Herzlich willkommen im Forum, Ally!
Ich freue mich, dass du dich informieren willst und auch besonders, dass ihr schon ein zweites Kitten in Erwägung gezogen habt!
In Hinblick auf das Futter: ich bin absolut der Meinung meiner Vorredner, dass auch 200g Nassfutter (jedenfalls bei Whiskas) in keinster Weise ausreichend für ein Kitten sind!
Füttern könnt ihr normales Nassfutter; es muss nicht das für Kitten sein. Wichtig ist eine gute Zusammensetzung, also vorzugsweise ausschließlich Fleisch und Supplemente (= Mineralstoffe, Vitamine, Taurin usw.). Kein Getreide, kein Zucker.
Bei Katzenfutter unterscheidet man zwischen Alleinfutter und Ergänzungsfuttermittel. Letzteres besteht zwar üblicherweise aus 100% Fleisch (Filet- bzw. Muskelfleisch), aber es enthält keine Supplemente und darf daher nur in sehr begrenzter Menge gefüttert werden, weil sonst Mangelerscheinungen drohen.
Die Döschen von almo nature sind ein Beispiel für Ergänzungsfuttermittel, das mir spontan einfällt. Ebenso diese Sheba-Filet-Döschen.
Solange Katzen im Wachstum sind - in etwa das erste Lebensjahr hindurch, im Einzelfall auch länger -, sollten sie nach Bedarf fressen dürfen (ausschließlich Nassfutter); während eines Wachstumsschubs können das beim Jungtier auch mal 800g pro Tag und Tier sein!
Das gilt für hochwertiges Alleinfutter, aber umso mehr für "Schrottfutter" (also mit Getreide und minderwertigem Fleisch), denn bei letzterem gibt es mehr leere Kalorien, die nicht wirklich satt machen.
Katzen, die als Jungtier erleben, dass ihr Tisch immer gedeckt wird, wenn sie Hunger haben, dass also immer was nachkommt (selbst wenn es nicht innerhalb von fünf Minuten ist), entwickeln bzw. behalten ein gesundes Sättigungsgefühl, so dass sie auch ihr Gewicht in einem normalen Rahmen halten und nicht adipös werden.
Bei Tieren, die von draußen kommen und lange hungern mussten, kann es eine ganze Zeit dauern, dass sie (wieder oder erstmalig) ein gesundes Sättigungsgefühl entwickeln können. Aber da ausdauernd zu bleiben, lohnt sich.
Ich weiß nicht, woher euer Charlie stammt. Aber normalerweise sollte ein so junges Tierchen mit Futter nach Bedarf gut klar kommen. Von daher: stellt ihn auf hochwertiges Futter um und gebt ihm immer Nachschub, so dass ein Restchen im Tellerchen bleibt, wenn Charlie satt ist.
Falls Charlie ein Findling sein sollte, der längere Zeit hungern musste in seinem jungen Leben, könnte es sinnvoll sein, das Futter erstmal zu rationieren, damit sich das Verdauungssystem langsam an die hochwertige Nahrung gewöhnen kann und nicht überlastet wird.
Aber so etwas sollte der Tierarzt im entsprechenden Zusammenhang erläutert haben.
Wegen der Anschaffung des zweiten Kittens:
Wenn du schreibst, dass es noch eine Weile dauern würde, könnte das unterschiedliche Gründe haben, z. B. dass ihr ein bestimmtes Tierchen im Auge habt, das noch zu jung für die Abgabe ist.
In dem Fall kauft bitte nicht von einem sog. Vermehrer!!!
Das sind private Katzenhalter, die ihre Tiere nicht kastrieren, sondern einmal oder mehrfach Kitten haben lassen und diese verkaufen. Oft werden diese Tierchen als Rassekatzen oder Rassemixe angeboten und können mehrere Hundert Euro kosten. Aber auch reine Hauskatzen (rasselose Katzen) sollten bitte nicht von privat gekauft werden, da es sich auch hier um Vermehrerkatzen handeln kann!
Anders ist es bei Rassekatzen mit Stammbaum, denn hier züchtet der Züchter im Verein und unterwirft sich den dortigen Zuchtrichtlinien, zu denen recht hohe Mindestanforderungen an die Gesundheitsvorsorge und Haltung der Elterntiere gehören, aber auch Abgaberegeln für die Jungtiere (zweimal geimpft, entwurmt, mindestens 12-14 Wochen alt, ggf. auch bereits kastriert).
Neben dem Vereinszüchter wäre die andere angemessene "Quelle" für die Anschaffung einer Babykatze der Tierschutz.
Warum diese Beschränkung?
In Deutschland gibt es über 13 Mio. Katzen im Haushalt, also in menschlicher Obhut als Liebhabertier. Die weitaus meisten dieser Tiere sind kastriert und können sich nicht weiter vermehren.
Daneben gibt es aber etliche Millionen Streunerkatzen (ja, genauso, wie man es aus Südeuropa kennt, wenn Streuner auf der Hotelterrasse betteln kommen!), nur sind diese in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so sichtbar, weil das Problem nicht weiter von der Politik thematisiert wird.
Zwar gibt es (wie auch in Südeuropa) immer wieder einmal Kastrationsaktionen im Tierschutz, aber insgesamt stehen dafür viel zu wenig Ressourcen zur Verfügung, und das Streunerproblem wird immer größer.
Anders als der verantwortungsvolle Vereinszüchter muss sich der Vermehrer (= jeder Katzenhalter, der außerhalb eines Zuchtvereins Katzennachwuchs produziert!) nicht an die von mir bereits erwähnten Mindestanforderungen an die Haltung der Tiere halten, und er kann z. B. auch das Mütterchen über Jahre hinweg immer wieder werfen lassen. Katzen, die mehrere Würfe im Jahr haben, sind bereits als junge Tiere sehr schnell ausgelaugt und in ihrer Entwicklung und Gesundheit dauerhaft geschädigt!
Ich hatte so ein Mütterchen als eine meiner ersten Katzen; sie wurde erst mit sechs Jahren (im Tierschutz) kastriert und starb später an Brustkrebs, der bei unkastrierten Kätzinnen verstärkt vorkommt (genau wie Tumore der Gebärmutter). Die Bezaubernde Jeannie war auch vom Wuchs her ein sehr zierliches und zurückgebliebenes Tier, was darauf schließen lässt, dass sie schon in sehr jungem Alter den ersten Wurf hatte ("Teenagerschwangerschaft").
Um solche Vorkommnisse nach Möglichkeit zu vermeiden, haben die Zuchtvereine eben Mindestregeln wie die, dass eine Zuchtkätzin erst mit 12 Monaten gedeckt werden darf und dass maximal drei Würfe in zwei Jahren (24 Monaten) gestattet sind. Das dient der Gesundheit des Muttertieres, aber auch der der Kitten.
An all diese Regeln müssen sich Vermehrer nicht halten, und das werden sie auch kaum tun, denn eine gute und seriöse Katzenzucht ist ein ausgesprochen teures Hobby - wenn sie richtig gemacht wird!
Vermehrer dagegen sind überwiegend am Gewinn orientiert, was sich mit einer seriösen Herangehensweise an das Thema Zucht in keiner Weise vereinbaren lässt.
Der Käufer, der statt 600-700 Euro für ein Stammbaumkitten einen Kaufpreis von vielleicht 300 Euro für ein Mixkitten vom Vermehrer bezahlt (Motto: es soll aussehen wie ein Rassetier, aber der Stammbaum ist mir egal, ich will ja nicht ausstellen und auch nicht selber züchten"), zahlt in vielen Fällen zweimal: einmal den Kaufpreis und zum weiteren die hohen Tierarztkosten, weil das Mixkitten vielleicht die unbehandelt tödlich verlaufende Erbkrankheit HCM hat (die mit einfachen Tests der Elterntiere hätte vermieden werden können!). Oder andere übertragbare oder vererbbare Erkrankungen. Oder - was auch nicht selten vorkommt - Ungeziefer oder Würmer. Usw.
Leider kann euch sowas auch bei Kitten vom Bauern passieren, bei denen im Regelfall gar keine Gesundheitsbetreuung erfolgt.
Wer sich dafür interessiert, aus welcher Quelle das Fleisch kommt, das er isst (oder die Eier usw.), sollte sich auch dafür interessieren, wie die Elterntiere seines Kittens gehalten werden!
Genauso als wenn man ein neues Handy oder ein neues Auto kaufen will oder recherchiert, ob das favorisierte Modelabel biologisch nachhaltig und ohne Kinderarbeit produziert.
Und: ein Vermehrer wird dem Kaufinteressenten immer das sagen, was der Interessent hören will! Beim Vereinszüchter ist aber garantiert, dass er bestimmten Mindestregeln unterliegt und sich im eigenen Interesse daran halten muss.
Die bevorzugte Quelle sollte aus meiner Sicht aber der Tierschutz sein, wenn es nicht zwingend ein Rassetier sein muss!
Im Tierschutz gibt es Kitten in allen Größen, Rasseoptiken und Farben. Sie werden gesundheitlich versorgt, gut gehalten und geimpft und entwurmt abgegeben.
Für Charlie wäre ein männlicher Kumpel (Kater lieben Raufspiele, die Kätzinnen nicht so gern mögen, wenn sie Teenager oder erwachsene Weibchen sind!) ideal, der etwas älter sein und ordentlich kätzische Etikette gelernt haben sollte.
Viel Erfolg bei der Suche nach dem passenden neuen Familienmitglied für Charlie und euch!