FIV/FeLV oder doch etwas anderes?

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Zaubernuss

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2. Juli 2017
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Hallo,

das hier ist mein erster Beitrag im Katzenforum, nachdem ich schon lange mitlese. Ich habe mich gerade angemeldet, weil ich mir wirklich große Sorgen um meinem 2-jährigen Ragdollkater Paris mache.
Er zeigt folgende Symptome: Zunächst hat er Anfang April noch 5,8 kg gewogen, nahm aber immer mehr ab, so dass er Anfang Juni nur noch 4,4 kg und beim Tierarzt am 29.06. sogar nur noch 3,7 kg wog. Am 01.07.17 hatte er wieder 4 kg. Mir ist in der Zeit zwar aufgefallen, dass er weniger frisst als üblich, aber ich habe das auf das warme Wetter oder Würmer geschoben (Wurmkur mit Droncit am 03.06.17).
Zudem hat er zwar häufiger geschlafen, machte aber keinen kranken Eindruck.
Am 17.06.17 habe ich ihn zusammen mit meinem anderen Kater, während meines Urlaubs in eine Katzenpension gebracht.
Da es Ihm dort zunehmend schlechter ging (Fieber, Abgeschlagenheit), wurde er am 28.06.17 stationär beim Tierarzt aufgenommen. Hier wurde ein Schnelltest für pankreasspezifische Lipase durchgeführt. Dieser zeigte abnormale Werte.
Da er nichts fressen wollte, bekam er eine Infusion mit NaCl und das Antibiotikum "Synulox" und "Pantoprazol". Zudem wurde ein Blutbild angefertigt. Laut Aussage der Tierärztin, die Ihn aufgenommen hatte, sind die Leber-und Bauchspeicheldrüsenwerte stark erhöht. Er leidet zudem an Gelbsucht. Das Fieber konnte glücklicherweise gesenkt werden, so dass ich Ihn gestern, nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub, mit nach Hause nehmen konnte. Hier fiel mir auf, dass er zwar extrem abgemagert ist, aber trotzdem einen aufgeblähten Bauch hat (Wassereinlagerungen?).
Zur Zeit bekommt er 1ml Hepar zur Leberunterstützung, Pantropazol 2x tgl. 1/4 Tbl. für den Magen und gegen Erbrechen Cerenia, gegen seine bakterielle Infektion Nicilan und für die Bauchspeicheldrüse Pancreas comp.
Gestern konnte ich Ihm etwas Futter "Hill's Prescription Diet Feline i/d" (ca. 25 ml) per Spritze geben und er hatte auch freiwillig noch ca. 20 g "Catz Finefood Kalb" zu sich genommen. Ich versuche Ihm alle 2-3h immer so 5- 10 ml Futter, sowie etwas "Smilla Multivitaminpaste" einzuflößen und hoffe, dass das ausreicht. Für Tipps zur Fütterung bin ich natürlich dankbar.

Das Blutbild habe ich hochgeladen. Die Ergebnisse sind unter folgendem Links abrufbar (da zu groß für einen Anhang):
https://www.pic-upload.de/view-33440755/Blutbild1.jpg.html
https://www.pic-upload.de/view-33440777/Blutbild2.jpg.html
Vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen. Nach Recherche der Symptome im Internet habe ich jetzt Angst, dass er evtl. an FeLV/FIP erkrankt ist und ich Ihn dann einschläfern lassen müsste :(
Morgen früh werde ich auf jeden Fall zu meinem Stamm-Tierarzt gehen, da er laut Aussage der Notfall-Tierärztin eine Infusion benötigt.

Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir helfen?

Viele Grüße,
Zaubernuss
 

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FIP ist eine Erkrankung, die auf einer Mutation der Coronaviren basiert, die wiederum sehr weit verbreitet sind bei Katzen. Technisch betrachtet, muss ein positiver Coronatiter (nach entsprechendem Bluttest) vorliegen; ein sehr hoher Wert spricht für die Mutation des Virus. FIP verläuft letztlich tödlich, kommt aber statistisch betrachtet bei jungen adulten Katzen sehr selten vor, eher noch bei Kitten bzw. bei älteren Katzen.

Der zu geringe Albumin-Globulin-Quotient im Blutbild, der bei ca. 0,36 liegt, kommt häufig bei FIP vor, ist aber auch ein Anzeichen für andere Erkrankungen wie etwa eine Gallengangentzündung. Dies würde zu den Leberproblemen passen, die du schilderst. Gelbsucht ist übrigens eine Lebererkrankung und deutet darauf hin, dass die Katze schwere Leberprobleme, etwa nach einer langen Hungerzeit etc., hat. Ich würde an deiner Stelle heute noch - auch wegen der Infusion - mit Paris in eine gute Tierklinik gehen!

Was am Ende (?) des Blutbildes über Mykoplasmen geschrieben wird: Mykoplasmen sind Bakterien, die an den Ursachen des Katzenschnupfens beteiligt sind. Wieweit sie sich ansonsten, z. B. in anderen inneren Organen, auswirken, kann ich nicht sagen, aber letztlich sorgt auch Katzenschnupfen für Inappetenz (Futterverweigerung), weil katz nix riechen kann und daher eine Beurteilung, ob es sich um Fressbares oder um Giftiges handelt, durch die Katze nicht getroffen werden kann. Bei Mykoplasmen ist Doxicyclin das AB der Wahl.

Leider finde ich in deinen Bildern nicht das Ergebnis des fPLi, der nach deiner Schreibe ja auch gemacht wurde, also die genauen Werte. Wurde eine Pakreatitis diagnostiziert oder eine EPI? Das sind völlig unterschiedliche Erkrankungen der BSD, die auch unterschiedlich behandelt werden!
Letztlich können Erkrankungen des Pankreas auch bösartig sein und zu einem schnellen Verfall des Tieres führen; dies wäre eine Möglichkeit, die sehr schlimm klingt und auch sehr schlimm wäre und auch nicht völlig ausgeschlossen werden kann, aber vorher wäre noch verschiedenes anderes zu untersuchen, v. a. würde ich einen gründlichen Ultraschall des Abdomen veranlassen, der auch von einem erfahrenen Doc gemacht werden sollte (der Pankreas lässt sich auch bei Katzen leider nicht leicht schallen).

Ich wünsche dir für Paris das Allerbeste und drücke die Daumen, dass ihm bald geholfen werden kann!
 
Vielen Dank für die schnelle Anwort. Ich habe noch eine Seite auf der allerdings nur folgendes zu finden ist: Schnelltest feline pankreatische Lipase (fPL): Wert abnormal. Zu genauen Ergebnissen ist dort nichts zu finden. Ich glaube die Tierärztin sagte mir auch, dass man durch diesen Test wohl keine genauen Werte bestimmen kann. Etwas genaues wurde noch nicht diagnostiziert.

Bisher hält er sich wacker, aber ich habe Angst, dass er nicht genügend Nahrung/Flüssigkeit zu sich nimmt, was sich dann negativ auf die Leber und BSD auswirken könnte.
Wie viel Flüssigkeit sollte ein etwa 4 kg schwerer Kater denn pro Tag mindestens zu sich nehmen? Im Moment liegt er bei ca. 24 ml Nassfutter (inkl. Milch-Wasser-Mischung). Bis heute Abend werde ich ihm dann insgesamt 30-35 ml eingeflößt haben, ist das erst einmal ausreichend?
Gestern hatte er ja noch eine Infusion mit NaCl bekommen und ich hatte ihm zu Hause noch ca. 52 ml Nahrung/Wasser geben können.
 
Ein gesundes Tier sollte von normalem, hochwertigen Futter so um die 150 bis 200g fressen, wenn es um 4 kg liegt, würde ich sagen.
Bei Schrottfutter könnte es auch etwas mehr sein.
Ist das Hills hochkalorisches reines Päppelfutter oder eher Diätfutter für Magen, Darm, Pankreas etc.?

Päppelfutter (Paste) besteht weitgehend aus Fetten als Trägermaterial, damit die Katze schnell zunimmt bzw. die Gewichtsabnahme verringert wird. Zusätzlich sind wichtige Nährstoffe wie Vitamine und Mineralien zugesetzt.
Diätfutter dagegen ist normales Katzenfutter, bei dem bestimmte Bestandteile (Mineralien v. a.) verringert oder erhöht vorhanden sind, wie es für den Diätzweck benötigt wird.

Bei Päppelfutter oder -paste benötigt man meist unter 50 ml für eine Tagesdosis, bei Diätfutter wäre eine Ration wie bei normalem hochwertigen Katzenfutter erforderlich.

Gefühlsmäßig würde ich 20 bis 30 ml für viel zu wenig halten an Futter; auch als Päppelpaste wäre es wenig.
Du kannst Paris damit weder mit hinreichend Vitaminen/Mineralstoffen versorgen noch mit Futter, um ihn auch nur annähernd bei seinem derzeitigen Gewicht zu halten! Gerade eben, dass die Leber etwas zu tun hat und nicht anfängt, die im Organismus enthaltenen Fette zu verstoffwechseln.

Ich wiederhole meine Bitte: fahr mit Paris heute noch in die Tierklinik, damit er - nötigenfalls mit Sonde! - angemessen versorgt werden kann!
Paris ist weit davon entfernt, genug Futter und Nährstoffe zu bekommen, und da er ja bereits mit Ikterus reagiert, ist erkennbar, dass seine Leber bereits deutlich geschädigt ist und er nicht noch mehr davon vertragen kann!

Vergleichbar hatte ich mit meinem ersten Kater, Nero, eine schlimme Situation, dass Nero total apathisch war, massiv abgenommen hatte und nicht fressen mochte. Er hatte auch einen ausgeprägten Ikterus und erkennbare Veränderungen am Pankreas. Bei Nero half allerdings dann nichts mehr, da er ein Pankreaskarzinom hatte und im Endstadium war.
Dein Kater ist in einer ernsten Situation, vielleicht besteht sogar Lebensgefahr! Bitte unterschätz das nicht, sondern geh in die Tierklinik mit ihm!
 
Hallo,

danke für die Antwort. Ich fahre jetzt mit Ihm in die Tierklinik "Dr. Kellerwessel" nach Köln und hoffe das Beste für den Kleinen.
 
Puh, die Abnahme ist schon enorm heftig.
Ich würde das machen, was im Anhang vorgeschlagen wird. Also Coombs-Test, Test auf Mykoplasmen, Test auf FeLV, und den fPLI noch mal ordentlich bestimmen lassen.
Und zuallererst, wenn das noch nicht gemacht wurde, unbedingt einen Ultraschall vom kompletten Bauchraum.

Die Gelbsucht (Ikterus) kommt durch den hohen Bilirubinwert. Das muss nicht zwingend bedeuten, dass die Leber einen Knacks hat (kann sein, weil das Albumin auch erniedrigt ist, dafür sehen die restlichen Leberenzymwerte gut aus), sondern das kann u.a. von einem hohen Zerfall von Blutkörperchen kommen (prähepatischer Ikterus) oder von einer Stauung (posthepatischer Ikterus) -> da muss mindestens noch ein Ultraschall her zur Beurteilung.

Die Mykoplasmen, die hier gemeint sind, sind nicht die Mykoplasmen, die Katzenschnupfen auslösen (Mycoplasma felis), sondern Mykoplasmen, die die feline infektiöse Anämie auslösen (Mycoplasma haemofelis, früher bekannt als Hämobartonellen).
Dafür sind hier die Werte eigentlich fast noch zu gut, aber wenn Mykoplasmen-verdächtige Partikel gefunden wurden, sollte man das abklären lassen. Evtl. ist das auch nur ein sekundäres Problem und er hat die Mykoplasmen zusätzlich zu etwas anderem.
Es kann auch sein, dass die Anämie einfach von der längeren Krankheit kommt.

Der dicke Bauch kann von Wassereinlagerungen, von einer vergrößerten Leber, von einer vergrößerten Milz oder auch von noch etwas anderem kommen. Sähe man dann auch im Ultraschall.

Zum Zufüttern besorg dir Royal Canin Convalescence Support (das Pulver). Das kannst du in Wasser einrühren und so prima per Spritze geben, außerdem braucht es davon nicht so viel. Die Mengen, die du momentan in in reinkriegst, sind zu wenig, das sehe ich auch so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die ausführlichen, informativen und schnellen Antworten, "nicker" und "JFA".
Paris ist jetzt stationär in der Klinik verblieben. Als er dort gewogen wurde hatte er sogar nur noch 3,8 kg. Er bekommt wieder eine NaCl-Infusion und es wird ein Test auf FIV und FeLV durchgeführt. Natürlich hoffe ich, dass er keine der beiden Erkrankungen hat, allerdings spricht doch vieles dafür. Laut Aussage der Ärztin sind die Symptome wohl typisch für beide Krankheiten, wodurch eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass er erkrankt ist, vor allem weil er noch jung ist und dies bei jungen Katzen häufig auftritt.
Morgen werde ich über den Zustand des Katers informiert.
Ich wünsche allen noch einen schönen Rest-Sonntag und halte euch auf jeden Fall auf dem Laufendem.
 
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Gut, dass er jetzt in der Klinik ist.

Ich wünsch Dir viel Kraft für heute nacht. Warten ist so schlimm...
 
Hallo alle zusammen,

ich habe um 13:30 Uhr den Anruf der Klinik erhalten, dass die Rivalta-Probe positiv war und sich sein Zustand weiterhin verschlechtert. Daraufhin habe ich mich dazu entschieden Paris einschläfern zu lassen, was gegen 15:45 geschehen ist. Ich wollte Ihn nicht unnötig leiden lassen.
Ich habe noch einen zweiten Kater (Percy, 3 Jahre), welcher morgen per Blutuntersuchung auch auf FIP getestet wird. Laut Tierärztin ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass er ebenfalls infiziert ist. Ich habe jetzt natürlich Angst, dass er auch erkrankt ist und ebenfalls daran verstirbt.
Ich danke euch allen für die hilfreichen und ausführlichen Antworten auf meine Fragen.

Viele Grüße,
Zaubernuss
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #10
Auch wenn ich es befürchtet hatte habe ich so sehr auf andere Nachrichten gehofft. Es tut mir unendlich leid :reallysad:
FIP ist doch aber gar nicht ansteckend?
 
  • #11
Soweit ich das verstanden habe, ist FIP an sich nicht ansteckend, aber diese Coronaviren, die bei Mutation die Krankheit auslösen. Ich hatte gelesen, dass 95% aller Katzen diesen Virus tragen. Also Percy wahrscheinlich auch. Ich hoffe nur, dass es nicht mutiert und er ebenfalls erkrankt. Eine Impfung ist zwar möglich, aber ob die zuverlässig gegen FIP schützt, ist wohl nicht so sicher.
 
  • #12
Mein herzliches Beileid, Zaubernuss!

Du hast die richtige Entscheidung getroffen, und es tut mir sehr leid, dass Paris so früh über die Brücke gehen musste!
Run free, kleiner Paris!

Es ist richtig, dass viele Katzen Corona-positiv sind, aber die allermeisten haben nie ein Problem damit. Ein vorhandener Coronatiter (das schrieb ich, meine ich, oben schon) ist erstmal kein Alarmzeichen, sondern harmlos.

Erst wenn der Titer sehr hoch ist, steigt auch die Gefahr, dass die Viren mutiert sind, und auch dann ist es noch nicht zwangsläufig so, dass sich die Bauchwassersucht bildet (FIP).
Leider kann man FIP bisher nicht sicher nachweisen, bevor die Krankheit ausgebrochen ist.

Aber du musst nicht allzuviel Angst um Percy haben! In den allermeisten Fällen sind Katzenwelpen von FIP bedroht, und Paris´ Erkrankung ist eine echte Ausnahme.
Du kannst einmal Kontakt zu der Userin Little Paws aufnehmen; ihr Katerchen Paco starb an FIP, und ihre Katze Loona, die sie zeitgleich mit Paco schon hatte, hatte danach eine Zeitlang einen sehr hohen Coronatiter. Loona ist heute ein Fotostar hier im Forum und lebt glücklich bei Little Paws zusammen mit ihrer Kumpeline Vicky und Kumpel Sam.

Ich drücke für Percy die Daumen, dass bei ihm alles in Ordnung ist!

LG
 

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