Amaryllis
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Ich hab mir vor einiger Zeit mal ziemlich viel Mühe gemacht, um etwas zu erarbeiten, das ein wenig die Angst vor Cortison nehmen und zum besseren Verständnis der Präparate beitragen soll.
Cortison - ein Teufelszeug?
Alle Cortisonpräparate ("Steroide" ), die es auf dem Markt gibt, sind chemisch hergestellte Analogsubstanzen zu einer Substanz, die es im Körper natürlicherweise gibt, das Cortisol.
Was ist Cortisol?
Cortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde hergestellt wird. Es ist der Hauptvertreter einer Gruppe von Hormonen, die man als Glucocorticosteroide bezeichnet. Diese Substanzen, auch das Cortisol, werden pulsatil ausgeschüttet. D.h. man hat eine basale, grundlegende Cortisolaussschüttung, die zu bestimmten Zeitpunkten gesteigert wird. Unter anderem folgt die Cortisolaussschüttung einer Tagesrhythmik, mit einem Peak in den frühen Morgenstunden.
Der wichtigste Stimulus für die Ausschüttung (und damit der auch Wirkung) von Cortisol ist Streß. Unter Streß für den Körper versteht man z.B. schwere Arbeit, Krankheit/Infektionen, wie auch psychischen Streß in Form von Angst, bei Schmerzen etc.
Welche Wirkungen hat Cortisol?
Cortisol stellt dem Körper Energiesubstrate bereit. Aus dem Fettgewebe werden Fette wieder mobilisiert und dem Körper als Energie zur Verfügung gestellt, die Aufnahme von Glucose in Fettzellen wird unterbunden, damit den anderen Körperzellen ausreichend Glucose für die Streßsituation zur Verfügung steht, es erfolgt also eine Erhöhung des Blutzuckers. Außerdem werden auch Proteine abgebaut, um dem Körper Aminosäuren zur Verfügung zu stellen.
Cortisol steigert die Bildung bestimmter Blutbestandteile, die Bildung anderer hingegen wird gehemmt. Gehemmt wird die Bildung derjenigen Blutbestandteile, die eine entzündungsfördernde Wirkung zeigen. Das betrifft nicht nur die Blutzellen, sondern auch bestimmte andere sog. Entzündungsmediatoren, die im entzündeten Gewebe selbst wirken und die Entzündung fördern. Im Klartext unterdrücken die Glucocorticosteroide also eine Immunantwort.
Außerdem beeinflussen sie den Knochenstoffwechsel im Sinne eines Knochenabbaus, der Herzmuskel wird sensibilisiert für die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin, einfach ausgdrückt resultiert dadurch eine Steigerung des Blutdrucks.
Darüberhinaus haben sie eine geringe mineralocorticoide Wirkungsweise, d.h. sie lagern Wasser ein.
Zum Verständnis: Beim o.G. handelt es sich um die Wirkungsweise der natürlichen, im Körper vorhandenen Corticoide. Natürlich gibt es Hormone, die diesen Wirkungen entgegensteuern und das Gleichgewicht im Körper erhalten.
Die Cortisonpräparate aus der Medizin sind in ihrer Wirkung absolut vergleichbar mit dem natürlichen Cortisol. Sie werden eingesetzt, wenn Entzündungsvorgänge verhindert werden sollen. Klassischerweise sind das nichtinfektiöse Entzündungsvorgänge, wie sie im Rahmen von Asthma, autoimmuner Erkrankungen oder auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auftreten (um hier nur einige Beispiele zu nennen).
Die Nebenwirkungen erklären sich aus den o.g. Wirkungen des Cortisols: Nebennierenrindeninsuffizienz (vorübergehend, s.u.), Aktivierung von Ulzera im Magen-Darm-Trakt, Osteoporose, Stammfettsucht, Ödeme, Blutdruckanstieg, Stimmungsveränderungen (meist im Sinne einer Aufhellung und gesteigerter Aktivität - die Tiere werden nicht müde!), Blutzuckeranstieg u.a.
Insgesamt können diese Nebenwirkungen zwar auftreten, sie müssen es aber nicht. Gerade die schwerwiegenden Nebenwirkungen sieht man am ehesten (aber auch nicht regelmäßig) bei langanhaltenden hochdosierten Cortisongaben. Kurzfristige Gaben, um z.B. einen akuten Entzündungsschub zu bannen, gehen meist ohne Nebenwirkungen über die Bühne.
Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und unterliegt als Hormon einem komplizierten Regelmechanismus. Da nun bei Cortisontherapie in höheren Dosen (als die natürlich produzierten Mengen) das chemische Analogon zugeführt wird, reduziert die Nebennierenrinde ihre Eigenproduktion. Daher kann man das Cortison nicht einfach so absetzen. Täte man das, dann hätte der Körper auf einmal viel zu wenig, denn die natürliche Cortisolproduktion ist ja noch ganz weit heruntergefahren. Aus dem Grund wird der TA darauf hinweisen, daß man das Medikament langsam ausschleichen muß, indem man die Dosis immer weiter reduziert. Denn so kommt die körpereigene Cortisolproduktion langsam wieder in den Gang, ohne daß ein größeres Cortisolminus entsteht. Von einer Abhängigkeit/Sucht kann man dabei aber nicht sprechen.
Konkret zur Frage, ob Cortison die Lebenserwartung verkürzt:
Nein, das kann man so nicht sagen. Es ist eher die Grunderkrankung, die die Lebenserwartung deutlich verkürzt. Solange die Cortisongabe kontrolliert erfolgt, d.h. auch mit Blutkontrollen, und man ggfs. das Cortison bei starken Nebenwirkungen oder Nichtvertragen absetzt, ist durch das Cortison selbst die Lebenserwartung nicht verändert.
Steroiddiabetes:
Der Steroiddiabetes ist ein echtes Thema bei langer und hochdosierter Therapie. Durch die Blutzuckererhöhung im Blut kommt es zur Steigerung der Insulinproduktion. Das vermehrt im Blut zu findende Insulin kann dann seinerseits zu einer Abnahme der Empfindlichkeit der Insulinrezeptoren in den Geweben führen. D.h., daß in der Folge trotz ausreichender Glucosemengen und eigentlich ausreichenden Insulinmengen wird nicht genug Glucose in die Gewebe aufgenommen, die Gewebe werden glucoseminderversorgt. Was dann entsteht, ist also ein Typ-II-Diabetes. Und wird der nicht entdeckt und eingestellt, ist tatsächlich die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt. Bei kurzzeitiger Therapie ist diese Nebenwirkung aber nur sehr selten zu erwarten.
Das muss man dringend unterstreichen ;-) .Ich möchte Cortison nicht verteufeln, nur erreichen, dass man nicht alles kritiklos mit seinen Katzen machen läßt.
Cortison - ein Teufelszeug?
Alle Cortisonpräparate ("Steroide" ), die es auf dem Markt gibt, sind chemisch hergestellte Analogsubstanzen zu einer Substanz, die es im Körper natürlicherweise gibt, das Cortisol.
Was ist Cortisol?
Cortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde hergestellt wird. Es ist der Hauptvertreter einer Gruppe von Hormonen, die man als Glucocorticosteroide bezeichnet. Diese Substanzen, auch das Cortisol, werden pulsatil ausgeschüttet. D.h. man hat eine basale, grundlegende Cortisolaussschüttung, die zu bestimmten Zeitpunkten gesteigert wird. Unter anderem folgt die Cortisolaussschüttung einer Tagesrhythmik, mit einem Peak in den frühen Morgenstunden.
Der wichtigste Stimulus für die Ausschüttung (und damit der auch Wirkung) von Cortisol ist Streß. Unter Streß für den Körper versteht man z.B. schwere Arbeit, Krankheit/Infektionen, wie auch psychischen Streß in Form von Angst, bei Schmerzen etc.
Welche Wirkungen hat Cortisol?
Cortisol stellt dem Körper Energiesubstrate bereit. Aus dem Fettgewebe werden Fette wieder mobilisiert und dem Körper als Energie zur Verfügung gestellt, die Aufnahme von Glucose in Fettzellen wird unterbunden, damit den anderen Körperzellen ausreichend Glucose für die Streßsituation zur Verfügung steht, es erfolgt also eine Erhöhung des Blutzuckers. Außerdem werden auch Proteine abgebaut, um dem Körper Aminosäuren zur Verfügung zu stellen.
Cortisol steigert die Bildung bestimmter Blutbestandteile, die Bildung anderer hingegen wird gehemmt. Gehemmt wird die Bildung derjenigen Blutbestandteile, die eine entzündungsfördernde Wirkung zeigen. Das betrifft nicht nur die Blutzellen, sondern auch bestimmte andere sog. Entzündungsmediatoren, die im entzündeten Gewebe selbst wirken und die Entzündung fördern. Im Klartext unterdrücken die Glucocorticosteroide also eine Immunantwort.
Außerdem beeinflussen sie den Knochenstoffwechsel im Sinne eines Knochenabbaus, der Herzmuskel wird sensibilisiert für die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin, einfach ausgdrückt resultiert dadurch eine Steigerung des Blutdrucks.
Darüberhinaus haben sie eine geringe mineralocorticoide Wirkungsweise, d.h. sie lagern Wasser ein.
Zum Verständnis: Beim o.G. handelt es sich um die Wirkungsweise der natürlichen, im Körper vorhandenen Corticoide. Natürlich gibt es Hormone, die diesen Wirkungen entgegensteuern und das Gleichgewicht im Körper erhalten.
Die Cortisonpräparate aus der Medizin sind in ihrer Wirkung absolut vergleichbar mit dem natürlichen Cortisol. Sie werden eingesetzt, wenn Entzündungsvorgänge verhindert werden sollen. Klassischerweise sind das nichtinfektiöse Entzündungsvorgänge, wie sie im Rahmen von Asthma, autoimmuner Erkrankungen oder auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auftreten (um hier nur einige Beispiele zu nennen).
Die Nebenwirkungen erklären sich aus den o.g. Wirkungen des Cortisols: Nebennierenrindeninsuffizienz (vorübergehend, s.u.), Aktivierung von Ulzera im Magen-Darm-Trakt, Osteoporose, Stammfettsucht, Ödeme, Blutdruckanstieg, Stimmungsveränderungen (meist im Sinne einer Aufhellung und gesteigerter Aktivität - die Tiere werden nicht müde!), Blutzuckeranstieg u.a.
Insgesamt können diese Nebenwirkungen zwar auftreten, sie müssen es aber nicht. Gerade die schwerwiegenden Nebenwirkungen sieht man am ehesten (aber auch nicht regelmäßig) bei langanhaltenden hochdosierten Cortisongaben. Kurzfristige Gaben, um z.B. einen akuten Entzündungsschub zu bannen, gehen meist ohne Nebenwirkungen über die Bühne.
Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und unterliegt als Hormon einem komplizierten Regelmechanismus. Da nun bei Cortisontherapie in höheren Dosen (als die natürlich produzierten Mengen) das chemische Analogon zugeführt wird, reduziert die Nebennierenrinde ihre Eigenproduktion. Daher kann man das Cortison nicht einfach so absetzen. Täte man das, dann hätte der Körper auf einmal viel zu wenig, denn die natürliche Cortisolproduktion ist ja noch ganz weit heruntergefahren. Aus dem Grund wird der TA darauf hinweisen, daß man das Medikament langsam ausschleichen muß, indem man die Dosis immer weiter reduziert. Denn so kommt die körpereigene Cortisolproduktion langsam wieder in den Gang, ohne daß ein größeres Cortisolminus entsteht. Von einer Abhängigkeit/Sucht kann man dabei aber nicht sprechen.
Konkret zur Frage, ob Cortison die Lebenserwartung verkürzt:
Nein, das kann man so nicht sagen. Es ist eher die Grunderkrankung, die die Lebenserwartung deutlich verkürzt. Solange die Cortisongabe kontrolliert erfolgt, d.h. auch mit Blutkontrollen, und man ggfs. das Cortison bei starken Nebenwirkungen oder Nichtvertragen absetzt, ist durch das Cortison selbst die Lebenserwartung nicht verändert.
Steroiddiabetes:
Der Steroiddiabetes ist ein echtes Thema bei langer und hochdosierter Therapie. Durch die Blutzuckererhöhung im Blut kommt es zur Steigerung der Insulinproduktion. Das vermehrt im Blut zu findende Insulin kann dann seinerseits zu einer Abnahme der Empfindlichkeit der Insulinrezeptoren in den Geweben führen. D.h., daß in der Folge trotz ausreichender Glucosemengen und eigentlich ausreichenden Insulinmengen wird nicht genug Glucose in die Gewebe aufgenommen, die Gewebe werden glucoseminderversorgt. Was dann entsteht, ist also ein Typ-II-Diabetes. Und wird der nicht entdeckt und eingestellt, ist tatsächlich die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt. Bei kurzzeitiger Therapie ist diese Nebenwirkung aber nur sehr selten zu erwarten.
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