H
Höllge
Neuer Benutzer
- Mitglied seit
- 28. Juni 2014
- Beiträge
- 7
Hallo und guten Tag,
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich dringend Hilfe suche. Ich bin von meiner eigenen Katze angegriffen worden -- nicht zum ersten Mal, aber diesmal war der Biss sehr tief und hat sich entzündet, sodass meine Hausärztin mich in's Krankenhaus eingewiesen hat. Dort wurde ich unter Vollnarkose operiert (das veränderte Gewebe musste entfernt werden), habe eine Schiene und Krücken bekommen, und jetzt, fast einen Monat nach dem Biss, kann ich wieder ohne Krücken humpeln. Nächste Woche darf ich wieder arbeiten gehen.
Zur Geschichte der Katze:
Zora ist 10 Jahre alt, ich habe sie 2004 als Kätzchen bekommen (ich weiß nicht mehr genau, wie jung sie damals war, aber ich glaube, 3 Monate).
Ein halbes Jahr später habe ich ihr eine zweite Katze beigegeben, Nessie, Zoras sechs Monate jüngere Halbschwester.
Die beiden haben sich super verstanden. Zusammen balgen und zusammen kuscheln. Ein Katzentraum.
Alles war Friede, Freude, Eierkuchen -- außer, wenn es zum Tierarzt gehen sollte. Ich musste anfangs 2-3 Mal hin. Das war sehr schlimm, für Zora und auch für Nessie.
Und für mich.
Zora hat mich komplett blutig gekratzt, und Nessie hat sich selbst nass gemacht. Zur Nachimpfung hat die Tierärztin mir die Spritze mitgegeben: "Spritzen Sie lieber selbst, transportieren Sie die Katzen besser nicht ohne Not."
Okay. Keine Not, kein Tierarzt, sechs Jahre lang alles problemlos. Schmusekatzen. So soll es sein.
2010 starb Nessie an einer Lebererkrankung. Zora war jetzt alleine.
2010 wurde ich wieder vollzeitig berufstätig (vorher: Freiberufler) und war somit tagsüber nicht mehr zu Hause.
2011 bin ich vom sehr ruhigen Krefeld in das sehr laute Zentrum Düsseldorfs gezogen.
2011, gleich nach dem Umzug, ist Zora aus dem 4. Stock gestürzt (durch's Fenster). Zum Glück auf der Hofseite, wo sie im Schock in die Wohnung eines alten Ehepaars flüchtete. Das Ehepaar hatte Besuch von ihren drei Söhnen, die alle nur schlecht Deutsch sprachen, und ich musste Zora leider *sehr hart* anfassen, um sie aus der Ecke rauszubekommen, in die sie sich verkrochen hatte. Das Ehepaar und die Söhne weigerten sich, den Raum zu verlassen, damit ich Zora in Ruhe rauslocken kann.
Ich bin mit Zora noch am selben Abend zum Tierarzt (ich hatte sie ja jetzt nun ohnehin schon in der Transportbox). Bis auf eine blutige Nase hat der Sturz ihr körperlich nichts angetan, sagte der Arzt (der Zora ein Beruhigungsmittel geben musste, ansonsten war keine Untersuchung möglich).
Aber offenbar hat Zora psychisch etwas davon getragen, denn kurz darauf fing der Terror an.
* Beim Verlegen von Bodenleisten griff sie meine Hand an; knurrend, fauchend, schreiend. Mein Blut tropfte auf den Boden.
* Draußen unter dem Fenster brüllten nachts Jugendliche herum. Zora flippte aus und griff mich an.
* Ich ärgerte ich über irgendwas und fluchte. Zora flippte aus und griff mich an.
* Ich bin morgens aufgestanden, und hatte Zora in der Wade.
* ... und so weiter.
Im Verlauf von einem dreiviertel Jahr ist das gut 10 Mal geschehen. Ich musste mehrfach selbst zum Arzt deswegen. Manche Narben hab ich immer noch. Ich lief ein halbes Jahr in meiner eigenen Wohnung in einer Lederhose herum, was eine gute Entscheidung war, denn durch die Hose kam Zora nicht mit Zähnen und Krallen durch.
Einmal (ich lag auf der Couch), versuchte sie, sich knurrend zu meinem Gesicht hochzuarbeiten. Ich konnte sie zwischen den Schenkeln einklemmen und bin noch mal mit dem Schrecken davon gekommen.
Ich habe Feliway probiert. Keine Änderung.
2012, Anfang Januar, habe ich Zora wieder eine zweite Katze beigegeben. Das war ein letzter Versuch, sie wieder zu normalisieren. Diesmal einen kastrierten Kater namens Diego, damals drei Jahre alt, laut Vorbesitzer ein Problemkater. Er hat die Zweitkatze der Vorbesitzer so verängstigt, dass sie gar nicht mehr aus ihrem Versteck wollte. Ich kann bei Diego keine untypischen Auffälligkeiten feststellen, bis heute nicht.
Okay, Diego ist schon recht dominant und geht mit Zora ziemlich ruppig um, aber aus meiner Sicht haben die beiden ein Protokoll entwickelt, wie sie miteinander umgehen müssen. Prügeleien gibt's praktisch gar nicht, höchstens mal Drohgebärden, wenn Diego es auf die Spitze treibt. Zora hat auch keine Angst vor ihm, sondern ist höchstens mal angenervt. Sie greift Diego auch nie an, so wie sie mich angreift. Mal ne Backpfeife, aber das war's dann auch schon. Fans voneinander (wie Zora und Nessie damals) werden die beiden zwar nie, aber sie kommen miteinander aus.
Das aggressive Verhalten von Zora ging innerhalb von kurzer Zeit stark zurück. Ich dachte, dass damit der Fall erledigt sei. Hausfrieden wieder hergestellt.
Doch nach einem weiteren 3/4 Jahr ging es wieder los. Nicht so drastisch, nicht so häufig, aber ich blutete wieder. Wieder per Fehlattribution: Zora kuschelt gerne unter meiner Decke. Diego mag sie gerne dabei stören. Zora krabbelt hervor, und sieht als erstes MICH, und greift mich an. Böse. Kreischend, fauchend, knurrend, Zähne fletschend.
Kommt auch vor, wenn Zora auf meinem Schoß schlummert, und von irgendwas aufgeweckt und erschreckt wird und mich zuerst sieht.
Wenn ich es rechtzeitig mitbekomme, hilft ein wiederholte, sehr lautes "NEIN!" -- sie verkriecht sich dann knurrend und beruhigt sich innerhalb von 20 Minuten. Aber ich bekomme eben nicht immer rechtzeitig mit, wenn sie wieder aggressiv wird.
Seit Diego da ist, hat Zora mich "nur" zwei Mal böse angegriffen. Einmal im Sommer 2013. Und das letzte Mal Anfang Juni 2014. Ich bin morgens um 5 Uhr aufgestanden und in die Küche gegangen, um mir eine Limo zu holen. Und hatte plötzlich eine kreischende Zora im meiner rechten Wade.
Ich dachte, die Bißwunden würden, wie sonst auch immer, von alleine wieder weggehen, aber diesmal entzündeten sie sich und ich landete, wie oben schon gesagt, im Krankenhaus und musste operiert werden. Schlimmstes mögliches Szenario: Amputation. Jepp, das wurde mir so gesagt. Vom Chirurgen.
----------------
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab's satt. So sehr ich Zora auch gern hab (sechs Jahre lang ein liebes Knuddeltier gewesen), es fällt immer schwerer, nach jedem Vorfall neu Vertrauen aufzubauen. Ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung nicht mehr sicher. Ich gehe wie auf Eierschalen und schiele ständig nach jeder Bewegung der Katze.
Ich mag auch keine Experimente mehr machen, a lá "Versuchen Sie doch mal Bachblütenextrakt 15.000fach verdünnt" oder Ähnliches. Neben Feliway habe ich auch das schon probiert.
Nein. Wenn Zora das mit meinem Gesicht anstellt, was sie mit meinem Bein gemacht hat, kann ich leicht ein Auge verlieren. Oder für den Rest des Leben entstellt werden.
Auf der anderen Seite will ich Zora auch nicht einfach einschläfern lassen. Mir ist bewusst, dass sie für ihr psychologisches Trauma nichts kann.Trotzdem ist der Punkt erreicht, an dem sie zu gefährlich geworden ist.
Ich habe das lokale Tierheim und den lokalen Katzenschutzbund angeschrieben. Die ersten haben zumindest versprochen "wir melden uns", haben sich aber nicht gemeldet. Die letzteren haben gar nicht erst geantwortet.
Guter Rat ist teuer. Zora muss weg. Bloß wohin? Wer hat schon eine Situation anzubieten, wo die Katze Menschen *nicht* gefährlich werden kann, und ihre restlichen Jahre (das können ja noch locker 5-10 weitere Jahre sein, sie ist ja ansonsten gesund) ausleben kann?
Ich bin ratlos. Ich werde sie einschläfern lassen, wenn alles andere nicht geht, aber zuvor will ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, sie anderweitig unterzubringen. Das, denke ich, bin ich ihr trotz allem schuldig.
Danke sehr für's Lesen,
Helge
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich dringend Hilfe suche. Ich bin von meiner eigenen Katze angegriffen worden -- nicht zum ersten Mal, aber diesmal war der Biss sehr tief und hat sich entzündet, sodass meine Hausärztin mich in's Krankenhaus eingewiesen hat. Dort wurde ich unter Vollnarkose operiert (das veränderte Gewebe musste entfernt werden), habe eine Schiene und Krücken bekommen, und jetzt, fast einen Monat nach dem Biss, kann ich wieder ohne Krücken humpeln. Nächste Woche darf ich wieder arbeiten gehen.
Zur Geschichte der Katze:
Zora ist 10 Jahre alt, ich habe sie 2004 als Kätzchen bekommen (ich weiß nicht mehr genau, wie jung sie damals war, aber ich glaube, 3 Monate).
Ein halbes Jahr später habe ich ihr eine zweite Katze beigegeben, Nessie, Zoras sechs Monate jüngere Halbschwester.
Die beiden haben sich super verstanden. Zusammen balgen und zusammen kuscheln. Ein Katzentraum.
Alles war Friede, Freude, Eierkuchen -- außer, wenn es zum Tierarzt gehen sollte. Ich musste anfangs 2-3 Mal hin. Das war sehr schlimm, für Zora und auch für Nessie.
Und für mich.
Zora hat mich komplett blutig gekratzt, und Nessie hat sich selbst nass gemacht. Zur Nachimpfung hat die Tierärztin mir die Spritze mitgegeben: "Spritzen Sie lieber selbst, transportieren Sie die Katzen besser nicht ohne Not."
Okay. Keine Not, kein Tierarzt, sechs Jahre lang alles problemlos. Schmusekatzen. So soll es sein.
2010 starb Nessie an einer Lebererkrankung. Zora war jetzt alleine.
2010 wurde ich wieder vollzeitig berufstätig (vorher: Freiberufler) und war somit tagsüber nicht mehr zu Hause.
2011 bin ich vom sehr ruhigen Krefeld in das sehr laute Zentrum Düsseldorfs gezogen.
2011, gleich nach dem Umzug, ist Zora aus dem 4. Stock gestürzt (durch's Fenster). Zum Glück auf der Hofseite, wo sie im Schock in die Wohnung eines alten Ehepaars flüchtete. Das Ehepaar hatte Besuch von ihren drei Söhnen, die alle nur schlecht Deutsch sprachen, und ich musste Zora leider *sehr hart* anfassen, um sie aus der Ecke rauszubekommen, in die sie sich verkrochen hatte. Das Ehepaar und die Söhne weigerten sich, den Raum zu verlassen, damit ich Zora in Ruhe rauslocken kann.
Ich bin mit Zora noch am selben Abend zum Tierarzt (ich hatte sie ja jetzt nun ohnehin schon in der Transportbox). Bis auf eine blutige Nase hat der Sturz ihr körperlich nichts angetan, sagte der Arzt (der Zora ein Beruhigungsmittel geben musste, ansonsten war keine Untersuchung möglich).
Aber offenbar hat Zora psychisch etwas davon getragen, denn kurz darauf fing der Terror an.
* Beim Verlegen von Bodenleisten griff sie meine Hand an; knurrend, fauchend, schreiend. Mein Blut tropfte auf den Boden.
* Draußen unter dem Fenster brüllten nachts Jugendliche herum. Zora flippte aus und griff mich an.
* Ich ärgerte ich über irgendwas und fluchte. Zora flippte aus und griff mich an.
* Ich bin morgens aufgestanden, und hatte Zora in der Wade.
* ... und so weiter.
Im Verlauf von einem dreiviertel Jahr ist das gut 10 Mal geschehen. Ich musste mehrfach selbst zum Arzt deswegen. Manche Narben hab ich immer noch. Ich lief ein halbes Jahr in meiner eigenen Wohnung in einer Lederhose herum, was eine gute Entscheidung war, denn durch die Hose kam Zora nicht mit Zähnen und Krallen durch.
Einmal (ich lag auf der Couch), versuchte sie, sich knurrend zu meinem Gesicht hochzuarbeiten. Ich konnte sie zwischen den Schenkeln einklemmen und bin noch mal mit dem Schrecken davon gekommen.
Ich habe Feliway probiert. Keine Änderung.
2012, Anfang Januar, habe ich Zora wieder eine zweite Katze beigegeben. Das war ein letzter Versuch, sie wieder zu normalisieren. Diesmal einen kastrierten Kater namens Diego, damals drei Jahre alt, laut Vorbesitzer ein Problemkater. Er hat die Zweitkatze der Vorbesitzer so verängstigt, dass sie gar nicht mehr aus ihrem Versteck wollte. Ich kann bei Diego keine untypischen Auffälligkeiten feststellen, bis heute nicht.
Okay, Diego ist schon recht dominant und geht mit Zora ziemlich ruppig um, aber aus meiner Sicht haben die beiden ein Protokoll entwickelt, wie sie miteinander umgehen müssen. Prügeleien gibt's praktisch gar nicht, höchstens mal Drohgebärden, wenn Diego es auf die Spitze treibt. Zora hat auch keine Angst vor ihm, sondern ist höchstens mal angenervt. Sie greift Diego auch nie an, so wie sie mich angreift. Mal ne Backpfeife, aber das war's dann auch schon. Fans voneinander (wie Zora und Nessie damals) werden die beiden zwar nie, aber sie kommen miteinander aus.
Das aggressive Verhalten von Zora ging innerhalb von kurzer Zeit stark zurück. Ich dachte, dass damit der Fall erledigt sei. Hausfrieden wieder hergestellt.
Doch nach einem weiteren 3/4 Jahr ging es wieder los. Nicht so drastisch, nicht so häufig, aber ich blutete wieder. Wieder per Fehlattribution: Zora kuschelt gerne unter meiner Decke. Diego mag sie gerne dabei stören. Zora krabbelt hervor, und sieht als erstes MICH, und greift mich an. Böse. Kreischend, fauchend, knurrend, Zähne fletschend.
Kommt auch vor, wenn Zora auf meinem Schoß schlummert, und von irgendwas aufgeweckt und erschreckt wird und mich zuerst sieht.
Wenn ich es rechtzeitig mitbekomme, hilft ein wiederholte, sehr lautes "NEIN!" -- sie verkriecht sich dann knurrend und beruhigt sich innerhalb von 20 Minuten. Aber ich bekomme eben nicht immer rechtzeitig mit, wenn sie wieder aggressiv wird.
Seit Diego da ist, hat Zora mich "nur" zwei Mal böse angegriffen. Einmal im Sommer 2013. Und das letzte Mal Anfang Juni 2014. Ich bin morgens um 5 Uhr aufgestanden und in die Küche gegangen, um mir eine Limo zu holen. Und hatte plötzlich eine kreischende Zora im meiner rechten Wade.
Ich dachte, die Bißwunden würden, wie sonst auch immer, von alleine wieder weggehen, aber diesmal entzündeten sie sich und ich landete, wie oben schon gesagt, im Krankenhaus und musste operiert werden. Schlimmstes mögliches Szenario: Amputation. Jepp, das wurde mir so gesagt. Vom Chirurgen.
----------------
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab's satt. So sehr ich Zora auch gern hab (sechs Jahre lang ein liebes Knuddeltier gewesen), es fällt immer schwerer, nach jedem Vorfall neu Vertrauen aufzubauen. Ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung nicht mehr sicher. Ich gehe wie auf Eierschalen und schiele ständig nach jeder Bewegung der Katze.
Ich mag auch keine Experimente mehr machen, a lá "Versuchen Sie doch mal Bachblütenextrakt 15.000fach verdünnt" oder Ähnliches. Neben Feliway habe ich auch das schon probiert.
Nein. Wenn Zora das mit meinem Gesicht anstellt, was sie mit meinem Bein gemacht hat, kann ich leicht ein Auge verlieren. Oder für den Rest des Leben entstellt werden.
Auf der anderen Seite will ich Zora auch nicht einfach einschläfern lassen. Mir ist bewusst, dass sie für ihr psychologisches Trauma nichts kann.Trotzdem ist der Punkt erreicht, an dem sie zu gefährlich geworden ist.
Ich habe das lokale Tierheim und den lokalen Katzenschutzbund angeschrieben. Die ersten haben zumindest versprochen "wir melden uns", haben sich aber nicht gemeldet. Die letzteren haben gar nicht erst geantwortet.
Guter Rat ist teuer. Zora muss weg. Bloß wohin? Wer hat schon eine Situation anzubieten, wo die Katze Menschen *nicht* gefährlich werden kann, und ihre restlichen Jahre (das können ja noch locker 5-10 weitere Jahre sein, sie ist ja ansonsten gesund) ausleben kann?
Ich bin ratlos. Ich werde sie einschläfern lassen, wenn alles andere nicht geht, aber zuvor will ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, sie anderweitig unterzubringen. Das, denke ich, bin ich ihr trotz allem schuldig.
Danke sehr für's Lesen,
Helge