Impfwirrwarr oder "Hilfe, mein Tierarzt redet unverständliches Zeug!"

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Motzfussel

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27. Mai 2020
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OK. Ich mach dem Ganzen jetzt doch mal nen neuen Thread auf. Denn eiiiigentlich dachte ich, Impfschemata zu verstehen, wär nicht so schwer. Und dann kam unser TA (der unsere Katzen nur vertretungsweise oder für Chirurgisches sieht, Hauptbehandlerin ist seine Kollegin) an. Und ich frage mich jetzt, ob ER einen an der Marmel hat oder ich.



Ich kopiere erstmal Tobys und Noras bisherige Impfungen hier rein:

Toby: 3x RCP zwischen Oktober und Dezember 2010.
April 2012 RCP
Damit sollte die Grundimmunisierung durch sein.
2013 Tollwut (hö?!) und RCP
2015 RCP
2017 RCP
April 2020 RCP (im Tierheim, die haben scheinbar neu Grundimmunisiert, denn wir sollten vier Wochen später nochmal zum Impfen. Unsere TÄ hat dann nur Schnupfen geimpft, weil sie das etwas irre fand. Wir auch. Deshalb: )
Mai 2020 RC

Nora:
Juni und Juli 2010 RCP
August 2010 RCP und Tollwut (hä?)
2013 Tollwut (ähm...) und RCP
2015 RCP
2017 RCP (hieß nur anders, Versifel CVR, hab recherchiert)
April 2020 RCP (Tierheim)
Mai 2020 RC


So. Nun hatte ich ja kürzlich in unserem Fäden schonmal gefragt, ob tatsächlich bei Toby und Nora ne Impfung fällig ist. Genau das behauptet nämlich der TA. Die Antworten entsprachen meinem Wissensstand, nämlich "nö". Neuerdings sogar nur alle drei Jahre.

Nun war bei dem Termin, bei dem die Aussage fiel, sie müssten geimpft werden, mein Freund. Es wäre also möglich, dass da was lost in Translation war, ich fragte also heute nochmal. Und jetzt wird's bunt, ich versuche, das zusammen zu bekommen:

1. Hängt vom Impfstoff ab, wie lange er vorhält (mag sein)
2. Eine Grundimmunisierung könne man nicht nachholen, verpasst ist verpasst, weil man dazu die sog. "Maternale Lücke" nutzen müssen. Danach bliebe nur noch jährlich zu impfen. Boostern kann man nicht.
(Maternale Lücke? Was soll das sein? Ich kenne nur den Umstand, dass man Kitten öfter impfen muss für ne Grundimmunisierung, da sie ggf. noch Antikörper aus dem Kollostrum haben. Aber darum scheint es hier ja nicht zu gehen, sondern darum, dass man nur in einem bestimmten Alter grundimmunisieren könne. Ich fasse meinen Geisteszustand hierzu zusammen: HÄÄÄ?! Jemand ne Idee, wovon er da redet?)
3. Ja, sie müssen geimpft werden


Ähm... Ähm ähm... Hilfe?
Die machen einen wirklich sehr guten Eindruck da in der Praxis. Also fachlich. Organisatorisch ist es ne Katastrophe, aber nun. Ich nehme also an, IRGENDETWAS von dem Kram hat einen ernsthaften Hintergrund. Aber: ich verstehe null, was er da redete. Und ich hasse es, Dinge nicht zu verstehen. Und, und das ist keine Arroganz, ich weiß einfach, dass mein Hirn recht funktionsfähig ist ;) : Es passiert seltenst, dass ich Dinge nicht verstehe, einfach, weil ich zu blöd bin. Irgendwas ist also schräg hier.

Kann sich da jemand einen Reim drauf machen?
 
A

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1. Hängt vom Impfstoff ab, wie lange er vorhält (mag sein)
Nein. Was der Hersteller da schreibt ist völlig egal. Früher stand in der Impfleitlinie als Gültigkeit 1-3 Jahre "nach Herstellerangabe", inzwischen wurde das gestrichen. Die Wirksamkeit über den Zeitraum ist belegt. Die verschiedenen Impfstoffe unterscheiden sich in ihrer Wirkweise meines Wissens auch nicht.

2. Eine Grundimmunisierung könne man nicht nachholen, verpasst ist verpasst, weil man dazu die sog. "Maternale Lücke" nutzen müssen. Danach bliebe nur noch jährlich zu impfen.
Warum gibts dann in der Impfleitlinie ein Schema zur Grundimmunisierung erwachsener Katzen? 😉 Eine Impfung, ein Jahr später nochmal eine und dann alle drei Jahre, siehe Zitat weiter unten.

Die Kitten nehmen die Antikörper der Mutter durch die Muttermilch (insbesondere das Colostrum) auf, das stimmt. Und es macht auch Sinn dann zu impfen, damit die Lücke zwischen maternalen Antikörpern und Impfung möglichst kurz ist, weil sie da ungeschützt sind. Wird die Katze da nicht geimpft, hat sie keine Antikörper mehr. Das meint er vermutlich mit maternaler Lücke. Was ich aber insofern nicht richtig benannt finde, denn es ist ja ohne Impfung keine Lücke zur Überbrückung von irgendwas. Danach kommt einfach nix mehr, außer die Katze macht die Infektion durch.

Ich zitiere mal aus der aktuellen Impfleitlinie:
Maternale Antikörper können durch Neutralisierung des verabreichten Antigens (Vakzine) den Erfolg der Impfung empfindlich stören. Je höher die Spiegel dieser Antikörper sind, desto länger dauert es bis sie abgebaut sind, und umso länger ist die Periode, in der sie eine erfolgreiche Impfung verhindern. Da die Höhe dieser Antikörperspiegel in der Regel unbekannt ist, versucht man durch zusätzliche Impfungen während der kritischen Periode den optimalen Zeitpunkt zu treffen und den Impfling zu schützen. Eine Untersuchung zeigte, dass bei Katzenwelpen maternale Antikörper bis in die 20. Lebenswoche hinein persistieren und die aktive Immunisierung in der 16. Lebenswoche verhindern können. In Fällen, in denen sich Hinweise auf hohe maternale Antikörperspiegel ergeben, kann es sinnvoll sein, zu diesem Zeitpunkt Antikörper gegen Panleukopenie zu bestimmen und ggf. noch einmal zusätzlich mit einer Monovakzine gegen Panleukopenie zu impfen. Nach der 20. Lebenswoche sind keine maternalen Antikörper mehr zu erwarten.

Bei Tieren, die älter sind, sind eine einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen oder eine zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen im Abstand von 3 – 4 Wochen ausreichend. Sowohl bei Lebend- wie auch bei den Inaktivatimpfstoffen schließt eine weitere Impfung ein Jahr nach der ersten Immunisierung die erfolgreiche Grundimmunisierung ab. Danach werden sowohl gegen Infektionen mit Felinen Herpesviren, Infektionen mit Felinen Caliciviren wie auch gegen Panleukopenie Wiederholungsimpfungen im Abstand von bis zu 3 Jahren empfohlen.
https://www.openagrar.de/servlets/M...757/Impfleitlinie-Kleintiere2021-01-01-bf.pdf

3. Ja, sie müssen geimpft werden
Sehe ich anders. Und die Impfleitlinie auch.
 
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Warum gibts dann in der Impfleitlinie ein Schema zur Grundimmunisierung erwachsener Katzen?

Danke dafür. Bin nun nämlich auch erschrocken. Meine 3 Kater wurden auch im Erwachsenenalter grundimmunisiert.
 
@Kayalina : Danke! OK, dann sind wir zwei uns einig und verstehen beide nicht, was er da für Zeug redet? Ja?

Denn genau das war mein Problem mit maternalem Was auch immer. Die Antikörper aus dem Colostrum sind ja ein Hindernis beim Impfen, keine Hilfe. Die braucht man ja nicht.

Ich hab ihn irgendwann echt nur noch stirnrunzelnd angeschaut, weil das alles in meinen Ohren so gar keinen Sinn machte. Aber dass er völlig haltlosen Bullshit redet, fällt mir auch schwer zu glauben. Jetzt will ich wissen, wie er auf den ganzen Käse kommt. Bleibt mir wohl nur, die Leitlinie zu drucken und zum nächsten Termin bei unserer Behandlerin mitzubringen. Und dann Rede und Antwort zu verlangen.
 
@Kayalina : Danke! OK, dann sind wir zwei uns einig und verstehen beide nicht, was er da für Zeug redet? Ja?
Ja 😅
Die Frage ist halt von wann sein Wissensstand ist. Das Impfschema ist ja komplett neu, gerade mal ein halbes Jahr alt. Das ist in der Praxis vielfach noch nicht angekommen.
Ich diskutiere solche Dinge dann gar nicht aus, sondern mache es dann einfach und sag es ihr nur zur Info. Klappt bisher gut 😅
 
Aufgrund des Alters der Katzen würde ich mir überlegen, ob ich sie überhaupt noch impfen lassen würde.
 
Nein. Was der Hersteller da schreibt ist völlig egal. Früher stand in der Impfleitlinie als Gültigkeit 1-3 Jahre "nach Herstellerangabe", inzwischen wurde das gestrichen. Die Wirksamkeit über den Zeitraum ist belegt. Die verschiedenen Impfstoffe unterscheiden sich in ihrer Wirkweise meines Wissens auch nicht.
Ich hoffe, es ist ok, wenn ich mich hier ganz kurz dranhänge.

Bei Willy und Fienchen (beide 6) steht eigentlich demnächst eine Leukose-Impfung an. Beide haben 2019 Jahr erstmalig eine Leukose-Impfung bekommen (2 x im Abstand von ca 3 Wochen) und dann 2020 ein 3. Mal.

Laut Hersteller (PureVaX)n hält der Impfstoff ein Jahr. Der obigen Aussage entnehme ich aber, dass ich das getrost ignorieren kann? Ich wär nicht böse, wenn ich das nicht so oft impfen lassen müsste ...
 
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Ich hoffe, es ist ok, wenn ich mich hier ganz kurz dranhänge.

Bei Willy und Fienchen (beide 6) steht eigentlich demnächst eine Leukose-Impfung an. Beide haben 2019 Jahr erstmalig eine Leukose-Impfung bekommen (2 x im Abstand von ca 3 Wochen) und dann 2020 ein 3. Mal.

Laut Hersteller (PureVaX)n hält der Impfstoff ein Jahr. Der obigen Aussage entnehme ich aber, dass ich das getrost ignorieren kann? Ich wär nicht böse, wenn ich das nicht so oft impfen lassen müsste ...
Laut der StIKo Vet ist eine Impfung bei älteren Katzen, also die über sieben Jahre alt sind, nicht mehr unbedingt notwendig, da das Risiko nicht mehr so groß ist, dass sie sich anstecken.

Deine Katzen sind ja bereits sechs Jahre alt. Ich würde deinen TA darauf ansprechen, was er dazu meint. Ich würde es aufgrund der Nebenwirkungen, die gerade bei dieser Impfung auftreten können, nicht mehr impfen lassen.
 
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So. Nach unserem gestrigen Impfallergie-Desaster hab ich jetzt auch wieder nen Kopf, zu antworten.

Sowohl bei Lebend- wie auch bei den Inaktivatimpfstoffen schließt eine weitere Impfung ein Jahr nach der ersten Immunisierung die erfolgreiche Grundimmunisierung ab. Danach werden sowohl gegen Infektionen mit Felinen Herpesviren, Infektionen mit Felinen Caliciviren wie auch gegen Panleukopenie Wiederholungsimpfungen im Abstand von bis zu 3 Jahren empfohlen.

OK, das würde zumindest erklären, warum alle meinen, die dieses Jahr nochmal impfen zu müssen. Das TH hatte ja 2020 ne neue Grundimmunisierung begonnen, wohl, weil sie 2017 zuletzt geimpft wurden (laut der alten Leitlinie wäre der Abstand dann zu lang gewesen). Aber ne, brauchenwa dann nicht.

Bei Fiona werden wir nun eh überlegen müssen, ob man sie überhaupt noch impft (dann mit nem anderen Hersteller) oder es ganz sein lässt. Die Reaktion war schon heftig und kann beim nächsten Mal ja noch stärker ausfallen.

@Kayalina : Danke! Ich hab echt an meinem Verstand gezweifelt.
 
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