Aggressives Verhalten durch Trauma abgewöhnen?

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Jerri

Jerri

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16. Dezember 2011
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Hallo ihr Lieben,
ein paar von euch kennen schon meinen Kater. Ich habe ihn im Oktober in der Weidehütte meiner Pferde gefunden. Seine Hinterläufe waren eingeschnitten, man hatte ihm in beide Ohren geschnitten, an etlichen Stellen das Fell herausgerissen und geschnitten und so saß das zitternde Häufchen Elend einfach nur da und schaute mich an.
Ich habe ihn hochgehoben, aber dabei hat er sofort aufgejault. Irgendwie habe ich ihn dann ins Auto bekommen und bin sofort zum TA. Ich dachte erst er sei von einem Auto angefahren worden, aber die Weide liegt 3km in den Wald hinein. Der TA meinte allerdings, dass die Schnitte aus Menschenhand stammen und er womöglich ausgesetzt wurde. Das er so aufjault beim hochnehmen, liegt an gebrochenen Rippen :( Habe dann erstmal bei Tasso angerufen und im Tierheim meine Nummer hinterlassen, falls jemand nach der Katze fragt. Aber der TA meinte, dass er wohl wegen irgendetwas ausgesetzt wurde, so wie er zugerichtet war.

Habe ihn dann erstmal mit nach Hause genommen. Mein Lebensgefährte war zwar nicht sehr begeistert, weil uns unser erster Kater, den wir von klein auf hatten, letztes Jahr im Spätsommer überfahren wurde.

Es hat länger gebraucht bis der Gute sich jetzt eingewöhnt hatte und Kontakt zu Menschen "suchte". Jedoch kann man ihn nicht wirklich anfassen. Er springt einen regelrecht an und beißt so in die Hand, dass es richtig richtig wehtut, dann haut er ab und verkriecht sich. Andere Situation: Er lauert in irgendeiner Ecke und wenn man an ihm vorbeigeht, springt er plötzlich raus und beißt und krallt sich in der Wade fest. :wow: aua! Ich habe ihm daraufhin massig Spielzeug gekauft und auch Dinge womit er sich selbst beschäftigen kann, denn er lässt ja nicht mit sich spielen. Er hat zwei Katzenbäume, die er auch benutzt. Am liebsten schläft er auf dem hohen Baum, wo er alles im Blick hat.

Ende November hat er angefangen zu markieren, Bett, Sofa - nichts blieb verschont. Ich habe ihn dann kastrieren lassen, auch in der Hoffnung, dass er ruhiger wird. Das Markieren unterlässt er, aber ruhiger ist er dadurch nicht.

Zudem kommt aber dass er, laut TA, wohl ein Trauma hat und dass sowas wie ADS bei diesem Kater auslöst bzw Hyperaktivität oder gesteigerte Nervosität. Habe daraufhin Tabletten bekommen, die ich aber nur kurz geben sollte. Die haben ihn beruhigt, aber jetzt ist er wieder wie ein Verrückter. Nachts nimmt er die ganze Bude auseinander. Ich habe schon alle Pflanzen entfernt und andere zerbrechliche Dinge. Er hat sogar schon die Tapete im Wohnzimmer zerkratzt und gestern einen Lederstuhl aus dem Esszimmer. Ich weiß einfach nicht wie ich ihn beschäftigen kann, ohne dass er gleich aggressiv wird und mich anfällt, anstatt das Spielzeug.
War dann mal bei meinen Eltern, die schon laaange lange Katzen hatten, und schilderte die Situation. Meine Mutter meinte, dass er mehr Beschäftigung braucht, durch seine Nervosität.
Raus lassen kann und möchte ich ihn nicht, da mein erster Kater ja überfahren wurde und wir wohnen direkt an einer Hauptstraße Orts auswärts, wo es die Autofahrer mit der Geschwindigkeit nicht so genau nehmen. Ich habe ihm dann ein Geschirr mit einer 15m langen Leine gekauft, die sich so ausrollt.
Bin also raus mit ihm und er fing plötzlich an zu Zittern. Dachte erst es sei ihm kalt, aber er ist mit eingezogenem Schwanz direkt wieder in die Wohnung. Habe es dann nochmal und nochmal versucht. Mittlerweile habe ich das Gefühl er genießt die Spaziergänge. Zwischendrin kriegt er immer mal so Aussetzer und knuttert und faucht vor sich hin während er umherläuft.

Es ist eine echte Geduldsprobe mit ihm. Aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich wünschte mir so, dass er endlich mal erkennen würde, dass ich ihm doch nichts tue und wie schön doch Streicheleinheiten sein können.

Ende letzen Jahres fing er an sich den Kopf blutig zu kratzen, dank des Forums habe ich jetzt auch die Diagnose vom TA. eosinophiles Granulom. Vielleicht ein Grund, weshalb er ausgesetzt wurde, aber wieso er so zugerichtet wurde, bleibt mir ein Rätsel. Allerdings haben wir das Granulom jetzt ganz gut im Griff. Und der Kopf ist schorffrei.

Vielleicht könnt ihr mir helfen? Wie kann ich Vertrauen zu ihm aufbauen? Wie kann ich ihm das "Anfallen" abgewöhnen. Ich kann ja keinen Besuch empfangen.
 
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Mensch, der Arme...

Ich würde das Auflauern und Angreifen und seinen Zerstörerdrang jetzt nicht unbedingt auf seine Vorerlebnisse schieben. So verhalten sich unausgelastete Wohnungseinzelkatzen nämlich sehr häufig (normalerweise werden solche Spiele mit anderen Katzen gemacht, wenn die nicht da sind, muss der Mensch herhalten). Und das Dinge kaputtmachen - tja, ihm ist schlicht langweilig, denke ich. Auch die schönsten Spielsachen helfen wenig, wenn man keinen Spielkumpel hat.

Wie alt ist er denn ungefähr? Kommt ein zweiter Kater in Frage?
Die Spaziergänge sind als Zwischendurch-Beschäftigung sicher toll, aber dennoch kein Ersatz für uneingeschränkten Freigang. Wenn der bei euch nicht möglich ist (direkt an einer Hauptstraße würde ich auch definitiv keine Katze in den Freigang lassen), braucht er dringend Katzengesellschaft.

Vertrauen aufbauen geht meiner Meinung nach am besten durch Clickertraining. Damit kannst du ihn auch geistig ein wenig fördern.
 
Baldriankissen beruhigen nicht.

Bist du sicher, daß du einen ehemaligen Freigänger auf Dauer zur Wohnungs(einzel)katze machen willst?

Beschäftigung braucht er mit Sicherheit.
 
Gwion, wie kommst du denn darauf dass er Freigänger war? Wenn er mißhandelt und ausgesetzt wurde kann er genauso ein Wohnungskater gewesen sein.
Und am Anfang hatte er ja Angst, rauszugehen und hat den Freigang nicht eingefordert...

Ich denke auch ein Kumpel könnte ihm guttun. Ein sozialer Katerkumpel, mit dem er spielen kann und an dem er sich evtl auch orientieren kann, könnte schon hilfreich sein. Für mich klingt das auch als sei er unausgelastet und Wohnungskatzen allein zu halten ist halt eine traurige Sache.

Wie alt wird er denn geschätzt?
 
@Antares
Danke für deinen Tipp.

@Gwion
Ich weiß nicht ob er ein Freigänger war. Das glaube ich auch eher nicht.

Allgemein:
Er ist laut TA ca. 6-8 Jahre alt.
Mit der Zweitkatze - das hatte ich ganz vergessen zu schreiben. Ich hatte zwei Kater, also getrennt schonmal da. Beide von meinen Eltern. Aber geklappt hat es nicht.
 
Mit "mal ausprobieren" gewöhnt man Katzen auch nicht aneinander.
Wenn, dann ganz oder gar nicht.

Eine Zusammenführung kann sich über Wochen, manchmal auch Monate ziehen.

Lies dir mal hier im Forum den Thread "die langsame Zusammenführung" durch, da steht viel Wissenswertes drin.
 
Zusammenführungen dauern mitunter Wochen, mal eben ne Katze dazusetzen klappt eigentlich so gut wie nie ;)
 
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Danke, dass werde ich machen.

Der erste Kater war nur einen Tag da, weil sofort die Fetzen geflogen sind, meiner hat ihn gar nicht in Ruhe gelassen. Ich habe ihn dann abends zurückgebracht.

Mit Kater 2 lief es ähnlich ab. Habe die Beiden nachts getrennt und tagsüber, wenn ich da war, zusammengelassen. Doch auch nach einer Woche war keine Besserung zu sehen und Kater 2 fing an zu markieren. Habe dann auch Ärger mit meinem Lebensgefährten bekommen und ihn auch zurückgebracht. Deshalb liegt die Sache vorerst auf Eis.

Aber ich werde es mir auf jeden Fall durchlesen, will für meinen Guten ja nur das Beste.
 
Hallo

Find ich echt toll, dass du ihn mit nach hause genommen und dich seiner angenommen hast. wahrscheinlich ist es wirklich erst mal keine gute idee eine weitere katze dazu zu holen.. so aggressiv und ängstlich wie er ist..er muss sich erst mal an euch gewöhnen. ich denke, er braucht einfach noch mehr zeit. . . vertrauen zu fassen.
ich würde ihn gar nicht beachten... und nichts erzwingen, keine berührung wenn es nicht sein muss.
zum spielen würde ich natürlich erst mal nur eine angel nehmen, damit du ihn auf distanz halten kannst.. hin und wieder vielleicht ein paar rescue tropfen..ins essen..gegen die angst. ihr habt ihn jetzt schon ein halbes jahr..vielleicht dauert es noch mal ein halbes jahr. . . oder noch länger? :oha:
ich würde ihn einfach in ruhe lassen und ignorieren...bis du merkst, dass er mehr vertrauen gefasst hat.. und von alleine kommt.
 
  • #10
@Iviguappa
Das war auch eine meiner Gedanken. Das die vielen Eindrücke und dann noch eine weitere Katze zu viel sind.

Auch beim Spazierengehen, wenn wir auf Katzen treffen, ist er wie ein Verrückter, faucht und verscheucht die Katzen.

Vorhin war ich mit ihm draußen, da kam der große, schwarze Kater aus der Nachbarschaft. Hab dann mal geschaut was passiert. Sie saßen sich gegenüber und eine durchschaubare Hecke dazwischen. Er hat wieder vor sich hingeknuttert und gefaucht und sich, ja wie auf die Lauer gelegt, als wenn er auf einen Vogel oder eine Maus lauert und ist dann immernoch in Lauerstellung langsam auf ihn zu und fauchend mit dickem, fetten Schwanz. Der Schwarze nahm sofort reiß aus und meiner hinterher.

Ich hatte bis jetzt noch mit keiner Katzenbegegnung gute Erfahrungen bei ihm zu berichten. Wenn er ja wenigstens mal neugierig schauen würde, aber nicht gleich immer diese Aggressive Haltung. Aber wie ihr schon sagtet, viell. macht es die Zeit.



Was ich nochmal zur Zweitkatze sagen wollte, wir haben das ja, wie gesagt, erstmal auf Eis gelegt. Da der 2. Kater ja auch anfing zu markieren und mein Lebensgefährte bald ein Rappel bekommen hat. Ich muss auch ihm erstmal Zeit lassen, bis ich das Thema Zweitkatze nochmal ansprechen kann.
 
  • #11
Es ist vollkommen normal, dass auf fremde Katzen erst einmal aggressiv reagiert wird. Katzen sind territoriale Tiere. Deswegen sollte man Katzen auch immer langsam und in kleinen Schritten aneinander gewöhnen.
Auf die Reaktion beim Leinenfreigang brauchst du daher nicht viel geben.

War dein Kater bei den Zusammenführungsversuchen denn eigentlich schon kastriert?

Ich wette fast darauf, dass die Aggressivität schlicht daher kommt, dass er komplett unausgelastet ist. Das wird mit der Zeit dann im Normalfall nicht besser, sondern schlimmer. Ich sehe deswegen wenig Sinn darin, dem Kater noch mehr Zeit zu geben. Das führt maximal dazu, dass sich das Verhalten erst recht einschleift.

Ohne ungesicherten Freigang oder Zweitkatze werdet ihr nicht weiterkommen, vermute ich.
 
  • #12
Hallo,

ich finde es auch gut, dass du ihn aufgenommen hast, den armen kleinen kerl.

Bitte hole so schnell wie möglich einen spielgefährten zu ihm... am besten der genausoviel tobt wie der kater... der aber viel mehr erfahrung mit menschen hat. Denn fasst dein kater vielleicht auch n bisschen mehr vertrauen. und selbst wenn nicht so schnell zu euch. hat er wenigstens jemanden mit der er raufen aber auch kuscheln kann. Das ist ganz wichtig gerade für so ein armes kleines katerchen!

Bitte nicht abwarten ...

Lass dich beraten, denke gut darüber nach wen du dazuholst und belies dich über die verschiedenen zusammenführungen!

Viel Glück für euch und dein Katerchen
 
  • #13
@Iviguappa
Das war auch eine meiner Gedanken. Das die vielen Eindrücke und dann noch eine weitere Katze zu viel sind.

Auch beim Spazierengehen, wenn wir auf Katzen treffen, ist er wie ein Verrückter, faucht und verscheucht die Katzen.

Vorhin war ich mit ihm draußen, da kam der große, schwarze Kater aus der Nachbarschaft. Hab dann mal geschaut was passiert. Sie saßen sich gegenüber und eine durchschaubare Hecke dazwischen. Er hat wieder vor sich hingeknuttert und gefaucht und sich, ja wie auf die Lauer gelegt, als wenn er auf einen Vogel oder eine Maus lauert und ist dann immernoch in Lauerstellung langsam auf ihn zu und fauchend mit dickem, fetten Schwanz. Der Schwarze nahm sofort reiß aus und meiner hinterher.

Ich hatte bis jetzt noch mit keiner Katzenbegegnung gute Erfahrungen bei ihm zu berichten. Wenn er ja wenigstens mal neugierig schauen würde, aber nicht gleich immer diese Aggressive Haltung. Aber wie ihr schon sagtet, viell. macht es die Zeit.



Was ich nochmal zur Zweitkatze sagen wollte, wir haben das ja, wie gesagt, erstmal auf Eis gelegt. Da der 2. Kater ja auch anfing zu markieren und mein Lebensgefährte bald ein Rappel bekommen hat. Ich muss auch ihm erstmal Zeit lassen, bis ich das Thema Zweitkatze nochmal ansprechen kann.

Auch wenn es scheiße ist mit deinem Lebengefährten, bitte mach jetzt nicht den fehler und warte ab. Die Probleme werden nur schlimmer. Verfestigen sich und euer kater ist nicht ausgelastet.

Wenn ihr die Zusammenführung überstanden habt, werdet ihr sehen, was ihr vermisst habt, die ganze zeit.

Mein Freund wollte gar keine Katze, jetzt haben wir drei und er ist der glücklichste Katzenpapa der welt.

Such dir hier aus dem Forum gut Argumente und sprich bitte mit deinem freund. Du tust deinem Kater sonst keinen Gefallen.

Liebe Grüße Franzi
 
  • #14
Manchmal, wenn ich in diesem Forum lese, kann ich nur den Kopf schütteln darüber, wie sehr immer die Zweitkatze als ultimative Lösung angesehen wird.

Und in einem Fall wie diesem, wo traumatische Vorerfahrungen bestehen, ist diese Lösung einfach nur zu billig und wird dem Tier nicht gerecht.

Dabei will ich gar nicht bestreiten, dass ein gut sozialisiertes Tier als Kumpel hier eine tolle Vorbildfunktion übernehmen konnte, aber das geht für den Moment am Kern des Problems vorbei, zumindest aus meiner Sicht.


Meine Sicht geht eher so: ein traumatisiertes Tier erlebt eine gewisse Entspannung und reagiert aufgrund seiner Vorerfahrung so, dass es versucht, über sein Verhalten eine dominante Rolle einzunehmen. Das ist ein logischer und sinnvoller Verteidigungsmechanismus.

Reaktion sollte sein, dem Tier klarzumachen: Ich bin hier der Boss, aber trotzdem hast du hier nichts zu befürchten.

Da der Kater offenbar noch nicht bereit ist, menschische Körpersprache zu lernen, solltest du, Jerry, die kätzische lernen und einsetzen. Wenn du merkst, der Kater ist angriffsbereit, sieh ihm in die Augen und lass nicht locker, bis er den Blick abwendet. Starre ihn richtig an, aber sei dir dabei klar darüber, dass das Stress für den Kater ist.

Sollte das nicht reichen, fauche, aber richtig martialisch. Das musst du vorher üben, und zwar in Abwesenheit des Katers (vielleicht kriegen jetzt deine Kollegen auf der Arbeit was zu lachen).


Wenn du mit solch negativen Mitteln arbeitest, solltest du aber auch positive einsetzen, und zwar entschieden mehr positive: Wenn er entspannt liegt, dann schau ihn an und blinzle ihm mit beiden Augen langsam zu. Das Signal bedeutet: Ich traue mich, von dir kurz wegzuschauen, und wenn du magst, komm näher.

Wenn er gerade entspannt ist, gib ihm ein Leckerli und lobe ihn. Tu das so oft, dass er kaum noch in die Anspannung kommt (dazu kannst du Trockenfleischstreifen in mm-große Stücke schneiden, damit es nicht zuviel Futter wird). Rede dabei ganz leise mit ihm, das wird von Katzen als Schnurren wahrgenommen.

Offenbar geht ja schon ziemlich viel mit ihm, immerhin lässt er sich an die Leine nehmen, was nicht jede Katze tut. Ein richtiges Therapieprogramm könntest du entwickeln, wenn du dich mal in das Thema Clickertraining einliest. Lies gründlich, bis du die Idee im Grundsatz verstanden hast, und dann schau mal nach der 101-Ideen-Box, das wäre für ihn die ideale Anfangsübung.

Bestimmt wird es viel Arbeit, den Kerl so richtig an dich, an Menschen überhaupt zu gewöhnen, aber wenn du dran bleibst, hast du gute Chancen.

Ich hoffe für euch beide, dass es gelingt. :)
 
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  • #15
Manchmal, wenn ich in diesem Forum lese, kann ich nur den Kopf schütteln darüber, wie sehr immer die Zweitkatze als ultimative Lösung angesehen wird.

Und in einem Fall wie diesem, wo traumatische Vorerfahrungen bestehen, ist diese Lösung einfach nur zu billig und wird dem Tier nicht gerecht.

Dabei will ich gar nicht bestreiten, dass ein gut sozialisiertes Tier als Kumpel hier eine tolle Vorbildfunktion übernehmen konnte, aber das geht für den Moment am Kern des Problems vorbei, zumindest aus meiner Sicht.


Meine Sicht geht eher so: ein traumatisiertes Tier erlebt eine gewisse Entspannung und reagiert aufgrund seiner Vorerfahrung so, dass es versucht, über sein Verhalten eine dominante Rolle einzunehmen. Das ist ein logischer und sinnvoller Verteidigungsmechanismus.

Reaktion sollte sein, dem Tier klarzumachen: Ich bin hier der Boss, aber trotzdem hast du hier nichts zu befürchten.

Da der Kater offenbar noch nicht bereit ist, menschische Körpersprache zu lernen, solltest du, Jerry, die kätzische lernen und einsetzen. Wenn du merkst, der Kater ist angriffsbereit, sieh ihm in die Augen und lass nicht locker, bis er den Blick abwendet. Starre ihn richtig an, aber sei dir dabei klar darüber, dass das Stress für den Kater ist.

Sollte das nicht reichen, fauche, aber richtig martialisch. Das musst du vorher üben, und zwar in Abwesenheit des Katers (vielleicht kriegen jetzt deine Kollegen auf der Arbeit was zu lachen).


Wenn du mit solch negativen Mitteln arbeitest, solltest du aber auch positive einsetzen, und zwar entschieden mehr positive: Wenn er entspannt liegt, dann schau ihn an und blinzle ihm mit beiden Augen langsam zu. Das Signal bedeutet: Ich traue mich, von dir kurz wegzuschauen, und wenn du magst, komm näher.

Wenn er gerade entspannt ist, gib ihm ein Leckerli und lobe ihn. Tu das so oft, dass er kaum noch in die Anspannung kommt (dazu kannst du Trockenfleischstreifen in mm-große Stücke schneiden, damit es nicht zuviel Futter wird). Rede dabei ganz leise mit ihm, das wird von Katzen als Schnurren wahrgenommen.

Offenbar geht ja schon ziemlich viel mit ihm, immerhin lässt er sich an die Leine nehmen, was nicht jede Katze tut. Ein richtiges Therapieprogramm könntest du entwickeln, wenn du dich mal in das Thema Clickertraining einliest. Lies gründlich, bis du die Idee im Grundsatz verstanden hast, und dann schau mal nach der 101-Ideen-Box, das wäre für ihn die ideale Anfangsübung.

Bestimmt wird es viel Arbeit, den Kerl so richtig an dich, an Menschen überhaupt zu gewöhnen, aber wenn du dran bleibst, hast du gute Chancen.

Ich hoffe für euch beide, dass es gelingt. :)

das sehe ich genauso, und ich bin auch jemand der eigentlich nicht sofort zur Zweikatze rät, dennoch bin ich hier der Meinung, dass es ihm gut tun würde, jemanden zu haben, der seine Sprache spricht und ihm die Angst vor dem Menschen nimmt. Und das in Verbindung mit deinen Tipps (die ich sehr gut finde .. denn nur so versteht er)

Klar hat dieser Kater eine gewisse Vorgeschichte, jedoch würde ich andererseits nicht einfachso davon ausgehen, dass diese sein Verhalten erklären. Dieses Anschleichen und Losspringen könnte genauso gut ein Spielverhalten sein. Das muss die TE jetzt versuchen einzuschätzen. Wir hatten auch mal nen Kater, der meines Unwissens nach total agressiv war. Aber jetzt weiß ichs besser.

Ich empfehle ebenfalls. KATZENSPRACHE lernen !
 
  • #16
@mrs.filch
Das hört sich gut an. Kenne das Klickertraining zwar nur von Hunden, aber habe mir eben mal Videos angeschaut bei Youtube. Werde mich auf jeden Fall einmal einlesen!! Danke :smile:

Was ich noch vergessen habe, ich habe das Gefühl, er sucht aber auch die Nähe zum Menschen. Er geht nicht vollkommen auf Distanz. Ein gesunder Abstand ist immer da, aber wenn ich bsp. ins Büro gehe, kommt er nach 5 Min und legt sich dort auf den Sessel. Wenn ich ins Wohnzimmer gehe, dauert es nicht lange und er liegt auf Abstand bei mir auf dem Sofa.
 
  • #17
Hallo

es wäre schön, wenn du hin und wieder mal ein feedback hinterlässt, wie es so läuft mit deinem katerle...

lg :smile:
 
  • #18
Kurzes Feedback.

Mein Tiger hat jetzt das Vergnügen schon seit einer Woche Clickertraining zu machen. Nachdem Frauchen sich fleißig eingelesen hat und auch eine DVD geschaut hat, klappt das richtig gut.

Er lernt wahnsinnig schnell und heute saß er sogar vor der Schublade in der der Clicker drinne liegt. :yeah: Ich kam von der Arbeit und ich habe das Gefühl, er freut sich dann richtig. Er sitzt dann schon an der Tür huscht dann durch den Flur ins Esszimmer und rammelt sich mauzend auf dem Teppich herum. Dann hat er sich vor die Schublade gesetzt. Total süß. Ihm scheint es ja richtig Spaß zu machen und er weiß, dass er ja anfangs auch noch Leckerchen dafür bekommt :aetschbaetsch2: Tolle Sache! Bin mittlerweile so begeistert, dass ich seit 2 Tagen sogar mit meinen 2 Pferden Clickertraining mache.
 
  • #19
Toll, dass es mit dem Clickern so gut klappt :)

Versuch auch andere Spiele, an denen du beteiligt bist, es aber nicht zu Körperkontakt kommt.

Versuch so konsequent wie möglich keinen Körperkontakt herzustellen. Überlass ihm das, das gibt ihm Sicherheit.
Falls er mal näherrückt - "arbeite" mit seiner Neugier, zB falls er doch mal schnuppern sollte, lass ihn schnuppern, aber zieh die Hand etc nach einer Weile langsam weg - so ist die Situation positiv beendet und das schürt seine Neugier auf eine weitere ;)

Sicherheit geben auch Rituale im Alltag. Wenn du so viel wie möglich immer zur gleichen Zeit im gleichen Rhythmus machst, entspannt das ungemein :)

Wie macht er sich inzwischen beim Leinenspaziergang? Beim lesen dachte ich, dass es gut gemeint ist, aber du ihm schlimmstenfalls dadurch beibringst (oder verfestigst), dass Begegnungen mit anderen Katzen grundsätzlich Stress bedeutet. Ich würde erstmal jede Art von Stress vermeiden, auch kein Leinengang mehr, wenn er denn immer noch fauchend reagiert etc...

...und ihm auch so schnell wie möglich einen sorgfältig ausgewählten Kumpel besorgen. Sicher kannst du ihm viel beibringen, aber eine andere Katze kann das in vielerlei Hinsicht einfach - nunja, auf andere Weise als du.

Gerade bei so traumatisierten Katzen ist es natürlich toll und unerlässlich, wenn sie so aufgepäppelt werden - unterm Strich ist das allerbeste aber für sie, wenn sie behandelt werden und ein Leben führen dürfen wie ganz stinknormale wundervolle Katzen - und gerade so traumatisierte Kerlchen können mit einem Kumpel regelrecht aufblühen.

Hier im Forum gibt es viel Hilfe beim Aussuchen, der Zusammenführung etc.
Ich finde es gut, dass du erstmal sein Vertrauen zu dir aufbaust, meine aber auch, je länger du wartest, desto schwieriger wird es werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #20
Ich freu mich, dass es aufwärts geht, und wünsche mir weitere Rückmeldungen :)
 

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