Ich fürchte, es wird immer schwierig und überraschend. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es niemals so kommt, wie man denkt. Niemals.
Vielleicht hatte ich viel Glück, vielleicht bin ich nur sehr tolerant, was die Differenzen zwischen den Katzen angeht, aber keine Wahl war hier perfekt obwohl sie es vorher schien und ich echt viel abgewogen und beobachtet habe.
Fangen wir mal bei Fall 1 an: Sammy und Violet.
Sammy war 8 Jahre alt und verspielt, quirlig, sozial, aber extrem schüchtern und devot was andere Katzen anging. Sie ließ sich schon von ihren jüngeren Geschwistern in die Enge treiben und hatte keinen guten Stand, war eher der Verlierertyp, der gerne Kontakt suchte, aber immer einstecken musste und ständig einen drüber kriegte.
Nachdem niemand eine zweite Katze zu ihr vermitteln wollte (FIV-positiv) haben wir die einzige Katze nehmen müssen, die wir kriegten: einen Katzenwelpen (weiblich) der Angst vor allem hatte und in der Gruppe gnadenlos unter ging (Violet).
erst war es Liebe, dann war es Hass (nach Übersprungsaggerssion). Zwei Jahre Gittertür und echte Feindschaft, Katzen die vor Panik unter sich machen, sich ansingen, Violet im Blutrausch, die alles angriff, was sich bewegte (auch uns) und irgendwann wieder Liebe. Die zwei haben miteinander geschmust und gebalgt wie die Kater, ohne einen Kratzer, ohne knurren oder fauchen. Das hätte ich in der Gittertürzeit niemals erwartet. Sammy behielt immer ihren Panic-Room mit Chipklappe. Er wurde nicht gebraucht, aber er gab ihr Sicherheit und wir haben ihn niemals aufgegeben.
Violet hat nach wie vor jede andere Katze im Revier zerfleischt (wörtlich!). Nur Sammy war safe und gehörte zu uns.
Dann Fall 2: Sammy war tot und Violet ging alleine vor die Hunde. Aber Violet war eine hochaggressive Katze. Wen sollte man ihr zum fraß vorwerfen?
(trotz allem war sie nach wie vor FIV-negativ, also standen uns wieder alle Optionen offen).
Wir haben mit allem gerechnet, mit jahrelanger Gittertür, mit Wut, mit ansingen, mit blutigen Auseinandersetzungen und ich habe lange nach einer Zweitkatze gesucht. Lotti besuchte ich 7 mal im Tierheim und beobachtete sie genau. Sie war passiv, wenn sie angegangen wurde und das imponierte mir.
Tatsächlich war das die einfachste Zusammenführung überhaupt und nach einer Woche war die Gittertür offen und die Beiden lagen zusammengekuschelt. Miteinander gespielt haben sie aber nie, obwohl beide verspielt waren. In der Hinsicht hatten sie einfach ein anderes Spielverhalten (Violet balgt wie ein Kater und Lotti ist mehr die antatschen und weglaufen oder nachrennen-Katze)
Zusammenführung 3:
Lotti (bekannte Sozialarbeiterkatze mit Spieltrieb) und Frida (coole Schmusekatze mit Kuschelbedürfnis, spielte aber niemals und war eher ruhig)
Sorge meines Mannes: Frida ist bestimmt zu ruhig für Lotti.
Ergebnis ohne Gittertür oder anfängliches Separieren: Frida spielt nur noch, die beiden spielen liebend gern zusammen, aber Lotti findet in Fridas Nähe keine Ruhe. Kuscheln ist daher nicht. Man putzt sich mal für ein paar Sekunden, dann wird gefaucht und man geht sich aus dem Weg oder spielt gemeinsam. Es ist keine Freundschaft, aber Toleranz. Gerade bei den Beiden hätte ich das nicht gedacht.
Fazit: Violet reagierte auf Lotti völlig unerwartet.
Lotti war verspielter und aktiver, als wir dachten.
Fida ist wesentlich verspielter als wir dachten
eine ängstliche Katze zu einer ängstlichen Katze ist schwieriger, als man denken könnte.
Kurz: im neuen Umfeld war KEINE Katze so, wie sie im Tierheim oder der Pflegestelle war.