Biene selig, Tristan und Philine - zwei Inselgriechen treten ein großes Erbe an

  • Themenstarter Mata
  • Beginndatum
  • #621
Wunderschön geschrieben. Und was für einen tollen Mann Du haben mußt, der von sich aus "mal gucken fahren" wollte zwecks einer Katze! So jemand ist mir schlagartig sympathisch.

Das hat so sein sollen, daß Ihr Biene findet und sie Euch. Schöne, große, weiße Dame.
 
A

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  • #622
Was für ein Glück für Biene:pink-heart:

Und? War es jetzt schlimm mit den ganzen Haaren?Also im Verhältnis gesehen meine ich. ;)
Ohne die überall rum liegenden und durch die Luft tanzende Haare fände ich es auch besser.Und mein Mann prophezeit uns immer an einer Haar-Lunge sterben zu müssen:D,aber was man dafür bekommt....hach:pink-heart:

Vor 9 Jahren wusstest Du schon um die Gefahren rund um einen ungesicherten Balkon? Respekt!
Ich hatte erst durch die Suche nach einem Tier aus dem Tierschutz davon erfahren und fand das eigentlich ziemlich überzogen dieses zu Bedingung zu machen.:oops:

Ein großes Glück für uns!

Ich bin schon sehr hinterher mit der Sauberkeit. Ein guter Staubsauger und Fusselrollen wirken Wunder. Und ich ziehe mich zuhause konsequent um, zumal ich außerhalb auch gerne mal schwarz trage... Jetzt bin ich dankbar für jedes Haar, was ich noch finde. Ich puste sie alle aus dem Fenster, damit sie fliegen.

Ich wusste zumindest, dass Katzen Stürze aus mittleren Höhen eher nicht überleben und sich aus großen Höhen mindestens verletzen. Wir wohnten im vierten Stock, das ist hoch. Es erschien mir also sinnvoll, da etwas zu machen.
 
  • #623
Ich soll Dir von Henry ausrichten,das er auch gern schwarz trägt und die darauf verteilten Haare gern mit zur Arbeit nimmt,um auch da etwas von seinem Archie zu haben.:D
 
  • #624
Ich soll Dir von Henry ausrichten,das er auch gern schwarz trägt und die darauf verteilten Haare gern mit zur Arbeit nimmt,um auch da etwas von seinem Archie zu haben.:D

So kann man das natürlich auch sehen, sehr pragmatisch, dein Henry.
 
  • #625
Ankunft zuhause

Ankunft zuhause

Biene hat die lange Autofahrt vom Tierheim nach Hause gut und ganz still hinter sich gebracht. In unserer damaligen Wohnung hatten wir einen langen Flur, von dem alle Zimmer abgingen. Im Flur stand zunächst auch das Katzenklo. Als wir ankamen, haben wir deshalb alle Zimmertüren geschlossen und wollten sie im Flur aus ihrer Kiste lassen und dann nach und nach die Zimmer öffnen. Gesagt, getan. Biene war, wie schon im Tierheim, überhaupt nicht scheu, sondern kam sofort herausspaziert und guckte sich den ganzen Flur an. Und dann verlangte sie, in die Zimmer gelassen zu werden. So hat sie innerhalb weniger Minuten die gesamte Wohnung inspiziert und unseren Plan, der Katze ein langsames Ankommen zu ermöglichen, zunichte gemacht.

Dies sollte ein Charakterzug von ihr bleiben: Biene war Menschen gegenüber überhaupt nicht scheu, sondern sehr interessiert und generell neugierig. Wenn wir Besuch bekommen haben, was sie immer mittendrin. Nur bei kleinen und/oder lauten Kindern war sie distanziert, aber das kann man ja verstehen. Nach dem ersten Umzug mit ihr von Wohnung 1 in Wohnung 2 kam es nach Einzug noch zur Abnahme durch die Handwerker. D.h. es waren 8 oder 10 Leute in unserer Wohnung unterwegs. Zum Teil große, schwere Männer mit brummigen Stimmen und klobigen Schritten, da könnte man schon verschüchtert sein. Nicht so Biene. Irgendwann standen alle im Kreis und in der Mitte lag Biene wie die Königin von Saba und ließ sich bewundern. Leider gibt es davon kein Foto.

In ganz starker Erinnerung blieb uns am Tag des Einzugs folgendes: Ich hatte kleine softe Bällchen gekauft und einfach in der Wohnung verteilt. Nachdem wir also angekommen waren, haben wir beide dann in der Küche Essen gekocht, denn es sollte sich ja ein normales Zusammenleben etablieren. Biene ließen wir einfach die Wohnung erkunden. Und dann kam sie auf einmal an, hatte so ein Bällchen im Mäulchen, ließ es vor uns fallen und machte zart „Miau!“ Das war weniger eine Spielaufforderung, denn so richtig spielen wollte sie anschließend nicht, als anscheinend ein Vertrauensbeweis, ein „Ich bin angekommen!“ Wir waren davon sehr berührt. Ein einziges Mall hat sie dann noch das Bällchen geschleppt, dann war das out. Aber dieser Moment war irgendwie innig.

Auf dem Fensterbrett in der Küche über unserem Esstisch
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Einige Modifikationen waren ziemlich gleich notwendig. Das Netz, das mein Mann am Balkon im vierten Stock angebracht hatte (ohne sich vorher zu informieren, auf das Forum war ich da auch noch nicht gestoßen), war etwas dilettantisch. Keine Kritik, er hat sein Bestes gegeben und ins Mauerwerk Bohren durften wir nicht, war untauglich für eine 7 Kilo schwere Katze. Ziemlich gleich beim ersten Betreten des Balkons sprang sie hoch auf die sich außen befindlichen Blumenkästen, hinter und unter denen das Netz durchgezogen war. Wir haben sie gerade noch abfangen und unter großem „Nein!“ wieder reintragen können. Eine andere Lösung musste nach dieser Schrecksekunde her. Da mein Mann die Blumenkästen noch bearbeiten wollte – er ist bei uns der Gärtner – hat er an der Innenseite einen halbhohen Zaun gesetzt, über den er noch in die Kästen greifen konnte. Mir war dieser Zaun nie hoch und nie fest genug, und ich hatte immer Angst, dass Biene doch nochmal springt. Vielleicht nicht aus dem Stand, dazu war sie zu faul und schwer. Aber an der Rückwand des Balkons war ein kleines Fenster zum Bad, wo Biene sehr gerne saß. Dieser Sitzplatz war einen knappen Meter von der Brüstung entfernt und oberhalb des Zauns gelegen. Von dort wäre ein Sprung möglich gewesen. Ich war die anderthalb Jahre, die wir noch dort lebten, nie so ganz ruhig.

Der Platz in dem Badfenster war übrigens toll. Sie lag dort viel, gerade in warmen Sommernächsten. Von dort konnte man auf den Balkontisch springen, dann auf den Boden, dann durch die Küche und den Flur ins Bad rasen, auf den Badewannenrand springen und über die Querseite der Wanne auf das Fensterbrett. Oder umgekehrt. Eine tolle Raserunde.

Auf diesem Balkontisch schlief sie in Wohnung 1&2 sehr gerne, der wurde immer angenehm warm
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Ihr Katzenklo, damals nur eins, wanderte recht schnell vom Flur ins Bad. Biene war eine grabefreudige Katze, wobei ich gelesen habe, dass dies bei Katzen, denen langweilig ist, öfter auftritt. Jedenfalls hat sie aus diesem offenen Klo – wir gingen fest davon aus, dass sie nie ein geschlossenes Klo benutzen würde, weil alle, die wir im Fachhandel sahen, zu klein für sie waren – das Streu extrem herausgeschippt. Im Flur lag der obige rote Teppich, der das alles wunderbar geschluckt hat; Ironie off. Man kam zur Eingangstüre rein und stand im Streu. Deshalb wanderte das Ko alsbald ins Bad. Durch die Nässe dort auch nicht ideal, aber etwas besser. Lerneffekte.

Im Korb auf dem Kleiderschrank
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Ein stetes Problem, dass sich auch erst mit den gesicherten Fenstern im jetztigen Haus lösen ließ, waren die Fenster. Wir lüften beide gerne und viel, und gerade in den tropischen Nächten in der Großstadt möchte man nachts Durchzug haben. Die Organisation des Lüftens, sprich Katze zumindest zwischenzeitlich in ein Zimmer zu verfrachten und den Rest zu lüften, war für uns immer irgendwie anstrengend. Ich bin jemand, der Hitze hasst. Nachts habe ich da zum Teil echt gelitten. Glücklicherweise konnte man bei Biene, so lange man zuhause war, zumindest gekippte Fenster haben, das hat sie nicht interessiert. Sobald wir das Haus verlassen haben, wurden die Fenster natürlich geschlossen.
Einmal bin ich nachts aus dem heißen Schlafzimmer ausgezogen und habe auf der Couch geschlafen. In den frühen Morgenstunden war mir so warm, dass ich das Fenster dann doch aufgemacht habe. Ich dachte mir, ich bleibe einfach wach und passe genau auf, was Biene macht. Als ich wieder aufwachte...saß Biene freudestrahlend auf dem Außenfensterbrett und guckte den Tauben zu. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, mich langsam angenähert und sie vorsichtig reingeholt. Nie wieder habe ich in ihrer Gegenwart ein Fenster komplett geöffnet. Wenn ich nur an diese Situation gedacht habe, wurde mir schon schlecht und wird es immer noch.

So haben wir uns an einander gewöhnt und mit einander gelebt.

Und gearbeitet:

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Zuletzt bearbeitet:
  • #626
Liebe Marianne, es tut mir im Herzen weh zu lesen, was ich durchgemacht habt und immer noch durchmacht. Ich weiß wie schwer es ist, ich fühle mit dir, musste ähnliches erst vor 10 Tagen durchmachen. Unser geliebter Kater Max durfte nach wochenlander Krankheit mit 15 Jahren auch einschlafen. Der Schmerz sitzt tief und anfangs glaubt ich daran zu zerbrechen. Ich war zwei Tage im absoluten Ausnahmezustand und hab mich dann mit Blütenessenzen etwas fangen können. Zu gut kenne ich das, ich bin aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme auch sehr viel zu Hause, umso mehr hat man eine Bindung aufgebaut und volles Vertrauen verschenkt. Ich durfte sein Bäuchlein küssen und abschmusen. Er fehlt mir sehr, wo er so auf mich bezogen war. Ich kann dich aus tiefstem Herzen verstehen und hoffe das der Schmerz jeden Tag ein wenig leichter wird zu ertragen, ein wenig leichter auszuhalten.

Wenn ich aus dem Haus gehe denke ich auch immer, schnell die Türe zumachen, damit er nicht rausflitzt....:(

Ich wünsche dir unendlich viel Kraft und freue mich auf Fotos von Biene und Geschichten.
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  • #627
Liebe Marianne, es tut mir im Herzen weh zu lesen, was ich durchgemacht habt und immer noch durchmacht. Ich weiß wie schwer es ist, ich fühle mit dir, musste ähnliches erst vor 10 Tagen durchmachen. Unser geliebter Kater Max durfte nach wochenlander Krankheit mit 15 Jahren auch einschlafen. Der Schmerz sitzt tief und anfangs glaubt ich daran zu zerbrechen. Ich war zwei Tage im absoluten Ausnahmezustand und hab mich dann mit Blütenessenzen etwas fangen können. Zu gut kenne ich das, ich bin aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme auch sehr viel zu Hause, umso mehr hat man eine Bindung aufgebaut und volles Vertrauen verschenkt. Ich durfte sein Bäuchlein küssen und abschmusen. Er fehlt mir sehr, wo er so auf mich bezogen war. Ich kann dich aus tiefstem Herzen verstehen und hoffe das der Schmerz jeden Tag ein wenig leichter wird zu ertragen, ein wenig leichter auszuhalten.

Wenn ich aus dem Haus gehe denke ich auch immer, schnell die Türe zumachen, damit er nicht rausflitzt....:(

Ich wünsche dir unendlich viel Kraft und freue mich auf Fotos von Biene und Geschichten.
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Das tut mir sehr leid für euch, schlaf gut, lieber Max. Dann können wir uns aber vorstellen, dass Max und Bienchen jetzt zusammen über sattes Gras wandern und fröhlich und unbeschwert sind. 10 Tage... ich hoffe, dann fühle ich mich wenigstens etwas normaler. Heute weine ich zumindest nicht mehr den ganzen Tag, sondern bin eher mürrisch. Das ist zwar auch nicht schön, aber emotional etwas besser zu ertragen.
Das Schreiben über Biene hilft tatsächlich.
 
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  • #628
Es ist so schön hier zu lesen, ich kann mir so gut alles vorstellen, die magischen Augenblicke, das Kennenlernen, die Anfängerfehler :pink-heart: Das alles macht es noch viel liebenswerter und realer.
Danke, dass ich teilhaben darf!
 
  • #629
Das tut mir sehr leid für euch, schlaf gut, lieber Max. Dann können wir uns aber vorstellen, dass Max und Bienchen jetzt zusammen über sattes Gras wandern und fröhlich und unbeschwert sind. 10 Tage... ich hoffe, dann fühle ich mich wenigstens etwas normaler. Heute weine ich zumindest nicht mehr den ganzen Tag, sondern bin eher mürrisch. Das ist zwar auch nicht schön, aber emotional etwas besser zu ertragen.
Das Schreiben über Biene hilft tatsächlich.

Danke dir. Ja die Vorstellung ist schön, ich hoffe es geht ihnen einfach gut, unbeschwert, wo immer sie jetzt sind.
Es wird bestimmt auch bei dir bald etwas leichter werden, ich wünsch es dir. Du schreibst so schön, ich bin gespannt, wie es weitergeht mit Biene und wahnsinn, wie gut du dich erinnnern kannst....ich wüsste das nicht mehr so genau...
 
  • #630
Eigentlich wollte ich nicht weiter lesen, weil ich so traurig war und traurig kann ich nicht gebrauchen.
Aber es ist so schön und liebevoll und gar nicht traurig wie du schreibst. Einfach nur schön
 
  • #631
Eigentlich wollte ich nicht weiter lesen, weil ich so traurig war und traurig kann ich nicht gebrauchen.
Aber es ist so schön und liebevoll und gar nicht traurig wie du schreibst. Einfach nur schön


Das stimmt mich froh. Die Erinnerungen an Biene sollen schön sein. Die letzten fünf Wochen gehören auch dazu, und Biene hat sie tapfer gelebt, aber sie sind nicht repräsentativ für ihr Leben.

Wir haben übrigens dem Tierheim pflichtgemäß gemeldet, dass sie gestorben ist, und eine sehr nette Nachricht zurückbekommen. Damit hätte ich gar nicht gerechnet.
 
  • #632
MuziMax;6306378und wahnsinn hat gesagt.:
Ich könnte jetzt sagen, dass ich Historikerin bin und mir deshalb die Vergangenheit merken muss,das ist schließlich mein Job. Tatsächlich bin ich eher ein sehr aufmerksamer Mensch, der sich auch von dem, was die Menschen drumherum erzählen, sehr viel merkt. Da merke ich mir mein eigenes Leben erst recht ganz genau. Das ist in persönlichen Beziehungen oft ein Vorteil, weil ich bei Freunden, die man vielleicht nicht so häufig spricht, immer noch sehr genau weiß, was beim letzten Gespräch bei ihnen los war und gleich anknüpfen kann. Es hat aber auch den Nachteil dass ich mir positive und negative Sachen aus meinem Leben lange und sehr genau merke und bei letzteren oft nicht abschließen kann,sondern über ewig zurückliegende Dinge grüble.
 
  • #633
?...und wahnsinn, wie gut du dich erinnnern kannst....ich wüsste das nicht mehr so genau...

Das habe ich auch gedacht.


Und das Biene Euch das Bällchen (ihre Beute) gebracht hat,war vielleicht schon ihr Liebesgeschenk an Euch (so wie Freigänger ihren,nicht jagen könnenden, Zweibeinern Mäuse mit nach Hause bringen). :cool:
 
  • #634
Ich habe die neue Episode schier verschlungen! Das angeschleppte Bällchen gleich bei Einzug hat mich so gerührt, was für eine vertrauensvolle und offene Katze! Und die Fotos! So wunderschön, ich bewundere, daß Du das alles - ja, merken kannst und auch jetzt gleich niederschreiben. Danke dafür und ich hoffe, es tröstet.

Die Szene mit dem offenen Fenster, ich hielt buchstäblich den Atem an. Das kann ich so gut verstehen! :wow:
 
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  • #635
Ich habe die neue Episode schier verschlungen! Das angeschleppte Bällchen gleich bei Einzug hat mich so gerührt, was für eine vertrauensvolle und offene Katze! Und die Fotos! So wunderschön, ich bewundere, daß Du das alles - ja, merken kannst und auch jetzt gleich niederschreiben. Danke dafür und ich hoffe, es tröstet.

Die Szene mit dem offenen Fenster, ich hielt buchstäblich den Atem an. Das kann ich so gut verstehen! :wow:

Es tröstet mehr, als hier zuhause zu sein und die leeren Plätze zu sehen und immer wieder weiße Haare zu finden. Das macht mich fertig, dazu diese schreckliche öde Hitze, die zehrt an den Nerven.
 
  • #636
Auch ich lese hier gerne weiter mit und finde Deine Biene-Geschichten sehr berührend.

Früher hätte ich mir kaum vorstellen können, wieviel Liebe und Sorge man für so ein kleines pelziges Familienmitglied empfinden kann.
Aber wenn ich nur dran denke, es ist mal was Schlimmes mit Mietzi, dann kann ich mitfühlen, wie sehr Euer Leben im Moment aus den Fugen geraten ist.

Biene war eine ganz besondere Katzen-Persönlichkeit:pink-heart:
 
  • #637
Eigenheiten I

Eigenheiten I

Wie schon erwähnt, hatte ich bis zu meinem Auszug mit Anfang 20 Kater, die dann bei meiner Mutter verblieben. Das waren Dorfkatzen in einer Zeit, in der man sich um viele Dinge, die heute doch sehr verbreitet sind, keine Gedanken machte. Mein Mann ist ohne Katzen aufgewachsen. Damit haben wir also mit Biene im Prinzip ganz von vorn angefangen.
Aber sie hat uns mehr oder weniger schnell beigebracht, was geht und was nicht.

Wegen ihrer schlimm aufgekratzten Haut wurde uns empfohlen, das Trockenfutter aus dem Tierheim weiter zu verwenden, ich glaube es war RC. Allergietests waren im Tierheim waren aber m.W.n. negativ. Das haben wir brav gemacht bis zu unserem ersten Tierarztbesuch. Zwischenzeitlich haben wir auch Nassfutter probiert, aber da wollte sie partout nicht ran. Der TA sah Trofu tatsächlich kritisch, meinte aber, es würde eben Katzen geben, die partout nichts anderes wollten, man solle dann wenigstens ein einigermaßen gescheites Trofu nehmen. So sind wir beim Orijen gelandet, das sehr gut bei Biene ankam.

Von den Umstellungsversuchen auf Nassfutter haben wir irgendwann komplett abgesehen, weil Biene extrem unruhig war und auf Veränderungen jeglicher Art mit Kratzen, also quasi mit Selbstverletzung reagiert hat. Das galt nicht nur für das Fressen, sondern in den ersten Jahren für sämtliche Abweichungen vom Tagesablauf. Insofern war sie bei uns ganz gut aufgehoben, weil wir zwei sehr ruhige Menschen sind, die beide schon immer sehr viel zuhause gearbeitet haben. Es reichte aber schon, dass wir mal länger gefrühstückt haben und dann für Biene nicht ganz klar war, ob jetzt jeder an seinen Schreibtisch geht oder ob wir uns noch in der Wohnung bewegen. Sie kam dann nicht zur Ruhe, sondern musste immer zwischen uns hin- und herlaufen, bis alle mal saßen. Das war schon sehr auffällig. In solchen Situationen hat sie sich dann sehr gern gekratzt. Das sah immer aus wie ein Kratzen aus Verlegenheit, aber sie hat nicht von sich abgelassen. Wunden an den Schläfen oder hinter den Ohren oder im Nacken gab es dadurch immer wieder. Wir haben gelernt, das zu behandeln, sie abzulenken, oder – wenn es wirklich Juckreiz war – auch mal für sie zu kratzen. Generell hat sie sich selbst immer sehr vehement bearbeitet, was das Putzen anging. Ihr kennt alle Bilder von einem blank geputzten Bauch, den sie öfter hatte. Nach der Operation im Januar ist er zwar einigermaßen, aber deshalb nie wieder völlig zugewachsen.

Hier sieht man, wie weiß sie in hellem Licht war. Da ist kein Filter drüber:

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Gute Erfahrungen haben wir mit Rescue Tropfen im Trinkwasser gemacht, die haben tatsächlich für einen Ausgleich gesorgt. Die haben gut geholfen, bis wir sie vor ein paar Jahren abgesetzt haben, weil Biene uns zu ruhig vorkam. Die ganz große Unruhe kam auch nicht wieder.

Leider hat Biene sich grundsätzlich nicht für anderes Futter oder Leckerlis oder Menschenessen interessiert. Alles, was ich von Katzen kannte, das sie mögen, wurde von ihr mit Desinteresse quittiert. Leberwurst, Thunfisch, Knusperstangen, Milch, Sahne, Fisch, Wurst, Schinken, Sonntagsbraten... Einerseits war das praktisch, denn man konnte alles herumstehen lassen. Andererseits konnte man ihr nie etwas Gutes tun, beispielsweise dann wenn sie, wie in diesem Jahr, so krank war. Wir hätten sie gerne mit etwas Gutem zu futtern verwöhnt. Das einzige, was sie gerne nahm, war Joghurt. Damit konnte man ihr zumindest noch in der vorletzten Woche ihres Lebens eine Freude machen.
Eine Zeitlang haben wir ihr einmal in der Woche Rohfleisch unterjubeln können, aber irgendwann war auch diese Phase vorbei. Futtermäuse vom Tierhotel gingen zwischenzeitlich auch ganz gut, aber in den letzten Jahren auch nicht mehr.
Zwischenzeitlich war sie durch das Trofu leider wirklich deutlich zu dick, nicht nur mopplig , sondern zu dick. Das Schicksal einer Wohnungseinzelkatze, die das falsche frisst und sich zu wenig bewegt. Mit dem Umzug und dem gesicherten Freigang nahm sie dann langsam ab, wir denken außerdem, dass der Krebs auch dafür gesorgt hat. Zuletzt hatte sie sechs Kilo und dünner wiederum hätte sie auch nicht sein dürfen. Ich sehe es allerdings so, dass sie uns auch deshalb so lange erhalten blieb, weil sie von einem höheren Ausgangsgewicht kam. Wäre sie von vornherein im idealen Bereich gewesen, wäre sie schnell ins Untergewicht gekommen. So hatte sie zuzusetzen.

Was sie ihrer Leckerliabneigung zum Trotz allerdings leidenschaftlich gern mochte, waren Blätter von Kürbis-, Zucchini- und Gurkenpflanzen. Mein Mann hat so ein Faible für urban gardening und bepflanzte in Wohnung 2 unseren recht großen Balkon. Eines Morgens wachten wir auf und hörten es schnorpsen und reißen und schmatzen. Als wir auf den Balkon traten, weidete Biene wie eine Kuh im Kürbis. Wir fanden das zwar überaus merkwürdig, aber in all den Jahren wurde extra für Biene eine dieser Pflanzenarten angebaut, ganz unabhängig vom Ertrag für uns. Auch in diesem heißen Sommer wächst eine Zucchinipflanze in ihrem Garten.

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Wir haben, wenn man so ein gemütliches Tier hat, auch immer gedacht, dass sie wahrscheinlich keine große Jägerin sein würde. Aber als wir ins Haus zogen und sie den gesicherten kleinen Garten bekam, waren wir erstaunt, wie sie nach Mäusen und Vögeln jagte. Heute denke ich, dass sie als echte Freigängerin der Vogelwelt wahrscheinlich ziemlichen Schaden zugefügt hätte. Als sie das erste Mal einen Vogel gefangen hatte, wusste sie allerdings nicht so recht etwas damit anzufangen. Später hat sie dann aber auch mal einen gefressen. Was sie echt liebte, waren Schmetterlinge und Nachtfalter. Die waren hier ihres Lebens nicht sicher. Bis zu ihrem vorletzten Tag hat sie solche gefangen und mit Schmatzen gefressen, nur am Ende hat sie ihnen nur noch nachgeschaut, aber nicht mehr nachgesetzt.

Wächterin des Gardens
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Und Wächterin des Balkons
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Im September wird bei uns der wilde Efeu anfangen zu blühen, der die Mauer zum Wald und alle Bäume hier bedeckt. Das ist für alle Insekten wunderbar, aber vor allem Schmetterlinge werden angelockt und sitzen dann auch überall auf der Terrasse und an den Hauswänden in der Sonne. Darauf freue ich mich schon, und ich werde dabei an Biene denken.

Biene wurde jeden morgen bis zu ihrem letzten Lebenstag von meinem Mann gebürstet. Das hat sie geliebt und auch eingefordert. Bei Regen oder Kälte im Bad, ansonsten immer draußen auf dem Balkon oder der Terrasse. Ihr dichtes, weiches Flauschfell hatte das auch nötig, sie hatte schon viel Pelz, am Bauch auch besonders lang, so dass ich mich immer fragte, ob da unter ihren Ahnen vielleicht doch eine andere Rasse war. Mit Blick auf ihre Größe hätte das sein können. Besonders mochten wir beide ihre Pluderhosen. Und mein Mann schwärmte gestern von der Weichheit zwischen Brustbein und Kinn.

Hier ist es ganz weich:
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Wenn man sie unter dem Kinn gekrault hat, hat sie ihre kleine süße rosa Nase ganz kraus gezogen. Die Schnurrhaare gingen nach vorn, und sie sah aus wie ein Walross. Wie alle Katzen mochte sie es auch sehr, hinter den Ohren gekrault zu werden.
Sie schnurrte sehr laut, wenn die Zimmertüren alle offen waren – also meistens – konnte man sie im Nebenzimmer schnurren hören. Wenn man sie am Schwanzansatz kraulte, fiel sie meistens einfach um und wollte dann kämpfen. Allerdings nur mit mir, eher nicht mit meinem Mann.

Spielemietz
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Glück hatte ich, wenn ich lange Kleidung mit langen Ärmeln trug, denn der ganze Arm wurde dann drangsaliert, immer mit Krallen, und die waren spitz. In den letzten Jahren haben wir ihr auch regelmäßig die Krallenspitzen gekürzt, weil sie selbst die nicht so sehr gepflegt hat. Sie konnte einem echt wehtun, aber nie mit Absicht. Wenn Sie entspannt schlief und sich drehte, konnte man ihr durchaus auch das Bäuchlein streicheln. Ach, war das warm und weich und gemütlich.

Ein Katzenrad zum Mitnehmen bitte:

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Biene war keine Schoßkatze, aber sie war sehr, sehr schmusig. Köpfeln, Treteln, Um die Beine Schleichen, Ankuscheln, alles durchaus mit Druck dahinter, schließlich hatte sie meist über 7 Kilo Kampfgewicht. Da kann man sich schon mal sehr vehement an seine Menschen ranschmeißen. Oder an das, was sonst noch so rumsteht:

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Zuletzt bearbeitet:
  • #638
Ich finde das rückblickende Tagebuch wunderschön.

Auch wenn sie euch furchtbar fehlt....ihr wart offenbar genau die richtigen Menschen für dieses Katzentier und sie hatte ein auf sie abgestimmtes, perfektes Leben.
 
  • #639
Wieder so schön geschrieben, hier muss man einfach weiterlesen....
 
  • #640
Wunderschön geschrieben! Wenn ich meine Augen schliesse, kann ich richtig sehen was Du geschrieben hast:pink-heart:
Sie hat einfach zu Euch gehört, und umgekehrt!
 

Über uns

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