Schmusende Ex-Streuner - was haben die bloß vorher gemacht, also noch kein Dosi dawar

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Tina_Ma

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Mal ein wenig philosophieren.:D

Teddy, mein Ex-Streunerchen ist ein sehr sehr schmusebedürftiger Kater. Er kuschelt teilweise megamässig (minutenlang Köpfchen an Menschenkopf, Kopf in die Armbeuge stecken oder einfach nur schmusen und kuscheln mit "Kampfschnurren".


Wenn ich ihn so beobachte, wenn er sich seine Kuscheleinheiten abholt, dann frag mich manchmal: "was hat er/wie hat er das draussen gemacht, als er sich noch nicht die Kuscheleinheiten von Dosi holen konnte, als er noch als Streunerchen gelebt hat".

Wie "befriedigen" Katzen draussen ihr kuschel- und schmuse Bedürfnis?? Das wird vermutlich den Dosis für immer verschlossen bleiben, denn bei kätzischen Zusammenkünften sind Menschen ja meist nicht "erwünscht".:D

Oder ist es nur mit Menschen in dieser Art so intensiv, weil sie das so sehr geniessen?

Ja, Katzen kuscheln auch untereinander, aber es ist doch anders als das kuscheln mit den Menschen

Haben andere ähnliche Erfahrungen gemacht? Was denkt ihr?
 
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Als ich 13 war, waren wir das erste mal in Spanien in einer Ferienwohnung. Drumherum gab es haufenweise Streunerkatzen, fand ich natürlich toll (bis dahin aber auch nie Kontakt mit KAtzen gehabt und keine Ahnung von nix, was mit Katzen zu tun hatte). In einem Nachbarsgarten entdeckte ich an einem Tag ein gaanz kleines Kitten, dass ich dann heimlich mit gemoppster Wurst gefüttert habe. JEden Tag war die kleine Familie (Mami und 2 Kitten) einen Garten weitergezogen, ich bin immer hin und habe die gefüttert. Am vorletzten Tag kam sogar Mami zu mir, und irgendwann wollte ich sie auch mal streicheln. Erst war sie etwas entsetzt. Dann ist sie meiner Hand entgegengesprungen und forderte richtig energisch Streicheleinheiten. Das kannte sie bis daher wohl gar nicht...
Hat mir richtig richtig das Herz gebrochen, die im Stich zu lassen nach den 2 Wochen :reallysad:
Also ich denke, dieses menschliche Kraulen vermissen die nicht, bis sie es kennen lernen?
Selbst unsere Maus musste ja erst "lernen", wie geil doch Bauchkraulen ist (sonstiges Kraulen kannte sie ja). Hat immerhin 3 Jahre gedauert, bis sie das zulies. Heute ist sie süchtig danach...

Vielleicht so, wie ein Mensch, der beim ersten Mal zur Massage geht?
Kann man sich vorher ja auch ncith so richtig vorstellen, wie gut das tut.
 
Was sie nicht kennen, vermissen sie nicht. Ausserdem sind einige Streuner sehr sozial, sie begrüßen sich jedes Mal, putzen sich gegenseitig und schlafen zusammen in einer Box. Ich glaube nicht, dass sie menschliches Kraulen vermissen. Da gibt es genau so unterschiedliche Charakter wie bei den Hauskatzen, unter denen gibt es auch welche, die kraulen nicht unbedingt brauchen und sich dem schnell entziehen. Ich habe hier auch zwei solche Exemplare, sie möchten aber trotzdem immer da sein wo ich bin.
 
Ich frage mich das von meinem Streuner nicht nur was das Schmusen angeht, sondern auch das Spielen: Bibo liebt Spielen; ob das ein Ästchen oder ein Grasbusch ist, eine Schnur oder ein "echtes" Katzenspielzeug... Ob er früher wohl alleine gespielt hat oder mit anderen Streunern?

Bibo hat unheimlich schnell gelernt, was anfassen und Schmusen ist - und dass er das gern mag. Ich will nicht ausschließen, dass er sich gewisse Dinge von meinem alten Streuner Dickie, meinem Erstkater, abgeschaut hat - aber vielleicht haben Katzen auch z.B. eine angeborene Vorliebe für weiche Liegeflächen? Auf jeden Fall schläft Bibo nun genauso gern bei mir im Bett (was nur geht, wenn Dickie das gerade mal nicht will, denn der hat als Erstkater Vorrang - was Bibo absolut akzeptiert...).

Diese Lernfähigkeit von Streunern fand ich immer schon phänomenal, auch ihre An- und Einpassungsfähigkeit in bestehende Verhältnisse: Ist das für Streuner leichter, weil sie im Leben schon so viel erlebt haben + draußen mit immer wieder neuen Situationen fertig werden mussten?

Ich denke oft darüber nach, wenn Bibo sich abends im warmen Zimmer auf der Couch nochmal gemütlicher einrollt und vor Behagen seufzt: Hat er davon je geträumt? Garantiert nicht, eine Katze kann nicht von etwas träumen, das sie nicht kennt.
Aber die Frage bleibt: Wenn ein halbwilder Streuner nicht weiß, was ihn bei einem Menschen erwartet, warum sucht sie dann aktiv seine Nähe, mit dem - bei Bibo zumindest - offensichtlichen Ziel, bei diesem Menschen "fest einzuziehen"?

Bibo hat von mir zu Beginn Futter bekommen - aber das hätte er ja auch ohne weitere Annäherung an mich weiterhin draußen fressen können...
Vielleicht hat es eine Rolle gespielt, dass Bibo chronischen Katzenschnupfen hat + es ihm damals nicht gut ging - aber eine Katze kann nicht wissen, ob die Chance auf Hilfeleistung von einem Menschen größer ist als die Gefahr, die vielleicht von ihm droht - und nähert sich trotzdem an... ungeklärte Fragen.

LG,
Marion.
 
Diese Lernfähigkeit von Streunern fand ich immer schon phänomenal, auch ihre An- und Einpassungsfähigkeit in bestehende Verhältnisse: Ist das für Streuner leichter, weil sie im Leben schon so viel erlebt haben + draußen mit immer wieder neuen Situationen fertig werden mussten?

Ich denke oft darüber nach, wenn Bibo sich abends im warmen Zimmer auf der Couch nochmal gemütlicher einrollt und vor Behagen seufzt: Hat er davon je geträumt? Garantiert nicht, eine Katze kann nicht von etwas träumen, das sie nicht kennt.
Aber die Frage bleibt: Wenn ein halbwilder Streuner nicht weiß, was ihn bei einem Menschen erwartet, warum sucht sie dann aktiv seine Nähe, mit dem - bei Bibo zumindest - offensichtlichen Ziel, bei diesem Menschen "fest einzuziehen"?
Ich habe keine Erfahrung mit Streunern, aber die Antwort auf diese Fragen wäre meiner Auffassung nach, dass Streuner ja keine "Wildtiere" sind, sondern eben streunende Haustiere.
Hauskatzen werden, wenn sie herunstreunern, ja sogar wenn sie "wild" geboren wurden ja nicht plötzlich zu "Wildtieren", sie sind und bleiben "Hauskatzen", das heißt, es sind domestizierte Tiere, selbst wenn sie menschliche Nähe nie erfahren haben, sind es doch Tiere, die über Generationen dahingehend gezüchtet wurden, dass sie dem Menschen nah sein sollen, ihn auch brauchen. Domestiziert eben.
Sicher ist das bei Katzen nicht so heftig ausgeprägt, sie können auch ohne Menschen klarkommen, aber eben es sind domestizierte Tiere, sie wollen und brauchen menschliche Anbindung und Nähe, insofern finde ich das durchaus nachvollziehbar, dass gerade Streuner dann sehr anhänglich und schmusebedürftig sind.
Ich glaube schon, dass ihnen menschliche Nähe fehlt, auch wenn Streuner sie nie erfahren haben.
Vielleicht so, wie ein Mensch, der beim ersten Mal zur Massage geht?
Kann man sich vorher ja auch ncith so richtig vorstellen, wie gut das tut.
Ein schöner Vergleich, so in etwa meine ichs auch.

Katz und Mensch gehören einfach zusammen :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch einen Ex-Streuner hier, der inzwischen unheimlich gerne schmust. Wobei ich ihn mit dem Wissen übernommen habe, dass er sich vielleicht niemals anfassen lässt... :D

Unter Garantie hat er sich viel von unserem ersten Kater abgeschaut. Anfangs hatte er ungeheure Angst vor meinem Freund und mir und hat nur aus sicherer Entfernung beobachtet. Überhaupt ist er sehr sehr aufmerksam - vermutlich ein Überbleibsel aus seiner Streuner-Zeit, denn da ist genaues Beobachten ja überlebenswichtig.

Er wird nie ein Kampfkuschler werden, aber ich bin jedes Mal so begeistert, wenn er durchblicken lässt, dass er gerne gestreichelt und durchgeknetet wird!
Inzwischen kommt er ganz gezielt an, wirft sich auf den Rücken, schnurrt laut, blinzelt wild und tretelt in der Luft und es ist, als würde er rufen: "Kraul! Meinen! Bauch! Jetzt sofort!"

:yeah:
 
Drehen wir das Spiel mal um:
Was passiert mit einer Schmuse-Mietz, die ausgesetzt wurde und für nächsten Jahre allein draußen klarkommen muß?
Wenn sie die erste Zeit überlebt hat sie ein paar wesentliche Dinge gelernt - und dazu gehört: sich fallen lassen und träumen oder unbedacht vor sich hinspielen kann sie sich nicht mehr erlauben, da es tödlich sein kann bzw. sie wird gar keine Lust mehr drauf haben, da der Bauch knurrt und der Schlafplatz von letzter Nacht heut schon besetzt ist - auf Deutsch: es treten ganz andere Prioritäten in den Vordergrund - Überlebensinstinkte ersetzen Wohlgefallen und Mißstimmung - es ist kein Platz mehr im Leben für diese Dinge. Entweder sie schaffens ihre seelischen Bedürfnisse danach in den Hintergrund zu schieben oder sie werden nicht überleben.
Ein als Streuner geborenes Mietz hat das nur von Mama kennengelernt - und mit dem Eintritt ins Erwachsenealter und damit loslösen von der Mama treten eben auch die Überlebensinstinkte in den Vordergrund. Sie kennen es nicht anders - und wissen nicht, was sie vermißen könnten - was nicht heißt, daß sie es nicht mögen würden, wenn sie es kennenlernen könnten.

Kommen sie dann in die menschliche Obhut dann gibt es da diesen Punkt, an dem der Schalter sich umlegt - die Erinnerung an das, was sie in der Kittenzeit bei Mama so toll fanden - und damit auch das fallenlassen können und damit das genießen können. Oft erlebe ich dann, daß diese Mietzen besonders viel Nähe wollen, besonders ausgelassen spielen - noch im Alter dann wie kleine Kitten albern rumhüpfeln (wie meine Brille z.B. die erst jetzt im hohen Oma-Alter das erleben darf) - wie als wenn sie Angst haben das wieder zu verlieren und alles nachholen wollen, was sie verpasst haben.

Das heißt nicht, daß sie draußen nicht zurecht gekommen wären - aber ich bin mir sicher, daß DIESE Katzen, wenn sie wählen könnten immer die menschliche Obhut wählen würden...
 
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Vor ziemlich genau 2 Jahren gab es bei uns auf dem Firmengelände eine kleine, schwarze Kätzin, die offenbar kein Zuhause hatte.
Die Firma liegt in einem Hafengebiet an das auch ein Naturschutzgebiet angrenzt. Dort hat sie vermutlich Mäuse zum Überleben gefangen.

Anfangs hat man die kleine immer nur scheu vorbeihuschen sehen. Irgendwann haben die Raucher, die immer vor dem Haupteingang standen, sie angelockt und dann, als sie zutraulicher war, auch mit Leckerchen gefüttert (viele Kollegen sind ja auch selbst Katzenbesitzer und haben grosses Mitleid gehabt).

Nach ein paar Wochen kam sie dann immer zuverlässig wenn Leute draussen standen und war seeeeehr schmusebedürftig.
Sie kam oft zu mir zum Schmusen und hat immer ihre Vorderpfötchen auf meine Stiefel gestellt um sich ihre Pfötchen mal aufzuwärmen :(
Es war ein bitterkalter Winter zu dieser Zeit….
Ich hätte immer heulen können dass so ein menschenbezogenes, zuckersüsses Kätzchen ohne Zuhause leben muss.

Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade auf der Suche nach den ersten 2 Katzen die bei uns einziehen sollten und habe oft darüber nachgedacht die kleine Maus einfach mitzunehmen. Da mir allerdings bewusst war dass ich keinen Freigang bieten kann, erschien mir das nicht als geeignete Lösung.
Immerhin ist sie ja ihr Leben lang "frei" gewesen.

Aber die Kleine hat das grosse Los gezogen und das hat sie vor allem ihrem gewonnenen Vertrauen zu den Menschen zu verdanken.
Die Mutter einer Kollegin hatte vor Kurzem ihre alte Katze gehen lassen müssen. Ihre Tochter hat ihr dann kurzum vorgeschlagen das Kätzchen nach Feierabend anzulocken und mitzubringen.
Gesagt, getan: In Teamwork von 3 Kollegen haben wir sie mit Leckerchen angelockt und schwuppdiwupp sass sie auch schon im Kennel.
Heute lebt die Maus bei der älteren Dame in einem schönen Haus, mit freigangtauglicher Umgebung und geniesst es im Winter ihre Pfötchen am Kamin zu wärmen und vom Frauchen gekrault zu werden.
Ach ich mag meine tollen, tierlieben Kollegen. Wo ein Tier in Not, da wird geholfen :pink-heart:
 
Eine interessante Sichtweise, Taskali. Ja, draussen können sie sich nicht "solchen Luxus" leisten.

Kommen sie dann in die menschliche Obhut dann gibt es da diesen Punkt, an dem der Schalter sich umlegt - die Erinnerung an das, was sie in der Kittenzeit bei Mama so toll fanden - und damit auch das fallenlassen können und damit das genießen können. Oft erlebe ich dann, daß diese Mietzen besonders viel Nähe wollen, besonders ausgelassen spielen - noch im Alter dann wie kleine Kitten albern rumhüpfeln (wie meine Brille z.B. die erst jetzt im hohen Oma-Alter das erleben darf) - wie als wenn sie Angst haben das wieder zu verlieren und alles nachholen wollen, was sie verpasst haben.



Das ist was, was mir auch schon oft durch den Kopf gegangen ist. Ich sehe das hier bei Teddy. Wenn er seine "Wonneanfälle" hat, dann fällt er total ins "Kittchenschema" zurück.

Und wenn er auf dem Bett schläft, dann teilweise so tief, das er garnicht merkt das ich ins Zimmer komme. Das mit den ganz tief Schlafen kann ich auch im eingezäunten Garten beobachten, wenn ich auch draussen bin. Fast so also ob "er genau weiss, das er beschützt wird, und ihm nichts passieren kann".
 

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