das schlimme ist, das die welt sich weiterdreht. kann sie nicht für eine zeit still stehen?
ich würd mich gerne irgendwo verkrümmeln, nichts mehr sehen oder hören.
nein, ich hab termine. und die welt macht einfach keine pause.
habe gerade bei der arbeit angerufen und mir den rest der woche frei genommen. ich mag jetzt einfach nichts machen.
bin so traurig und verstehe alles nicht.🙁
Liebe Claudia,
ich kann absolut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Letztes Jahr starb mein Papa. Von einer Minute auf die andere, ohne irgendwelche Voranzeichen. Einfach mitten aus dem Leben und dem Alltag heraus. Wir mussten dann natürlich viele Dinge regeln und waren ständig unterwegs. Einmal waren meine Schwester und ich in der Stadt und in den Läden waren alle freundlich und wünschten einen schönen Tag. Aber mich hat das einfach nur wütend gemacht und ich hätte die netten Verkäuferinnen am Liebsten angebrüllt, dass sie ihre Klappe halten sollen, denn für mich gibt es keinen schönen Tag. Da fand ich es auch total bizarr, dass um mich herum alles so normal war, währen für mich gerade eine Welt zusammenbrach und so etwas Unvorstellbares passiert war (man denkt ja immer, sowas passiert nur den anderen).
Bis ca. zwei Wochen nach dem Tod "funktionierte" ich dennoch sehr gut, auch wenn das Leben in einem Ausnahmezustand war. Selbst mein Freund wunderte sich, wie ich alles doch relativ gut wegsteckte. Doch nach zwei Wochen wich jegliche Kraft aus mir. Mir wurde alles zuviel, ich fühlte mich furchtbar ausgelaugt und mein Körper reagierte mit einer Bindehautentzündung und einer bösen Entzündung auf dem Rücken. Auch die Vorlesungen im Studium waren mir einfach zuviel. Man darf nur zweimal fehlen (höchstens mit Attest dreimal) und ich ging dann für den Rest des Semesters nicht mehr in die Vorlesungen, weil ich nicht mehr denken konnte oder gar irgendwelche Hausarbeiten verfassen konnte.
Aber nach und nach wurde der Schmerz besser. Ich ließ meine Trauer zu und auch, dass es halt so passier war. Und es kam auch die Erkenntnis, dass es eben so sein sollte. Ich kam sogar an den Punkt, wo ich es als Herausforderung des Lebens begriff, mit dem bis dahin nahezu am schlimmsten Vorstellbaren fertig zu werden und auch die Chancen der Weiterentwicklung für mich, meine Persönlichkeit zu sehen.
Das Verschwinden von Hugo ist etwas, das du dir vorher sicherlich auch nie vorstellen mochtest. Er war so besonders und du hast ihn so wahnsinnig geliebt. Das plötzliche Verschwinden ist etwas, das eigentlich unvorstellbar war. Auch wenn man es vielleicht schon von anderen Katzenhaltern gehört hat. Aber für die eigene Katze gilt das nicht. Unfall? Ja. Da kann man besser mit fertig werden, auch wenn es furchtbar ist. Aber Verschwinden? Unvorstellbar. Ein Alptraum!
Aber vielleicht soll es vom Schicksal einfach so sein, dass es dich jetzt zu diesem Zeitpunkt mit dieser Grausamkeit herausfordert. Du wirst mit etwas konfrontiert, das für die vorher unvorstellbar war. Aber mit den kommenden Wochen und Monaten wirst du daran auch reifen. Und du wirst wieder Kraft bekommen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du jetzt erstmal deine Ruhe hast. Dass du ausreichend um Hugo trauern kannst und den schlimmen Schmerz verarbeiten kannst. Dazu wünsche ich dir ganz, ganz viel Kraft und die Liebe und Unterstützung von deinem Freund und deinen Fellnasen.
PS: Es macht für mich keinen Unterschied, ob man um einen Menschen oder ein Tier trauert. Wenn man ein Lebewesen über alles geliebt hat, ist die Trauer und der Schmerz einfach da und fühlt sich gleich an.