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SharpObjects
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- Mitglied seit
- 29. September 2021
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Ich bin jetzt zum zweiten mal in der Situation, dass ich mit meiner Energie am Ende bin und nicht mehr so recht weiß, wie ich weitermachen soll (oder besser gesagt, nicht weiß, ob ich es mental schaffe, die noch möglichen Optionen durchzuprobieren).
Die Vorgeschichte: Emil (ca. 5 Jahre) kam Mai 2021 zu mit über Bekannte. Er hatte sich im vorherigen Haushalt als Mobber einen Namen gemacht (getauft "die graue Gefahr") und wurde mir als zwar mit anderen Katzen schwer verträglich, aber sehr menschenbezogen und kuschelig beschrieben, mit der Empfehlung, dass er sich bestimmt als Einzelkatze gut machen würde. Das war letztendlich natürlich Schwachsinn, während er hier alleine war, ist sein Verhalten immer schlimmer geworden. Im Nachhinein kann ich nur sagen, kein Wunder, alles was hier im Forum immer zum Thema Einzelhaltung gesagt wird ist wahr, selbst ein angeblich so schlecht sozialisierter Kerl braucht Gesellschaft. 🙂 Auch wenn er zu den Katzen im vorherigen Haushalt ein tyrannisches Arschloch war, hat er den sozialen Kontakt mit Artgenossen eben gebraucht. Ich war nach einigen Monaten, in denen er hier ohne Katzengesellschaft trotz viel Zuwendung komplett unterfordert war, schon dabei, ihm ein neues Zuhause zu suchen, weil er eben schon zwei Mal (darunter ein Mal in einem Haushalt mit viel Katzenerfahrung) nach gescheiterten Sozialisierungen abgegeben wurde und ich mir als Katzenneuling eine vermutlich schwierige Zusammenführung nicht zugetraut habe.
Dann kam im Dezember zufällig eine Arbeitskollegin, die regelmäßig zu vermittelnde Tierschutz-Katzen zur Pflege hat, mit einem Vorschlag daher: Betty, damals 5 Monate, hatte sich auf der Pflegestelle sehr selbstbewusst gegeben, andere Katzen gerne einfach mal weggeknurrt und dem Hund dort auch mal eins auf den Deckel gegeben, wenn er ihr nur nahe kam. Klar, die Konstellation erwachsener Kater und Jungkatze wird eher nicht empfohlen, aber der Gedanke war, dass sie das Selbstbewusstsein hat, um sich Emil gegenüber behaupten zu können. Wie es zunächst schien, war der Gedanke gar nicht so doof. Sie kam her, es gab eine "schnelle langsame" Zusammenführung, also zunächst getrennt, dann ein beschnüffeln ohne direkten Sichtkontakt im gleichen Raum und recht schnell dann auch einfach zusammengeworfen. Emil, der zwar, wenn er draußen andere Katzen gesehen hatte, hier immer extrem aggressiv wurde und ein großes Jaulkonzert angestimmt hatte, hat sich an Betty von Anfang an nicht gestört. Er war interessiert, hat geschnüffelt, manchmal hat er sie etwas aufdringlich verfolgt, aber nicht aggressiv. Betty hat ihn (dem Verhalten auf der Pflegestation nach erwartungsgemäß) zunächst immer etwas auf Distanz gehalten, indem sie ihn angeknurrt hat, aber eskaliert ist es zunächst kaum.
Es gab in der Zeit bis April/Mai durchaus Rückschläge (als Betty von der Kastration zurückkam und einen Body getragen hat, hat Emil sie partout nicht wiedererkannt und das Jaulen ging los, erst als der Body ab war konnte ich sie wieder zusammennehmen, dann aber wirklich als ob nie was gewesen wäre), aber ab dann war eigentlich ein Alltag etabliert, der ganz gut funktioniert hat. Kuscheln und Putzen war zwar nicht drin, aber miteinander ausgeglichen Spielen hat super funktioniert, die beiden haben ihre Grenzen respektiert und Emil hat zugleich alles problematische Verhalten, was er in seiner Zeit als Einzelkatze hatte, abgelegt (vor Bettys Einzug hat sich mein Freund kaum in meine Wohnung getraut, weil Emil ihn aggressiv gejagt hat, sobald er auch nur auf dem Sofa saß. Zuletzt hat Emil mit uns auf dem Sofa gemeinsam gekuschelt).
Nun gab es aber einige einschneidende Erlebnisse, alle ausgelöst durch die draußen herumlaufende Nachbarskatze. Ein Mal ist sich Betty durch die eingenetzte Terrasse mit der Nachbarskatze in die Haare gekommen, mehrere andere Male hat es gereicht, dass Betty oder die beiden zusammen die Nachbarskatze auch nur durchs Fenster gesehen haben. Was die Situationen aber gemeinsam haben: Betty hat richtig Panik bekommen. Volle Defensivhaltung, dämonische Laute, Verlust der Kontrolle über Blase und Darm und ein Ummünzen dieser defensiven Aggression auf Emil. Der ist natürlich auf die plötzliche Antagonisierung durch Betty angesprungen, es wurde zurückgesungen, es gab ein, zwei Mal Jagdszenen und auch körperliche Auseinandersetzungen (die glimpflich ausgingen). Nach diesen Situationen habe ich sie natürlich so schnell wie möglich voneinander getrennt. Das erste Mal ging es noch gut, einige Stunden in getrennten Zimmern ausruhen und danach hat man sich kurz beschnüffelt und ist zurück zum Alltag übergegangen. Aber die letzte dieser Situationen hat bei Betty heftige mentale Spuren hinterlassen, wie es aussieht. Zwei Mal habe ich danach versucht, sie "einfach so" nach einer Auszeit wieder zusammenzubringen und es sah jeweils kurz so aus, als ob alles okay ist. Aber nach einigen Minuten, in denen normales Beschnüffeln, ruhiges nebeneinanderexistieren etc. funktioniert, gab es immer einen Punkt, in dem es für Betty umgeschwungen ist. Plötzlich wurde Emil wieder als ein Fremdkörper wahrgenommen und die volle Verteidigungshaltung mit Gesang und Fauchen und Knurren kam raus. Emil braucht dann immer einen Moment, um überhaupt zu verstehen, was passiert, aber wenn er dann so antagonisiert wird, legt er natürlich auch wieder los. Feliway-Stecker ist inzwischen auch wieder im Einsatz, aber ohne merkbare Wirkung. Emil scheint an der aktuellen Situation auch zu knabbern. Er hatte letztes Jahr eine Weile lang die Angewohnheit, mein Kopfkissen zu markieren, was ich ihm eigentlich erfolgreich abgewöhnen konnte (eine mit Feliway besprühte wasserfeste Decke über dem Kopfende vom Bett hat bei ihm die Assoziation mit dem Bett als Markier-Ort entfernt).
Jetzt habe ich versucht, beim wieder zusammenführen das Tempo rauszunehmen, aber Betty macht gefühlt immer mehr Schritte rückwärts. Mit einer Gittertür noch mal ganz langsam anfangen, wäre natürlich ein Weg vorwärts, aber gerade ist die Situation so weit eskaliert, dass es reicht, dass sie ihn sieht, um mit dem Gesang loszulegen. Wenn er sich auf sie zu bewegt, gibt es eine gute Chance, dass sie so viel Panik hat, dass sie an Ort und Stelle hinpinkelt und kackt. Ich habe Angst, dass da ein so großer Knacks in der Beziehung ist, dass, selbst wenn man sie langsam wieder heranführt, der kleinste Auslöser reicht, dass sie wieder Panik bekommt. Ganz davon abgesehen, dass ich den großen externen Auslöser (die Nachbarskatze) nicht wirklich zufriedenstellend fernhalten kann. Sie taucht vor jedem Fenster mal auf (und da reicht auch schon, dass sie in 2 Meter Abstand vorbeiläuft), sodass ich eigentlich jedes Fenster mit undurchsichtiger Folie zukleben möchte, aber dann bleibt ja für die beiden gar keine Möglichkeit mehr, mal rauszuschauen und Vögel zu beobachten, von der Terrasse ganz zu schweigen, wo das ganze mit nur einem Netz dazwischen passieren kann. Dass der Nachbar sie nicht mehr rauslässt, ist natürlich keine Sache, die ich beeinflussen kann und in ihren Freigangsgewohnheiten ist sie auch unberechenbar genug, als dass ich überhaupt identifizieren könnte, welche Tages- oder Uhrzeiten da am gefährlichsten sind zwecks aufeinandertreffen.
Ich stehe jetzt also wieder vor der Situation, dass ich nicht weiß, ob mein Zuhause noch der beste Ort für diese Katze(n?) ist. Habe ich überhaupt noch Optionen, das wieder zu harmonisieren, außer die ganz langsame Neuzusammenführung, die auf sehr wackeligen Füßen ist?
Möglicherweise kann ich die Beziehung zwischen den beiden langsam wieder kitten, aber ich bin schon jetzt mit meiner Energie am Ende und mit der Situation überfordert. Der Gedanke, dass durch Sachen, die ich nicht kontrollieren kann, diese Arbeit dann binnen Sekunden wieder zunichte gemacht werden kann, lässt mich ernsthaft überlegen, ob das zwischen den beiden in dieser Konstellation noch funktionieren kann.
Die Vorgeschichte: Emil (ca. 5 Jahre) kam Mai 2021 zu mit über Bekannte. Er hatte sich im vorherigen Haushalt als Mobber einen Namen gemacht (getauft "die graue Gefahr") und wurde mir als zwar mit anderen Katzen schwer verträglich, aber sehr menschenbezogen und kuschelig beschrieben, mit der Empfehlung, dass er sich bestimmt als Einzelkatze gut machen würde. Das war letztendlich natürlich Schwachsinn, während er hier alleine war, ist sein Verhalten immer schlimmer geworden. Im Nachhinein kann ich nur sagen, kein Wunder, alles was hier im Forum immer zum Thema Einzelhaltung gesagt wird ist wahr, selbst ein angeblich so schlecht sozialisierter Kerl braucht Gesellschaft. 🙂 Auch wenn er zu den Katzen im vorherigen Haushalt ein tyrannisches Arschloch war, hat er den sozialen Kontakt mit Artgenossen eben gebraucht. Ich war nach einigen Monaten, in denen er hier ohne Katzengesellschaft trotz viel Zuwendung komplett unterfordert war, schon dabei, ihm ein neues Zuhause zu suchen, weil er eben schon zwei Mal (darunter ein Mal in einem Haushalt mit viel Katzenerfahrung) nach gescheiterten Sozialisierungen abgegeben wurde und ich mir als Katzenneuling eine vermutlich schwierige Zusammenführung nicht zugetraut habe.
Dann kam im Dezember zufällig eine Arbeitskollegin, die regelmäßig zu vermittelnde Tierschutz-Katzen zur Pflege hat, mit einem Vorschlag daher: Betty, damals 5 Monate, hatte sich auf der Pflegestelle sehr selbstbewusst gegeben, andere Katzen gerne einfach mal weggeknurrt und dem Hund dort auch mal eins auf den Deckel gegeben, wenn er ihr nur nahe kam. Klar, die Konstellation erwachsener Kater und Jungkatze wird eher nicht empfohlen, aber der Gedanke war, dass sie das Selbstbewusstsein hat, um sich Emil gegenüber behaupten zu können. Wie es zunächst schien, war der Gedanke gar nicht so doof. Sie kam her, es gab eine "schnelle langsame" Zusammenführung, also zunächst getrennt, dann ein beschnüffeln ohne direkten Sichtkontakt im gleichen Raum und recht schnell dann auch einfach zusammengeworfen. Emil, der zwar, wenn er draußen andere Katzen gesehen hatte, hier immer extrem aggressiv wurde und ein großes Jaulkonzert angestimmt hatte, hat sich an Betty von Anfang an nicht gestört. Er war interessiert, hat geschnüffelt, manchmal hat er sie etwas aufdringlich verfolgt, aber nicht aggressiv. Betty hat ihn (dem Verhalten auf der Pflegestation nach erwartungsgemäß) zunächst immer etwas auf Distanz gehalten, indem sie ihn angeknurrt hat, aber eskaliert ist es zunächst kaum.
Es gab in der Zeit bis April/Mai durchaus Rückschläge (als Betty von der Kastration zurückkam und einen Body getragen hat, hat Emil sie partout nicht wiedererkannt und das Jaulen ging los, erst als der Body ab war konnte ich sie wieder zusammennehmen, dann aber wirklich als ob nie was gewesen wäre), aber ab dann war eigentlich ein Alltag etabliert, der ganz gut funktioniert hat. Kuscheln und Putzen war zwar nicht drin, aber miteinander ausgeglichen Spielen hat super funktioniert, die beiden haben ihre Grenzen respektiert und Emil hat zugleich alles problematische Verhalten, was er in seiner Zeit als Einzelkatze hatte, abgelegt (vor Bettys Einzug hat sich mein Freund kaum in meine Wohnung getraut, weil Emil ihn aggressiv gejagt hat, sobald er auch nur auf dem Sofa saß. Zuletzt hat Emil mit uns auf dem Sofa gemeinsam gekuschelt).
Nun gab es aber einige einschneidende Erlebnisse, alle ausgelöst durch die draußen herumlaufende Nachbarskatze. Ein Mal ist sich Betty durch die eingenetzte Terrasse mit der Nachbarskatze in die Haare gekommen, mehrere andere Male hat es gereicht, dass Betty oder die beiden zusammen die Nachbarskatze auch nur durchs Fenster gesehen haben. Was die Situationen aber gemeinsam haben: Betty hat richtig Panik bekommen. Volle Defensivhaltung, dämonische Laute, Verlust der Kontrolle über Blase und Darm und ein Ummünzen dieser defensiven Aggression auf Emil. Der ist natürlich auf die plötzliche Antagonisierung durch Betty angesprungen, es wurde zurückgesungen, es gab ein, zwei Mal Jagdszenen und auch körperliche Auseinandersetzungen (die glimpflich ausgingen). Nach diesen Situationen habe ich sie natürlich so schnell wie möglich voneinander getrennt. Das erste Mal ging es noch gut, einige Stunden in getrennten Zimmern ausruhen und danach hat man sich kurz beschnüffelt und ist zurück zum Alltag übergegangen. Aber die letzte dieser Situationen hat bei Betty heftige mentale Spuren hinterlassen, wie es aussieht. Zwei Mal habe ich danach versucht, sie "einfach so" nach einer Auszeit wieder zusammenzubringen und es sah jeweils kurz so aus, als ob alles okay ist. Aber nach einigen Minuten, in denen normales Beschnüffeln, ruhiges nebeneinanderexistieren etc. funktioniert, gab es immer einen Punkt, in dem es für Betty umgeschwungen ist. Plötzlich wurde Emil wieder als ein Fremdkörper wahrgenommen und die volle Verteidigungshaltung mit Gesang und Fauchen und Knurren kam raus. Emil braucht dann immer einen Moment, um überhaupt zu verstehen, was passiert, aber wenn er dann so antagonisiert wird, legt er natürlich auch wieder los. Feliway-Stecker ist inzwischen auch wieder im Einsatz, aber ohne merkbare Wirkung. Emil scheint an der aktuellen Situation auch zu knabbern. Er hatte letztes Jahr eine Weile lang die Angewohnheit, mein Kopfkissen zu markieren, was ich ihm eigentlich erfolgreich abgewöhnen konnte (eine mit Feliway besprühte wasserfeste Decke über dem Kopfende vom Bett hat bei ihm die Assoziation mit dem Bett als Markier-Ort entfernt).
Jetzt habe ich versucht, beim wieder zusammenführen das Tempo rauszunehmen, aber Betty macht gefühlt immer mehr Schritte rückwärts. Mit einer Gittertür noch mal ganz langsam anfangen, wäre natürlich ein Weg vorwärts, aber gerade ist die Situation so weit eskaliert, dass es reicht, dass sie ihn sieht, um mit dem Gesang loszulegen. Wenn er sich auf sie zu bewegt, gibt es eine gute Chance, dass sie so viel Panik hat, dass sie an Ort und Stelle hinpinkelt und kackt. Ich habe Angst, dass da ein so großer Knacks in der Beziehung ist, dass, selbst wenn man sie langsam wieder heranführt, der kleinste Auslöser reicht, dass sie wieder Panik bekommt. Ganz davon abgesehen, dass ich den großen externen Auslöser (die Nachbarskatze) nicht wirklich zufriedenstellend fernhalten kann. Sie taucht vor jedem Fenster mal auf (und da reicht auch schon, dass sie in 2 Meter Abstand vorbeiläuft), sodass ich eigentlich jedes Fenster mit undurchsichtiger Folie zukleben möchte, aber dann bleibt ja für die beiden gar keine Möglichkeit mehr, mal rauszuschauen und Vögel zu beobachten, von der Terrasse ganz zu schweigen, wo das ganze mit nur einem Netz dazwischen passieren kann. Dass der Nachbar sie nicht mehr rauslässt, ist natürlich keine Sache, die ich beeinflussen kann und in ihren Freigangsgewohnheiten ist sie auch unberechenbar genug, als dass ich überhaupt identifizieren könnte, welche Tages- oder Uhrzeiten da am gefährlichsten sind zwecks aufeinandertreffen.
Ich stehe jetzt also wieder vor der Situation, dass ich nicht weiß, ob mein Zuhause noch der beste Ort für diese Katze(n?) ist. Habe ich überhaupt noch Optionen, das wieder zu harmonisieren, außer die ganz langsame Neuzusammenführung, die auf sehr wackeligen Füßen ist?
Möglicherweise kann ich die Beziehung zwischen den beiden langsam wieder kitten, aber ich bin schon jetzt mit meiner Energie am Ende und mit der Situation überfordert. Der Gedanke, dass durch Sachen, die ich nicht kontrollieren kann, diese Arbeit dann binnen Sekunden wieder zunichte gemacht werden kann, lässt mich ernsthaft überlegen, ob das zwischen den beiden in dieser Konstellation noch funktionieren kann.