Warum wird gezüchtet?

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Zaphir

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Hallo zusammen,

bevor ich zu meiner Frage komme, möchte ich direkt sagen, dass ich keine Grundsatzdiskussion lostreten möchte. Die Themen im Züchterbereich werden ja doch recht häufig ziemlich emotional geführt in meinen Augen. Ich stelle meine Frage tatsächlich nur aus reinem Interesse...

Warum wird eigentlich gezüchtet (ausgehend von seriöser Zucht)? Welches Ziel wird damit verfolgt, wenn sowieso nur Katzen einer Rasse untereinander sich fortpflanzen sollten. Um die Erhaltung der gesunden Unterart (?) namens Hauskatze kann es ja dementsprechend nicht gehen. Oder doch? Ich hoffe also, dass der ein oder andere mir auf die Sprünge helfen kann.
 
A

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"es geht um die Erhaltung einer Rasse" so sagt man immer wieder - einer Rasse, die es ohne die Kreativität der Menschen gar nicht gäbe. Für mich wäre das kein Verlust.
 
Meinst du generell oder nur bei Katzen?

Als Exzüchterin einer anderen Spezies würde ich sagen:

- Liebe zu der Rasse
- man darf "offiziell" Babies haben ohne als böser Vermehrer zu gelten.
- es kann sehr spannend sein was an Farbschlägen bei gemischterbigen Tieren herauskommt. Oder wenn man feststellt das angeblich reinerbige es eben doch nicht sind...
- man spielt ein bischen Gott....man kann Leben nach seinen Vorstellungen (mehr oder weniger) erschaffen
 
Etwas allgemein formuliert:

- man sorgt dafür, dass nicht alle Katzen "gleich" aussehen und das "gleiche" Grundverhalten haben, indem besondere Merkmale (--> ergeben in der Summe eine Rasse) gezielt gefördert werden

- viele Rassen sind noch immer im Entstehungsprozess begriffen oder im Wandel, teilweise wird auch auf neue Rassen hin gearbeitet. Bei fast allen Rassen gibt es zumindest im Bereich "Gesundheit" und "Charakter" noch Punkte, an denen ein seriöser Züchter konkret "arbeitet".

Abgesehen davon lässt sich die Arbeit eines seriösen Züchters wohl tatsächlich mit dem "Erhalt einer bestimmten Rasse" zusammen fassen.
Theoretisch kann unter "bestimmter Rasse" auch die normal FWW-Hauskatze im allgemeinen gemeint sein. Diese zu züchten solange ein derart großer Überschuss an Katzen existiert ist aber gewissermaßen ein Widerspruch zur seriösen Zucht an sich.

Wer der Meinung ist, dass es völlig egal ist, wie Katzen aussehen etc. kann entsprechend auch die Meinung vertreten, dass Zucht insgesamt unter dem heutigen Standpunkt der Überpopulation nicht sinnvoll ist.
 
Ich bin wie manche wissen schon seit Jahren im TS aktiv und bin trotzdem nicht generell gegen seriöse Katzenzucht.
Da habe ich schon so manch heisse Diskussion mit TS Kollegen gehabt.
Ich liebe die ganz normale Feld-Wald und Wiesen katze und habe und hatte auch meist Katzen dieser Rasse.
Aber ich liebe auch Birmchen,BKH,Maine Coon,Norwegische Waldkatzen usw.usw.
Ganz klar lehne ich jegliche Qualzuchten,wie Peke-Face-Perser und auch Hybrid Rassen wie Bengal oder Savannah ab.
Kaufen würde ich keine Rassekatze,in die Verlegenheit bin ich auch noch nie gekommen.
All meine Katzen waren ehemalige Pflegekatzen,darunter auch zwei Birmas, Elia und Filou,Sophie ein sog.Peke-Face-Perser und Jule eine BKH.
 
Bei Katzen rein aus Experimentierfreude und weil man Gefallen an dem Besonderen findet.

Bei anderen Tieren; Pferden, Nutztieren, teilweise Hunden wird zum größten Teil auf eine bestimmte Aufgabe gezüchtet, die das Tier erfüllen soll, was ja durchaus legitim ist.
Die Verfestigung bestimmter Merkmale ist möglich, warum sollte man sie nicht nutzen, solange sie nicht zu körperlich oder geistig eingeschränkten Tieren führt?
Wir können froh sein um unsere hochspezialisierten Nutztiere, die aus gezielter, jahrhundertelanger Zucht entstanden sind und somit recht vorhersagbar für uns sind.
 
Bei Katzen rein aus Experimentierfreude und weil man Gefallen an dem Besonderen findet.

Bei anderen Tieren; Pferden, Nutztieren, teilweise Hunden wird zum größten Teil auf eine bestimmte Aufgabe gezüchtet, die das Tier erfüllen soll, was ja durchaus legitim ist.
Die Verfestigung bestimmter Merkmale ist möglich, warum sollte man sie nicht nutzen, solange sie nicht zu körperlich oder geistig eingeschränkten Tieren führt?
Wir können froh sein um unsere hochspezialisierten Nutztiere, die aus gezielter, jahrhundertelanger Zucht entstanden sind und somit recht vorhersagbar für uns sind.

Bei Hunden möchte ich das aber bezweifeln.
Die meisten Hunde erfüllen inzwischen nur noch die Aufgabe "Familienmitglied" zu sein,
kaum jemand hat einen Gebrauchshund.
Auch hier wird vor allem auf Optik und weniger auf "Nützlichkeit" gezüchtet.
 
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Dasselbe gilt für praktisch alle anderen Tierarten: In dem Moment in dem rein nach dem Kriterium "Nützlichkeit" gezüchtet wird, gehen alle optischen Besonderheiten einer Rasse schnell verloren. Es bleibt ein gewisser Grundtyp erhalten, aber dieser ist mehr oder minder weit entfernt von dem, was die ursprüngliche Rasse ausmacht.
 
Mir geht es speziell um Katzen. Nutztiere sind in meinen Augen tatsächlich etwas anderes.

Danke schon mal für die Antworten. Soweit ich das bisher beurteilen kann, sind erstmal keine objektiven Gründe genannt worden. Mal schauen, was noch kommt. Einige Gründe kann ich nachvollziehen, andere nicht, aber damit habe ich vorher schon gerechnet. :)
 
  • #10
Wir können froh sein um unsere hochspezialisierten Nutztiere, die aus gezielter, jahrhundertelanger Zucht entstanden sind und somit recht vorhersagbar für uns sind.
Froh sein über die Puten, die nicht mehr aufrecht laufen können, froh sein über Kühe, die abstruse Milchproduktion haben?
Froh sein über all das Tierelend, das mit Nutztieren passiert?

Vielleicht auch noch froh sein über die zum Teil extrem unsinnigen Subventionen für Tierzucht, die letztendlich Tierqual ist?

Nein danke!



Zugvogel
 
  • #11
@Zaphir: Um "objektive" Gründe zur Zucht zu erhalten, müsste man wahrscheinlich eine Ebene nach oben gehen.
Zucht hat gegenüber "Zufall" den Vorteil, dass der Mensch die Kriterien nach denen ausgewählt wird fest legt. Dadurch könnten zum Beispiel Erbkrankheiten eliminiert werden oder etwa Merkmale, mit denen Katzen zwar lebensfähig sind, die sich aber unter natürlichen Umständen nicht durchsetzen würden.

Vorausgesetzt wir sprechen jetzt eben von seriöser Zucht, was in meinen Augen per se im Widerspruch mit zB Qualzuchten steht.

Zucht ist somit eine Art Ersatz für die nicht mehr vorhandene natürliche Selektion.
Sie hat gegenüber natürlicher Selektion sogar einige Vorteile (gewisse Erbkrankheiten würden sich in der natürlichen Selektion behaupten können). Sehr wahrscheinlich hat Zucht gegenüber natürlicher Selektion aber auch viele Nachteile, da der Mensch heute noch zu wenig Hintergrundwissen über die Genetik hat.
Zucht dürfte allerdings die bessere Wahl sein, als unsere Hauskatzen der natürlichen Selektion zu unterwerfen. ;)
 
  • #12
Katzenzucht bedeutet für mich der Erhalt einer ursprünglichen/traditionellen Rasse ohne dass gerade topaktuell gefragte Farben mittels andern Rassen eingekreuzt/gemixt werden. Bedauernswert auch die bekannten, verkrüppelten, nasenlosen Perser usw.

Bedauernswert ebenso all die von gewissen Züchtern subito ausgeschiedenen und verscherbelten "wertlosen" Katzen, welche nicht den aktuellen, vereinsverlangten Prämierungsattributen entsprechen.

Noch schlimmer: Die (aus Geiz und Trophäengier) sehr oft vernachlässigten Vorsorgeuntersuchungen der Zuchtkatzen auf HCM, PKD usw.

Die teuren Kitten von sog. Super-Rassenkatzen landen bei den Käufern, welche dannzumal den erblich bedingten Krankheits- und Todesfällen tragischerweise ausgesetzt sind. Den "Züchter" kümmert es nicht, er hat ja die jungen Katzen bereits verkauft... und sucht nach modisch geeignetem Neuzugang... der je nach gefragten, äusserlichen Qualitätsattributen kurz oder länger bleiben darf.
 
  • #13
Katzenzucht bedeutet für mich der Erhalt einer ursprünglichen/traditionellen Rasse ohne dass gerade topaktuell gefragte Farben mittels andern Rassen eingekreuzt/gemixt werden.

Für Dich ist es so...aber ist es wirklich das Ziel der Züchter?
Ist die Mehrzahl der Züchter daran interessiert eine tradtionelle Rasse zu erhalten oder lieber nach Aktualität/Trend zu schauen?
Sind die vorhandenen Farbschläge ausreichend oder müssen neue Varianten dazukommen? Wofür?


Vorausgesetzt wir sprechen jetzt eben von seriöser Zucht, was in meinen Augen per se im Widerspruch mit zB Qualzuchten steht.

Es wurde ja nicht nur an der Perserkatze herumgezerrt, es gibt ja genug andere Rassen, die stark verändert wurden.
Maine Coons bekommen immer breite Schnauzen, was von vielen Katzenliebhabern geschätzt wird, weil sie "so imposant" aussehen.
Die Ohren der Siamkatzen werden m.E. immer größer.
Und das zählt nicht zu den Qualzuchten, sondern wird auch von seriösen Züchtern verfolgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #14
Ist die Mehrzahl der Züchter daran interessiert eine tradtionelle Rasse zu erhalten oder lieber nach Aktualität/Trend zu schauen?
Sind die vorhandenen Farbschläge ausreichend oder müssen neue Varianten dazukommen? Wofür?

Ich liebe die Norweger nicht zuletzt deshalb, weil sie eine von selbst entstandene Rasse sind, die ohne Zutun des Menschen immer weniger wurden. Sie waren einst die Skandinavische Hauskatze und ein paar Menschen ist aufgefallen, dass sie immer weniger werden, was normal ist, denn das Gen für kurzes Fell ist Dominat. Man hat beschlossen, die Rasse zu erhalten und mir einer breiten Basis an Foundations (Wildlingen) eine Zucht zu beginnen. In den 1970ern wurde die Rasse dann als Norwegische Waldkatze offiziell anerkannt.

Die Einkreuzung fremder Rassen war dabei noch nie zugelassen und was es an Farben nicht von Anfang an gab, wird es auch niemals geben. Der Typ wurde über ein 'Anfangstier' definiert uns seit dem nur verfeinert, was heißt, wenn da steht große Ohren und dreieckiger Kopf, dann sieht man das heute einfach besser als bei den ersten gezielt gezüchteten Katzen.

Ob das ein Argument für Zucht ist weiß ich nicht, ist mir aber auch so was von egal ehrlich gesagt. Ein weiterer Grund ist, dass ich in ihre Optik und ihr Wesen einfach mehr als verliebt bin und das, dass kein objektiver Grund ist kann ich mir denken ;)
 
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  • #15
Ich liebe die Norweger nicht zuletzt deshalb, weil sie eine von selbst entstandene Rasse sind, die ohne Zutun des Menschen immer weniger wurden.
.
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Der Typ wurde über ein 'Anfangstier' definiert uns seit dem nur verfeinert, was heißt, wenn da steht große Ohren und dreieckiger Kopf, dann sieht man das heute einfach besser als bei den ersten gezielt gezüchteten Katzen.

Mutter Natur hat bei den selbstentstandenen Rassen alles drangemacht, was dransein muss und in der Größe, wie es für die Umgebung und das Überleben wichtig ist. Wenn der Mensch das weiterzüchtet, weil die Anzahl der Tiere weniger wird, so ist das m.E. auch gut und nachvollziehbar.
 
  • #16
Übrigens sahen die Norweger und Maine Coon mal gleich aus :eek: Kaum vorzustellen, oder?


Pan's Truls der 'Prototyp' der Rasse Norwegische Waldkatze

pans_truls_3.jpg


Pan's Polaris - weit verbreitet am Anfang

panspolaris25.jpg



Uns so groß zu heute ist der Unterschied nicht, auch wenn Grizabella wirklich sehr sauber 'herausgezüchtete' Merkmale wie Ohrengröße, Kopfform, usw. hat.

14982987527_589b0c7dbf_o.jpg
 
  • #17
Noch schlimmer: Die (aus Geiz und Trophäengier) sehr oft vernachlässigten Vorsorgeuntersuchungen der Zuchtkatzen auf HCM, PKD usw.

.
Und genau diese Merkmale scheinen mir auch zur Zucht zu gehören, die Kehrseite der Medaille der genauen Auslese.

Letztendlich sind doch Zuchttiere auch hoch gefährdet, Erbkrankheiten und Inzucht Vorschub zu leisten, was es bei einer gesunden Mischung von FWW-Katzen viel seltner gibt.


Somit: Vorsorgeuntersuchungen zu preisen, die es ohne die Zuchtauslese gar nicht gäbe, ist Zynismus pur.




Zugvogel
 
  • #18
Zucht ist somit eine Art Ersatz für die nicht mehr vorhandene natürliche Selektion.
Sie hat gegenüber natürlicher Selektion sogar einige Vorteile (gewisse Erbkrankheiten würden sich in der natürlichen Selektion behaupten können). Sehr wahrscheinlich hat Zucht gegenüber natürlicher Selektion aber auch viele Nachteile, da der Mensch heute noch zu wenig Hintergrundwissen über die Genetik hat.
Zucht dürfte allerdings die bessere Wahl sein, als unsere Hauskatzen der natürlichen Selektion zu unterwerfen. ;)

Das ist schlicht Unsinn. Viele Erbkrankheiten werden durch Zucht massiv begünstigt, siehe die hohe Anzahl an rassespezifischen Krankheiten bei vielen Spezies. Oder einfach das gehäufte Auftreten von bestimmten Krankheiten bei Zuchttieren.

Das hat noch nicht einmal unbedingt was mit Seriösität oder nicht zu tun....bei vielen Krankheiten merkt man eben oft spät, dass sie überhaupt vorhanden sind, selbst wenn die Tiere dann aus der Zucht genommen werden sind oft schon wieder mehrere Genreationen an Tieren da.

Für Dich ist es so...aber ist es wirklich das Ziel der Züchter?
Ist die Mehrzahl der Züchter daran interessiert eine tradtionelle Rasse zu erhalten oder lieber nach Aktualität/Trend zu schauen?
Sind die vorhandenen Farbschläge ausreichend oder müssen neue Varianten dazukommen? Wofür?

Ich denke der Großteil der Züchter geht tatsächlich nach dem Marktbegehren. Bei Katzen fällt das vll. nicht so auf, da es nicht sooo viele verschiedene Rassen gibt, aber man merkt es deutlich in der Hundezucht. Dackel z.B. werden in Deutschland im Vergleich zu vor 20 Jahren und mit anderen Rassen so gut wie gar nicht mehr gezüchtet, während man Labradore, Chihuahua, Franz. Bulldoggen, Berner Sennen, Shepards und Co quasi an jeder Straßenecke findet.....
 
  • #19
Ich denke, den Katzenindividuen fehlt jeglicher Sinn, ob sie nun Rasse oder einfach nur FWW-Klasse sind, womit auch jeder Hintergrund als Wohltat für die Katzen entfällt.

Keine Miez jammert und klagt, wie schön sie sei aber viele Zuchtgebresten habe, wie gewöhnlich als FWW sie rumlaufen müsse, wie erhaben sie als Nobeltier ihr Dasein mit Ausstellungen, gewollter Paarung und unsäglich vielen Arztbesuchen sie plagen.

Und keine Katze dünkt sich besser als die andre, bei ihnen gehts allein um Rangordung. Und das bestimmt bei allen den Alltag, ob Zucht oder FWW.

Zucht ist m.E. nur vom Ego des Züchters begünstigt, der sich gotterhaben fühlen möchte... :confused:



Zugvogel
 
  • #20
Wie gut, dass es keine Hauskatzen mit HCM gibt................... :rolleyes:
 
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