Ich schließe mich da meinen Vorrednern an.
Ein seriöser Vereinszüchter hat nichts gegen solche kritischen Fragen zu seinen Katzen und zu seiner Herangehensweise an die Katzenhaltung und -zucht, sondern freut sich über dein Interesse.
Ein seriöser Vereinszüchter wird dich aber auch gläsern haben wollen: wie deine Wohnung aussieht, wie lange du arbeitest (und die Katzen in deiner Wohnung allein sind), ob dein Vermieter die Katzenhaltung gestattet, dass du auch das Geld hast, um die Katzen nötigenfalls auch einer teureren tierärztlichen Behandlung unterziehen zu können, ob schon Katzen im Haushalt vorhanden sind und wenn ja welche (Vorstellung der vorhandenen Katzen, also dass es tiertechnisch auch passt).
Meine Frage ist jetzt aber auch mal: Warum Kitten?
Meine persönliche Herangehensweise geht dahin (unsere Oris, also moderne Siamesen und Orientalisch Kurzhaar bzw. Peterbald, sind jeweils vom seriösen Vereinszüchter; die Sternchen waren je aus dem Tierschutz), dass ich immer schon eher an den Teenies (wie unseren Oris, als sie im Alter von ca. 6 Monaten zu uns zogen) interessiert war als an den Kleinteilen bzw. dass ich eben erwachsene Katzen zu mir genommen hatte.
Kitten sind wie Krabbelkinder. Sie sehen natürlich total knuffig aus und entsprechen voll dem Kindchenschema, aber:
- sie sind charakterlich eine Wundertüte, da natürlich auch ein seriöser Züchter, der intensiv Kontakt mit seinen Katzen hat und sie aus dem FF kennt, nicht wirklich weissagen kann, ob ein Kitten nun lebenslänglich eine ruhige oder eine lebhafte Katze sein wird; das sind alles Momentaufnahmen, genauso wie bei Menschenkindern,
- sie sind (leider auch beim seriösen Vereinszüchter) nicht in jedem Fall schon kastriert, wenn sie zu dir ziehen, so dass du dann das Narkoserisiko, die Kosten (nochmal um die 100 Euro, Kater etwas günstiger) usw. hast,
- sie sind noch relativ wild und unmanierlich, klettern beispielsweise an den Gardinen hoch oder ähnliches (natürlich sieht das total knuffig aus, wenn sie miteinander spielen, aber es geht u. U. auch schon mal etwas zu Bruch)....
....vor allem aber: die Kittenzeit dauert nur wenige Monate, eigentlich eher Wochen. Mit ca. einem halben Jahr sehen sie schon recht erwachsen aus, auch wenn sie innen drin noch Kinder/Teenies sind. Sie sehen aus wie erwachsene Katzen im Miniaturformat.
Sie sind aber schon viel besser erzogen und kennen ihre Grenzen, ihr Klo, ihre Verhaltensweisen bei erschröcklichen Dingen wie dem Staubsauger, stehlen nicht zwingend die Wurst vom Brot und durchwühlen nicht den Mülleimer, vergessen nicht im Spieltrieb, wo ihr Klo steht und passiert ihnen ein Malheur....
....aus meiner persönlichen Sicht wird die Kittenzeit (das Knuffige) total überbewertet und hat allerlei Lästiges an sich (Gardinenkletterei usw.).
Wenn du an junge erwachsene Katzen denkst, findest du (jetzt mal außerhalb des Tierschutzes gesprochen) bei vielen Züchtern auch Kastraten; das sind kastrierte Zuchttiere, die aus der Zucht genommen wurden, weil sie ihr "Soll" (drei Würfe innerhalb von zwei Jahren maximal, was die Kätzinnen angeht; beim Kater oft, bis er markiert, also gut 1 Jahr alt ist oder etwas älter) erfüllt haben und sich nach der Kastra nicht mehr in die Gruppe der potenten Katzen erfolgreich integrieren können. Die Tiere haben einen gefestigten Charakter, sind bereits kastriert, stammen aus einem Haushalt, wo sehr auf eine gute gesundheitliche Betreuung geachtet wird, entsprechen als ehemalige Zuchttiere voll und ganz dem Zuchttyp (Schönheitsideal) und sind noch sehr jung mit ihren 1- 2 Jahren Lebensalter. Oft werden diese Tiere - verglichen mit dem Preis für Kitten - für einen Bruchteil der Kosten abgegeben, und du hast die Garantie, eine gut sozialisierte und mit Menschen und dem Haushalt vertraute Katze zu erhalten. Und obendrauf eine, die gesundheitlich gut betreut wurde und auch gesund ist.
Der schon genannte Kaufpreis von ca. 600 Euro für ein Kitten mit Stammbaum ist realistisch, auch bei einer so weit verbreiteten und eigentlich totgezüchteten Katze wie der BKH (totgezüchtet im Sinne von Überangeboten am Markt).
Stammbaum: bitte lass dir vom Züchter den Verein nennen, in dem er züchtet, und guck dir die Vereinshomepage genau an. Ein guter Verein ist bei den Dachorganisationen TICA oder FiFé organisiert und veranstaltet selbst auch Ausstellungen. Die Richtlinien des Vereins sehen beispielsweise vor, dass eine Zuchtkatze innerhalb von zwei Jahren (24 Monaten) nicht mehr als drei Würfe haben darf. Dass potente Kater nicht isoliert und allein gehalten werden dürfen ("Kellerkater"), sondern mindestens ein Kumpel (beispielsweise ein Kastrat) mit im Gehege sitzen muss, damit der Zuchtkater Gesellschaft hat. Dass beispielsweise mit weißen Katzen nur gezüchtet werden darf, wenn sie einen Audiometrietest (hörend) erfolgreich absolviert haben. Das sind nur so einzelne Beispiele für wichtige Vereinsrichtlinien; die Beachtung des Tierschutzgesetzes in Sachen Qualzucht usw. muss natürlich auch in den Richtlinien drinstehen.
Das Wichtigste ist das gegenseitige Bauchgefühl! Dafür ist das persönliche Kennenlernen von Züchter und Käufer wichtig, und selbst wenn du für deine Traumkatzen je 600 km durch die Republik fährst pro Strecke - einmal zum Kennenlernen, dann nochmal zum Abholen der Katze -, sollten die Katzen dir das wert sein! Dasselbe gilt natürlich auch für Tierschutzkatzen.
Im Tierschutz sind ggf. auch Fahrketten machbar, wenn eine TS-katze hier aus dem Forum vermittelt wird; da geht normalerweise aber auch umfassender E-Mail-Verkehr voraus und dass man sich ggf. auch am Telefon gegenseitig beschnuppert (die Menschen). Die Fragerei, also der gläserne Dosi, ist im Tierschutz aber genauso wie beim seriösen Vereinszüchter wichtig und ausführlich. Bei einer Pflegestelle oder einem TSV, wo nicht genau nachgehakt wird, wie die Katze auf Dauer leben wird, würde ich sofort Abstand nehmen!
Im Tierschutz ist es manchmal so, dass die Aussagen zum Tier nicht wirklich genau und zutreffend gemacht werden können, weil man natürlich von der Vorgeschichte des Tieres nicht so viel oder gar nichts weiß. Auf Pflegestellen können zum Charakter des Tieres oft genauere Angaben gemacht werden, weil der Kontakt zum Tier einfach intensiver ist, als dies im TH möglich ist. Eine seriöse Pflegestelle wird sich - genau wie ein seriöser Vereinszüchter - auch viel Zeit nehmen, um die ganzen Rahmenbedingungen für die Katze zu erfragen und den künftigen Dosi kennen zu lernen --- eben, damit es wirklich passt und die Katze nicht nach 3 Tagen zurück gebracht wird, weil sie eben noch nicht auf Befehl Männchen macht *augenroll*.
Ganz schlimm wäre Schnäppchenmentalität und Kauf beim Billigheimer-Vermehrer!!!!
Vermehrer sind Leute, die sich Hobbyzüchter nennen oder auch anders, aber nicht in einem seriösen Katzenzuchtverein organisiert sind. Das offensichtliche Kennzeichen ist, dass Kitten deutlich billiger abgegeben werden als Stammbaumkatzen (bei BKH schon ab 250 Euro aufwärts pro Kitten) und dass die Tiere eben KEINEN Stammbaum eines seriösen Zuchtvereins haben.
Der Grund ist: selbst für den Fall, dass die Elterntiere je einen Stammbaum haben, kann nicht sicher gestellt werden, dass die Kitten tatsächlich echte BKH sind (es könnte letztlich auch der Nachbarkater der Vater sein: wer kontrolliert das?). Der Vermehrer hat keine Vereinsrichtlinien, die kontrolliert werden könnten (wieviele Würfe pro Katze und Jahr? Gesundheitsvorsorge? Zuchtkaterhaltung? usw.), und wo sich der seriöse Vereinszüchter viele Gedanken um Stammbaumlinien und Verbesserung und Erhalt der Rasse macht, also über die Verpaarung von kater und Katze gründlich nachdenkt, setzt der Vermehrer plan- und sinnlos Kater auf Katze und produziert einfach immer wieder neue Kitten, egal, was das für die Rasse als solche bedeutet (jedenfalls keine Verbesserung!).
Oft ist es auch so, dass der seriöse Vereinszüchter deutlich mehr Geld in seine Zuchtkatzen investiert (hochwertiges Futter usw.), wo der Vermehrer Billigfutter füttert und die Zuchttiere natürlich auch nicht hochwertig gesundheitlich versorgt.
Das Wesentliche ist aber: es wird vermehrt, dh. immer wieder neue Kitten produziert, obwohl das Katzenelend insgesamt in Deutschland ja immer wieder die Tierheime überfüllt mit Kittenschwemmen von Bauernkatzen und Streunerkitten!
Der seriöse Vereinszüchter bemüht sich um Erhalt und Verbesserung der Rasse (auch wenn es im Forum immer wieder auch User gibt, die Vereinszucht insgesamt am liebsten verbieten lassen würden und es sehr kritisch sehen, dass Mensch willentlich Katzenbabies "produziert"), also beispielsweise schönere Augenfarbe oder Ohrenform.... was auch immer!
Ein seriöser Vereinszüchter achtet auch darauf, dass keine Erbkrankheiten weiter vererbt werden und lässt seine Zuchtkatzen auf wichtige Krankheiten wie HCM usw. untersuchen, bevor er sie mit anderen Zuchtkatzen verpaart.
Und: ein seriöser Vereinszüchter gibt seine Bärchen nicht an Hinz und Kunz ab, sondern leistet es sich auch, Kaufinteressenten abzulehnen! Genauso wie eine gute Pflegestelle im Tierschutz.
Bitte informiere dich gründlich über den Katzenkauf --- der Anschaffungspreis ist die geringste Ausgabe im Katzenleben, und wenn du nun zwingend Kitten haben musst, sollten sie dir - es sind Lebewesen!!! - auch die ca. 600 Euro pro Stück wert sein! Oder eben erwachsene Kastraten mit Stammbaum für ca. 200-400 Euro.
Auch im Tierschutz wirst du locker für eine Katze 100 und mehr Euro bezahlen müssen, aber dafür bekommst du eben auch eine tierärztlich durchgeckeckte, kastrierte und voll geimpfte Katze. Die tatsächlichen Kosten liegen weit oberhalb der Höhe der Schutzgebühr; der TS verdient nichts an der Abgabe der Katzen!
LG