Katze ignoriert mich nach Kastration

[Jessie94]

Hallo ihr,

vielleicht kann mir jemand bei meinem Problem helfen, weil ich mittlerweile echt nicht mehr weiter weiß.
Erstmal die Vorgeschichte: Mein Freund und ich haben im September unsere kleine Dotty zu uns genommen und sie ist eine reine Wohnungskatze, da wir in einer Großstadt wohnen und sie deswegen ungern rauslassen würden. Ich habe mich schon im Voraus darüber informiert, dass man Katzen am besten kastrieren lässt, wenn diese nicht gedeckt werden, da die Rolligkeit dann eher zum Stress für sie wird und auch Zysten entstehen könnten. Auch unser Tierarzt hat gesagt, dass wir sie am besten kastrieren lassen, nur mein Freund war die ganze Zeit nicht so überzeugt davon.

Dennoch haben wir sie dann am 22.12. kastrieren lassen und seitdem ignoriert sie mich komplett, geht aber immer zu meinem Freund, lässt sich von ihm streicheln, spielt und kuschelt mit ihm und schläft nachts in seiner Nähe. Vor mir läuft sie jedes Mal weg, ich darf sie nicht mal mehr anfassen und das obwohl sie vor der Kastration immer mit mir gekuschelt hat und mir wie mein Schatten durch die ganze Wohnung hinterher gelaufen ist.

Ich hab vorhin kurz versucht mit ihr zu spielen und sie ist auch drauf eingegangen, aber sobald mein Freund wieder in der Nähe war, war ich abgeschrieben und sie ist wieder weggegangen.

Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, deswegen befürchte ich jetzt, dass sie merkt, dass die Kastration auf meinen Mist gewachsen ist und mich deswegen meidet, weil ich zugelassen habe, dass ihr das angetan wird. Ich bereue auch schon total, dass ich den Termin gemacht habe, vielleicht geht es ihr von nun an jetzt doch schlechter, als wenn sie nicht kastriert wäre und wird mir das nun ein Leben lang vorwerfen.
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

Liebe Grüße, Jessie

 

[Gigaset85]

Ich glaube ihr macht gerade beide einiges falsch oder seh ich das richtig,dass sie keinen Katzenkumpel hat? Mit der nötigen Kastra hat das Verhalten nichts zu tun,eher mit ersten Verhaltensstörungen wegen der Einzelhaltung....und rechnet mal mit noch mehr Problemen wenn sie weiterhin alleine bleibt,wildpieseln ist auch sehr beliebt oder die Wohnung auseinander nehmen....

 

[Jessie94]

Wir haben bereits eine Katze aus dem Tierschutz aufgenommen, die aber aufgrund der aktuellen Pandemie erst im Januar bei uns einziehen kann. Dotty ist dann 7 Monate alt, heißt sie musste in ihrem ganzen Leben 4 Monate alleine leben. Keine Sorge, wir waren uns bewusst, dass sie nicht in Einzelhaltung lebt.

 

[oneironautin93]

Sie braucht einfach ein bisschen Zeit, um wieder Vertrauen zu fassen. Das ist ganz normal, versuch einfach sie nicht zu bedrängen (Katzen hassen das), sondern sie selbst kommen zu lassen wenn sie bereit dazu ist. Immer mal wieder die Hand anbieten, aber wenn sie kein Interesse zeigt wieder wegnehmen. Meine Katzen sind beide sehr schmusig, als ich aber täglich Ohrentropfen geben musste sind sie auch teilweise vor mir weggelaufen. Das hat sich dann aber auch schnell wieder gelegt und sie sind wieder wie vorher 🙂 Was du evtl. noch versuchen könntest wäre Clicker-Training, wenn sie futtermotiviert ist. Target mit der Nase zu berühren war das erste was meine gelernt haben, das ist leicht zu verstehen (sogar Fiona, die weder futtermotiviert ist noch sonderlich interessiert an Intelligenzsachen, hat das Nasentarget schnell gelernt) und stärkt die Bindung zwischen dir und Dotty. Die Kastration war auf jeden Fall eine gute Idee, bitte die andere Katze dann auch kastrieren lassen!

 

[Circe]

Also erstmal habt ihr der Katze nichts angetan, sondern ihr sehr viel Stress und sogar mögliche Krankheiten erspart, durch die Kastration. Jede ungedeckte Rolligkeit kann zu Tumoren führen. Und nicht nur der Mensch findet eine rollige, schreiende Katze unangenehm. Für die Tiere ist das ebenfalls furchtbar. Gut, dass ihr auf den Tierarzt gehört habt, denn gut informiert wart ihr darüber nicht.

4 Monate ist in einem Katzenleben aber auch nicht wenig. Sie musste als Kitten ohne Artgenossen aufwachsen. Ohne Jemanden Ihresgleichen zum Kuscheln, putzen und toben. Es hätten gleich 2 Katzen bei euch einziehen müssen, wenn ihr schon wusstet, dass Einzelhaltung nicht artgerecht ist.

Zum Problem: Hast du mal mit ihr geclickert? Das würde ich versuchen um die Bindung wieder zu festigen. Vielleicht solltest auch nur du ihr die nächste Zeit das Futter geben.

 

[NanSam]

Wie war das vor der Kastration, kam sie da eher zu dir?
Ist dein Freund wg. Urlaub oder durch den Lockdown bedingt mehr zu Hause als vorher, dass es jetzt einfach mehr auffällt, dass sie ihn bevorzugt?

 

[MagnifiCat]

Hallo Jessie,
gut, dass die Kleine jetzt kastriert ist. Das war absolut richtig.
Lass dich bitte nicht verrückt machen, bei uns war es auch so, dass unsere Katze Damla nach der Kastration ein paar Tage seltsam war. Unser Kater Duman war viel schneller wieder normal. Lass sie einfach in Ruhe, rede freundlich mit ihr und dann wird sie hoffentlich bald wieder von selbst auf dich zukommen. Clickertraining ist immer eine gute Idee, Damla liebt das sehr.

 

[Jessie94]

Vielen Dank für eure schnellen und hilfreichen Antworten!
Ich denke, ich werde jetzt einfach nochmal das Wochenende abwarten und dann mal schauen, ob sie dann wieder auf mich zukommen möchte.
Ich bedränge sie auch nicht, hab auch schon viel gelesen, dass man Katzen, die einen ignorieren, am besten auch möglichst ignorieren sollte, damit sie sich nicht bedrängt fühlen und dann warten soll, bis sie von alleine auf einen zukommen.
Sie war vorher immer total verschmust bei mir und hat mich sogar vermisst, wenn ich kurz mal duschen war, weil ihr das immer zu nass war, um dabei zu sitzen. Sie kam immer an, wenn ich mich kurz irgendwo hingesetzt habe und hat sich auf meinen Schoß gelegt, deswegen fällt mir das jetzt so stark auf, dass das eben gar nicht mehr passiert.
Ich werde mich auch mal mehr über das Clicker-Training informieren und das mal ausprobieren!

 

[MagnifiCat]

deswegen fällt mir das jetzt so stark auf

Genau das ist es vermutlich. Für ein Katzenmädchen ist das nun mal ein deutlicher Eingriff in ihr Körpergefühl (da fehlt ja was innen drin – und es solle niemand behaupten, daß ein Tier das nicht merkt. Sie kann das nur nicht kategorisieren). Das kann zu einer Verunsicherung führen, die nur stärker wird, wenn Du auf ihr verunsichertes Verhalten oder ihre Verlagerung der Primärbeziehung verunsichert reagierst. Sie muss sich doch selbst erstmal wieder sortieren!
Wirklich, bleib locker und lass Du Dich nicht verunsichern. Dann machst Du nichts falsch.

Und übrigens:
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