Das wundert mich in der Tat ebenfalls, und ich empfinde das - wie du - als eine unkorrekte Vorgehensweise von einer Vereinszüchterin!
Zumindest bei Siamkatzen ist der Knickschwanz vererblich (deswegen werden Katzen, bei denen dieser Fehler auftaucht, von der Zucht ausgeschlossen; so der Rassestandard und die Regeln beispielsweise bei der FiFé), und ich unterstelle einmal, dass dies bei der Maine Coon ebenfalls so ist.
Ich freue mich, dass du einem unvollkommenen Rassetier eine Chance gegeben hast; mein Herz schlägt ebenfalls für die "Krüppel", die Handicats, die ja auch bei Stammbaumkatzen vorkommen (denn die Katze ist nun einmal ein Naturprodukt, das von der Artikelbeschreibung stark oder geringfügig abweichen kann ^^).
Aber bei meinen Handicats wurde seitens des Züchters jeweils mit offenen Karten gespielt und bekam ich entweder die Krankenakte gleich mit oder wurde mir vom Züchter detailliert Auskunft erteilt, was genau die Katze hatte und wie sie behandelt worden war.
Ich hatte bis vor kurzem drei Handicats vom Züchter (alles Orientalen, für die ich mich besonders begeistere
): eine Orientalisch Kurzhaar mit nachgewiesener IBD (so der Sachstand beim Kauf), die sich später als der feuchte Traum jedes Tierarztes und wandelnde Krankenstation entpuppte
; ein siamesisches Dreirädchen, das seit geraumer Zeit die tyrannische Chefin des Rudels ist, und einen halbblinden Siamkater, der als Neugeborenes an Katzenschnupfen litt und bis heute Caliciträger ist.
Zu Nine, der OKH, bekam ich neben der ausführlichen Schilderung der Züchterin, direkten Zugang zur behandelnden Tierärztin, die ich rauf und runter ausquetschen konnte; von Pfötchens Züchter bekam ich die ganzen Krankenunterlagen hinsichtlich des Unfalls, der letztlich zur Amputation führte, aus der Tierklinik, und Moodys Züchter gab mir bei der Übergabe eine ausführliche Aufstellung von Moodys Krankengeschichte seit seiner Geburt mit und stand auch später mit Rat und Tat zur Seite.
Von einem seriösen Vereinszüchter würde ich erwarten, dass er seine Nachwuchszuchtkatze dem Haustierarzt vorgestellt und gründlich hat untersuchen lassen, also mit Röntgenbildern, wenn es um das Thema Knickschwanz geht, und mit Untersuchungen, wie beweglich genau die betroffenen Schwanzwirbel sind (sind sie miteinander verwachsen? Werden zwischen den Wirbeln austretende Nerven in ihrer Funktion beeinträchtigt? etc) und ob es - angesichts der Lage der Krümmung am Schwanzansatz - Anzeichen gibt, dass die Ausscheidungsfunktionen in Zukunft beeinträchtigt werden können (Verschleißerscheinungen, die sich auf die dort liegenden Nerven auswirken).
Es gibt im Katzenleben Erkrankungen, die man beim besten Willen nicht vorhersehen kann. Z. B. bekam Nine später einen Bluthochdruck, dessen Ursache wir nicht kennen, und wurde infolge der daraus entstehenden Glaukome (zu hoher Augeninnendruck) blind. Sie litt auch an einer Pankreasinsuffizienz und einer Gallenerkrankung; irgendwann infizierte sie sich mit einem sehr aggressiven Calicityp, an dessen Folgen sie letztlich verstarb. Dazu noch diese oder jene andere Erkrankung (kaputter Magen, Nierenzysten und Niereninsuffizienz.... Nine wurde leider nur neun Jahre alt, aber für die ganzen Krankheiten, die sie angesammelt hatte, hatte sie sich wacker geschlagen und einen unbeugsamen Lebenswillen gezeigt).
Aber der Züchter sollte schon so ehrlich sein, dass er den Sachstand, den er hat, auch mit dem potentiellen Käufer teilt und den Zustand der Katze nicht verharmlost!
Welche potentiellen rechtlichen Möglichkeiten du hast (Wandelung, Minderung etc.), erfrage bitte ggf. bei einem Rechtsanwalt.
Ich würde auf jeden Fall die Untersuchungen, die ich oben angedeutet habe, auf eigene Kappe beim Tierarzt (Tierklinik) meines Vertrauens durchführen lassen, damit ich in etwa weiß, was auf mich zukommt und wie ich meiner Katze das Leben erleichtern kann.
Denn: behindert sind diese Katzen nicht - jedenfalls nicht in ihrer eigenen Sichtweise ihrer selbst! Sie sehen sich als ganz normales Katz, das halt etwas anders ist als die anderen.
Sonst hätte Pfötchen nie nach der Krone gegriffen, als sich die Gelegenheit ergab, sondern wäre der Underdog des Rudels: mit einem Bein zu wenig und nicht in der Lage, auf die Arbeitsplatte in der Küche zu springen (was sie immer besonders fuchst, wenn Moody oben hockt und sich eins hökt
).
Und die anderen würden sich nicht von Pfötchen tyrannisieren und durch die Gegend scheuchen lassen, wenn Ihre Pfotigkeit geruht, ihren Weg direkt über den Chillplatz der anderen zu machen!
Zum Thema Knickschwanz kann ich nicht so viel sagen, weil er bei den Stammbaumsiamesen weitgehend ausgerottet ist, soviel ich weiß. Weder Pfötchen noch Moody hat einen Knick im Schwanz, und auch bei meinen anderen Orientalen (Nine und unsere einzige gesund - gewesene - Katze, einer Peterbald namens Mercy, dazu Sternchen-OKH Jeannie) gab es keine Knicke im Schwanz.
Wenn der Knick, also die Fehlstellung der Wirbel, in Richtung Schwanzspitze vorhanden ist, ist das aus meiner Sicht weniger problematisch und eher ein Schönheitsfehler, als wenn der Knick am Schwanzansatz ist wie bei deinem Coonmädchen. In dem Bereich liegen die Nerven, die für das Thema Koten und Urinieren zuständig sind, und man liest immer wieder von Straßenverkehrsunfällen, wo die Katze am Unterleib zeitweise gelähmt ist (am Schwanz natürlich auch) und inkontinent ist, sich dann aber komplett oder teilweise wieder erholt (oder eben nicht). Das allein schon zeigt aus meiner Sicht, dass das Thema gelähmter Schwanz infolge des Unfalls und Inkontinenz eng miteinander verzahnt sind.
Das würde ich als größte potentielle Beeinträchtigung sehen.
Die Bewegung der Katze als solche ist durch eine komplette oder partielle Lähmung des Schwanzes (was bei deiner Coonie ja der Fall zu sein scheint, wenn sie den Schwanz nicht aufstellen kann) nicht beeinträchtigt, soweit ich weiß; es gibt genug Katzen, bei denen nach einem Unfall der Schwanz weitgehend amputiert werden musste und die trotzdem noch springen und klettern wie mit Schwanz. Auch die schwanzlosen Rassen (Bobkatze und Manx z. B.) können überwiegend normal klettern und springen. (Abgesehen davon, dass die Knorpeldefekte, die für die Schwanzlosigkeit zuständig sind, sich leider auch an anderer Stelle im Knochenskelett auswirken können und dass es sich um Qualzuchten handelt *hust*.)
Inwieweit der genetisch bedingte Knickschwanz, wie die Siamesen in sintemalen hatten, auch auf so einem Knorpeldefekt beruht, wie er für die Foldkatzen und die schwanzlosen Rassen verantwortlich ist, kann ich aus dem Kopf nicht sagen. Aber ich würde es fast vermuten.
Auf jeden Fall sollte der Knick deiner Katze tierärztlich dauerhaft beobachtet werden (Verschleißerscheinungen, die sich - wie ein Bandscheibenschaden - negativ auf die benachbarten Nerven auswirken könnten), und vielleicht schadet ein Besuch in einer Tierklinik, die einen guten Orthopäden hat, auch nicht.
Alles Gute für dein kleines Mädchen!