Vorhin war ich mit Liserl bei einer neuen TÄ, die ich als meine neue Haustierärztin in Anspruch nehmen möchte.
Sie hat sich für uns 1 Stunde Zeit genommen und Liserl sehr genau untersucht. Bei den Augen entdeckte sie, dass sie an der Stelle, die sich vom Auge neben dem Nasenrücken entlang erstreckt
(ich weiß jetzt nicht, wie der Fachbegriff heißt, jedenfalls dort, wo Liserl wie die meisten Katzen eine dunkle Zeichnung hat, einen vertikal verlaufenden "Streifen", wie ein nach unten verlängerter Lidstrich - ich hoffe, ihr wisst, was ich meine...), sehr wenige Haare hat, woraus sie den Rückschluss zog, dass dort immer wieder Tränenflüssigkeit läuft (was mir bei Liserl nicht aufgefallen ist, aber ich kenne das von einigen meiner verstorbenen Katzen, die immer wieder Bindehautentzündung hatten).
Bindehautentzündung hat sie allerdings keine, aber die TÄ mutmaßte, dass sie evtl. ein Persermischling sein könnte und Perserabkömmlinge über eine verengte Tränenrinne (? ich glaube, so heißt es?) verfügen. Sie fand, dass ihre flache Nase auf Perservorfahren hinweist und auch einige andere körperliche Anzeichen (wahrscheinlich das lange Fell, der Buschelschwanz, der gedrungene Körperbau und ihre kurzen dicken Stampfis).
Insgeheim hoffe ich allerdings, dass sie sich irrt, denn Perserkatzen haben von allen Rassen das höchste Risiko für PKD, wie ich von meiner an jener Krankheit verstorbenen Luna leider nur zu genau weiß... Ich wünsche mir für Liserl, dass alle möglichen anderen Vorfahren in ihrem Erbgut mitgemischt haben, bloß bitte keine Perser, jedenfalls keine Träger des (leider dominanten) Gens...
Sie hat mich über Liserl Vorgeschichte ausgefragt, leider weiß ich so gut wie gar nichts darüber, außer dass sie von heute auf morgen ihren Platz verloren hatte...
Ich habe ihr auch erzählt, dass Liserl von Beginn an weder springt noch klettert (ok, sie springt aufs Bett und aufs Sofa, aber das ist ja beides gepolstert und nicht sehr hoch) und sie äußerte denselben Verdacht wie ich, nämlich Rückenschmerzen. Dies bestätigte sich durch Abtasten des Rückens entlang der Wirbelsäule, Liserl zuckte die ganze Länge hindurch immer wieder zusammen. Jetzt, wo dieser Verdacht sich erhärtet hat, ist mir auch klar, warum Liserl nicht am Rücken gestreichelt werden möchte, von Hochheben ganz zu schweigen. (Am Kopf und unterm Goderl genießt sie es aber umso mehr
)
Derzeit kann man weder Arthrose ausschließen (da ihr wahres Alter unbekannt ist) noch kompensatorische Rückenschmerzen durch Schonhaltung (bedingt evtl. durch Bauchschmerzen). Auch äußerte die TÄ die sehr vorsichtig ausgesprochene Vermutung, dass Liserl in ihrem früheren Zuhause evtl. auf sehr beengtem Raum gelebt haben könnte. Etwas, das ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen möchte...
Auch ihre Zähnchen und ihr Mäulchen hat sie angeschaut und dabei etwas entdeckt, das offensichtlich auch mehreren TÄ entgangen sein dürfte: Im rechten Unterkiefer hat sie an einer Stelle eine Erhebung, eine gerötete "Backentasche" (?), von der man aktuell nicht genau sagen kann, ob es eine Entzündung ist (angesichts der Alternative hoffe ich, dass es entzündlich ist) oder ein tumoröses Geschehen... Ich hoffe so sehr, dass Letzteres nicht zutrifft, aber das kann man erst sagen, wenn man diese Stelle biopsiert und die Gewebeprobe histologisch untersucht hat und dafür wäre wiederum eine Sedierung notwendig.
Eine Sedierung möchte die TÄ aber erst durchführen, nachdem sie den Befund vom Herzschall erhalten hat, den wir erst Ende Dezember haben.
Sie hat Liserl natürlich auch abgehorcht, am Herz konnte sie nichts Auffälliges feststellen, aber sie sagt, sie hört ein Atemgeräusch und das gehört auf jeden Fall abgeklärt... Deshalb ihre Vorsichtsmaßnahme mit der Narkose.
Und ich bin sowieso ein gebranntes Kind, da ich meine Lara durch einen Narkosefehler eines anderen Tierarztes verloren habe...
Ihr fiel auch als einziger TÄ auf, was mir ebenfalls zuhause bereits aufgefallen ist, nämlich dass Liserl für mein Empfinden zu schnell atmet. Vor ein paar Tagen machte ich noch ihre Ohrenschmerzen dafür verantwortlich, erzählte es aber der TÄ in der Tierklinik, welche wiederum meinte, sie könne keine rasche Atmung ausmachen... Die heutige TÄ sah das aber anders und meine Aufgabe ist es nun, in der nächsten Zeit im Ruhezustand Liserls Atemfrequenz zu zählen und darüber Aufzeichnungen zu führen.
Sie hat sich auch Liserls Pfoten inkl. Krallen und Pfotenballen angeschaut und äußerte dann zufrieden, dass an ihren Pfötchen alles in Ordnung sei und auch ihre Krallen eine gute Länge und Kontur hätten (wir waren ja auch erst kürzlich Krallenschneiden) und somit als Ursache für die Vermeidung des Springens und Kletterns ausscheiden.
Beim Bauchabtasten konnte sie zum Glück nichts Auffälliges feststellen, aber aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass das leider nichts aussagt. Erst der Abdomenultraschall wird uns zeigen, ob wirklich alles in Ordnung ist... Jedenfalls wurde Liserl heute nochmals entwurmt und sie erhielt auch ihre 2. Teilimpfung. Chippen lassen wollte ich sie heute auch gleich, aber da war sie schon genervt und hat sich zur Wehr gesetzt. Wir verschieben das auf einen anderen Zeitpunkt.
Ihre Körpertemperatur ist auch in Ordnung, sie hatte 39,1°C, was beim TA sowieso normal ist, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Liserl beim TA immer sehr, sehr nervös ist, es stresst sie ungemein.
Zum Thema Stress meinte die TÄ, der ich unsere Geschichte inkl. der Schicksalsschläge der letzten Zeit erzählte, dass Stress bei Katzen ein enormer Risikofaktor für alles mögliche ist und ich Liserl jetzt im Moment bloß nicht mit Abspecken stressen soll, wenngleich sie natürlich zu moppelig ist, aber das soll bitte warten können.
Sie sprach von ca. 6 Monaten, die für Katzen nötig sind, um solchen Stress zu verarbeiten, wie wir ihn erlebt haben...
Überhaupt fand ich, dass sie sich sehr viel Zeit nahm, um viele Details zu besprechen. Gut fand ich auch, dass sie Liserl sofort losgelassen hat und in den Korb steigen ließ, als diese beim Versuch des Chippens auszuckte. Sie ging überhaupt insgesamt sehr vorsichtig mit Liserl um und versuchte, ihr so wenig Stress wie möglich zu bereiten. Das hat mir schon sehr imponiert, bisher kannte ich sie ja nur von einem kurzen Gespräch im Sommer (damals ohne Katze dabei) und von einem kurzen E-Mail-Verkehr in den letzten Tagen.
Mir war auch sehr wichtig, wie sie mit Tieren umgeht und ich habe wahrgenommen, dass sie sehr auf Liserl einging und auch in der Ablaufplanung so wenig Stressfaktoren wie nur möglich zuließ.
Sie schaute sich übrigens auch den Blutbefund an, den ich vor knapp 3 Wochen machen ließ und ihr Blick fiel gleich als erstes auf die leicht erhöhte Lipase. Sie teilte meine Besorgnis, wenngleich klinisch alle Anzeichen glücklicherweise fehlen.
Zugleich sagte sie auch, dass man - zum Unterschied von Hunden - bei Katzen im Grunde den Auslöser für Pankreatitis nur in den seltensten Fällen ermitteln kann, ich soll trotzdem rein präventiv auf eine möglichst fettarme Ernährung achten (mach ich sowieso, es gibt nur hochwertiges Nassfutter bei uns und etwas anderes isst Liserl auch gar nicht, zum Glück hat sie wirklich einen erlesenen Geschmack, sodass ich keine Überzeugungsarbeit leisten muss.)
Jedenfalls hatte ich einen guten ersten Eindruck und im neuen Jahr werden wir, sobald die Schallbefunde vorliegen, uns einen Termin für Liserls Zähne ausmachen.