Habe ich mich richtig verhalten?

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Helge50

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19. November 2015
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Hallo zusammen,

ich habe vor ein paar Tagen ein kleines Kätzchen von der Straße holen müssen, die überfahren wurde.

Die Katze robbte sich mit den Vorderpfoten von der Straße auf den Bürgersteig, konnte ihre Hinterpfoten nicht mehr benutzen und der Popo schleifte sie hinter sich her! Anscheinend war ihr Rückgrad gebrochen oder verstaucht.

Ich nahm sie kurz hoch und legte sie auf ein Handtuch und genau in dem Moment spuckte sie einen Schwall Blut aus dem Mäulchen. Sie verzog auch immer wieder das Mäulchen. Bin dann nochmal schnell ins Haus zurück und habe einen Karton geholt und als ich wieder kam, zog sich ihr Bauch richtig zusammen und starb.

Habe das Kätzchen in den Karton gelegt und bin damit zu ihrer Besitzer gegangen und erklärte ihr, was passiert war.

Verletzungen konnte man an dem Kätzchen nicht erkennen.

Was mich auch aufgefallen war, ihre Nase wurde richtig dick und stand richtig raus, wie aufgeblasen. Die Besitzerin kam später zu mir und sagte; ihre Katze hätte auch eine dicke Blase aus dem Mäulchen kommen sehen und sie hätte ihre Tierärztin angerufen und die hätte ihr gesagt; dass das vermutlich ein Teil der Lunge gewesen sein konnte?

Meine Frage: habe ich mich richtig verhalten, oder hätte ich für das Kätzchen noch etwas tun können, wenn ich direkt mit ihr zum Tierarzt gefahren wäre?

Das beschäftigt mich die ganze Zeit. Alles zusammen hat das so ungefähr 10-15 Min gedauert. Habe ich wertvolle Zeit vergeudet? Bis zur nächsten Tierarzt sind es 10-15 Min bei schneller Fahrweise.

Mit freundlichen Grüßen

Helge
 
A

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Tragisch, was du da erleben musstest.
Ich habe letztes Jahr direkt vor unserer Terrasse die Katze unserer Nachbarin im Todeskampf nach Autounfall vorgefunden.
Ich habe bei ihr geklingelt und sie war die letzten Minuten bei ihr.

selbst wenn du direkt zum TA gefahren wärst, wäre sie sicher auf dem Weg dort hin verstorben.
Mal abgesehen davon dass man so emotional aufgewühlt besser nicht Auto fahren sollte ...
Selbst wenn du es geschafft hättest, hätte man dort nichts mehr für sie tun können.

Schön, dass du nicht weggeschaut hast. Du hast sicher alles richtig gemacht.
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Gute Reise kleines.
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Bin heute noch niedergeschlagen.

Die Frau die das Kätzchen angefahren hatte, stand weiter oben bei ihrem Fahrzeug und heulte sich die Augen aus. Sie erzählte unter Tränen, dass 2 Katzen über die Straße gelaufen wären und die Graue es gerade so noch geschafft hätte.

Ich fahre die Strecke jeden Tag und mir ist wirklich schleierhaft, wie man die beiden Kätzchen übersehen konnte. Man kann locker 50 Meter in die Einfahrt von der Straße aus einsehen, man sieht dort Katzen schon sehr weit auf die Straße zulaufen.

Niemand wollte dem Kätzchen helfen, alle sind dran vorbei gefahren und niemand hat in der Nachbarschaft die Tür geöffnet :mad:

Bin entsetzt über so viel Gleichgültigkeit!
 
Danke, dass du dich gekümmert hast. Und bitte mach dir keine Vorwürfe. Ich glaube nicht, dass die Katze noch eine Chance hatte. :(
 
Ich glaube auch nicht, dass ein TA in der Zeit noch dem Kätzchen hätte helfen können, sehr wahrscheinlich wäre es noch auf dem Weg dorthin verstorben.
Schlimm finde ich, dass niemand helfen wollte. Du brauchst Dir keine Vorwürfe machen, Du hast ja nicht weggesehen, sondern versucht, zu helfen.
 
Vermutlich habt ihr recht.

Im Nachhinein kam mir der Gedanke, dass das Kätzchen an einem Schock verstorben ist und wenn ich sie gleich richtig einpackt hätte, die Chance noch da gewesen wäre.
 
Nein sie hatte ganz sicher innere Verletzungen, zusätzlich zum gebrochenen Rückgrat. Da hätte auch kein TA mehr helfen können. Für dich war es ein schlimmes Erlebnis und sowas wirkt lange nach. Mehr wie du für das Kätzchen getan hast, konnte man nicht tun. Du hast meine Hochachtung, dass du trotzdem versucht hast zu helfen. Das ist leider nicht selbstverständlich, die meisten Menschen möchten ihr Auto nicht beschmutzen oder haben Angst vor der Hilflosigkeit. Der Tod ist ein großes Tabu, mit dem man möglichst nichts zu tun haben möchte.
 
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Hallo Helge,

es tut mir sehr leis, was da geschehen ist. Und nein, ich denke nicht, dass
Du etwas hättest verhindern können.
Sie hat ganz sicher gespürt, das sich da jemand um sie kümmert.

Und ganz besonderen Dank an Dich, das Du sie heim gebracht hast und ihr
Frauchen informiert hast. Es ist so schlimm, wenn die Katzen nicht wieder kommen und man keinen Abschied nehmen kann, nicht weiss, was geschehen ist.

Zu den Leuten, die vorbei-und wegschauen. Wäre es ein Mensch gewesen, hätte es einen Gafferauflauf gegeben. Geholfen hätten auch dann die Wenigsten.

Du hast alles richtig gemacht, Danke.

Grüsse
Tadi
 
Ich bekomme einfach das Bild nicht aus dem Kopf, wo sich das Mäuschen mit letzter Kraft von der Straße auf den Bürgersteig mit dem Vorderpfoten gezogen hatte und als ich sie sanft angehoben hatte, Pippi machte und das Blut aus dem Mäulchen kam und sie würgte stark. Dachte danach, oh je, ob sie das schafft.

Bin aber erstaunlicherweise extrem ruhig geblieben, ohne Hektik oder Nervostität und nach 1-2 Stunden, schoss mir alles wie Blitz durch den Kopf und das ganze Geschehen lief nachmal in Zeitlupe vor mir ab.

Man hört ja oft, Katzen die Angefahren oder Überfahren wurden, noch zu retten sind und sich ein paar Wochen oder Monaten wieder soweit regeneriert haben. Prellungen, Knochenbrüche usw.

Dachte erst das Kätzchen hätte noch eine Chance, aber das sie gleich so doll erwischt wurde, ist extrem hart.

Sie hat richtig um ihr Leben gekämpft!
 
  • #10
Ich kann es nicht "beweisen" und vielleicht will ich es ja auch nur glauben, weil alles andere noch weniger tröstlich wäre, aber ich denke schon, dass auch Tiere es spüren, dass dort jemand ist (und sei derjenige noch so fremd), der ihnen "Beistand" leistet und der Tod so ein Stück weit "leichter" wird.

Ich hatte ein anderes Gefühl und zwar wollte die Katze mit aller Gewalt weg von der Straße und Menschen. So kam es mir jedenfalls vor, Panik und Angst um sein Leben, wusste nicht, wie ihm geschehen ist.

Man macht sich doch immer seine Gedanken, was man in Zukunft besser machen kann, wenn man mal wieder in eine solche schreckliche Situation kommt.

Ich werde dann keine Sekunde zögern und das Tier direkt einpacken und zum nächsten Tierarzt fahren. Auf jeden Fall habe ich dann alles versucht.
 
  • #11
Helge,
wenn Wirbelsaeule und Lunge kaputt waren, hatte sie sicher noch mehr schwere innere Verletzungen, und da gibt es keine Rettung.
Sowas ist ein traumatisches Erlebnis und ich wuensche Dir, dass Dich die Bilder nicht gar zu lange verfolgen.
Du hast alles richtig gemacht, vor allem, dass Du den Besitzern ihre Katze ueberbracht hast, damit sie nicht im Ungewissen bleiben.
Die Gleichgueltigkeit, ja Verrohung vieler Leute ist erschreckend.
Und ich denke auch, dass die Katze genau gemerkt hat, dass da jemand ist, der ihr beisteht.
 
  • #12
Ich hatte ein anderes Gefühl und zwar wollte die Katze mit aller Gewalt weg von der Straße und Menschen. So kam es mir jedenfalls vor, Panik und Angst um sein Leben, wusste nicht, wie ihm geschehen ist.

(...)

Möglich.
Die Katze hatte ja ihr Zuhause wohl auch in unmittelbarer Nähe, kann durchaus sein, dass sie dann so eine Art Fluchtreflex hatte.

Was man glauben will oder nicht, muss ja sowieso jeder für sich entscheiden. Tiere können es uns ja bekanntlich nicht verbal mitteilen.

Ich habe ein wenig den Eindruck, dass du dich gerade deswegen emotional total fertig machen willst, weil du unermüdlich irgendeine Form der Schuld bei dir zu suchen scheinst. Vielleicht sollten auch einfach mal ein paar Tage ins Land gehen und dann kannst du anders auf die Sache zurückblicken.
 
  • #13
Hallo Helge,

ich kann total nachvollziehen wie du dich fühlst!

Am Samstag wollte ich eine Freundin besuchen und sehe auf dem Weg zu ihr etwas mitten auf der Straße liegen - eine Katze. Ich habe sobald es ging gedreht und bin zurück gefahren - alle anderen sind nur ausgewichen und weitergefahren.
Das Kätzchen war schon tot. Ich wollte sie da aber nicht liegen lassen, konnte nicht ertragen das da ein unachtsamer Autofahrer drüber fährt.

Die Katze hatte einen aufgerissenen Bauch, man konnte die Gedärme sehen.
Ich habe mir dann Handschuhe aus dem Koffferraum geholt und als ich dann da so zitternd am Straßenrand stand haben mich einige Leute in den Autos ganz mitleidvoll angesehen. Anstatt selber zu halten :reallysad:

Als ich die Katze dann hochgenommen habe, habe ich bemerkt das sie gerade erst gestorben sein muss. Sie war noch nicht steif, war noch warm, und ihr Bauchraum füllte sich gerade erst mit Blut.
Dieses Gefühl diese noch warme und doch schon tote Katze zu halten war schrecklich. Ich habe sie dann an den Straßengraben gelegt.
Ich dachte falls sie jemand sucht sollte er die Chance haben sie zu finden.
Aber anscheindend kam sie von den Schrebergärten, wo sie wohl nur gefüttert werden.

Dann saß ich eine Viertelstunde heulend und zitternd im Auto.

Danke das du angehalten hast!
 
  • #14
Ich habe ein wenig den Eindruck, dass du dich gerade deswegen emotional total fertig machen willst, weil du unermüdlich irgendeine Form der Schuld bei dir zu suchen scheinst. Vielleicht sollten auch einfach mal ein paar Tage ins Land gehen und dann kannst du anders auf die Sache zurückblicken.
Ganz Unrecht hast du nicht. Man denkt halt darüber nach, was man hätte besser machen können. Man hat ja schließlich keinen zweiten Versuch.

Ich denke jetzt auch, dass die Katze bis zum Tierarzt sehr wahrscheinlich verstorben wäre, aber ein Versuch wäre es trotzdem Wert gewesen. Somit bin ich für die Zukunft gewappnet.

@Maire,

ich funktionierte die erste Stunde wie ein Roboter, war erst mal froh, dass das Kätzchen von der Straße war und die Besitzerin bescheid wusste. Erst danach wurde mir richtig klar, was eigentlich geschehen ist.

Ich habe schon einige tote Katzen von den Straßen geholt und im Wald beerdigt, wenn sie nicht gechipt war, oder ein Tattoo im Ohr hatte.

Ich fahre dann mit den Katzen zu einer Tiernothilfe oder zu einem Tierarzt und dort lasse ich dann auf einen Chip prüfen.

Habe immer Handschuhe und große Plastikbeutel im Kofferraum.
 
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  • #15
Helge50, deine Worte bewegen mich sehr und ich bin unendlich froh, dass es noch Menschen wie dich gibt.
Menschen, die helfen und nicht einfach wegsehen ("Ist ja nur ein Tier.").
Menschen, die sehen bzw. sehen möchten, dass ein armes Geschöpf Hilfe braucht und diese auch leisten, anstatt es zu ignorieren.

Unbekannterweise möchte ich dir einfach aus vollstem Herzen danken.
 

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