Die langsame Zusammenführung

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locke1983

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Im Grunde sollte man sich immer vor einer Zusammenführung Gedanken machen, welche Tiere man zusammen führen möchte.

Es gibt einige, die sagen, das man besser zwei gleichgeschlechtliche Tiere zusammen führt (Kater raufen anders als Katzen).
Ich persönlich weiß nicht, ob ich das so pauschal sagen würde. Bin eher der Meinung, das man immer den Charakter von beiden Katzen betrachten sollte.

Das heißt, wenn man einen sehr dominanten Kater hat, dann sollte man weder einen dominanten Kater noch eine dominante Katze dazu nehmen.
Sondern eher auf einen "ruhigen und nicht dominanten" Vertreter zurück greifen. Hat man einen wilden Feger, sollte man nicht ein gemütliches Tier, das nur seine Ruhe haben will, dazu setzen. Und umgekehrt.

Es sollte jedem klar sein, das die alte Katze nicht begeistert sein wird, wenn da jemand fremdes ins Haus kommt.
Katzen tun sich sowieso recht schwer mit Veränderungen.

Und für die neue Katze ist es auch kein Zuckerschlecken.
Raus aus dem ihr bekannten Tierheim, der Pflegestelle, weg von der Mama - eine neue Welt also erst mal. Neue Menschen, neue Umgebung, neue Gerüche, neue Geräusche in der Wohnung.

An diese Situation müssen sich beide Katzen erst mal gewöhnen. Auch die schon vorhandene Katze muss sich erstmal dran gewöhnen, dass ihn ihrem Revier nun noch eine Katze eingezogen ist. Sie wird darauf erstmal nicht begeistert reagieren. Und das geht nicht von jetzt auf gleich.

Aber jetzt zur langsamen Zusammenführung an sich:

Man hat eine Katze, und eine zweite kommt dazu.
Am besten ist es natürlich, wenn man der neuen Katze (ich spreche nur noch von Katze, der Einfachheit halber) einen separaten Raum zur Verfügung stellen kann.
Dort kann sie dann erst mal zur Ruhe kommen. Im Raum sollte alles drin sein, was die Katze so braucht (Katzenklo, Wasser, Futter, kleiner Kratzbaum, Spielsachen).
Dann lässt man sie am besten erst mal in Ruhe den für sie neuen Raum erkunden.

Die schon vorhandene Katze wird jetzt sicher schon merken, das "was im Busch ist".
Aber das darf sie ja auch ruhig.

Es ist wichtig, dass sich die neue Katze erst an Umgebung und Menschen gewöhnt hat, bevor man sie mit der schon vorhandenen Katze zusammen lässt. Denn diese vielen neuen Eindrücke würden sie hoffnungslos überfordern.

Die beiden Tiere sollen sich aneinander gewöhnen.
Sie merken das es dort noch jemand anderes gibt.
Sie riechen den anderen Und sie hören den anderen.

Die "neue" kann sich mit den Geräuschen der Wohnung vertraut machen.
Die "alte" macht sich mit den Geräuschen der neuen vertraut.

In dieser Zeit, in der die Katzen separiert sind, lässt man die neue natürlich nicht einfach so alleine.
Man geht zu ihr rein. Spielt mit ihr, liest ihr was vor, schmust mit ihr (immer in so weit, wie sie das mitmacht - kommt drauf an ob es eine sehr ängstliche Katze ist, die wird man die ersten Tage dann sicher gar nicht zu Gesicht bekommen).

Eigentlich merkt man ja dann, das die Katzen sich daran gewöhnt haben und wissen wollen, was denn da hinter dieser Tür noch so los ist.
Die alte kennt es sicher auch nicht, das diese Tür immer zu ist.

Nun kommt der Moment, auf den alle gewartet haben: das Öffnen der Tür.

Man öffnet den Türspalt zum Zimmer der neuen Katze. Nur so viel, dass sie nicht raus und die alte nicht rein kann. Man beobachtet,, was passiert. Und dann muss man halt die Situation einschätzen, ob sie eher neugierig aufeinander sind, ob sie aggressiv aufeinander zugehen (dann nicht zusammen lassen und das Ganze noch einen Tag so weiter führen mit den getrennten Zimmern) ob ängstlich (dann den Angsthasen mit kuscheln, reden, Leckerlis, spielen.... ablenken).

In diesem Teil der Zusammenführung (also statt dem einfachen Öffnen der Tür) kann man auch eine Gittertür statt der vorhandenen Wohnungstür einsetzen. Hier findet ihr einen sehr guten Thread, wie man eine Gittertür selber baut ;)
So können sich beide Katzen riechen und sehen, aber nicht verletzten.
Man sieht dann als Besitzer eigentlich gut, wo der Weg hinführt. Also wie die Katzen aufeinander zugehen.

Es kann auch sein, das an der Gittertür gebrummelt und gefaucht wird - auch das ist normal.

Lässt man sie dann komplett zusammen, dann sollte man diesen Moment direkt mit etwas positivem verbinden (spielen, Leckerchen verteilen).
Es kann natürlich auch sein, das nicht direkt heiterer Sonnenschein herrscht. Dann muss man das genau abschätzen. Ist es ein spielen/raufen - dann lässt man die Katzen das unter sich ausmachen. Ist es aber ein aggressives Verhalten oder wird gar einer verletzt dann muss man sie trennen. Bitte in diesem Fall NICHT mit den Händen dazwischen gehen, sondern ein Kissen werfen, in die Hände klatschen,...

Es wird sicher in der ersten Zeit, wenn die Katzen zusammen sind immer mal wieder zu Raufereien kommen.
Das ist normal! Die beiden müssen sich ja auch erst zusammen raufen und klären, was wer mag und was nicht. Im Grunde merkt man aber, ob es böse oder nur Spiel ist.
Grundsätzlich aber nicht bei jedem Fauchen trennen! Denn dann fängt sie Zusammenführung immer wieder von vorne an.


Dann noch ein paar grundsätzliche Dinge:
Es kann immer vorkommen, das man bei der Zusammenführung einen Schritt zurück macht. Auslöser dafür können viele Dinge sein. Wir sind ja nichtrund um die Uhr dabei. Es kann vorkommen, das eine Katze die andere nicht in Ruhe auf die Toilette lässt. oder ihr ständig hinterher läuft und sie "stalk" oder, oder, oder.

Dann sollte man wieder einen Schritt zurück gehen.
Evtl hatte eine der Katzen nicht genug Zeit sich an die Situation zu gewöhnen.
Das Zauberwort bei einer Zusammenführung ist: Geduld!

Davon brauch man als Besitzer eine ganze Menge!

Wo wir beim Thema Besitzer sind ;)
Eigentlich sollte man als Mensch versuchen sich möglichst im Hintergrund zu halten.
Natürlich muss man verbal eingreifen, wenn sich die Katzen verbeißen oder sie auch mal loben (indem man mit ihnen spielt, sie gemeinsam füttert). Aber im Grunde sollte man die Zusammenführung der Katzen überlassen. Denn diese haben ganz andere Gestiken und Mimiken wie wir Menschen (und sind sicher genervt, wenn wir ihnen den ganzen Tag nur mit der Kamera hinterher laufen um ein Kuschelbild zu bekommen) ;)

Kurz: eine Zusammenführung ist nicht nur für die Katzen, sondern auch für die Menschen eine Herausforderung ;)
Ich empfehle dann immer Rescue Tropfen - für den Besitzer :)

Balli & locke1983
 
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pn an admin zum anpinnen ist unterwegs
 
super, sowas hat gefehlt!

TOP!


Vielen Dank :)
 
Vielleicht kannst du es noch insofern ändern/ergänzen, daß man nicht einfach die Tür einen Spalt öffnet und dann beim nächsten Mal die Katzen aufeinander losläßt.
Auch wenn Balli das ungern liest, eine Gittertür (welcher Bauart immer) hat in diesem Stadium durchaus Vorteile.

Und ergänzen würde ich, daß es bei jeder Stufe auch wieder Rückschritte geben kann und man mitunter von vorn anfangen muß.
Es stimmt, man soll zwar nicht bei jedem Fauchen trennen (oder dazwischengehen), aber manchmal muß man wieder zurückschalten.

Eine langsame Zusammenführung verläuft oft nicht so einfach linear und vor allem nicht so schnell, wie es hier dargestellt wird.

Und als persönlicher Tipp:
Der Dosi sollte sich in jeder Phase möglichst zurücknehmen und entspannen. Sind die Katzen dann erstmals im direkten Kontakt und es sieht gut aus, nicht mit Argusaugen beobachten und bei jeder Bewegung nervös werden.
Geht in die Küche, trinkt einen Tee, telefoniert in einem anderen Raum und wenn ihr es gar nicht aushaltet, geht raus, spazieren, Freunde treffen.

Ein entspannter Mensch bedeutet entspannte Tiere.

Und wenn möglich, nicht dauernd mit Kamera und Blitz lauern .. ;)
 
Ich habe auch schon überlegt die Gittertür mit rein zu bringen. Aber ich find den richtigen Absatz nicht. :confused:

Werde mir heute abend noch mal Gedanken machen, wenn ich Ruhe habe ;)

Die anderen Punkte bringe ich natürlich noch mit ein.
Katzen merken ja sehr wohl wenn Dosi aufgeregt ist ;)
 
Auch wenn Balli das ungern liest, eine Gittertür (welcher Bauart immer) hat in diesem Stadium durchaus Vorteile.

Ich finde Gittertüren als Ersatz/Alternative für das anfängliche Einquartieren in einem separaten Zimmer ohne Sichtkontakt für die neue Katze nicht gut. Weil eben der fehlende Sichtkontakt eine Reduzierung der Reizüberflutung vor allem für die neue Katze bewirkt, was auch für eine sehr aufgeregte schon vorhandene Katze wichtig ist.
In einem späteren Stadium ist aus meiner Sicht gegen eine Gittertüre nicht mehr viel einzuwenden. Aber am Anfang einer Zusammenführung bewirkt sie das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll. Insofern habe ich nichts generell gegen Gittertüren.

Edit: ich würde sie trotzdem selbst nicht benutzen. :D
Aus Prinzip. Wenn ich keine Gittertüre ersetzen kann, dann stimmt was mit mir und meinem Umgang mit den Viechern nicht. Das ist aber - Disclaimer - meine höchst eigene Sicht der Dinge.
 
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Ich glaube, man kann 100 Vergesellschaftungen hinter sich haben und stellt bei der 101sten fest, dass wieder etwas anders ist und auch so wieder eine neue Kombination der verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt, von nöten ist.



Wie wäre es, wenn ihr versuchen könntet eine Art Flussdiagramm zu erstellen, bei dem dann aus einer Entscheidung im nächsten Schritt die nächste folgt und evtl. auch ein Schritt zurück nötig ist usw.-immer je nach dem, wie die Katzen reagieren!

Bianca,Balli versteht ihr, was ich meine????:oops:
 
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Bianca,Balli versteht ihr, was ich meine????:oops:

Ich verstehe was du meinst. Aber mal im Ernst Ina: das geht gar nicht.
Ein bisschen mitdenken muss man schon noch ;)


Edit: Ich habe den Text ein wenig "modifiziert".
Kommentare sind erwünscht.
 
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Bianca,Balli versteht ihr, was ich meine????:oops:

Ja, klar. An sich ein guter Gedanke, aber ich wüsste auch nicht, wie umsetzen. Jede Zusammenführung ist so individuell.... wenn jemand an irgendeiner Stelle nicht mehr weiter weiss, dann kann er ja einen Thread eröffnen und sich weitere Anregungen holen.
 
  • #10
Hmm, OK, dann begrabe ich die Idee auch schon wieder!:D

ich dachte, ich sag mal was kluges!:grin:
 
  • #11
War es ja im Grunde auch. Nur nicht durchführbar ;)
 
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  • #12
  • #13
So, hier mal das Ganze in einer Grafik:


 
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  • #14
***schubs***
 
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  • #15
Hm habs mir jetzt mal durchgelesen. Aber es wird nur von zwei Katzen geredet. Was ist, wenn man eine bestehende Gruppe hat und einen Neuzugang. Da ist es ja weitaus schwieriger.
 
  • #16
Dann sollte man (denke ich) auch erst mal mit dem separieren anfangen.
Ich hab dann nach dem Separieren Wookie einfach auf die zwei Mädels losgelassen ;)
 
  • #17
Ich weiß jetzt nicht, ob dieser Thread auch zu einer Diskussion erlaubt ist.
Aber ist es nicht irgendwie besser, wenn man bei einer größeren Gruppe so eine Gittertür nimmt?

Und je nachdem wer dann nicht mehr abdreht vor der Gittertür den- oder diejenige dann auch mal ins separierte Zimmer lässt?
 
  • #18
Klar können wir diskutieren.
Kann ja nur hilfreich sein ;)

Ich denke das kommt drauf an, wie die eigenen Katzen reagieren.
Deine Gedanken sind nicht verkehrt.

Wenn du in einer größeren Gruppe jemanden dabei hast, der super sozial ist, dann kann der ja gerne mal mit ins Zimmer.
Und der, der "stänkert" muss halt noch vor der Tür warten.

Gittertüren sind nicht das schlechteste.
Und wie du schon sagst gerade bei einer größeren Gruppe (und unsicheren Haltern, die ihre Katzen evtl auch nicht 100%ig einschätzen können) sicher von Vorteil.
 
  • #19
Nunja, wenn man eine Zusammenführung nicht jedes Jahr hat, dann kann man nicht sagen Katze 1 reagiert so, Katze 2 reagiert so und so, usw.

Zumal ich denke, das es ganz unterschiedlich ist, da es meiner Meinung nach auch darauf ankommt, wer als neues Mitglied der Gruppe dazukommt.

Dazu kommt noch, dass man ein Tier z.B. aus dem Tierheim bekommt und man ja quasi eine "Wundertüte" mit nach Hause nimmt.

Ich habe bisher noch kein Tierheim erlebt, der die Katzen dort zu 100% einschätzen kann. Und wenn, dann können sie das Tier nur soweit beurteilen, wie es der Ort zulässt. Sprich, ich denke im Tierheim verhält sich eine Katze nochmal anders, als wie wenn es in einer Pflegestelle, evtl. sogar in die dort vorhandene Katzengruppe integriert ist.

Es wird wohl nicht wirklich ein Rezept dafür geben, dennoch halte ich diesen Weg der Zusammenführung für etwas schwierig. Also ohne Gittertür und gelegentlichem offenen Spalt.

Und es kommt auch auf das Alter drauf an. Oder nicht?
Ein junges Kitten zu einem anderen Jungtier, geht meiner Meinung nach absolut unproblematisch. Anders verhält sich das glaube ich, wenn man bereits ältere Tiere zusammenführt.

Oder wie sind da eure Erfahrungen?
 
  • #20
Ich kann nur von mir sprechen.
Meine Erfahrungen:
Ich habe zwei Katzen gehabt (beide kastriert und ca. 9 Monate alt) dazu kam ein unkastrierter Kater, der wohl ein wenig jünger ist.

Der Kater wurde nach seinem Klinikaufenthalt separiert (für zwei Tage).
Danach habe ich den Holzhammer raus geholt und die Tür geöffnet.

Es gab eine Nacht gebrummelt und gefauche (von Seiten der Mädels - der Kater war und ist ein herzensguter) und dann wurde das von Tag zu Tag weniger.

Mittlerweile würde ich die Zickerein als normal bezeichnen :D

Wäre das in die Hose gegangen, dann hätte ich wieder separiert und mit einer Gittertür gearbeitet.

Aber bei uns war das ja eher eine kleine Zusammenführung (waren ja nur 3 Katzen).

Vielleicht mag noch jemand erzählen, der mehr Katzen zusammen geführt hat.
 
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