Einmal Einzelkatze – immer Einzelkatze??

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Taskali

Taskali

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30. Juli 2009
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Ich möchte euch eine Geschichte erzählen aus meiner Vermittlerpraxis. Eine wahre Geschichte, die zeigt, wie sehr Katzen zum Teil unter ihrem Einzeldasein leiden und die zeigt, dass man niemals nie sagen sollte und es bei der Überlegung eine Zweitkatze anzuschaffen auf jede absolut individuelle Situation ankommt.

Man stelle sich einen Siamkater vor - in Einzelhaltung in einer kleinen Wohnung ohne Balkon - unkastriert. Bei einer Dosine, die ihn zwar abgöttisch liebt, aber die leider diesbezüglich eine völlig verdrehte Ansicht hat. So wurde der Siam einer Bekannten von mir gehalten. Der Siam schrie den ganzen Tag, rannte unruhige Kreise in der Wohnung, markierte. Sie putzte ihm hinterher und verweigerte alle Hinweise von mir, daß sowohl das markieren, als auch das schreien sich bessern würde, wenn er kastriert werden würde... und daß er einen Kumpel bräuchte, da er einsam ist. Sie wich mir aus, winkte ab, wand sich, wollte nicht... ich redete und redete - gut 2 Jahre lang. Schließlich stimmte sie zu: er wurde letzte Jahr endlich kastriert. Der Siam war 10 Jahre alt...
Und er wurde deutlich ruhiger, das markieren hörte auf. Endlich begriff sie, daß ich weiß wovon ich rede, was Katzen betrifft.
Wir sprachen auch über einen Kumpel für ihn, doch wir hatten beide Manschetten - ein Kater, der 10 Jahre Einzelkatze war nochmal vergesellschaften?? Auch ich war mir unsicher, ob man so etwas wagen sollte.... Das Thema fiel dann irgendwann wieder hintenrunter und war erstmal vom Tisch.
Dann kam Timour ins Spiel - ein schneeweißer Pflegling von mir mit verschiedenen Augenfarben...
Die Bekannte war bei mir zu Beuch, sah Timour und war verliebt. Doch mir war klar, daß das allein schon nicht gut gehen würde auf menschlicher Ebene - ich kenne ihren Freund und ich wußte Timour passt nicht zu diesen Leuten... Aber so nahm der Gedanke nun dem Siam doch einen Kumpel an die Seite zu stellen wieder Formen an und wir sprachen darüber und ich schlug ihr meinen Pflegling Nadir vor – einen kleinen 5 Monate alten Siammix aus Portugal. Mir war klar, daß das ein absolutes Experiment war - ein Jungspund zu einem 11 Jahre alten Einzelkater zu setzen, der eben diese 11 Jahre keine andere Katze mehr gesehen hatte... eigentlich ein "no go". Würde jemand hier im Forum dies so vorschlagen, würde ich den Kopf schütteln...
und dennoch: was war die Alternative? Sie vertraute mir nun, nachdem ich in allem Recht gehabt hatte, was die Kastra betraf. Eine andere Katze irgendwoanders her würde sie nicht wollen. Und sie war JETZT bereit dazu es zu versuchen - später vielleicht nicht mehr, wenn das Herz, was durch Timour vom Kopf in den Bauch gerutscht war dann wieder im Kopf war, dann ist es zu spät und der Siam wird einsam sterben in dieser kleinen Wohnung...
Und Nadir ist ein selbstbewußter Fatzke, dem hab ich so ein Experiment zugetraut ohne große Traumata zu überstehen, selbst wenns schief geht. Auch ist er absolut sozial, so dass er sich erwachsenen Katzen gegenüber mit dem nötigen Respekt verhält und sie nicht nervt, wenn sie ihn in die Schranken weisen...
Also erklärte ich mich bereit es zu versuchen (nachdem sie mir versicherte, daß wenn es gut gehen sollte dann, wenn der Siam dann irgendwann nicht mehr sein sollte wieder für Nadir ein neuer Kumpel folgen wird)
Als ich mit Nadir in der Box in die Wohnung kam, kam der Siam gleich neugierig an und beschnüffelte alles. Nadir ging aus der Box und bewegte sich vorsichtig und unterwürfig gurrend auf den Siam zu.... und was machte der?? Er beschnüffelte Nadir und gurrte zurück! Seine Dosine hatte einen derartigen Laut noch nie gehört und wusste gar nicht, dass Katzen derartiges von sich geben...
Was soll ich sagen: 1 Woche später nun machen die beiden alles zusammen: spielen, schlafen, fressen, auf Klo gehen, sich putzen...
Der Siam war 11 Jahre lang Einzelkatze... bei diesem liebevollen Verhalten Nadir gegenüber, was er jetzt zeigt, wie muß er gelitten haben diese 11 Jahre lang??
Was tut man einer Einzelkatze damit nur an?
Und es zeigt noch etwas - bezüglich der Vermittlungen: Nur weil eine Katze langjährige Einzelkatze war, heißt es nicht auch, daß sie es für immer bleiben muß... es kann sein, daß sie dadurch für andere Katzen nicht mehr zugänglich ist - aber Wissen kann man es erst, wenn man es mit einer gut ausgewählten Katze versucht hat...

In diesem Sinne - Nadir ist zu Hause - bei seinem älteren Kumpel, der nun endlich glücklich sein darf mit seinem kleinen Freund...
:pink-heart:
 
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Das ist auch meine Meinung. Einzelhaltung wie in dem Fall, ohne Balkon, in ner kleinen Wohnung ist wirklich eine Qual... :( und einen Versuch ist es immer wert. Mehr als scheitern kann eine Zusammenführung nicht. Ob man es dann wieder und wieder versucht.. ok eher nicht aber in diesem Fall hat ja wohl schon der allererste Versuch geklappt.

Gut, den Altersunterschied halte ich schon für grenzwertig aber wenn die beiden sich verstehen, warum nicht... optimaler wäre allerdings ein erwachsener Kumpel gewesen, finde ich, denn ein 5-monate alter Kater ist doch noch ein Kind... ob ihm auf Dauer sein 11-jähriger Kumpel genügt, hmmmm... :confused: Ich würde glaub ich noch was 5-monate altes dazu tun.
 
Eine wunderschoene Geschichte mit Happy End fuer beide - toll.
Freue mich sehr fuer die beiden.
So einfach haben es meine beiden hier nicht. Der Kleine ist so voller Energie.
Mal sehen was meine Zusammenfuehrung noch so bringt :smile:
 
Snowflake: Ich hatte ja diesselben Bedenken bezüglich des Alterunterschiedes - aber auch das Gefühl, daß der Kleine der passende für diesen "Job" ist...
wie es sich weiterentwickelt wird sich ja zeigen - ich habs ja in der Beobachtung ;)
Ich fands nur unglaublich rührend und erschreckend zugleich, wie der Siam reagiert hat...
 
Hi Taskali,

Ich fands nur unglaublich rührend und erschreckend zugleich, wie der Siam reagiert hat...

ich musste in dem Zusammenhang an die Schimpansen denken, die nach 30 Jahren endlich die Freiheit kennenlernen durften und denen man die Freude so unglaublich deutlich ansah.
11 Katzenjahre sind auch eine lange Zeit und dieses Beispiel zeigt deutlich, daß "liebhaben und wischen" nur dem Menschen reicht, aber für dem Tier noch lange nicht.


Es dürfte bekannt sein, daß ich generell gegen Vergesellschaftungen mit dieser Konstellation bin, aber es gibt die berühmten seltenen Ausnahmen und für diese berühmten seltenen Ausnahmen braucht es ein erfahrenes Händchen und das hast Du :)
Du hast es gewagt und der Siamkater bekommt nach 11 langen Jahren kätzischer Einsamkeit wieder einen Kumpel.:)
Wie es sich weiterentwickelt musst Du beobachten, evt. freut er sich, wenn noch ein kleiner Katzenfreund einzieht.

Ansonsten freue ich mich jetzt mit, daß ein einsames Siamherz wieder lieben darf und ich drücke Euch ganz ganz fest die Daumen, daß es auch langfristig gut klappt.
 
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oh Taskali, so eine schöne Geschichte! :pink-heart::pink-heart::pink-heart:
 
Ansonsten freue ich mich jetzt mit, daß ein einsames Siamherz wieder lieben darf und ich drücke Euch ganz ganz fest die Daumen, daß es auch langfristig gut klappt.

Dem schließe ich mich an.

@ Moment-a: Ich habe die Schimpansen auch gesehen, wie sie nach 30 Jahren nach draußen durften, endlich frische Luft, endlich Sonne. Was hatte man diesen Tieren angetan. Ich hätte heulen können.


@Taskali: Hast Du einfach nur gut gemacht, dass Du nicht locker gelassen
hast und dran geblieben bist.
 
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Das ist auch meine Meinung. Einzelhaltung wie in dem Fall, ohne Balkon, in ner kleinen Wohnung ist wirklich eine Qual... :( und einen Versuch ist es immer wert.

Meiner Meinung nach ist es egal, ob mit oder ohne Balkon oder Ballsaalgroße Wohnung oder Luxuskratzbäume - das macht Rinzelhaltung keinen Cent erträglicher!

Zur Kombination: das sollte man aber wirklich NUR bei entsprechender Anleitung von einem Katzenexperten machen und bitte NIE auf eigene Faust!

Bitte immer eher die Kombi zwei Kitten zu einer älteren Katze bevorzugen (Siamesen sind die absolute Ausnahme!)
 
Zur Kombination: das sollte man aber wirklich NUR bei entsprechender Anleitung von einem Katzenexperten machen und bitte NIE auf eigene Faust!

Zustimm! :smile:
 
  • #10
Das hast Du gut gemacht, schöne Geschichte. :)

Ja, Einzelhaltung ist schlimm für eine Katze, die so gerne Gesellschaft möchte.........und dann auch noch ohne Freigang.

Ich finde allerdings mitunter genauso schlimm, wenn Katzen, die sich patu nicht riechen können, zusammen gehalten werden. Das muss auch die Hölle sein, Streß pur, jeden Tag. :(
 
  • #11
Ich finde allerdings mitunter genauso schlimm, wenn Katzen, die sich patu nicht riechen können, zusammen gehalten werden. Das muss auch die Hölle sein, Streß pur, jeden Tag. :(

Die Einzelhaltung von so überaus sozialen Katzen wie Orientalen darf nicht passieren, aber wie Du schon schreibst, ist auch das Leben in einem Mehrkatzenhaushalt nicht immer nur gut.

Wenn man hier liest unter welchen Bedingungen manche Katzen leben müssen (und damit meine ich nicht die Phase der Zusammenführung), dann gehört das eindeutig unter "gut gemeint, aber nicht gut gemacht"

Der Alltag mit verhassen und/oder unpassenden Artgenossen kann für die Katzen der persönliche Albtraum sein :(



@Taskali

wie sieht es an der Siamfront aus? :)
 
  • #12
Alles fein. Meine Bekannte war gestern wieder bei mir zum Kurzbesuch und hat extra ihren Fotoapperat mitgenommen und mir die Bilder gezeigt - ich hätte heulen können vor Freude und Rührung - die liegen wirklich richtig ineinander gekuschelt - Arm in Arm sozusagen... :pink-heart:
Sie sagt, daß der Große sich wie ein Papa benimmt. Er überläßt dem Kleinen alles, bringt ihm die Spielmäuse, putzt ihn... wenn der Kleine rumflippt und er keine Lust dazu hat mit zu machen, dann liegt er aber auf jeden Fall in der Nähe und passt beim spielen auf... wenn der Kleine auch nur einen Pieps sagt, flitzt er sofort hin und guckt, was los ist..... einfach nur Wahnsinn.

:pink-heart:
 
  • #13
Man stelle sich einen Siamkater vor - in Einzelhaltung in einer kleinen Wohnung ohne Balkon - unkastriert. Bei einer Dosine, die ihn zwar abgöttisch liebt, aber die leider diesbezüglich eine völlig verdrehte Ansicht hat.

Das ist ein schönes Happy End.
Das Experiment würde ich aber nur unter genau diesen Bedingungen gutheissen, nämlich dass ein sehr erfahrender Katzenhalter diesen Prozess begleitet und das neue Tier ggf auch sofort wieder aufnehmen kann.


Ich möchte aber ganz entschieden widersprechen, dass das hier ein Fall von Liebe war. Das war es nicht. Wenn ich jemanden liebe, dann kann ich ihm nicht die elementarsten Bedürfnisse verwehren auch wenn ich ihn in einen goldenen Käfig setze.
 
  • #14
Finde ich gelungen und ein schönes Beispiel für Mehrkatzenhaushalte.
Immer mit der Betonung auf den richtigen Partner und jemand, der sich gut auskennt und schlimmstenfalls das Tier auch zurücknehmen kann.

Ich muß gestehen, ich hätte ja Bauchweh gehabt, so jemanden überhaupt noch ein Tier anzuvertrauen.

Wie kann man denn 11 Jahre stur und dumpf mit einem unkastrierten Kater in reiner Wohnungshaltung leben, dazu Siam, die ja bekanntlich sehr sozial sind.
Hut ab vor der Geduld und Hartnäckigkeit mit der du sie bearbeitet und für den Kater so viel erreicht hast.

Ich hoffe sehr, daß, wenn einmal der Tag kommen sollte, an dem Nadir allein zurückbleibt, sie nicht wieder in ihr altes Muster verfällt.
 
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  • #15
Hi Taskali,

Sie sagt, daß der Große sich wie ein Papa benimmt. Er überläßt dem Kleinen alles, bringt ihm die Spielmäuse, putzt ihn... wenn der Kleine rumflippt und er keine Lust dazu hat mit zu machen, dann liegt er aber auf jeden Fall in der Nähe und passt beim spielen auf... wenn der Kleine auch nur einen Pieps sagt, flitzt er sofort hin und guckt, was los ist..... einfach nur Wahnsinn.

ach Mensch....das geht wirklich zu Herzen....

Schön, daß Du es gewagt hast, schön, daß Du das passende Katerchen gefunden hat.

Ich drücke weiterhin von ganzem Herzen ganz ganz fest die Daumen und wünsche dem Kater noch viele glückliche Jahre mit seinem Adoptiv-Söhnchen.
 
  • #16
Kalintje und Gwion: Ich denke schon, bzw. bin mir sicher, daß sie ihren Kater liebt und immer geliebt hat. Er war ihre erste Katze - aufgenommen von Freunden, die ihn sich angeschafft hatten und dann schnellstmöglichst wieder loswerden wollten und damit drohten ihn auf die Straße zu setzen... sie wußte einfach nichts über Katzen und hatte auch niemanden in ihrem Bekanntenkreis, der es besser gewußt hätte... das heißt: es war schlicht Unwissenheit...
Und dann komm ich daher - unser Status zueinander zu Anfang war aus privaten Gründen nicht gut - und erzähle ihr, daß sie 10 Jahre alles falsch gemacht hat...

Ich hab auch lange überlegt, ob ich ihr eine Mietz anvertrauen möchte, aber ich sehe, daß sie dazu gelernt hat, daß sie sich wirklich geändert hat. Und ich finde jeder Mensch hat eine 2. Chance im Leben verdient und wenn mir jemand zeigt, daß er willens ist zu lernen, dann fände ich es falsch das nicht auch zu unterstützen...
Ich denke Nadir wird es dort gut haben und ich denke auch, daß sie ihr Versprechen einlösen wird Nadir wieder einen neuen Kumpel zu holen, wenn der Siam dann nicht mehr ist.
 
  • #17
Versteht wohl jeder was anderes unter Liebe. Dann verzichte ich lieber auf Liebe und wähle statt dessen Empathie, Verantwortungsgefühl und Fachwissen.
 
  • #18
Damit ist nur nicht jeder von klein an gesegenet bzw. geboren. Manche Menschen brauchen einen langen Weg in ihrem Leben um dahin zu finden... soll man ihnen dann schlußendlich das verwehren, was sie sich dann erarbeitet haben, nur, weil sie es erst spät gelernt haben?

Ich Verurteile niemanden für das, was er war - nur für das, was er nicht werden will... ;)

Aber das ist im grunde OT und wohl eine Lebenseinstellungssache :)
 
  • #19
  • #20
Hilfe bei Zusammenführung

Ich denke ja auch schon eine kleine Ewigkeit auf dem Gedanken einer Zweitkatze herum. Meine Fritzi ist ca. 10 Jahre alt und, wie gesagt Einzelkatze.
Aber ich habe echte Manschetten, ihr irgendeine Katze vor die Nase zu setzen.
Ich denke wenn, dann müsste es hier über das Forum gehen, es müsste eine Pflegi-Katze sein, von der man in etwa weiss, wie sie reagieren könnte...

Vielleicht kann mir ja jemand bei diesem schweren Schritt helfen?:confused:

Ich liebe meine Fritzi wirklich sehr, und ich möchte ihr wirklich Gutes tun, deshalb bin ich auch bisher zu keinem Ergebnis gekommen...
 
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