Warum sind im Tierheim so viele "Einzelgänger"?

  • Themenstarter Fresa
  • Beginndatum
F

Fresa

Neuer Benutzer
Mitglied seit
29. Februar 2016
Beiträge
2
Hallo liebes Forum,

sorry, falls die Frage schon mal gestellt wurde. Mir wurde dieses Forum empfohlen, weil ich überlege, ob eine zweite Kumpeline für meine Miez in der aktuellen Situation wirklich eine gute Idee ist.

Sie ist 10 Jahre alt und war schon immer in der Wohnung. Meine Katze hatte einen Kumpel bzw. Bruder, leider musste ich diesen Januar 2015 wegen Niereninsuffizienz einschläfern lassen. Und da die übriggebliebende Katze ziemlich aufblühte, gab es auch keinen Nachfolger. Wir machen jetzt gerne Ladiesabend auf der Couch und sie wirkt nicht traurig darüber ;-)

Da ich die Katze aber oft alleine lasse wegen Berufstätigkeit, Ausgehen und Treffen mit Freunden und weil ich bald für längere Zeit verreise, habe ich doch mal auf den Tierheimseiten nach einer Kumpeline Ausschau gehalten.

Jetzt wundere ich mich, warum bei so vielen Tierheim-Katzen steht dass die Katzen alleine sein wollen und sich mit Artgenossen nicht gut verstehen - das widerspricht doch der Theorie (dass Katzen gerne in Gesellschaft sind) ziemlich, oder? Dazu kommt ja, dass ich meine Katze seit dem Tod ihres Bruders ganz neu kennengelernt habe und sie viel offener geworden ist, seitdem sie Alleinherrschaft hat.

Ich würde mich freuen zu lesen wie Ihr die Situation einschätzt!

Liebe Grüße
Fresa
 
A

Werbung

Dazu kommt ja, dass ich meine Katze seit dem Tod ihres Bruders ganz neu kennengelernt habe und sie viel offener geworden ist, seitdem sie Alleinherrschaft hat.

Wenn sie niemanden sonst hat, muss sie ja zwangsweise offener gegenüber den Menschen werden, um überhaupt Körperkontakt oder Kommunikation in irgendeiner Weise zu erhalten und auszutauschen. Artgerecht ist das jedoch trotzdem nicht.

Genauso wie bei vielen TÄ ist auch in vielen Tierheimen immer noch die veraltete These vertreten, dass Katzen ja Einzeljäger sind und somit auch allein leben müssen. Außerdem gehen vermutlich gerade große Tierheime lieber vom geringeren Übel aus. Eine Katze in Einzelhaltung geben ist eventuell besser als in einem lauten, überfüllten, ständig wechselnden Tierheim das Dasein fristen.

Gut ist es trotzdem nicht.

Und warum wirst du längere Zeit verreisen? Wie meinst du das und was passiert mit der Katze/den Katzen?
So oder so solltest du darüber nachdenken, eine zweite wieder dazuzuholen. Schon allein, weil deine jetzige früher auch nicht allein war.
 
Im Tierheim herrschen in der Regel einfach nicht die Bedingungen, unter der man den Charakter und die Persönlichkeit einer Katze richtig kennen lernen kann. Und niemand dort hat die Zeit, um Katzen gescheit zusammen zu führen. Fast jede Katze wird erst einmal fauchen und knurren, wenn sie auf fremde Katzen trifft. Oft wird dann daraus geschlossen, dass Katze nicht verträglich mit anderen Katzen ist. Und es kann auch nicht jede Katze mit jeder Katze, wir können schließlich auch längst nicht mit jedem...
 
Also ich bin da jetzt kein Profi, aber kann nur aus unserer Erfahrung berichten und daraus, was ich denke, warum das so ist.

1. denke ich, dass viele Leute einfach lieber eine Einzelkatze möchten und die Tierheime, um die Katzen vermittelt zu bekommen wahrscheinlich leider oft diese auch in Einzelhaltung vermitteln...es gibt eben einfach zu viele Katzen ohne zu Hause :(

2. können sie im TH sich ja meist nicht so um die Katzen kümmern, wie auf einer Pflegestelle und lernen daher die Katzen zwar kennen, aber halt in einer ungünstigen Umgebung. Ich denke, dass es ja im TH sehr stressig für Katzen ist und sie dann evtl. auch mal mit einer anderen Katze zusammensitzen müssen die vom Charakter einfach nicht passt und daher dann als Einzelkatze eingeschätzt werden, weil es eben mit denen, mit denen sie zusammen wohnen müssen nicht geht und der Stressfaktor halt noch dazu kommt.

3. zu unserer "Einzelkatze". Wir sind damals auch - ahnungslos - ins TH und unsere Diva wurde uns als "definitiv Einzelkatze" vermittelt mit der Begründung, dass sie sich nicht mit der Katze, mit der sie zusammen in einem Katzenzimmer saß versteht und dass sie lieber alleine wäre. Wir wollten - damals - eh nur eine, also kam uns das sehr recht. Naja...nach einigem einlesen und auch dem immer größer werdenden schlechten Gewissen, sie immer lange alleine zu lassen haben wir uns nach einer Zweiten umgesehen. So zog also Kitty ein und ich muss sagen, dass - obwohl beide sehr verschiedene Charaktere sind, was vorher nicht klar war - es super läuft und Diva viel aktiver geworden ist als vorher. Sie spielt mehr, nimmt mehr am Leben teil usw. Vorher hat sie fast nur geschlafen den ganzen Tag. Wir sind definitiv froh über die Entscheidung und das, obwohl Diva eine "Einzelkatze" sein sollte ;-)

Will nur sagen, dass ich einfach denke, dass im TH die Umstände einfach nicht optimal sind um die Katzen richtig einschätzen zu können. Natürlich gibt es auch Einzelkatzen, die meist vom Menschen dazu gemacht wurden. Aber eigentlich möchte jede Katze Gesellschaft.

Bei deiner denke ich, wenn du eine andere, ebenfalls ältere Katzendame findest, die vom Charakter her ähnlich ist wie deine, dass sie sehr davon profitieren könnte. Es darf halt kein Jungspund mehr sein. Vielleicht findest du hier im Forum ja jemanden bei den Notfellchen? Deine Katze ist ja definitiv gut sozialisiert, da sie immer Katzengesellschaft hatte. Und dass sie so aufblüht jetzt kann natürlich daran liegen, dass es Katze/Kater-Konstellation war und der Kater vielleicht einfach der dominantere Part war?

LG
 
Nun, die Tierheime sind aus zwei Gründen "voller Einzelkatzen":

Zum einen "echten" Einzelkatzen, die meist schon etwas älter sind und ihr Leben bei ihren Vorbesitzern in Isolationshaft verbringen mussten und daher schlichtweg zu Sozialkrüppeln erzogen wurden.
Diese Katzen kennen andere Katzen nicht, sie verstehen sie nicht, haben Angst und reagieren mit Abwehr.

Zum anderen haben Tierheime nunmal leider nur einen sehr begrenzten Raum zur Verfügung und auch nicht die Möglichkeiten nur gezielt Tiere in gemeinsame Räumen zu halten die sich von Charakter, Alter und Spielverhalten gleichen...am besten noch mit einer langsamen Zusammenführung.
Also landen mitunter Tiere in einem Raum die sich einfach nicht mögen.
Sie kennen sich nicht, sie haben ein unterschiedliches Temperament und Spielverhalten und nur wenig Platz sich auszuweichen.
Also kommt es zu Streit und Zoff in der Gruppe und sie bekommen unter Umständen den Stempel "unverträglich" aufgedrückt obwohl sie an sich nichts dafür können.

Ich habe selbst so einen Kater zu Hause.
Im Tierheim "total unverträglich mit anderen Katzen und darum bitte in Einzelhaltung", hier der liebste, geduldigste Freund für unsere Zweitkatze.


Das dein eigener Kater nun "aufblüht" liegt wohl einfach daran dass er einsam ist.
Er hat seinen Partner verloren und ist nun ganz allein.
Er hat sonst niemanden und klammert sich daher an dich.
Was auf den ersten Blick aussieht als würde er "aufblühen" und "endlich aus sich heraus kommen" ist daher vermutlich eher ein Zeichen dass er einen Katzenfreund braucht.
Denn auch wenn es für dich jetzt natürlich schön ist wenn er dir so nahe kommt, kannst du ihm leider keinen Katzenfreund mit all dem was für ein Katzenleben dazugehört ersetzen.

lg
fancypants
 
Eine Katze, die ins TH kommt, steht immer unter Stress. Allein dass sie nicht in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann, stresst sie. Oder sie kommt aus so schlechter Haltung, dass ein Aufenthalt im TH eine Verbesserung wäre - trotzdem ist sie aber erstmal gestresst von der Fahrt, dem Umzug an sich, den neuen Gerüchen etc etc... Gestresste Katzen (wovon auch immer) sind meist überfordert, wenn sie mit fremden Katzen konfrontiert werden, sie ziehen sich zurück oder reagieren aggressiv.

Es gibt viele sehr soziale Katzen, die im TH ihren Artgenossen gegenüber völlig anders reagieren als in einem geschützten Zuhause.
Selbst in einem geschützten Zuhause können sehr soziale Katzen mit "irgendeinem" Kumpel, der charakterlich nicht passt einfach nicht klarkommen.

Nun kann das TH bei vielen Katzen oft einfach nicht wissen, wie sie vorher auf passende Artgenossen reagiert haben oder reagieren würden und können nur das berichten, was sie beobachten. Nämlich dass sich diese Katzen Artgenossen gegenüber sehr scheu oder eben agressiv verhält. Dass sie deswegen Einzelkatze sein soll ist ein Trugschluss, der häufig vorkommt.

Sicher wäre es wünschenswert, dass jeder TH-Mitarbeiter dahingehend besser beraten würde. Aber ich meine auch, dass viele TH-Mitarbeiter so viel anderes zu tun haben... Viele helfen engagiert mit, wissen aber eben über bestimmte Verhaltensweisen nicht bescheid.

Meine persönliche Auffassung ist - man sollte nicht zu viel erwarten, sondern sich selbst erkundigen und nicht gleich meinen, man stünde vor einem "Fachmann" ;)
Wenn man zB zum TA geht, sollte man auch nicht erwarten, dass er Ernährungsexperte für Katzen ist.
Sicher wäre das wünschenswert, ich meine nur, genausowenig wie man einem TA alles blind glauben sollte, sollte man Aussagen von TH-Mitarbeitern blinden Glauben schenken.
Wobei ich nicht meine, dass es an Kompetenz mangelt - es gibt sehr gute, sehr kompetente Tierärzte, die aber nunmal von Katzenernährung keine Ahnung haben.
Ebenso gibt es viele sehr gute, sehr kompetente und engagierte TH-Mitarbeiter, die aber nunmal keine Spezialisten in Katzenpartnerwahl sind.
Man ist als potentieller Katzenhalter selbst gefordert sich zu informieren.
Aber das ist ein anderes Thema ;)
Dazu kommt ja, dass ich meine Katze seit dem Tod ihres Bruders ganz neu kennengelernt habe und sie viel offener geworden ist, seitdem sie Alleinherrschaft hat.
Aber das ist eine recht typische Reaktion. Viele Katzen, die einen Kumpel verloren haben trauern und/oder ihnen ist ohne Artgenosse langweilig und da sie niemanden mehr sonst haben, werden sie immer anhänglicher an den Menschen. Der missinterpretiert dieses Verhalten und meint, dass die Katze aufgeblüht sei.
Auch typisch wäre, dass Katze jahrelang mit Kumpel gehalten wurde, mit dem sie nicht wirklich etwas anfangen konnte, sich latent unterdrückt fühlte oder eben sich etwas zurückgezogen hat. Wenn dieser Kumpel nicht mehr da ist, entspannt die Katze und man fehlinterpretiert wieder, dass es ihr generell ohne Katzengesellschaft besser geht.

Deine Katze ist artgenössische Gesellschaft gewohnt und von daher freut sie sich bestimmt über passende Gesellschaft.
Sie ist 10 Jahre alt und war schon immer in der Wohnung.
Dann würde eine Katzendame in ihrem Alter gut passen. Wesen/Charakter/Aktivitätslevel sollte gleich sein. Je ähnlicher sich Katzen sind, desto mehr können sie miteinander anfangen :)
Beschreib deine Katzenlady mal ein bisschen :) Ist sie gesund? Eher lebhaft, noch verspielt? Oder gemütlich unterwegs - wie hat sie sich dem Kater gegenüber verhalten? Läst sie sich schnell unterbuttern? Oder reagiert eher dominant? Oder hat sie eher ein ausgleglichenes Wesen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es liegt sicherlich auch daran, dass außerhalb dieser schönen Forenwelt die meisten Wohnungskatzen immer noch alleine gehalten werden und mit dieser Information auch im TH landen.
Das muss man natürlich so nicht hinnehmen... gute THe tun das auch nicht. Und wenn das TH sich damit nicht beschäftigen will oder auch oft nicht kann (keine Zeit für Beobachtungen etc.) muss man selber tätig werden.
 
Werbung:
Herzlichen Dank!!

an ALLE für die vielen Gedanken, die in solcher Klarheit formuliert sind, wie es mir nie in den Sinn käme.

Man spürt wie gut Ihr die Tiere versteht und wie sehr sie Euch am Herzen liegen!

Nun weiss ich die Situation in den Tierheimen und - vor allem - meine Katze besser einzuschätzen.


Deine Katze ist artgenössische Gesellschaft gewohnt und von daher freut sie sich bestimmt über passende Gesellschaft.
Dann würde eine Katzendame in ihrem Alter gut passen. Wesen/Charakter/Aktivitätslevel sollte gleich sein. Je ähnlicher sich Katzen sind, desto mehr können sie miteinander anfangen :)

So soll es sein!

Danke!
 
Hallo Fresa,

willkommen im Forum. :)

Sie ist 10 Jahre alt und war schon immer in der Wohnung. Meine Katze hatte einen Kumpel bzw. Bruder, leider musste ich diesen Januar 2015 wegen Niereninsuffizienz einschläfern lassen. Und da die übriggebliebende Katze ziemlich aufblühte, gab es auch keinen Nachfolger.

wie war das Verhältnis zwischen den Katzen? Wie sind sie miteinander umgegangen? Haben sie den Kontakt zum Anderen gesucht? Haben sie miteinander gespielt oder gekuschelt? Oder war es eine eher eine Zuneigung auf Distanz?

Inwiefern ist sie nach dem Tod des Katers aufgeblüht?
 

Ähnliche Themen

palovana
Antworten
68
Aufrufe
8K
Pflegemutti
P
M
Antworten
10
Aufrufe
5K
MiaV
M
M
Antworten
24
Aufrufe
2K
Frenzemäuschen
F
Yejuna
Antworten
86
Aufrufe
11K
bellamartha71
B
M
Antworten
11
Aufrufe
1K
MikaEla
M

Über uns

Seit 2006 stehen dir in unserem großen Katzenforum erfahrene Katzenhalter bei Notfällen, Fragen oder Problemen mit deinem Tier zur Verfügung und unterstützen dich mit ihrem umfangreichen Wissen und wertvollen Ratschlägen.
Zurück
Oben