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taxiorcafindus
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- Mitglied seit
- 7. Januar 2023
- Beiträge
- 15
Ich bin neu hier und möchte uns und unsere Situation kurz vorstellen:
Gegebenheiten: eine 70 qm Wohnung mit 15 qm katzengitter-gesichtertem Balkon, vor uns eine kleine Straße, ein Bach und viele Bäume.
Anfang November mussten wir unsere älteste Katze Taxi mit 19,5 Jahren einschläfern lassen. Fiffy, 16,5 Jahre alt, war zu diesem Zeitpunkt die letzte unserer ehemaligen 5-köpfigen Katzentruppe.
Fiffy war Katzen immer gewohnt, weshalb ich zwei Wochen später die 8-jährige Lou_i aus dem Tierheim holen konnte. Obwohl mir die Tierärztin zu diesem Zeitpunkt davon abgeraten hatte, weil sich herausgestellt hat, dass Fiffy ein Problem mit den Nieren hatte. Die beiden haben sich gleich recht gut verstanden. 10 Tage später hat Fiffy begonnen sich zurückzuziehen, weitere 6 Tage später, am 2. Adventsonntag 2022, musste ich auch sie einschläfern lassen.
Nun war Lou_i allein. So machte ich mich gleich auf die Suche und wurde in einem anderen Tierheim auf zwei Kater aufmerksam. Ich hatte sie auf der Homepage dieses Tierheimes schon gesehen, als ich einen Monat vorher die Katzenfreundin für Fiffy suchte. Die beiden warteten immer noch auf jemanden, der sie gerne zu sich holen möchte. Die beiden "sprachen mich sogleich an". Drei Tage später, am 7.12.2022, konnte ich Apollo und Amigo übernehmen. Was ich über die beiden zu diesem Zeitpunkt wusste: Sie lebten mit weiteren 6 Katzen bei einem alten demenzkranken Mann in einem Haus. Ob er gestorben ist oder in ein Heim kam weiß ich nicht. Auf alle Fälle wurden die 8 Katzen ein weiteres ganzes Jahr im Haus von einer Nachbarin gefüttert. Anschließend kamen sie im Jänner 2022 ins Tierheim. Die beiden sind sehr scheu, verängstigt, ich würde eher sagen traumatisiert. Menschliche Fürsorge kannten sie bisher nicht, sie haben kein Vertrauen. Im Grunde genommen sind es Wildkatzen. Was sie bisher alles erlebt haben kann ich nicht sagen, nur aus ihrem Verhalten Rückschlüsse darauf ziehen. Nun sind sie hier.
Seit dem 3. Tag wohnen Apollo und Amigo im Wohnzimmer/Küche unter der Couch, ein altes Holzbett. Davor steht als Sichtschutz eine Schaumstoffmatratze, die ich eigentlich in der kalten Übergangszeit in den Türspalt der Balkontüre hänge, damit es nicht so kalt herein zieht und die Katzen dennoch frei auf den Balkon können. Unser Problem ist nun, dass die beiden unterm Tag AUSSCHLIEßLICH unter der Couch sind. Sie kommen nur in der Nacht heraus (Wildtierkamera!). Vielleicht auch unterm Tag, wenn ich arbeiten bin, da aber sicherlich nicht lange. Den Wohnzimmer/Küchen-Bereich der beiden und die restliche Wohnung trenne ich in der Nacht und wenn ich beim Arbeiten bin ab. Mit Lou_i sind sie nicht wirklich zusammen gewöhnt, sie alle drei allein zu lassen wäre mir zu gefährlich, da ich nicht weiß, wie sie sich verhalten. Ich seh die beiden ja nur unter der Couch. Dort fühlen sie sich allerdings sehr wohl. Die beiden dürften nichts anderes kennen. Traurig, was man Tieren alles antut.
Was bisher geschah und was ich mache, damit sie sich eingewöhnen: Geduld, Geduld, und nochmals Geduld. Ihnen die Zeit geben, die sie brauchen. Anfangs habe ich sie komplett ignoriert. Gab ihnen Futter, machte die Klos sauber. Ansonsten verhalte ich mich normal. Sie müssen sich an die Geräusche gewöhnen und merken, dass ihnen diese nichts tun. Kaum ist es im Raum am Abend finster hört man sie. Nach einigen Tagen habe ich begonnen das Licht im Raum auszumachen, Licht nur am Ende des Ganges im Bad anzulassen, ich blieb im Raum auf einem Hocher sitzen. Es war schön zu sehen, dass sie sich langsam heraus trauten und ich sie das erstemal richtig gesehen habe. Nicht nur auf Fotos der Wildtierkamera. Ganz langsam hat zumindest Apollo nun ein bisschen Vertrauen gewonnen. Frißt auch wenn ich zuschaue, traut sich im Raum zu bewegen. Ich muss dabei ganz ruhig bleiben, verstecke meine Hände, .... Apollo zeigt mehr Interesse, möchte gerne weiter in die Wohnung vordringen. Interessiert sich auch für Lou_i, allerdings hat er sie mal angegriffen, sodass sie laut aufgeschrien hat. Er und Amigo verteidigen wohl ihren Bereich unter der Couch. Lou_i schaut ab und an zu ihnen rein, legt sich mal in Sichtweite davor, da bleiben sie alle drei ruhig (ein gutes Zeichen).
Was gar nicht geht und ich auch nicht mache: Berühren, streicheln, .... Das totale No Go. Hier warte ich bis sie irgendwann einmal von sich aus dies tun wollen.
Und hier liegt nun unser Problem. Die beiden haben vermutlich in ihrem ganzen Leben noch nie/oder zumindest ganz, ganz selten menschliche Nähe und Fürsorge gespürt. Sie wissen gar nicht, dass es das geben kann. Hier muss die Sozialisierung irgendwo vollkommen falsch abgebogen sein. Apollo ist lebendiger. Amigo hingegen geht unterm Tag nicht mal aufs Klo, liegt mehr als 12 Stunden versteckt auf seinem Platz. Wenn ich sie in ihrem Versteck "besuche", sprich darunter schaue, mit ihnen rede, sie anblinzle, dann schaut Amigo mich nicht mal an, schaut unbewegt in eine Richtung, wirkt fast apathisch, teilnahmslos, rührt sich nicht. Er kennt wohl wirklich nichts anderes ... kommt nicht auf die Idee etwas anderes machen zu wollen, dann, wenn ein Mensch in der Nähe ist. In der Nacht sieht man ihn schon auch mal spielen (Wildtierkamera machts möglich). Der Raum ist inzwischen voll auf Katzen adaptiert, selbst das Bücherregal hat oben einen Liegeplatz (Apollo geht da rauf - ist eine andere Geschichte) und ist mit dem Hochschrank der Küche mit einem Brett verbunden, zwei Klos, ein Kratzbaum, Liegeflächen, andere Versteckmöglichkeiten, unterm Tag bei Plusgraden können sie auf den Balkon, sie bekommen abwechslungsreiches Futter (Frischfleisch kennen sie gar nicht), Trockenfutter in Klopapierrollen und Küchenpapierrollen versteckt, ein Feliway Stecker (scheint zu wirken), ab und an Bachblüten, .... mentale Kommunikation mit mir.
Was kann ich machen, damit Amigo aus seinem Schneckenhaus heraus kommt? Womit kann ich seinen Katzen-Lebenswillen wecken? Im Tierheim dürfte er auch ausschließlich hinter einer Couch gelebt haben, so habe ich ihn nämlich das erstemal gesehen. Auch dort konnte man sie nicht berühren.
Das war jetzt viel zum Lesen, danke euch.
taxiorcafindus
Gegebenheiten: eine 70 qm Wohnung mit 15 qm katzengitter-gesichtertem Balkon, vor uns eine kleine Straße, ein Bach und viele Bäume.
Anfang November mussten wir unsere älteste Katze Taxi mit 19,5 Jahren einschläfern lassen. Fiffy, 16,5 Jahre alt, war zu diesem Zeitpunkt die letzte unserer ehemaligen 5-köpfigen Katzentruppe.
Fiffy war Katzen immer gewohnt, weshalb ich zwei Wochen später die 8-jährige Lou_i aus dem Tierheim holen konnte. Obwohl mir die Tierärztin zu diesem Zeitpunkt davon abgeraten hatte, weil sich herausgestellt hat, dass Fiffy ein Problem mit den Nieren hatte. Die beiden haben sich gleich recht gut verstanden. 10 Tage später hat Fiffy begonnen sich zurückzuziehen, weitere 6 Tage später, am 2. Adventsonntag 2022, musste ich auch sie einschläfern lassen.
Nun war Lou_i allein. So machte ich mich gleich auf die Suche und wurde in einem anderen Tierheim auf zwei Kater aufmerksam. Ich hatte sie auf der Homepage dieses Tierheimes schon gesehen, als ich einen Monat vorher die Katzenfreundin für Fiffy suchte. Die beiden warteten immer noch auf jemanden, der sie gerne zu sich holen möchte. Die beiden "sprachen mich sogleich an". Drei Tage später, am 7.12.2022, konnte ich Apollo und Amigo übernehmen. Was ich über die beiden zu diesem Zeitpunkt wusste: Sie lebten mit weiteren 6 Katzen bei einem alten demenzkranken Mann in einem Haus. Ob er gestorben ist oder in ein Heim kam weiß ich nicht. Auf alle Fälle wurden die 8 Katzen ein weiteres ganzes Jahr im Haus von einer Nachbarin gefüttert. Anschließend kamen sie im Jänner 2022 ins Tierheim. Die beiden sind sehr scheu, verängstigt, ich würde eher sagen traumatisiert. Menschliche Fürsorge kannten sie bisher nicht, sie haben kein Vertrauen. Im Grunde genommen sind es Wildkatzen. Was sie bisher alles erlebt haben kann ich nicht sagen, nur aus ihrem Verhalten Rückschlüsse darauf ziehen. Nun sind sie hier.
Seit dem 3. Tag wohnen Apollo und Amigo im Wohnzimmer/Küche unter der Couch, ein altes Holzbett. Davor steht als Sichtschutz eine Schaumstoffmatratze, die ich eigentlich in der kalten Übergangszeit in den Türspalt der Balkontüre hänge, damit es nicht so kalt herein zieht und die Katzen dennoch frei auf den Balkon können. Unser Problem ist nun, dass die beiden unterm Tag AUSSCHLIEßLICH unter der Couch sind. Sie kommen nur in der Nacht heraus (Wildtierkamera!). Vielleicht auch unterm Tag, wenn ich arbeiten bin, da aber sicherlich nicht lange. Den Wohnzimmer/Küchen-Bereich der beiden und die restliche Wohnung trenne ich in der Nacht und wenn ich beim Arbeiten bin ab. Mit Lou_i sind sie nicht wirklich zusammen gewöhnt, sie alle drei allein zu lassen wäre mir zu gefährlich, da ich nicht weiß, wie sie sich verhalten. Ich seh die beiden ja nur unter der Couch. Dort fühlen sie sich allerdings sehr wohl. Die beiden dürften nichts anderes kennen. Traurig, was man Tieren alles antut.
Was bisher geschah und was ich mache, damit sie sich eingewöhnen: Geduld, Geduld, und nochmals Geduld. Ihnen die Zeit geben, die sie brauchen. Anfangs habe ich sie komplett ignoriert. Gab ihnen Futter, machte die Klos sauber. Ansonsten verhalte ich mich normal. Sie müssen sich an die Geräusche gewöhnen und merken, dass ihnen diese nichts tun. Kaum ist es im Raum am Abend finster hört man sie. Nach einigen Tagen habe ich begonnen das Licht im Raum auszumachen, Licht nur am Ende des Ganges im Bad anzulassen, ich blieb im Raum auf einem Hocher sitzen. Es war schön zu sehen, dass sie sich langsam heraus trauten und ich sie das erstemal richtig gesehen habe. Nicht nur auf Fotos der Wildtierkamera. Ganz langsam hat zumindest Apollo nun ein bisschen Vertrauen gewonnen. Frißt auch wenn ich zuschaue, traut sich im Raum zu bewegen. Ich muss dabei ganz ruhig bleiben, verstecke meine Hände, .... Apollo zeigt mehr Interesse, möchte gerne weiter in die Wohnung vordringen. Interessiert sich auch für Lou_i, allerdings hat er sie mal angegriffen, sodass sie laut aufgeschrien hat. Er und Amigo verteidigen wohl ihren Bereich unter der Couch. Lou_i schaut ab und an zu ihnen rein, legt sich mal in Sichtweite davor, da bleiben sie alle drei ruhig (ein gutes Zeichen).
Was gar nicht geht und ich auch nicht mache: Berühren, streicheln, .... Das totale No Go. Hier warte ich bis sie irgendwann einmal von sich aus dies tun wollen.
Und hier liegt nun unser Problem. Die beiden haben vermutlich in ihrem ganzen Leben noch nie/oder zumindest ganz, ganz selten menschliche Nähe und Fürsorge gespürt. Sie wissen gar nicht, dass es das geben kann. Hier muss die Sozialisierung irgendwo vollkommen falsch abgebogen sein. Apollo ist lebendiger. Amigo hingegen geht unterm Tag nicht mal aufs Klo, liegt mehr als 12 Stunden versteckt auf seinem Platz. Wenn ich sie in ihrem Versteck "besuche", sprich darunter schaue, mit ihnen rede, sie anblinzle, dann schaut Amigo mich nicht mal an, schaut unbewegt in eine Richtung, wirkt fast apathisch, teilnahmslos, rührt sich nicht. Er kennt wohl wirklich nichts anderes ... kommt nicht auf die Idee etwas anderes machen zu wollen, dann, wenn ein Mensch in der Nähe ist. In der Nacht sieht man ihn schon auch mal spielen (Wildtierkamera machts möglich). Der Raum ist inzwischen voll auf Katzen adaptiert, selbst das Bücherregal hat oben einen Liegeplatz (Apollo geht da rauf - ist eine andere Geschichte) und ist mit dem Hochschrank der Küche mit einem Brett verbunden, zwei Klos, ein Kratzbaum, Liegeflächen, andere Versteckmöglichkeiten, unterm Tag bei Plusgraden können sie auf den Balkon, sie bekommen abwechslungsreiches Futter (Frischfleisch kennen sie gar nicht), Trockenfutter in Klopapierrollen und Küchenpapierrollen versteckt, ein Feliway Stecker (scheint zu wirken), ab und an Bachblüten, .... mentale Kommunikation mit mir.
Was kann ich machen, damit Amigo aus seinem Schneckenhaus heraus kommt? Womit kann ich seinen Katzen-Lebenswillen wecken? Im Tierheim dürfte er auch ausschließlich hinter einer Couch gelebt haben, so habe ich ihn nämlich das erstemal gesehen. Auch dort konnte man sie nicht berühren.
Das war jetzt viel zum Lesen, danke euch.
taxiorcafindus