Was tun wenn das Vertrauen schwindet?

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frufus

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27. April 2018
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Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und muss direkt mal mit einem komplizierten Fall anfangen.

vor 8 Jahren haben wir eine Katze aus dem Tierheim geholt, damals etwa 5 Jahre alt. An der Tür stand "Achtung Zicke". Kaum war die Tür des Käfigs auf hat sie sofort meine Nähe gesucht. Keine Spur von Zicke. "Ok, die will dass ich sie mitnehme" und ich hab gar nicht lang nachgedacht und sie mitgenommen.

Dann ein paar Tage später, der erste Angriff aufs nackte Bein. Ansonsten aber super lieb. Nichts bei gedacht. Das Verhalten setze sich fort und es wurden immer mehr Eigenarten an ihr klar die sich bis heute nicht abgelegt haben, aber dafür sorgen, dass wir ihr immer weniger trauen bzw. sie an uns ranlassen. Kurz zusammengefasst:

- Sie greift zielgerichtet Beine an, nicht im Spiel. Sondern verfolgt einen besonders gern nachts wenn man ins bett geht und meist nur dann wenn man keine Klamotten anhat. Auch gern wenn es dunkel in der Wohnung ist. Sie beißt dann schlagartig ins Bein so dass es blutet, faucht und läuft weg. Danach ist dann wieder alles gut. Manchmal schleicht sie sich unter den Frühstückstisch und beißt zu.

- Wenn man sie kuschelt beißt sie sich manchmal plötzlich im Arm fest. Sie schnurrt ganz normal kuschelt, und beißt dann von einen Moment auf den Anderen zu, faucht läuft weg. Wenn man den Angriff abwehrt, also rechtzeitig ausweicht, verfolgt sie einen solange bis sie es endlich geschafft hat zuzubeißen. Dann verschwindet sie, kommt dann aber 5 Minuten später wieder schmusig zurück.

- Wenn man sie von einem Platz wegscheucht auf dem Sie nicht sein darf, z.B. auf dem Esstisch. Z.b. mit den Händen klatscht und "runter" ruft. Springt sie vom Tisch und verfolgt zielgerichtet denjenigen, der sie angemeckert hat,solange durch die Wohnung bis sie es geschafft hat zu beißen.

- Tierärzte haben prinzipiell angst vor ihr. Die letzte Ärztin hat die Behandlung verweigert, weil sie Zielgerichtet angreift. Leider ist das kein Scherz. Wenn z.B. ein Arzt Fieber misst, greift Sie nicht ziellos irgendjemanden an, sondern schaut wer der Verursacher war und greift diesen dann an. Die Aussage der Tierärztin: "Die greift Zielgerichtet an, das habe ich noch nie erlebt".

Auf eine Art ist es ja beeindruckend so einen Charakter zu erleben, sie ist überhaupt nicht scheu, mag fremde Menschen, je mehr desto besser, ist super anhänglich, weicht einem nicht von der Stelle, aber das Verhalten sorgt halt für zunehmenden Vertrauensverlust.

Das ging jetzt soweit, dass meine Frau neulich im Badezimmer stand und mich rief. "Schau mal".
Ein riesen roter Fleck auf ihrem Unterschenkel, ca 10 cm Durchmesser. Direkt zum Arzt gefahren. Ergebnis: Bakterielle Infektion, auf dem Weg zur Blutvergiftung, 14 Tage Antibiotika, Bein Kühlen. Zu sehen war nur eine winzige Wunde in der Mitte der Entzündung. Ja, ratet mal woher? Bei einem ihrer nächtlichen Angriffe hat Sie meiner Frau ins Bein gebissen, nur ein kleiner Einstich, ein Zahn und direkt eine schwere Infektion.

Wir haben die Vermutung, dass Sie in ihrem Leben vor uns misshandelt wurde und dadurch einen psychischen Knacks hat. Das merkt man manchmal daran, dass Sie in diesen Momenten riesige Pupillen hat und kaum ansprechbar ist. Wenn man dann ganz ruhig mit ihr spricht normalisieren sich ihre Augen manchmal und sie kommt wieder zu sich, das klappt aber leider nur selten.

Wie geht man nun vor? Wir sind in der Familienplanung, mit Baby hätte ich ehrlich angst vor einem Angriff. Es ist auch schon vorgekommen, dass sie, während wir auf der Couch lagen zum kuscheln an den Kopf kam und dann direkt in den Kopf gebissen hat. Das möchte ich mit Baby nicht erleben.

Viele Grüße!
 
A

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Wurde sie denn mal richtig durchgecheckt beim Tierarzt, am besten unter Narkose? Schmerzen können zu sehr ambivalenten Verhalten führen und dies kann auch von einer Sekunde zur anderen wechseln.
Das passt besonders gut in solchen Situationen wie beim schmusen, ggf. berührt ihr sie unwissend an einer schmerzenden Stelle und dann "flippt" sie aus. Gleiches könnte in der Situation sein, wenn sie vom Tisch verjagt wird, da sie in diesem Moment genötigt wird, den Platz zu verlassen, obwohl sie dabei vielleicht Schmerzen hat.
Es kann natürlich auch eine Mischung aus erlerntem Verhalten und z.B. Schmerzen sein.
Natürlich kann ein Trauma grundsätzlich auch immer möglich sein und ihr drückt möglicherweise unbewusst bei ihr Knöpfe, die für sie der Auslöser sind. Andererseits sollte dieses Verhalten mit den Jahren eigentlich ab-und nicht zunehmen.
Es kann aber auch sein, dass ihr ihr Verhalten durch eure Reaktion in den einzelnen Situationen unwissend verstärkt habt und sie ihr Verhalten nun als Mittel für ihre Zwecke nutzt.

Was würde ich tun?
Ein gründlicher Check kann in diesem Alter nicht schaden. Umfassendes Blutbild, Zahnkontrolle, Rücken/Wirbelsäule (ich denke da auch an Arthrosen usw.).
Sollte hierbei herauskommen, dass die Katze pumperlgesund ist, dann am Verhalten arbeiten. Klickert ihr schon? Das würde ich probieren, damit stärkt ihr das Vertrauen zwischen euch. Positives Verhalten im Alltag belohnen. Versucht darauf zu achten, dass ihr Attacken vermeidet sprich z.B. ihr beendet das Streicheln von euch aus (auch wenn es schwer fällt) BEVOR sie es durch eine Beißattacke beendet. In der Wohnung könnt ihr bei Beinattacken versuchen, eine klare Grenze zu setzen. Stellt euch dafür z.B. eine große Pappe oä. griffbereit und blockt sie damit ab, sie soll nicht zum Erfolg kommen. Ihre Reaktion darauf wäre interessant, hindert sie das oder wird sie gar aggressiver? Daraus kann man dann auch noch Rückschlüsse ziehen, worauf ihr Verhalten beruht.
 
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Hallo,
ist sie denn schon einmal gründlich von oben bis unten durchgecheckt worden, ob es irgendwelche gesundheitlichen Probleme gibt?
Ist sie alleine bei euch? Wird viel und ausdauernd mit ihr gespielt? Es ist durchaus möglich, dass das Beißen eine Form ist Aufmerksamkeit einzufordern - vor allem wenn es so häufig in der Nacht vorkommen... Und wenn sie früher sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht hat und keine andere Kommunikationsform gelernt hat....
Beim Streichen zwicken kenne ich auch (natürlich nicht in der von dir geschilderten Heftigkeit), das heißt dann einfach: Ich mag jetzt nicht mehr oder an der Stelle mag ich das jetzt in diesem Moment gerade nicht mehr... und ist nicht unbedingt als "bösartiger Angriff" zu verstehen.
Außerdem bin ich mir fast 100% sicher, dass sich eure (verständliche) Unsicherheit auf sie überträgt und sie dann erst recht verunsichert ist und entsprechend reagiert. Das ist ein Teufelskreis der zu nichts Gutem führen kann.
Ich würde zunächst gesundheitliche Ursachen ausschließen lassen. Dann würde ich probieren, ob z.B. ein Feliway-Stecker hilft (war bei uns nutzlos, aber ich habe auch von gegenteiligen Fällen gehört) oder frag mal beim TA nach einem geeigneten Mittel zur Entspannung und Stärkung der Nerven (bei uns wirkt Calmex ausgezeichnet, das muss man allerdings ins Maul geben). Außerdem würde ich gerade vor dem Schlafengehen eine besonders ausgiebige Spieleinheit einplanen - irgendetwas wo ihr jetzt auch auf Distanz bleiben könnt, z.B. eine "extralange" Spielzeugangel mit der ihr außer Reichweite eurer Beine spielen könnt oder Bälle, Mäuse etc. Notfalls Leckerli werfen. Beim Streicheln würde ich noch genauer darauf achten, ob sie irgendwelche Signale (oft sind die wirklich aus Menschensicht kaum erkennbar) sendet, dass sie jetzt genug hat. Vielleicht auch einfach von Haus aus nur ein paar Minuten kuscheln, dann erst mal die Katze in Ruhe lassen und erst weitermachen wenn sie von sich aus wieder ankommt und dezidiert mehr verlangt.
Wichtig scheint mir auch, dass IHR euch dabei auch wohlfühlt, denn wie gesagt, eine Katze spürt jeden Hauch von Anspannung bei ihrem Gegenüber ganz genau - und reagiert dann dementsprechend.
PS: Eine Tierärztin die sich weigert eine Katze zu untersuchen nur weil sie nicht kooperativ ist....da fehlen mir die Worte. Was macht die denn bei einem renitenten Pitbull? Ich hoffe ihr habt inzwischen einen anderen TA gefunden.
 
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Danke für eure Antworten:

- Wir waren insgesamt schon bei sicher 6 Tierärzten weil wir den Verdacht auch hatten. Bluttest, Stuhlproben usw. alles mehrmals durchgeführt und nichts gefunden.
Übrigens hatte bis jetzt fast jeder Tierarzt und jede Tierärztin angst vor ihr. Was ich schon bemerkenswert finde.

- Sie ist eine sehr ruhige und faule Katze die auch nicht gern spiel. Lieber rollt sie sich auf dem Teppich in der Sonne.

- Wir hatten lange einen Garten, den Sie aber nicht genutzt hat. Sie ist nur rausgegangen wenn wir dabei waren und hat sich dann maximal 2 Meter von uns entfernt. Aber nicht aus Angst, sondern Anhänglichkeit. Dabei ist sie dann auch gar nicht unbedingt schmusig, sie mag nur die Gesellschaft.

- Insgesamt ist sie sehr selten schlecht gelaunt und generell ein sehr positiver Charakter. Die Angriffe kommen auch aus entspanntem Verhalten heraus. Dabei reicht auch ein ganz normales kurzes streicheln am Kopf und aus dem Schmusen und Schnurren heraus kommt das Festbeißen.

- Sie ist eigentlich immer entspannt, nahezu nie nervös, es sei denn Sie hört Feuerwerk. liegt gern auf dem Rücken in der Gegendrum oder langestreckt auf ihren Lieblingsstellen.

- Bei den Angriffen reden wir nicht von den üblichen "Ne da jetzt nicht" Angriffen. Also dieses kurze Zubeißen und/oder Krallen was man von vielen Katzen kennt. Es ist ein tatsächliches Festbeißen, so fest sie kann. Oft hört sie dann auch von allein nicht auf, stillhalten hilft nicht. Also wirklich ein ernster Angriff.

- Ja, sie wird allein gehalten, hat viel Platz.

- Klickern hat bei unser Katze davor geklappt. Sie interessiert sich dafür leider gar nicht.

- Die Verhinderung eines Angriffs sorgt für mehr Hartnäckigkeit bis sie es geschafft hat

- Die nächtlichen Angriffe haben wohl eher nichts mit langweile zu tun. Das liegt eher an ihrer taktischen Intelligenz, der Angriff erfolgt sobald das Licht ausgemacht wird und sie weiß, dass wir sie nicht sofort sehen. Es kann aber auch an den nackten Beinen liegen, hat man eine Jeans an greift sie seltener an. Ihr scheint schon der direkte Hautkontakt wichtig beim beißen zu sein.

Ich muss noch kurz sagen, dass wir keine Neulinge im Katzenbesitz sind. Wir beide haben unser Leben lang Katzen und fühlen jede kleine Unstimmigkeit bei unseren Tieren, wir haben beide sehr feine Antennen. Aber von allen Katzen die wir beide jemals hatten, ist sie definitiv die komplexeste.
 
Ich würde da eher an den Bewegungsapparat oder die Zähne denken, für mich deutlich naheliegender als Stuhlproben.

Ich finde, ihr interpretiert ihr Verhalten viel zu menschlich.

Wenn Klickern nicht angenommen wurde (meist liegt das aber eher am Menschen und nicht an der Katze ;)), dann versucht andere Sachen, um sie besser zu beschäftigen.

Wenn sie so hartnäckig bei ihren Angriffen ist, was passiert, wenn ihr z.B. einfach die Tür zumacht für z.B. 10 Minuten? Wichtig ist m.e. ihr Verhalten zu durchbrechen, der Erfolg muss ausbleiben. Realistisch gesehen - auch wenn ihr nicht von Abgabe sprecht-, für einen Säugling finde ich das nach aktuellem Stand deutlich zu gefährlich und wer nimmt schon eine ca. 13 Jährige, bissige Katze? Das wird schlicht schwierig.

Habt ihr schonmal einen Verhaltenstherapeuten zu Rate gezogen? Vor Ort bekommt man natürlich nochmal einen ganz anderen Eindruck.
 
Danke für eure Antworten:

- Wir waren insgesamt schon bei sicher 6 Tierärzten weil wir den Verdacht auch hatten. Bluttest, Stuhlproben usw. alles mehrmals durchgeführt und nichts gefunden.


.

Vielleicht magst du noch genauer ausführen was hinter "usw." steckt? Bevor jetzt mehrere Nachfragen kommen, ob z.B. geröngt wurde, ein Ultraschall, CT/MRT und ähnliches... Also diverse Untersuchungen mit denen man eine ganze Reihe von Problemen ausschließen kann die z.B. ein Blutbild (welches überhaupt?) nicht zeigen würde.
Habt ihr ansonsten vielleicht schon einmal daran gedacht, eine/n Tierpsychologen/-in zu kontaktieren?
 
@doppelpack

Ich halte auch nichts von Vermenschlichung. Aber das Verhalten ist definitiv gruselig. Ich kenne es auch nicht von Katzen, dass die so Zielgerichtet sind. Allein schon, dass sie auch 10 Minuten später noch angreift, wenn du sie vom Tisch gescheucht hast und nur denjenigen der sie verscheucht hat. Da ist ja auch das, was die Tierärztin so beängstigend fand, Blickkontakt, wer wars und solange keine Ruhe geben bis sie ihren Erfolg hatte. Da steckt vielleicht nichts menschliches aber definitiv Intelligenz hinter.
Und man darf auch nicht vergessen, Katzen sind intelligente Jäger, die wissen auch in der Natur schon genau wo die Schwächen der Beute liegen bzw. finden es schnell raus.

Beschäftigung versuch ich oft, weil ich gern mit ihr spielen würde. Aber sie guckt dann nur hinter dem Bändchen, Ball, usw hinterher und legt sich wieder entspannt hin.

Definitiv würden wir sie nicht ins Heim geben. Das kommt absolut nicht in Frage. Auch wenn das hier jetzt nicht so klingt, wir haben sie sehr gern, trotz allem. Sie ist ja nicht böse sondern verrückt. Aber ich stimme zu, ein Säugling wäre zu gefährlich und selbst wenn man das Verhalten in den Griff bekommt, wirklich vertrauen würde ich nicht dass das auch in jedem Fall so bleibt.

Verhaltenstherapeut ist eine gute Idee, hatte ich auch schon überlegt. Kannst du jemanden empfehlen? Raum NRW.

@Slimmy

An Untersuchungen wurde wohl wirklich vieles gemacht um alles auszuschließen, röntgen, Zähne, großes Blutbild, Stuhl, Urin, Ultraschall. Alles ohne Befund. Körperliche Ursachen hat bis jetzt jeder der Tierärzte ausgeschlossen.

@Tierpsychologe: Siehe oben, wir freuen uns über Empfehlungen.
 
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Sorry, da kann ich Österreicherin mit keiner Empfehlung dienen. Ich drück euch aber die Daumen, dass sich hier im Forum jemand findet, der euch jemanden empfehlen kann. Oder der mit einem Ratschlag dienen kann, der bis jetzt noch nicht kam und etwas betrifft, was ihr nicht schon versucht/ausgeschlossen habt.
 

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