geh mal im einzelnen durch, das ist auch ein Beispiel dafür, wie man sich Futteretiketten angucken sollte:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
Die Deklaration ist nicht sauber - man erfährt nicht, wieviel % Fleisch (= hochwertigster Bestandteil im Futter) enthalten ist, wieviel % Nebenerzeugnisse, und was für Nebenerzeugnisse das sind. Innereien mit Nährwert, oder wertlose Schlachtabfälle?
Aber gut, diesen Geburtsfehler haben auch viele höherwertige Futtermarken. Das Gesetz zwingt die Hersteller einfach nicht dazu, genauer zu deklarieren (die Firma Grau behauptet anscheinend sogar, die schwammige Deklaration wär Vorschrift, und hat kürzlich von einer genaueren Deklaration auf diese 08/15-Form umgestellt). Deshalb ist das noch kein Grund, das Futter nicht zu kaufen.
Etwas kritischer wird es schon hier:
mind. 4% Truthahn, ...
Ein Futter, das so tut, als bestünde es aus Truthahn, enthält also unter Umständen nicht mehr als 4% davon. Und die 4% bestehen auch noch aus Fleisch
und Nebenerzeugnissen, womöglich sogar nur aus Nebenerzeugnissen (das geht aus der Deklaration wieder mal nicht hervor).
Erstens ist es Verbraucherbesch@ss, so ein Futter dann noch "mit Truthahn" zu nennen, die Menge an enthaltenem Truthahn könnte schließlich verschwindend gering sein. Aber gesetzlich ist das halt ab 4% erlaubt, drunter müsste es "mit Truthahn
geschmack" heißen, und erst ab 20% Truthahngehalt darf das Wörtchen "mit" fehlen. Deshalb und nur deshalb stehen die 4% drauf. Nicht zur Verbraucherinformation, sondern um gesetzliche Bestimmungen zu erfüllen.
Und zweitens: Woraus bestehen denn bitte die restlichen 96%? Was sind das für Tiere, kennt man die, schmecken die? OK, man kann davon ausgehen, dass es sich um billige Schlachtabfälle handelt - also wahrscheinlich Rind, Schwein und/oder Geflügel. Aber wenn man eine Katze hat, die z.B. allergisch auf Rind reagiert, dann kann man das Futter gleich an dieser Stelle schon vergessen. Wenn man jemand ist, der gerne weiß, was er und seine Lieben auf dem Teller bzw. im Napf haben, sowieso.
Und jetzt wird's ganz duster:
Getreide
Kennst du auch die Katzen, die täglich marodierend über die Felder des Bauern in deiner Nähe ziehen und den Weizen abräumen? Nee? Richtig, Katzen fressen in der Natur kein Getreide. Bzw. nur das bereits vorverdaute Getreide im Magen und Darm ihrer Beutetiere. Ansonsten sind Katzen reine Fleischfresser und können mit pflanzlichen Inhaltsstoffen nicht sehr viel anfangen. Im Katzenfutter landet Getreide als billiger Dosenfüller und hat sonst keinen Wert. Warum soll ich Geld für etwas bezahlen, was meine Katze kaum bis gar nicht verwerten kann?
Außerdem wieder mal: Schwammige Deklaration. Was für Getreide haben wir hier überhaupt, und wieviel davon? Ein Getreideanteil von bis zu 5% tut erstmal keinem weh, außer man hat wie sehr viele Katzen eine Allergie gegen Weizen oder Mais. Aber wer sagt, dass das hier nur 5% Getreide sind und keine 20?
Und man kann davon ausgehen, dass nicht die guten Körner ins Katzenfutter gekippt werden, sondern irgendwelche Abfälle aus der Lebensmittelherstellung, wie bei den tierischen Bestandteilen auch. Schimmelpilzgifte lassen grüßen, und das ist gar nicht so ungefährlich.
Und zu guter Letzt:
pflanzliche Eiweißextrakte
Da sollten in deinem Kopf sämtliche Fragezeichen angehen. Was ist das, wofür braucht meine Katze das?
Die Antwort: Es handelt sich meistens um Sojaabfälle, und deine Katze braucht das überhaupt nicht. Im Gegenteil, Soja gilt wie Weizen und Mais als Allergieauslöser und hat im Katzenfutter nix zu suchen. Der Hersteller braucht es, um das Futter billiger zu machen und ggf. die Form"fleisch"stückchen zu formen.
Eiweiß klingt ja für einen Fleischfresser, der viel Protein braucht, erstmal gut - aber pflanzliches Eiweiß ist halt nicht dasselbe wie tierisches Eiweiß, und letzteres brauchen Katzen.
Zucker ist erstaunlicherweise hier nicht deklariert. Aber selbst wenn tatsächlich keiner drin ist, sollte der Rest der Zusammensetzung reichen, um das Futter gleich wieder ins Regal zurückzustellen.
Ach ja, noch die Analysewerte:
Rohasche 2.5 %
Rohfett 4.5 %
Vitamin E (Tocopherole) 8.0 mg/kg
Feuchtigkeit 80.0 %
Rohfaser 0.3 %
Rohprotein 8.0 %
8% Rohprotein sind unter aller S@u, gutes Futter fängt bei etwa 10% an. Der Rohfettwert könnte auch etwas höher sein. Die beiden Werte sind deshalb wichtig, weil Katzen ihre Energie fast nur aus (tierischem) Protein und (tierischen) Fetten beziehen, das sind also die beiden Bestandteile mit echtem Nährwert.
Wenn ich richtig rechne, sind aber nur 4,7% leicht verdauliche Kohlenhydrate drin (der Wert errechnet sich aus 100% - Rohasche - Rohfett - Feuchtigkeit - Rohfaser - Rohprotein), das geht eigentlich noch.