Rohfleisch-FAQ für Barf-Einsteiger und Gelegenheitsrohfütterer

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Nonsequitur

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Hallo,

ich hab mal einen FAQ-Thread zum Thema Rohfütterung zusammengetippt, weil so eine Zusammenfassung hier meiner Meinung nach noch fehlt. Da könnte man in Zukunft Rohfleisch-Anfänger drauf verweisen.
Ergänzungen, Anregungen und Kritik sind natürlich willkommen.

---

Dieser Thread soll ein paar grundlegende Infos für alle Leute bereitstellen, die sich fragen: "Rohes Fleisch für Katzen? Klingt ja interessant, aber was wo wie?"
Er soll keine Anleitung zum Barfen sein - dazu gibt's im Unterforum "Barfen", speziell in der Linkliste, genug Lesefutter.


Warum um Himmels Willen Rohfleisch?
Aber mein Tierarzt warnt mich immer davor, meinen Katzen rohes Fleisch zu geben!?
Also einfach nur rohes Fleisch in den Napf, und gut ist?
Welches Fleisch kann ich geben?
Wie ist das mit Knochen?
Soll ich das Fleisch schneiden, oder muss das gewolft sein?
Wieviel Fleisch pro Mahlzeit?
Wo kann ich das Fleisch für meine Katzen kaufen?
Ich will Frostfleisch kaufen, wie taue ich das richtig auf?
Ich hab hier was von Frostmäusen und Eintagsküken gelesen, was ist damit?
Kann ich meine Katze nicht nur mit ganzen Beutetieren ernähren?
Was ist mit Gemüse, Getreide, Obst? Braucht eine Katze das nicht auch?
Meine Katze will kein rohes Fleisch fressen, was kann ich tun?
Das mit dem Rohfleisch gefällt mir und/oder meiner Katze so gut, dass ich mehr als 20% roh füttern will - was nun?
Kann ich auch erstmal morgens Dose und abends supplementiertes Barf geben (oder umgekehrt)?
Wie sieht das in der Praxis aus, muss man wirklich jeden Tag Fleisch und Supplemente neu zusammenmischen?
Dieses milligrammgenaue Supplementieren hört sich so heikel an - wie kann ich da sicher sein, dass ich meine Katzen nicht krank füttere?
Gibt es empfehlenswerte Bücher zum Thema Barfen?
 
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Warum um Himmels Willen Rohfleisch?

Die ursprüngliche Ernährung unserer Hauskatze besteht aus rohen Beutetieren. Rohfleisch ist also die natürlichste Ernährung, die man seinem Stubentiger zukommen lassen kann.
Die Zusammensetzung von Rohfutter ist (wenn man's richtig macht) sehr hochwertig, und trotzdem ist es günstiger als hochwertiges Dosenfutter. Viele Katzenhalter haben mit ausschließlicher Rohfütterung schon Allergien oder chronische Magen-Darm-Probleme ihrer Katzen in den Griff bekommen. Die Fellqualität verbessert sich, die Katzen werden wacher und aktiver, der Kot wird weniger und riecht kaum noch.

Nicht zuletzt hat man als verantwortungsvolles Katzenpersonal mit Rohfütterung die volle Kontrolle darüber, was man seinen Katzen zu futtern gibt. Kein Deklarationsdschungel, keine 4% Irgendwas, keine undefinierbaren Zusatzstoffe. Man kann die Ernährung auch genau an Vorerkrankungen der eigenen Katzen anpassen und muss keine Kompromisse eingehen (wenn die Patientin denn mitmacht).

Auch wer nur gelegentlich Rohes füttert, tut seinen Katzen etwas Gutes. Rohfleisch ist nicht nur eine gesunde und frische Abwechslung (würdest du gern tagein, tagaus nur Doseneintopf und Kekse essen?), es ist auch ein Event. Gelangweilte Wohnungskatzen entdecken das kleine Raubtier in sich und erlegen knurrend die Beute im Napf. Speziell knochenhaltige und durchwachsene Fleischstücke sind außerdem gut für die Zahnpflege - ein Job, den Trockenfutter (entgegen seinem Ruf) nur schlecht erfüllt.
 
Aber mein Tierarzt warnt mich immer davor, meinen Katzen rohes Fleisch zu geben!?

Ja, viele Tierärzte verbreiten gern mittelschwere Panik wegen der Würmer und Bakterien im Fleisch.
Das ist sicher einerseits eine Vorsichtsmaßnahme, weil sie nicht wollen, dass man einfach ahnungslos drauflos barft und dann den Tierarzt verantwortlich macht, wenn's schiefgeht (siehe auch den nächsten Punkt); andererseits haben da sicher auch die Fertigfutterhersteller ihre Finger drin, die einfach ihre Kunden halten wollen.

Tatsache ist: Würmer fängt sich eine Katze sehr viel eher von draußen gefangenen Mäusen ein als von Fleisch, das für den menschlichen Verzehr bestimmt oder als Futterfleisch davon abgezwackt ist. Dafür gibt es schließlich Kontrollen. (Tatar, Mett und Carpaccio sind auch rohes Fleisch - hat dir dein Hausarzt schon mal zu einer prophylaktischen Wurmkur geraten, wenn du sowas isst?)

Keime wie Salmonellen findet man zwar auch an "unserem" Fleisch, aber gegen die sind Katzen sehr unempfindlich. Dafür sorgen vor allem a) die extrem aggressive Magensäure und b) der sehr kurze Darm, der den übriggebliebenen Viechern kaum Zeit zur Vermehrung lässt. Bedenken muss man da nur bei Katzen mit stark angegriffenem Immunsystem haben. Ein Restrisiko besteht immer, aber Erkrankungen durch Bakterien an rohem Fleisch sind auch bei 100% Rohfütterung sehr selten.

Und natürlich ist es schon allein wegen der Infektionsgefahr für uns selbst Pflicht, bei der Verarbeitung von rohem Fleisch die üblichen Küchenhygieneregeln einzuhalten. Also Fleischstücke vor dem Verarbeiten kurz mit kaltem Wasser abspülen und trockentupfen; Arbeitsgeräte, -flächen, Näpfe und Hände vorher und nachher heiß waschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also einfach nur rohes Fleisch in den Napf, und gut ist?

Leider nicht ganz. Bis vor kurzem nahm man an, dass man bis zu 20% der wöchentlichen Futtermenge einfach durch Rohfleisch ohne Zusätze ersetzen kann (von dieser 20%-Regel hast du vielleicht auch im Forum schon gelesen), aber diese Annahme gilt mittlerweile in einem wichtigen Punkt als veraltet: Sobald du regelmäßig, etwa einmal pro Woche oder häufiger, Fleisch geben willst, solltest du auf jeden Fall - auch bei gesunden Katzen - Calcium hinzufügen.
Der Grund dafür ist, dass Fleisch relativ viel Phosphor bzw. Phosphat enthält. Der Phosphat-Überschuss stellt bei der Verdauung eine starke Belastung für die Nieren dar - und die Nieren sind bei unseren Miezen ja allgemein recht anfällig für Krankheiten und Fehlfunktionen. Indem man dem Futter Calcium hinzufügt, wird das Phosphat im Stoffwechsel quasi abgepuffert und damit viel weniger nierenschädlich. Es gibt ein optimales Verhältnis von der Calcium- zur Phosphormenge in der Nahrung (für Zahlenfreunde: bei Katzen wird das mit etwa 1,15:1 angesetzt), und daraus errechnet sich die optimale Menge des Calciums, das man reinem Fleisch zusetzen sollte.

Als Calciumzusätze kannst du synthetisches Calciumcarbonat- oder Calciumcitratpulver oder einfach fein gemahlene Eierschalen verwenden. Richtmengen: Auf 1 kg Fleisch nimmt man etwa 5 g Calciumcarbonat oder 10 g Calciumcitrat oder 5-6 g gemahlene Eierschale (das entspricht etwa der Schale von einem Ei).
Die Eierschale kann von rohen oder gekochten Eiern stammen. Wenn du selbst mahlen möchtest, dann solltest du die Schalen vorher gut abwaschen und trocknen. Wenn man außerdem die innen liegenden Häutchen entfernt, ist das Ganze haltbarer.

Besonders bei jungen Katzen empfiehlt sich außerdem, etwas reines (ca. 99%iges) Taurinpulver zuzusetzen. Hier kannst du etwa eine Messerspitze pro Portion nehmen. Bitte gut unterrühren, das trockene Pulver wirkt leicht reizend auf die Schleimhäute.

Alle genannten Zusätze kann man im Zoohandel kaufen.

Wenn du regelmäßig komplette Mahlzeiten durch Rohfleisch ersetzen willst, dann bewegst du dich in Richtung Vollbarfen - das heißt, dann muss das Fleisch noch umfassender mit Mineralstoffen und Vitaminen - sogenannten Supplementen - ergänzt werden, damit eine vollwertige Mahlzeit draus wird. Supplemente sind notwendig, weil die Katze in der Natur ja auch nicht nur das Mäusebrustfilet frisst, sondern die komplette Maus einschließlich Knochen, Innereien, Blut, Fell etc.. Diese Teile enthalten auch wichtige Nährstoffe, die ersetzt werden müssen, wenn man sie nicht mitfüttert. Eine Katze, die nur reines Fleisch bekommt und sonst nichts, wird auf Dauer krank!
(Auch vor fehlender oder wild falscher Supplementierung wollen Tierärzte wahrscheinlich schützen, wenn sie pauschal vor der Rohfütterung warnen. Man braucht kein ernährungswissenschaftliches Studium, um richtig zu barfen, aber es ist auf jeden Fall Einlesearbeit nötig.)
Auch die Multivitaminpasten, die man im Zoogeschäft kaufen kann, reichen zur Supplementierung nicht aus. Die sind nur als Leckerli für Katzen gedacht, die über ihr Futter schon weitestgehend mit Vitaminen versorgt sind.
 
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Welches Fleisch kann ich geben?

Für den Anfang eignet sich prima Hühnchen- und Putenbrust. Wenn du selbst Fleisch isst, kannst du auch z.B. die Teile mit Sehnen, Fett & Co., die du nicht essen würdest, für die Katzen abschneiden.
Viele Katzen mögen auch gern Rinderhack, Rindergulasch oder Hühnerherzen (die muss man anfangs wahrscheinlich zerteilen).
Wenn sich die Katze erstmal ans Kauen gewöhnt hat, kann man es zu Zahnpflegezwecken mit durchwachsenen Stücken wie Rindersuppenfleisch versuchen, oder mit Hühnermägen, oder mit Hühnerflügelchen samt Knochen, oder ...

Prinzipiell kannst du jedes Muskelfleisch (das ist das "normale" Fleisch, das wir auch essen), Herzen und Geflügelmägen ohne Bedenken füttern. Huhn, Pute, Rind, Kaninchen, Lamm, Hirsch, Ente - der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Es muss nicht mager sein, im Gegenteil, Fett ist für Katzen ein wichtiger Nährstoff.
Verträglichkeitsprobleme gibt es am ehesten bei Rind und bei zuviel Herz auf einmal.

Wegen Lebensgefahr solltest du NICHT füttern:
- rohes Schwein oder Wildschwein wegen des tödlichen Aujeszky-Virus (außer Hausschwein aus wirklich sehr vertrauenswürdiger, deutscher Quelle; keine Bio-Haltung wegen möglichem Kontakt mit Wildschweinen; durchgegart ist Schwein OK, das Virus wird beim Erhitzen abgetötet)
- gegarte (z.B. gekochte) Knochen wegen der Splittergefahr - Knochen müssen immer roh sein!

Nur in sehr kleinen Mengen, oder überhaupt nicht, solltest du füttern:
- Innereien aller Art, außer Herz und Magen (auf Dauer dosierst du sonst verschiedene Nährstoffe falsch)
- rohen Fisch, wegen Vitamin-D-Überdosierung und Thiaminasen (das sind Enzyme, die zu Vitamin-B1-Mangel führen können).

Es wird außerdem oft empfohlen, eine "exotische" Fleischsorte (meistens Pferd) nicht zu füttern, damit man eine Ausschlussdiät mit dieser Fleischsorte durchführen kann, wenn es irgendwann bei der Katze mal einen Verdacht auf Futtermittelallergie geben sollte - dazu braucht man nämlich eine Tierart, die die Katze vorher noch nie gefressen hat.


Wie ist das mit Knochen?

Kleinere Knochen sind gut für die Zahnpflege und eine tolle Beschäftigung. Viele Katzen fressen z.B. gern Hühnerflügel samt Knochen. Auch Hühnerhälse werden oft gern genommen, die enthalten aber weniger Fleisch. Wie schon geschrieben, Knochen immer roh verfüttern!
Bei ungeübten Fressern kann es helfen, Hühnerflügel etwas einzuschneiden, damit sie leichter einen Anfang finden.
An kompletten Rohfleischtagen sollte man nicht nur knochenhaltige Stücke verfüttern, das kann zu Verstopfung führen.
Da Knochen viel Calcium enthalten, muss Fleisch mit Knochen kein extra Calcium zugesetzt werden.
 
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Soll ich das Fleisch schneiden, oder muss das gewolft sein?

Katzen haben ein Raubtiergebiss, das gepflegt und trainiert werden will. Man sollte sie also durchaus zum Kauen ermuntern, indem man Rohfleisch in Stücken serviert. Das kann ruhig Gulaschformat sein, anfangs eher etwas kleiner, später auch größer. Gegen Schlingen kann es helfen, das Fleisch in Pommes-frites-ähnliche Stücke zu schneiden.
Beim Komplettbarfen wird oft ein kleiner Teil des Fleisches untergewolft, damit man die Supplemente besser "verstecken" kann, weil die Katzen sie sonst liegen lassen. Größere Teile mit Knochen kann man wolfen, um bei der Calciumversorgung etwas Abwechslung zu haben. Aber als Rohfleisch-Anfänger brauchst du dich darum nicht zu kümmern.


Wieviel Fleisch pro Mahlzeit?

Gib bei einer Mahlzeit einfach soviel Fleisch, wie du sonst Nassfutter geben würdest (oder bei Kitten: soviel wie reinpasst). Beim Komplettbarfen braucht man weniger, aber darauf muss sich der Katzenmagen erst einstellen.


Wo kann ich das Fleisch für meine Katzen kaufen?

Dort, wo man auch Fleisch für den menschlichen Verzehr kauft: beim Supermarkt, beim Metzger deines Vertrauens, oder direkt beim Bauern. Es gibt auch spezielles Futterfleisch in manchen Zoohandlungen, in speziellen Barf-Läden und natürlich - wo sonst - im Internet (Linkliste Fleischversand).
Ob du Bioqualität verfüttern willst, ist deine Entscheidung. Biofleisch ist je nach Siegel sicher oft gesünder, aber halt auch teurer als Fleisch aus konventioneller Haltung.
Futterfleisch besteht meistens aus Zerlegeabschnitten sowie fetthaltigen und sehnigen Stücken, die sich im Laden nicht verkaufen würden. Es ist deswegen oft deutlich günstiger als Fleisch für den menschlichen Verzehr, aber für Katzen mindestens genauso gut geeignet. Die Bestellung im Internet lohnt sich aber erst bei größeren Mengen ab etwa 7-10 kg.


Ich will Frostfleisch kaufen, wie taue ich das richtig auf?

Außer in absoluten Notfällen sollte man Fleisch immer im Kühlschrank auftauen, weil sich sonst die Keime im Fleisch explosionsartig vermehren. Der Behälter (Dose, Beutel) sollte beim Auftauen etwas geöffnet werden, damit Luft ans Fleisch kann, da sich unter Luftabschluss eventuell ein Gift im Fleisch bilden kann (Botulinumtoxin).
Da Katzen kein Futter direkt aus dem Kühlschrank fressen sollten, holt man die benötigte Portion etwa eine Stunde vor dem Füttern aus dem Kühlschrank und stellt sie an einen sicheren Ort, oder man bringt sie kurz vor dem Servieren in der Mikrowelle auf Zimmertemperatur (bei Stücken mit Knochen nicht empfehlenswert) oder stellt sie kurz in ein warmes bis heißes Wasserbad. Es kann auch reichen, die Portion mit einem Schluck heißem Wasser zu übergießen und direkt hinzustellen.
 
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Ich hab hier was von Frostmäusen und Eintagsküken gelesen, was ist damit?

Auch ganze Beutetiere kann man verfüttern. Das ist quasi eine besonders naturnahe Fütterungsmethode.

Tiefgefrorene Mäuse und Küken gibt es in Zoohandlungen, meistens beim Reptilienbedarf. Eintagsküken sind die männlichen Küken, die in Brütereien als "Abfall" getötet werden, weil sie nicht zum Eierlegen gebraucht werden. Frostmäuse sind speziell als Futtertiere gezüchtet, wachsen aber unter ziemlich miesen Bedingungen auf, deshalb verfüttern viele Barfer aus Tierschutzgründen keine Frostmäuse.
Andere Beutetiere oder beute-ähnliche Tiere kann man in manchen Läden für den Menschenbedarf kaufen, z.B. Wachteln und anderes Kleingeflügel, oder auch Kaninchen. Größere Tiere wie Suppenhühner kann man zerkleinern oder durch den Fleischwolf drehen.
Viele Katzen veranstalten mit den Tierchen eine ziemliche Sauerei, deshalb ist ihre Verfütterung eher nichts für Zartbesaitete, und man sollte sie in einem leicht zu reinigenden Raum durchführen.

Es ist oft die Rede davon, dass man den Dottersack von Eintagsküken ausdrücken soll, wenn man mehr als 2-3 Küken pro Woche füttert, weil man sonst zuviel Vitamin A geben würde; das ist tatsächlich nicht nötig, so vitamin-A-reich ist der Dottersack nicht.


Kann ich meine Katze nicht nur mit ganzen Beutetieren ernähren?

Kurze Antwort: Nein, besser nicht. ;)
Längere Antwort: In den USA ist reine Beutetierfütterung, bzw. der "Nachbau" von Beutetieren mit möglichst wenig weiteren Zusätzen ("prey model diet") als Barfmethode tatsächlich verbreitet. Hierzulande ist man aber mehrheitlich skeptisch, ob man damit auf Dauer wirklich alle nötigen Nährstoffe in der richtigen Menge in die Katze bekommt. Kein Frostfuttertier hat schließlich die Nährstoffzusammensetzung einer wildgefangenen Maus. Außerdem gehen durch Verarbeitung, Lagerung und Transport Nährstoffe verloren.
Mit sehr viel Abwechslung bei den Futtertieren - mehr, als man hier üblicherweise im Handel bekommt - und Zusatz von Taurin und ein paar anderen Dingen mag es gutgehen, man sollte aber (wie immer) auf keinen Fall ohne weiteres Einlesen einfach drauflosbarfen.

Auf jeden Fall muss man bei der Beutetierfütterung keine strengen Mengenbegrenzungen wie "nur als Leckerli" oder "nur einmal die Woche" einhalten, da Beutetiere mit Innereien und Knochen ausgewogener sind als reines Muskelfleisch.
 
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Was ist mit Gemüse, Getreide, Obst? Braucht eine Katze das nicht auch?

Katzen sind hochspezialisierte Fleischfresser und können mit pflanzlichen Nährstoffen nur sehr wenig anfangen. Insbesondere brauchen Katzen (anders als viele andere Säugetiere) keine Kohlenhydrate für ihren Stoffwechsel. Wenn du nur 20% roh fütterst, solltest du daher überhaupt nichts Pflanzliches dazugeben.
Füttert man wesentlich mehr Rohfleisch, dann setzt man etwa 5% Gemüse zu, dessen Fasern als Ballaststoff dienen. Das hochverdauliche Rohfleisch führt bei vielen Katzen sonst zu Verstopfung. Der Gemüseanteil kann z.B. aus geraspelten Gurken, Zucchini, püriertem Kürbis, Möhren oder passierten reifen Tomaten bestehen.
Getreide hat wegen seines hohen Stärkeanteils - und weil viele Getreidesorten Gluteneiweiß enthalten, einen häufigen Allergieauslöser - im Futter sowieso nichts zu suchen. Obst wegen des Fruchtzuckers auch nicht. Auch Kartoffeln enthalten viel Stärke, roh sind sie außerdem giftig.


Meine Katze will kein rohes Fleisch fressen, was kann ich tun?

Tipps zur Umstellung auf BARF
 
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Das mit dem Rohfleisch gefällt mir und/oder meiner Katze so gut, dass ich mehr als 20% roh füttern will - was nun?

Jetzt musst du das Fleisch umfassender supplementieren. Das heißt erstmal: Lesen, lesen, lesen. Und uns hier oder im dubarfst-Forum Löcher in den Bauch fragen. ;) Hier gibt es eine umfangreiche Linksammlung zum Thema.

Man kann grundsätzlich auf zwei Arten supplementieren:

- Mit Fertig- oder Kombisupplementen, z.B. Felini Complete oder EasyBARF. Das sind Vitamin- und Mineralstoffmischungen, die man nur übers Fleisch zu geben braucht.
Fertigsupplemente dosiert man nach Packungsanleitung, man kann sie zu beliebigem Fleisch geben und braucht je nach Präparat noch ein paar weitere Zusätze - auf jeden Fall Fett (bei magerem Fleisch), Ballaststoffe und Wasser.

- Mit natürlichen Supplementen - z.B. Leber für die Vitamin-A-Zufuhr, Eierschalen fürs Calcium, Fortain oder Blut fürs Eisen, usw..
Die Dosierung ist hier vom gewählten Fleisch und den anderen Supplementen abhängig, man rechnet sie für jedes Rezept einzeln aus. Dazu benutzt man am besten einen Kalkulator, z.B. den von dubarfst, sonst rechnet man sich einen Wolf. Oder man richtet sich nach festen Grundrezepten.

Fertigsuppis sind einfacher zu handhaben als natürliche Supplemente. Aber sie sind leider auch nicht viel ausgewogener als Fertigfutter, und je nach Zusammensetzung auch nicht an spezielle Bedürfnisse anpassbar. Außerdem widerspricht so eine Fertigmischung ja dem Gedanken, dass man gern selbst bestimmen und kontrollieren möchte, was ins Katzenfutter kommt.
Wenn der Einstieg schnell gehen soll, empfiehlt sich daher, dass du erstmal ein Fertigsuppi nutzt - das kann man drei, vier Monate lang bedenkenlos tun, auch bei 100% Rohfütterung -, dabei bei den Fleischsorten möglichst viel abwechselst, und dich gleichzeitig in die natürliche Supplementierung einliest. Wenn du es dir zutraust und soweit verstanden hast, kannst du natürlich auch gleich mit natürlicher Supplementierung loslegen.

Zum Einstieg in die natürliche Supplementierung sind die entsprechenden Grundrezepte auf dubarfst zu empfehlen (hier mit Knochen). Auch die sind natürlich nicht ausgewogen, es handelt sich um Pi-mal-Daumen-Durchschnittsrezepte für alle möglichen Fleischsorten. Aber auch die kann man einige Monate lang bedenkenlos füttern, um die natürlichen Supplemente kennenzulernen. Später kann man die Grundrezepte prima verwenden, wenn man Fleisch gekauft hat, das nicht in der Kalkulatordatenbank steht.

Im Notfall - d.h. die Katzen bestreiken das Dosenfutter komplett, aber das bestellte Fertigsuppi ist noch nicht angekommen - kann man natürlich ein paar Tage lang auch pures Fleisch füttern, ohne dass sich gleich Mangelerscheinungen einstellen.
 
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  • #10
Kann ich auch erstmal morgens Dose und abends supplementiertes Barf geben (oder umgekehrt)?

Kein Problem, wenn deine Katze es verträgt und nicht mäkelt. Das Rohfutter wird dann genauso supplementiert, wie wenn du 100% roh füttern würdest. Zwischen Dosen- und Rohfutter sollten aber je nach Magenempfindlichkeit einige Stunden Verdauungszeit liegen.

Viele Vollbarfer machen z.B. einen "Dosentag" alle 1-4 Wochen, damit ihre Katzen für Notfälle (Urlaub, Tierklinik, man vergisst die nächste Portion aufzutauen ...) an Dosenfutter gewöhnt bleiben.
 
  • #11
Wie sieht das in der Praxis aus, muss man wirklich jeden Tag Fleisch und Supplemente neu zusammenmischen?

Nein, die meisten Barfer bereiten gleich mehrere Kilo Fleisch auf einmal zu - das kann einmal in der Woche sein, oder auch einmal in zwei Monaten - und frieren alles komplett in Tagesportionen ein. Bei der täglichen Fütterung muss man die Portionen dann nur noch auftauen. Die Nährstoffe bleiben durch das Einfrieren gut erhalten, man konnte jedenfalls bisher nichts Gegenteiliges feststellen.
Viele Katzen akzeptieren das Futter komischerweise auch besser, wenn es einmal mit allen Supplementen eingefroren war.
Die Hersteller von Fertigsuppis schreiben auf ihre Packungen, dass man das Supplement nicht einfrieren sollte. Das ist wahrscheinlich nur zur Absicherung des Herstellers gedacht.

Portionieren, supplementieren und einfrieren geht übrigens auch mit Tiefkühlfleisch - dass man einmal Aufgetautes nicht wieder einfrieren soll, ist (nicht nur bei Fleisch) ein mittlerweile widerlegtes Märchen. Es ist aber für Hygiene und Verarbeitung besser, wenn man das Fleisch zum Portionieren nicht ganz auf-, sondern nur soweit wie nötig antaut.
 
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  • #12
Dieses milligrammgenaue Supplementieren hört sich so heikel an - wie kann ich da sicher sein, dass ich meine Katzen nicht krank füttere?

Ausgewogene Ernährung ist nicht so kompliziert, wie es sich zunächst anhört. Das milligrammgenaue Rechnen ist eher was für den Einstieg, damit man überhaupt mal ein Gefühl für die Zahlen bekommt. Wenn du etwas Erfahrung mit dem Barfen hast und siehst, dass dein selbst zusammengepanschtes Futter deine Katzen weder umbringt noch krank macht (oft im Gegenteil), erlaubst du dir meist von selbst kleinere Abweichungen, die sich im Lauf der Zeit ausgleichen.
Man muss sich natürlich auch klarmachen, dass weder die Bedarfswerte für die einzelnen Nährstoffe (also z.B. die Angabe, wieviel Vitamin A eine 4,2 kg schwere Katze am Tag braucht) noch die Nährstoffwerte der einzelnen Fleischsorten in Stein gemeißelt und immer gleich sind, wie der Kalkulator es uns vorspielt. Auch in der Natur enthält ja nicht jede Maus genau gleich viel Vitamin A. Solche Schwankungen können Katzen wie Menschen problemlos verkraften, solange die Nahrung insgesamt ausgewogen ist.

Deshalb ist Abwechslung beim Barfen so ein zentraler Bestandteil. Einseitige Fütterung - z.B. nur mit Geflügel, nur mit Rind, nur mit ganzen Beutetieren, nur mit einem einzigen Fertigsuppi, nur nach einer einzigen Bedarfswertetabelle - führt am ehesten dazu, dass die Katze von bestimmten Nährstoffen dauerhaft zuviel oder zuwenig bekommt und irgendwann davon krank wird.

Und wenn du jetzt immer noch skeptisch bist, dann denk nochmal genau über das Fertigfutter nach, das deine Katzen bisher bekommen. Das ist garantiert nicht ausgewogener als (richtig supplementiertes) Barf. Kann es gar nicht sein, da fast jeder Hersteller exakt die gleiche Supplementenmischung in jede Dose kippt, egal ob Rind, Geflügel oder Lamm drin ist.
Der Unterschied ist nur, dass man als Besitzer die Verantwortung für die Futterzusammensetzung an den Hersteller abschiebt, während man sie beim Barfen selbst übernimmt.
 
  • #13
Gibt es empfehlenswerte Bücher zum Thema Barfen?

Leider nein. Es gibt zwar Bücher darüber, aber in denen steht viel Falsches - zum Teil vom Hundebarfen abgeschrieben, zum Teil von den Autoren selbst erdacht.
Am besten ist noch das Buch "Natural Cat Food" von Susanne Reinerth. Aber auch da sollte man nicht alles für bare Münze nehmen. Wenn du Texte "am Stück" lesen möchtest, besorg dir am besten bei dubarfst die Einsteigerskripte, die gibt es gegen eine kleine Spende an den Tierschutz.
 
  • #14
Hallo bin neu hier und habe gleich mal eine Frage an euch. Unser Kater Benji hat einen nervösen Magen. Der Tierarzt meinte, dass wir es mit Frischfleisch probieren sollten. Habe mich gleich mal im Internet erkundigt und dieses Forum hier entdeckt.

Zum Barfen steht hier ja bereits viel. Ich habe festgestellt, dass es viele Shops für Frischfleisch und Frostfutter im Internet gibt, aber die sind meist für Hunde, z. B. der hier: barfers-wellfood.de. Der ist in Berlin, wo ich kurze Lieferzeiten hätte. Aber die Mengen sind doch viel zu riesig.

Gibts auch richtige BARF Läden nur für Katzen?


Grüßle
der Benji und Herrchen Mika
 
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  • #15
Hallo und willkommen im Forum,

nein, Läden speziell für Katzen gibt es leider meines Wissens nicht, dafür ist einfach der Markt zu klein.
Zum Testen ist es sowieso am besten, du kaufst einfach Fleisch "für Menschen" im Supermarkt oder beim Metzger. Ansonsten haben auch die meisten Barfläden für Hunde ein paar Fleischsorten, die für Katzen geeignet sind.
 
  • #16
Hallo Nonsequitur,

okay das dachte ich mir schon. Danke für deine Antwort. Ich werde mal einen bunten Mix bestellen und schauen, wie es ankommt. Ich werde die Portionen teilen und einfrosten.

Das Futter ist zwar deutlich teurer als Dose, aber das bin ich gern bereit auszugeben.
 
  • #17
Deutlich teurer? Naja, kommt drauf an, was für Dosen du bisher gekauft hast ;) Teurer als hochwertige Dosen ist Barfen kaum. Wenn man tatsächlich mal größere Mengen bestellen und einfrieren kann, kommt es sogar deutlich billiger als hochwertiges(!) Fertigfutter. Klar, Supermarktdosen sind billiger, aber a) braucht man davon gut und gern das Doppelte, um seine Katze satt zu kriegen, und b) sind die von den Inhaltsstoffen her buchstäblich der letzte Müll.
 
  • #18
Sehr schöne Thread, danke.
 
  • #19
Warum ist der eigentlich noch nicht gepinnt??? Super Nadine! Ich frag gleich mal an.
 
  • #20
Ui, ich galub ich hab grad umsonst den Admin belästigt. :oops::grin:
 

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