Überraschungspaket "Tierheimkatze" - Wie kann man Überraschungen vermeiden?

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PaenX

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Wir suchen ja sporadisch nach einer zweiten Katze und wollten vielleicht mal im nahen Tierheim vorbeischauen.
Eine Katze von einer Pflegestelle, bei der man den Charakter besser einschätzen kann wäre mir zwar lieber, nach dem Fauxpas mit Lotti/Senna, aber wir wollten zumindest einmal schauen.

Natürlich sind Tierheime immer Ausnahmesituationen für Tier (und Pfleger).
Aber kann man irgendwie abschätzen, welche Tendenz die Katze hat? Oder sollten wir, auf Grund unserer (bzw. Ginis) Bedürfnisse doch besser bei einer Pflegestellenkatze bleiben?
Sind TH-Katzen IMMER Überraschungspakete?

Wir möchten keine Katze mehr wegen falscher Auswahl, bzw wegen "unpassender" Entwicklung abgeben müssen... :(
 
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Ich fürchte, es wird immer schwierig und überraschend. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es niemals so kommt, wie man denkt. Niemals.

Vielleicht hatte ich viel Glück, vielleicht bin ich nur sehr tolerant, was die Differenzen zwischen den Katzen angeht, aber keine Wahl war hier perfekt obwohl sie es vorher schien und ich echt viel abgewogen und beobachtet habe.

Fangen wir mal bei Fall 1 an: Sammy und Violet.

Sammy war 8 Jahre alt und verspielt, quirlig, sozial, aber extrem schüchtern und devot was andere Katzen anging. Sie ließ sich schon von ihren jüngeren Geschwistern in die Enge treiben und hatte keinen guten Stand, war eher der Verlierertyp, der gerne Kontakt suchte, aber immer einstecken musste und ständig einen drüber kriegte.

Nachdem niemand eine zweite Katze zu ihr vermitteln wollte (FIV-positiv) haben wir die einzige Katze nehmen müssen, die wir kriegten: einen Katzenwelpen (weiblich) der Angst vor allem hatte und in der Gruppe gnadenlos unter ging (Violet).

erst war es Liebe, dann war es Hass (nach Übersprungsaggerssion). Zwei Jahre Gittertür und echte Feindschaft, Katzen die vor Panik unter sich machen, sich ansingen, Violet im Blutrausch, die alles angriff, was sich bewegte (auch uns) und irgendwann wieder Liebe. Die zwei haben miteinander geschmust und gebalgt wie die Kater, ohne einen Kratzer, ohne knurren oder fauchen. Das hätte ich in der Gittertürzeit niemals erwartet. Sammy behielt immer ihren Panic-Room mit Chipklappe. Er wurde nicht gebraucht, aber er gab ihr Sicherheit und wir haben ihn niemals aufgegeben.

Violet hat nach wie vor jede andere Katze im Revier zerfleischt (wörtlich!). Nur Sammy war safe und gehörte zu uns.

Dann Fall 2: Sammy war tot und Violet ging alleine vor die Hunde. Aber Violet war eine hochaggressive Katze. Wen sollte man ihr zum fraß vorwerfen?
(trotz allem war sie nach wie vor FIV-negativ, also standen uns wieder alle Optionen offen).

Wir haben mit allem gerechnet, mit jahrelanger Gittertür, mit Wut, mit ansingen, mit blutigen Auseinandersetzungen und ich habe lange nach einer Zweitkatze gesucht. Lotti besuchte ich 7 mal im Tierheim und beobachtete sie genau. Sie war passiv, wenn sie angegangen wurde und das imponierte mir.

Tatsächlich war das die einfachste Zusammenführung überhaupt und nach einer Woche war die Gittertür offen und die Beiden lagen zusammengekuschelt. Miteinander gespielt haben sie aber nie, obwohl beide verspielt waren. In der Hinsicht hatten sie einfach ein anderes Spielverhalten (Violet balgt wie ein Kater und Lotti ist mehr die antatschen und weglaufen oder nachrennen-Katze)

Zusammenführung 3:
Lotti (bekannte Sozialarbeiterkatze mit Spieltrieb) und Frida (coole Schmusekatze mit Kuschelbedürfnis, spielte aber niemals und war eher ruhig)
Sorge meines Mannes: Frida ist bestimmt zu ruhig für Lotti.

Ergebnis ohne Gittertür oder anfängliches Separieren: Frida spielt nur noch, die beiden spielen liebend gern zusammen, aber Lotti findet in Fridas Nähe keine Ruhe. Kuscheln ist daher nicht. Man putzt sich mal für ein paar Sekunden, dann wird gefaucht und man geht sich aus dem Weg oder spielt gemeinsam. Es ist keine Freundschaft, aber Toleranz. Gerade bei den Beiden hätte ich das nicht gedacht.

Fazit: Violet reagierte auf Lotti völlig unerwartet.
Lotti war verspielter und aktiver, als wir dachten.
Fida ist wesentlich verspielter als wir dachten
eine ängstliche Katze zu einer ängstlichen Katze ist schwieriger, als man denken könnte.

Kurz: im neuen Umfeld war KEINE Katze so, wie sie im Tierheim oder der Pflegestelle war.
 
Sind TH-Katzen IMMER Überraschungspakete?

Nein, das sind sie nicht....also nicht immer. ;)

Wir hatten/haben deutsche Katzen von Pflegestellen, ausländische Katzen, die auf deutsche Pflegestellen gelebt haben, ausländische Katze direkt aus ausländischen Tierheimen adoptiert.

Ein Teil der Tiere zeigte sich so, wie sie beschrieben wurden, ein anderer Teil war völlig anders. Eine Garantie gibt es nie.

Aus meinen Erfahrungen heraus würde ich sagen, dass freundlich-soziale Katzen, die sich im TH normal im Raum bewegen (also nicht in einer Ecke oder in einer Höhle kleben), die im TH unter großem Stress sozialverträglich sind, sehr wahrscheinlich auch im neuen Zuhause zu anderen Artgenossen freundlich sind. Persönliche Antipathie ist davon ausgeschlossen, die gibt es bei verträglichen und unverträglichen Tieren.
 
Das hängt vielleicht auch vom Tierheim ab. Ginnie ist genauso, wie sie vom Tierheim beschrieben wurde, die kannten sie also schon sehr gut: Neugierig, verspielt, verschmust, unbedingt Freigang, lässt sich von anderen Katzen leicht unterbuttern. Genauso ist sie. Die Pflegerin vom Tierheim war aber auch mit ganzem Herzen bei der Sache.

Ich denke, wenn eine Katzen im Tierheim scheu ist und sich versteckt, dann heißt das gar nichts. Die kann nach ein paar Monaten total anders sein. Dann ist es auch schwierig ihren Charakter einzuschätzen.

Wenn aber eine Katze im Tierheim auf einen zukommt und spielt / schmust, dann sagt das schon was aus. Und wie sie mit anderen Katzen umgeht, sieht man ja dann auch zumindest ein Stück weit. Bei Ginnie hatte ich jedenfalls nicht das Gefühl, ein Überraschungspaket zu bekommen. Sie kam sofort auf uns zu und hat kampfgeschmust, kam auch sofort zu meiner Tochter auf den Schoß und hat uns quasi angebettelt, sie mitzunehmen. Sie war anderen Katzen gegenüber zurückhaltend und hat nur groß geguckt, wenn die Kitten ihr das Spielzeug weggeschnappt haben. So ist sie auch jetzt noch, nur gegen die zickige Erzfeindin von schräg gegenüber wehrt sie sich mittlerweile, würde aber selbst nie angreifen. Vor dem kleinen 6 Monate alten Kater, der unseren Garten neulich besucht hat, hat sie aber bei mir Schutz gesucht, weil der sich von ihren subtilen Signalen einfach nicht beeindrucken ließ und sogar ihr Allerheiligstes (ihre Hütte) besichtigt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die Antworten :)
Okay, es ist also doch schwierig zu wissen, wie es wird...
Ohje... Das macht mir bisschen Angst, vor allem deine Schilderungen, Delora... :eek:

Ich werde mich im TH mal umschauen und schauen, ob überhaupt von Alter und Haltungsart (und bisschen auch Aussehen) was in Frage käme.
Sofort mitgenommen wird sowieso nichts. Dann überfordere ich nicht nur Gini, sondern auch NG ;)
 
Im Grunde genommen hat es funktioniert. Kann ja nicht jeder so ein Pech haben und so eine Psychokatze wie Violet erwischen.

Es ist ja auch eine Frage, was man will. Ich musste mich halt davon verabschieden, meiner Katze eine Freundin kaufen zu wollen. Sie kann sie sich nicht selbst aussuchen und so wird es nur eine Gesellschaftskatze mit der Option, dass sie vielleicht mal eine Freundin sein könnte.

Ich habe gut gewählt und lange beobachtet und ich musste noch keine zurückgeben, wir haben alles geschafft und über kurz oder lang waren die Katzen glücklich miteinander. Darauf kommt es wohl an.

Die eigenen Wünsche muss man dann halt leider hinten anstellen und ich finde so schlecht waren die Entscheidungen eben auch nicht, gerade weil ich lange geschaut habe und man kann sich auch auf die Pflegestellen und die Tierheime gut verlassen... zumindest meistens. Aber es wird eben nach meiner Erfahrung nicht exakt die Katze kommen, die man erwartet und die eigene wird sich auch noch entwickeln. Man kann es vorher oft ein wenig eingrenzen, aber der Rest ist Sympathie, Antipathie oder einfach gute oder schlechte Einschätzung vom Menschen.

Es kommt auch auf die eigenen Voraussetzungen an, die örtlichen Gegebenheiten, wie viel Ruhe man selbst ausstrahlt, wie viel Zeit man mit der Planung und der Umsetzung verbringen kann und möchte und nicht zuletzt, wie gut man die Tiere einschätzen und beeinflussen kann.
 

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