Bin ich eine schlechte Katzenmutti ....

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.... wenn ich mich frage, wie weit ich bei Schnuffi noch gehen soll? Sie ist bald 17 Jahre alt, leidet unter SDÜ, Arthrose in den Knien, wird langsam schwerhörig und ein wenig dement, außerdem wollen die Nieren nicht mehr so richtig.

Sie bekommt SUC und Nierenfutter, Zeel wegen der Knie und Clarimazol wegen der SDÜ, sie steht gut im Futter, trinkt viel, der Output stimmt auch.
Gestern wurde ihr dann übel, sie frisst zwar weiterhin, erbrach aber nach der Aufnahme von Katzengras nur Gras und Schaum.
Heute Morgen habe ich ihr was gegen Magensäure gegeben, da sie immer wieder aufstoßen musste.

Und da kam bei mir die Frage auf: Wie weit soll ich gehen??? Mein Herz sagt: Alles was geht! Mein Kopf aber sagt: Sie bekommt schon drei Medis und hatte ein schönes Leben. Sie schmust noch viel und isst gerne, lässt aber vieles sehr viel ruhiger angehen - mache ihr die letzten Monate (oder doch Jahre) so gemütlich wie möglich. Aber stresse sie nicht mit zu vielen Medikamenten und Tierarztbesuchen. :(

Versteht mich nicht falsch: Sollte ihr heute Abend noch immer schlecht sein, werde ich morgen auf jeden Fall zum Tierarzt gehen. Aber die Frage ist, was kann und soll ich ihr noch zumuten, wenn sich ihr Zustand irgendwann verschlechtert?

Ich weiß, es gibt keinen pauschalen Rat, den Ihr mir geben könnt, aber ich musste einfach diese Gedanken mal rauslassen.
 
A

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Auch ich bin der Meinung, dass - nach dem, was du berichtest - deine Schnuffi noch viel Lebensqualität hat.

Natürlich hat eine alte Katze ähnliche Wehwehchen, wie auch alte Menschen sie haben können; da ist der Gelenkverschleiß, evtl. die beginnende Demenz, man bzw. katz kann schlechter sehen/hören/reagieren als früher; die allgemeine Beweglichkeit lässt nach.... und Medikamente gehören auch bei vielen alten Menschen zum Alltag!

Katzen lassen sich Routinen angewöhnen. So kann man z. B. einer Katze angewöhnen, dass sie die tägliche Blutzuckermessung bei Diabetes über sich ergehen lässt, ohne mit der Kralle zu zucken, genauso die Insulininjektion. Und häufig ist es auch so, dass die Tiere sich merken, dass es ihnen danach irgendwie besser geht. Nicht dass sie es aktiv mit der Prozedur in Verbindung bringen würden, aber sie merken, dass das Pieksen beim Diabetes nicht böse ist. Oder wenn sie täglich Medikamente injiziert bekommen usw.

Je weniger Theater wir Dosis um die Medikamentengabe machen, desto entspannter wird auch das Katz sein!

Ich möchte dir kurz von meinem Sternchen Nine erzählen.

Nine war von kleinauf eine zunehmende Ansammlung unangenehmer Erkrankungen der inneren Organe. Es fing in ihrer Kittenzeit an (vielleicht sogar angeboren), als sie an IBD erkrankte, einer chronischen Darmentzündung, für die damals keine Ursache gefunden werden konnte. Es ging weiter mit (sehr viel später diagnostizierter) Futtermilbenallergie und Katzenschnupfen (der sie letztlich das Leben kostete), später kamen eine exokrine Pankreasinsuffizienz und die betreffenden Auswirkungen auf Galle, Leber und den Verdauungstrakt dazu. Eine chronische Gallengangentzündung brachte uns auf die Spur der ganzen Probleme in Nines Bauch. Ein Herzproblem und Zysten an den Nieren rundeten das Bild ab, dazu Bluthochdruck unklarer Ursache und daraus resultierende Glaukome und komplette Erblindung.

Nine musste viele Medikamente nehmen, täglich. Damit ich ihr die Medis im Futter geben konnte und ohne dass der gierige Kater sich an dem gepimpten Futter vergreifen würde, gewöhnte ich Nine daran, diese Portion Futter ausschließlich in ihrem Kennel (der ständig im Wohnzimmer stand) zu fressen.
Wenn ich morgens aufstand, hatte es sich Nine schon in ihrem Kennel gemütlich gemacht und wartete geduldig auf ihre Extraportion leckeres Schrottfutter mit unleckeren Medikamenten. ;)

Auch die häufigen Spritzen mit Schmerzmittel oder auch mit Antibiotika, die Nine immer bekommen musste (subkutan), ließ sie sich geduldig unter die Haut geben.

Natürlich war sie nicht begeistert, und anfänglich fand sie das gepimpte Futter auch ziemlich bäh, aber es wurde für sie und auch für mich zur Routine, und wenn sie die Medis intus hatte, ging für Nine ein ganz normaler Tag los. Sie spielte mit den anderen Katzen, hatte ihre fünf Minuten, sonnte sich auf dem Balkon und quakte mich laut an, wenn ihr irgendwas nicht passte, und wenn ihr z. B. unser Kater dumm kam, verpasste sie ihm auch problemlos einen Satz Ohrfeigen, die sich gewaschen hatten.
Nachdem wir bei der damals fünfjährigen Nine die ganze internistische Diagnostik durch hatten und das mit der EPI, Blindheit und allem klar war, hatte sie - mit vier oder fünf unterschiedlichen Medis, mit häufig mehrmals täglichem Inhalieren im Kennel und mit täglichen Injektionen - noch drei gute Jahre, in denen sie viel und wegen der Medis deutlich bessere Lebensqualität hatte als vor der Diagnostik und der Einführung der Medikamente!

Ich bin sicher, dass es Schnuffi auch aufgrund ihrer Medis besser geht als vorher und dass sie noch eine gute Zeit haben wird, bis es für sich Zeit wird zu gehen! Bitte lass ihr diese Zeit und nimm das Thema Medis nicht so schwer - Schnuffi wird sich umso mehr entspannen, je alltäglicher du mit den Medis umgehst.
 
Ich danke Euch! Ja, bisher geht es ihr ja gut. Die Medis sind auch überhaupt nicht das Problem - die nimmt sie (fast) freiwillig.

Ich habe nur Angst, irgendwann den richtigen Zeitpunkt nicht zu erkennen, ab dem es zu viel ist. Das Putzen scheint sie z.B. Immer mehr zu vernachlässigen. Häufig sieht sie richtig "eingestaubt" aus, dann bürste ich sie und gehe mit einem feuchten Waschlappen über ihr Fell.

Mal sehen, ob die ersten Frühlingstage ihrem (und meinem) Gemüt etwas helfen ... :oops:
 
Kristina, du musst dir da keine Gedanken machen! So überlegt, wie du bist, wirst du erkennen, wenn Schnuffi nicht mehr möchte und Hilfe braucht, um über die Brücke zu kommen.

Es ist letztlich der Bauch, der diese kleinen, unmerklichen Anzeichen registriert; natürlich gilt das umso mehr, je besser und länger man das Katz kennt. Ich bekam bei meinen Katzen vor allem von Jeannie und von Nicki das Zeichen, dass sie Hilfe von mir wollten; beide waren sofort nach dem Setzen der ersten Injektion (die oberflächliche Betäubung vor der Überdosis) "weg", kein Herzschlag mehr, keine Atmung, nur ein kleines Schnaufen bem Einstich.
Das ist das, was ich mir immer gewünscht habe: dass ich ein Zeichen bekomme und es richtig deuten kann, und dass es für die Tiere dann ganz schnell geht.

Man ist leider nicht immer in dieser insofern "einfachen" Situation!
Bei Nine war auch klar, dass sie gehen muss, sie quälte sich mit den Calici, und ich war mit ihr direkt losgefahren, ob da noch was zu retten ist, oder ob wir sie gehen lassen. Es sah eigentlich gar nicht so wild aus, obwohl ich schon so ein Bauchgefühl hatte.... sie riefen mich dann direkt an, dass es zuende geht und ich sofort kommen soll; die Ärztin, die nach Nine sah, war aber leider ein totaler Fehlgriff, und so dauerte es eine kleine Weile, bis Nines armes kleines Herzchen zu schlagen aufhörte.
Die Entscheidung zur Euthanasie war vollkommen richtig, aber die Ärztin hatte die Injektion verpfuscht (kann ich leider nicht anders sagen). Ich mache mir immer noch Vorwürfe, dass ich nicht auf einem anderen Arzt bestanden habe, statt diese neue und offenbar unerfahrene Tierärztin an meine Kleine zu lassen. Aber ich weiß kognitiv, dass das in diesem Moment nichts mehr geändert hätte.


Das Wichtigste ist, dass du nicht "menschlich" denkst in Bezug auf Schnuffi!
Schau mal, ich habe immer Handicats gehabt, und besonders deutlich ist es bei Pfötchen. Sie wurde ja als Kitten beinamputiert, und ein Erwachsener in derselben Situation hätte sich garantiert gefragt "warum gerade ich?" und vielleicht mit seinem Schicksal sehr gehadert.

Pfötchen zog direkt nach der OP bei uns ein und hoppelte da schon fröhlich auf den drei verbliebenen Beinen durch die Gegend. Natürlich waren die Ureinwohner nicht sofort begeistert von dem laut quakenden und neugierigen Familienzuwachs, und Pfötchen musste anstandshalber ein, zwei Tage unterm Bett wohnen, bevor ihr der Zugang nach "oben" gestattet wurde. ;)

Aber sie wurde vom Nickerkater und auch (etwas weniger freundlich) von Nine mit offenen Armen aufgenommen - dass sie komisch hoppelte, statt normal zu laufen und zu springen, störte die anderen beiden überhaupt nicht. Und Pfötchen am allerwenigsten!

Tiere hadern nicht, und sie weinen auch nicht dem Gestern nach.

Natürlich ist das Thema Demenz auch bei Tieren nicht einfach; die Krankheit stellt hohe Ansprüche an die Dosis, weil sie das Tierchen einfach deutlich mehr beaufsichtigen und auch ggf. beschwichtigen und trösten müssen.
Wenn so ein Omchen mitten in der Nacht aufwacht und laut weint, weil es nicht mehr weiß, wo das Klo steht. Oder sich fremd vorkommt, weil es die Wohnung nicht mehr als das heimische Revier erkennt.
Und einfach auch die Missgeschicke, wenn der Körper immer unbeweglicher und steifer wird.

Genausowenig, wie Pfötchen nach der Amputation jemals einen Gedanken an das fehlende Bein und die Einschränkungen in ihrer Beweglichkeit verschwendet hat, wird Schnuffi den Zeiten nachweinen, als sie noch mit einem Satz auf das hohe Regal oder auf den Schrank springen konnte.

Schnuffi wird auch nicht den Zeiten nachweinen, als sie die Königin der Katzenangeln war und jede Feder und jedes Bällchen mit sicherer Kralle erbeutete. Sie lebt mitten im Hier und Jetzt, und sie braucht die Unterstützung von deiner Seite, indem du ihr die Medis gibst und ihr auch zur Seite stehst, falls sich die Demenz verschlimmern sollte.

Vielleicht magst du mal den Thread von Arry betreffend ihre alte Pflegekatze Amelie lesen? Da gibt es viele Hinweise und auch beschreibungen von Amelies Befindlichkeiten, die dir Hilfestellung geben können, wie du Schnuffis Situation einschätzen kannst. :)

Ich bin sicher, dass du dir keine Sorgen um dein Gespür für den richtigen Zeitpunkt machen musst, Kristina! :)
 
Hallo,

ich denke, sie wird es Dich wissen lassen, wenn es soweit ist.
So wie Du ueber Schnuffi denkst und ihr kennt euch schon so lange, wirst Du es spueren wenn es Zeit ist los zu lassen.

Ich spreche da auch aus Erfahrung, bei allen, die ich ziehen lassen musste, war mir am Morgen des Abschieds klar, dass es soweit war.

Vertrau Dir und Schnuffi ud geniesse bis dahin jede Minute. Klingt doch alles soweit gut.

habt noch eine schoene Zeit!
 
Ich danke Euch allen! :pink-heart: Ja, ich hoffe natürlich, dass wir noch gaaaanz viel Zeit mit Schnuffi haben werden, aber die Realität sieht leider nicht so rosig aus. Sie hat am Freitag abend etwas gegen die Übelkeit bekommen, eine Aufbauspritze und Flüssigkeit subkutan.

Wir beobachten sie und es scheint ihr besser zu gehen. Mein grösster Wunsch wäre, wenn sie uns die Entscheidung irgendwann abnimmt und friedlich einschläft ….. *seufz*
 
Die Frage hab ich mir bei Minka auch gestellt.
Sie war zum Schluss nach einem Bandscheibenvorfall gelähmt. Aber sie hatte da immer noch so viel Leben in sich, dass auch der TA meinte, auch wenn sie nicht mehr laufen kann, sie ist noch nicht soweit.

Ich war mit dem TA in sehr engem Kontakt und er hat mich dann vorbereitet, dass es nicht mehr lange gehen wird. Und als es dann soweit war, wusste ich es.

(Du kannst es unten im Link bei Minka nachlesen, Seite 25 unten hatte sie den Bandscheibenvorfall.).

So wie du schreibst les ich schon raus, dass sie noch Lebensfreude hat.
 
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